Stefan Moster
Gebundenes Buch
Bin das noch ich
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Musik ist Simons Beruf und seine Berufung. Doch eines Tages auf einer Sommertournee durch Finnland, als er in einer Kirche Bartóks Solosonate für Violine spielt, passiert es: Zwei Finger der linken Hand verweigern ihren Dienst, Simon muss das Konzert abbrechen. Er ahnt, dass es sich nicht um einen einmaligen Aussetzer handelt, sondern um einen nicht heilbaren Defekt. Während er noch unter Schock steht, bietet eine Musikerkollegin an, ihm für eine Weile ihr Ferienhäuschen auf einer Schäreninsel zu überlassen, damit er Klarheit über seine Lage gewinnen kann. Ganz allein macht Simon sich ...
Musik ist Simons Beruf und seine Berufung. Doch eines Tages auf einer Sommertournee durch Finnland, als er in einer Kirche Bartóks Solosonate für Violine spielt, passiert es: Zwei Finger der linken Hand verweigern ihren Dienst, Simon muss das Konzert abbrechen. Er ahnt, dass es sich nicht um einen einmaligen Aussetzer handelt, sondern um einen nicht heilbaren Defekt. Während er noch unter Schock steht, bietet eine Musikerkollegin an, ihm für eine Weile ihr Ferienhäuschen auf einer Schäreninsel zu überlassen, damit er Klarheit über seine Lage gewinnen kann. Ganz allein macht Simon sich mit der Natur der kleinen Insel vertraut, dem Meer, den Bäumen, den Möwen, lernt Bootfahren und Holzhacken. Und sucht nach einer Antwort auf die Frage, was er ohne seine Geige sein kann.
Stefan Moster, geboren 1964 in Mainz, lebt in Berlin und im finnischen Porvoo. Im mareverlag erschienen von ihm zuletzt 2019 der Roman »Alleingang«, der mit dem Martha-Saalfeld-Preis ausgezeichnet wurde, und 2022 der Essay »Das Fundament des Eisbergs: Eine arktische Sehnsucht«.
Produktdetails
- Verlag: mareverlag
- Seitenzahl: 272
- Erscheinungstermin: 8. August 2023
- Deutsch
- Abmessung: 212mm x 136mm x 25mm
- Gewicht: 380g
- ISBN-13: 9783866487123
- ISBN-10: 3866487126
- Artikelnr.: 67773581
Herstellerkennzeichnung
mareverlag GmbH
Pickhuben 2
20457 Hamburg
mare@marbuch.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Stefan Mosters Roman "Bin das noch ich" vereint gleich drei öffentliche und private Katastrophen im Leben des Geigers Simon Abrameit, erklärt Rezensent Matthias Hannemann: Die Pandemie erschwert die Bedingungen für Musiker, der Ukraine-Krieg ist in voller Kraft über die Welt hereingebrochen und der Auftritt Abrameits im Dom von Helsinki geht schief, er verspielt sich bei einer Bartók-Sonate und flüchtet von der Bühne. Um sich davon zu erholen, begibt er sich in eine einsame Hütte, in der er nachdenkt und Briefe schreibt an eine Frau, die ihn einst mit Bartók vertraut gemacht hatte, erfahren wir. Er denkt über sie nach, über die Sowjetunion, über den ungarischen Komponisten und erholt sich so ein wenig von seiner Lebenskrise - das alles resultiert in einem "meditativen Sog", versichert Hannemann, der trotzdem nicht vernachlässigt, dass die Welt sich außerhalb der privaten Krisen weiterdreht. Ein Roman, der auch "mit einer aufgeräumten poetischen Sprache" zu überzeugen weiß, resümiert er.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Ein leiser, intensiver Roman
„Wenn die Noten verstummen und nicht einmal mehr Bachs notierte Freiheit der Artikulation hilft, den Ton zu treffen, weil es keinen Ton mehr gibt. Was, wenn man keinen Bach mehr spielen kann? Und auch nichts sonst.“ (Zitat Seite 31)
Inhalt
Simon …
