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Zum Werk Das Standardwerk zur Berufsunfähigkeitsversicherung basiert auf dem neuen VVG und enthält eine umfassende Aufbereitung der höchstrichterlichen Rechtsprechung sowie der damit verbundenen Diskussionen. Insbesondere wird auf die Auswirkungen der BGH-Entscheidung vom 12.10.2011 (Obliegenheiten in der Sachversicherung) eingegangen. Erörtert werden auch Randbereiche (wie Abtretung, Zwangsvollstreckung, Bezugsberechtigung, betriebliche Altersversorgung und BU-Versicherungsfall in der Rechtsschutzversicherung), darüber hinaus besondere, mit der BU-Versicherung verknüpfte Themen (z.B.…mehr

Produktbeschreibung
Zum Werk
Das Standardwerk zur Berufsunfähigkeitsversicherung basiert auf dem neuen VVG und enthält eine umfassende Aufbereitung der höchstrichterlichen Rechtsprechung sowie der damit verbundenen Diskussionen. Insbesondere wird auf die Auswirkungen der BGH-Entscheidung vom 12.10.2011 (Obliegenheiten in der Sachversicherung) eingegangen. Erörtert werden auch Randbereiche (wie Abtretung, Zwangsvollstreckung, Bezugsberechtigung, betriebliche Altersversorgung und BU-Versicherungsfall in der Rechtsschutzversicherung), darüber hinaus besondere, mit der BU-Versicherung verknüpfte Themen (z.B. medizinische Besonderheiten oder die Beauftragung von Detektiven).
Ebenfalls dargestellt werden verwandte Problematiken (darunter der BU-Begriff in der Krankentagegeldversicherung, in Versorgungswerken und in der Erwerbsunfähigkeitsversicherung).
Vorteile auf einen Blick
- klare Systematisierung zum schnellen Auffinden
- Checklisten, Praxistipps, Beispiele, Muster-Fragebögen und Hinweise zur Prozessführung und Produktgestaltung
- Sonderkapitel zur vorvertraglichen Anzeigepflichtverletzung
Zur Neuauflage
Neu ist die Gliederung nach Praxisschwerpunkten. Alle Hauptkapitel wurden um separate Rubriken zur Darlegungs- und Beweislast sowie zu gerichtlichen Besonderheiten erweitert.
Zum Autor
Kai-Jochen Neuhaus, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Versicherungsrecht, führt das von Wolfgang Voit sen. begründete Werk souverän fort. Neuhaus ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen und seit Langem als Referent auf vielen Tagungen und Seminaren tätig.Zielgruppe
Für Mitarbeiter von Versicherungsunternehmen (Antrags-, Leistungsprüfungs-, Rechtsabteilung), Richter und Rechtsanwälte, Verbände und Vereinigungen der Versicherungsbranche, Versicherungsmakler und -vertreter.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.06.2014

Risiko Berufsunfähigkeit
Ist der Abschluss einer Versicherung notwendig?

Bei jeder freiwillig abzuschließenden Versicherung sollte sich der Kunde zwei Fragen stellen: Muss man gegen dieses Risiko versichert sein? Welches Unternehmen bietet die besten Bedingungen? Die Antworten sind bei der Berufsunfähigkeitsversicherung besonders wichtig, gilt sie doch allgemein als - neben der Haftpflicht - einzige wirklich notwendige Assekuranz. In der Regel sehen daher gerade junge Akademiker keine Alternative zu einer privaten Absicherung gegen Berufsunfähigkeit. Der vermeintlich passende Anbieter wird oft über das rezente Ranking der "Stiftung Warentest" ermittelt.

Auch wenn diese Entscheidungen in vielen Fällen passend und richtig sein mögen, verwundert es doch, wie sorglos eine solch finanziell bedeutsame Entscheidung gefällt wird. Allerdings ist es auch schwer, die aus einem unterschiedlichen Stand der Information entstehenden Probleme aufzulösen. So findet sich erstaunlicherweise fast niemand, der bei der Berufsunfähigkeitsversicherung zur Vorsicht mahnt: Wer etwas von der Materie versteht, und darüber schreibt oder spricht, ist meist selbst mit der Versicherungswirtschaft verwoben.