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Ein leiser, intensiver Roman
„Wenn die Noten verstummen und nicht einmal mehr Bachs notierte Freiheit der Artikulation hilft, den Ton zu treffen, weil es keinen Ton mehr gibt. Was, wenn man keinen Bach mehr spielen kann? Und auch nichts sonst.“ (Zitat Seite 31)
Inhalt
Simon Abrameit ist Geiger, Musik ist sein Leben. Er vermutet schon länger, dass etwas mit zwei Fingern seiner linken Hand nicht stimmt. Im Rahmen eines Sommerfestivals spielt er ein Solokonzert, Bach und Bartók, und genau hier passiert es endgültig, er muss den Auftritt abbrechen. Er braucht Zeit zum Nachdenken, wie es weitergehen soll. Das einfache Ferienhaus seiner Musikerkollegin Mai auf einer kleinen, abgelegenen Insel wird sein Rückzugsort. Nur er, die Natur der endlos hellen Mittsommertage, die Seevögel und hier besonders ein brütendes Möwenpaar in Hausnähe, und dazu die notwendigen Tätigkeiten des Alltags. Zwischen Hoffnungslosigkeit und Aufbruch schwebend, macht er sich Gedanken über die vielen Facetten der Musik, über sein Leben als Musiker, beobachtet täglich gespannt den Ablauf der Natur und versucht dabei, sich selbst nicht zu verlieren.
Thema und Genre
In diesem Roman geht es um die Musik und die damit eng verbundenen Themen, um die Vielseitigkeit der Natur auf einer einsamen Insel im finnischen Mittsommer und um die Suche nach einem Neubeginn, wenn plötzlich nichts mehr so ist, wie es war.
Charaktere
Simons Leben ist die Musik und seine Geige, die ihn viele Jahre lang durch sein Musikerleben geführt hat, obwohl er nie der herausragende, international berühmte Konzertsolist war. Er ignoriert die Probleme mit seinen Fingern, bis es nicht mehr möglich ist und er gezwungen ist, sich mit der Situation auseinanderzusetzen.
Erzählstil und Sprache
Im Mittelpunkt dieses Romans steht Simon, der sich ein Leben ohne Musik nicht vorstellen kann und durch äußere Umstände gezwungen ist, genau darüber nachzudenken. Er steht im Mittelpunkt einer personalen Erzählform, die ihm in die Einsamkeit der kleinen Schäreninsel folgt, auf der es nur das Ferienhäuschen gibt und die Natur – das Meer, die Bäume, die vielen Vogelarten, das Rauschen der Wellen an sonnigen Tagen und bei stürmischem, wildem Seegang, die ungewohnte Helligkeit der Mittsommernächte. Es sind diese Schilderungen, poetisch, leise und doch bildintensiv, die zusammen mit der Hauptfigur und ihren Konflikten den beeindruckenden Sog dieses Romans ausmachen. Die Spannung der Sprache entsteht aus dem Wechsel in der Erzählformen, personal, doch unterbrochen durch Simon im gedanklichen Gespräch mit Darja, einer berühmten Geigerin, deren Karriere er von Jugend an mitverfolgen konnte, und Simon als Ich-Erzähler, der seine Sicht einer entscheidenden Situation der personalen Schilderung des Erzählers gegenüberstellt. Spannung erhält die Handlung selbst besonders durch die Frage, wie Simon mit seiner Situation umgeh en wird.
Fazit
Es gibt Bücher, in denen man sich von der ersten Seite an „zu Hause“ fühlt, so ging es mir mit diesem Roman. Mein Interesse an Simon mit seinen einfühlsam und präzise dargestellten Problemen und Fragen war sofort geweckt, die Naturschilderungen in ihrer Vielfalt sind beeindruckend und packend, dazu noch interessantes, für mich neues, Musikwissen, besonders über Bela Bartók, auch Bach hatte ich bisher nicht mit Violinkonzerten verbunden. Ein leiser und gleichzeitig starker Roman, ein in allen Bereichen positives, überzeugendes Leseerlebnis.
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Der Geiger Simon Abrameit hat Probleme mit seiner linken Hand. Er sorgt sich, aber erst als es bei einem Solokonzert Probleme gibt, muss er sich der Realität stellen. Auf einer einsamen Schäreninsel versucht er herauszufinden, wer er ist und was sein Handikap für ihn bedeutet. Doch …
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Der Geiger Simon Abrameit hat Probleme mit seiner linken Hand. Er sorgt sich, aber erst als es bei einem Solokonzert Probleme gibt, muss er sich der Realität stellen. Auf einer einsamen Schäreninsel versucht er herauszufinden, wer er ist und was sein Handikap für ihn bedeutet. Doch auch hier auf der Insel vermeidet er, sich mit seinem Problem auseinanderzusetzen. Lieber beobachtet er das Meer und die Vögel, hackt Holz und repariert ein Baumhaus. Darüber hinaus vergleicht er sich mit Künstlern, die ein ähnliches Schicksal getroffen hat. Besonders das Schicksal von Bela Bártok beschäftigt Simon. Er schreibt Briefe an Darja, die er als Jugendlicher bei einem Vorspiel kennenlernte und mit der er sich immer wieder vergleicht. Diese Briefe wird er nie absenden. Bei allem was er auf der Insel tut, ist auch stets die Musik in und um ihn.
Es ist ein ruhiger, etwas melancholischer Roman, der mich trotzdem gepackt hat. Immer wieder habe ich zwischendurch die Musikstücke angehört, die im Buch erwähnt wurden. Die Beschreibung der Natur, vor allem der Vögel, hat mich beeindruckt. Ich habe beim Lesen das Meer rauschen hören und das Konzert der Vögel.
Auch den inneren Konflikt von Simon konnte ich gut nachvollziehen, denn was bleibt, wenn das Wichtigste im Leben plötzlich nicht mehr möglich ist. Simon hat zwar Schwierigkeiten Geige zu spielen, doch die Musik ist in ihm und wird ihm auch nicht verloren gehen. Doch bis Simon das erkennt und sich seinen Problemen stellt, benötigt er eine ganze Weile.
Mir hat dieser leise, aber dennoch intensive Roman mit seiner bildhaften, poetischen Sprache gut gefallen.
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Ein Musiker in einer existenziellen Krise
Stefan Moster hat sich einen Namen gemacht als Übersetzer finnischer Literatur, aber auch als Schriftsteller. „ Bin das noch ich“ ist sein sechster Roman.
Simon Abrameit ist Berufsmusiker, Geiger. Er ist froh, nach der coronabedingten …
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Ein Musiker in einer existenziellen Krise
Stefan Moster hat sich einen Namen gemacht als Übersetzer finnischer Literatur, aber auch als Schriftsteller. „ Bin das noch ich“ ist sein sechster Roman.
Simon Abrameit ist Berufsmusiker, Geiger. Er ist froh, nach der coronabedingten Zwangspause wieder auftreten zu können, obwohl er nur die zweite Geige spielen darf. Aber einen Soloauftritt hat er, mit dem möchte er sein Können unter Beweis stellen. „ Das Programm soll sein Phönixflug werden: das große Aufschwingen, das ihn über das Mittelmaß erhebt, zu dem er sich seit einer halben Ewigkeit verurteilt sieht.“ Die zwei Bach - Sonaten dürften keine Schwierigkeit darstellen, doch die Sonate von Bartok stellt höchste Anforderungen an den Geiger. Vor ihr fürchtet sich Simon, denn er hat seit einiger Zeit Probleme mit den Fingern seiner linken Hand. Das Befürchtete tritt ein, seine Finger versagen den Dienst, Simon muss das Konzert abbrechen.
Seine Musikerkollegin Mai hat Verständnis für seine Situation und bietet dem völlig Zerstörten ihr Ferienhäuschen auf einer kleinen Schäreninsel an. Dort kann er in Ruhe über seine Lage nachdenken.
Anfangs versucht Simon immer wieder Geige zu spielen. Zum einen, weil das Geigenspiel zu seiner täglichen Routine gehört, zum anderen in der Hoffnung, sein Problem mit der Hand möge sich gelegt haben. Aber: „ Die Wahrheit zu erkennen heißt nicht, sie anzunehmen.“
Simon steht vor einer existenziellen Frage. Bisher war die Musik sein Lebensinhalt. Von Kind an hat er täglich geübt, nun verweigert sich dem sein Körper. Womit füllt er diese Lücke? Was macht ein Musiker, der sein Instrument nicht mehr bespielen kann ? Und vor allem, wer ist er noch, wenn er nicht mehr Musiker ist? Bin das dann noch ich? Um diese Fragen kreisen unablässig seine Gedanken.
Simon hat keine engere Bindung zu anderen Menschen, seine Passion für die Musik ließ ihn einsam werden. Der Kontakt zu seiner Mutter ist nur sporadisch und beschränkt sich auf Floskeln.
Einzig Darja scheint ihm wichtig zu sein. Darja, das Wunderkind, die früh aus der Sowjetunion geflohen ist und im Westen eine beispielhafte Karriere als Violinistin hingelegt hat. Darja, die ihm in jungen Jahren, einzig durch ihr Spiel, gezeigt hat, dass er Mittelmaß ist und bleiben wird. An sie sind die nicht abgeschickten Briefe adressiert, in denen er versucht, sich über sich und seine Lage klarzuwerden.
Gleichzeitig ruft Simon sich die Biographien anderer Musiker mit ähnlichen Problemen ins Gedächtnis , denkt an Pianisten, die im Krieg eine Hand verloren haben. Oder an Bartok, der gezwungen war, ins Exil zu gehen und dort schwer krank starb. So erhält man als Leser gleichzeitig einen interessanten Einblick in Musikerleben, und Simons Biographie wirft einen kritischen Blick auf den unbarmherzigen Musibetrieb. Um das Ganze abzurunden, empfiehlt es sich, die im Text angesprochenen Musikstücke anzuhören.
Der Prozess der Verarbeitung braucht Zeit. Aus der geplanten einen Woche werden mehrere, die Simon auf der menschenleeren Insel zubringt. Er ist gezwungen, hier ganz elementare Dinge zu tun, Feuer zu machen, Holz zu spalten, ein Boot zu lenken. Es erfüllt ihn mit Stolz, solche handwerklichen Verrichtungen zu beherrschen.
Er beobachtet die Vögel und ist fasziniert von ihren Verhaltensweisen und vor allem von ihren unterschiedlich klingenden Stimmen. ( Dass Stefan Moster Hobby- Ornithologe ist, merkt man den detaillierten Schilderungen aus der Vogelwelt an.) Simon nimmt auf einmal die Klänge der Natur wahr.
Als Leser begleitet man den Protagonisten auf diesem schmerzhaften Weg vom Erkennen zur Akzeptanz. Es passiert äußerlich nicht viel, doch umso bewegender ist das, was im Inneren der Figur passiert. Denn Simon steckt nicht nur in einer existenziellen Lebenskrise, sondern sieht auch ganz konkret sein finanzielles Fundament weg brechen.
Moster beschreibt dies mit sehr viel Einfühlungsvermögen und mit einem genauen Blick für Details. Großartig sind aber nicht nur seine Beschreibungen der seelischen Nöte des Protagonisten, sondern die Art, wie er die Insel mit Flora und Fauna, den Wind und das Meer zum Klingen bringt.
Ein leiser, aber intensiver Roman, der mich von Anfang an in seinen Bann geschlagen hat.
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