Dazu gehört auch Kai-Jochen Neuhaus, der als Fachanwalt für Versicherungsrecht ausschließlich Versicherungsunternehmen vertritt. Und doch wirkt er als Autor des Handbuchs "Berufsunfähigkeitsversicherung" abwägend, objektiv und bei vielen Sachverhalten im Sinne der Versicherten eingestellt. Sein Werk ist zwar für Experten geschrieben, aber auch für Laien gut lesbar. Denn Neuhaus räumt gleich zu Beginn seiner Erläuterungen mit einigen Fehleinschätzungen auf.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist demnach keine Arbeitsplatz- oder Arbeitslosenversicherung. Der Versicherer ist in keiner Weise verpflichtet, einen sozialen Abstieg zu verhindern, sondern allein dazu, vereinbarte Leistungen zu erbringen. Maßgebend ist dafür die letzte konkrete Berufsausübung, unerheblich ist der erlernte Beruf oder die Berufsbezeichnung im Versicherungsschein. Ebenso unerheblich ist eine angestrebte Tätigkeit, auch wenn der Versicherte gute Aussichten hatte, sie zu erreichen. Die Versicherung stellt zudem allein auf die individuellen Verhältnisse ab und auf die Höhe, mit der ein Versicherter den Vertrag abschließt.

Wie wahrscheinlich ist es aber, im Laufe des Berufslebens eine Unfähigkeit von über 50 Prozent zu erleiden, die dann Versicherungsleistungen auslöst? Niemand kann in die Zukunft schauen. Aber es gibt Faktoren, die diese Wahrscheinlichkeit erhöhen. So verweist Neuhaus auf eine Liste mit den 25 gefährlichsten Berufen. Dazu gehören Gerüstbauer, Dachdecker, Fliesenleger, Verputzer oder Krankenschwestern - aber keine einzige akademische Tätigkeit. Im Gegenteil, die Liste der ungefährlichsten Berufe wird von Physikern, Ärzten, Ingenieuren, Juristen und Apothekern angeführt. Trotzdem sollte diese Liste nicht den Eindruck vermitteln, Unfälle von Handwerkern seien die häufigste Ursache von Berufsunfähigkeit.

Im Gegenteil: "Psychische Erkrankungen nehmen rapide zu, ebenso Krebsleiden." Im Laufe eines jeden Jahres erleiden 27 Prozent der Bevölkerung in der Europäischen Union mindestens eine psychische Störung wie Depression, Schizophrenie, Angst, Alkoholabhängigkeit oder Demenz. In der Praxis fällt dem Versicherten allerdings häufig der Nachweis schwer, weil es sich um schleichende, schwer zu beschreibende und für Dritte oft nicht nachzuvollziehende Entwicklungen handelt. Bloße Gemütsschwankungen, Unlust oder psychische Erschöpfung haben nur dann einen Krankheitswert, wenn sie erheblich und dauerhaft sind.

Das bedeutet: Psychische Leiden sind häufig, aber schwer nachzuweisen; klassische Unfälle sind einfach darzulegen, aber selten. Zudem kann man einer Berufsunfähigkeit präventiv vorbeugen. Rückenleiden lassen sich durch ergonomisches Büromobiliar vermeiden; ein Burn-out, indem man für den Arbeitgeber am Wochenende unerreichbar bleibt. Das Krebsrisiko ist bei Nichtrauchern ohne familiäre Vorbelastung und gesunder Lebensweise deutlich reduziert. Zudem gilt: Wer gerne arbeitet und sich in seinem beruflichen Umfeld wohl fühlt, wird deutlich seltener berufsunfähig als andere.

Bleibt die Frage: Ist das Risiko einer Berufsunfähigkeit für einen durchschnittlichen Nichtraucher, der seine Arbeit mag, so hoch, dass es Beiträge von mehreren zehntausend Euro - gerechnet auf die Versichertenzeit - rechtfertigt? Oder sollte man das Geld besser selbst anlegen, um es unabhängig von einem Versicherungsfall frei verwenden zu können? Diese Abwägung kann Neuhaus natürlich nicht vornehmen. Er weist aber auf Folgendes hin: "Je geringer das bisherige Einkommen des Versicherten war, umso leichter lässt sich eine andere Tätigkeit finden, bei der er in etwa dasselbe Einkommen erzielen kann, und umso schwerer wird es, seine Berufsunfähigkeit darzulegen und Versicherungsleistungen zu erlangen."

Entscheidet man sich grundsätzlich für eine Versicherung, warnt Neuhaus vor einer zu sorglosen Auswahl des Anbieters. Ratings seien zwar grundsätzlich sinnvoll, da sie eine Transparenz im Markt schüfen, die es sonst kaum geben würde. "Da es jedoch in der menschlichen Natur liegt, sich nicht mehr Arbeit als nötig zu machen, wird in dem Irrglauben, ein Rating-Ergebnis ersetze die eigene Prüfung und Auswahl, schnell auf die oberen Plätze eines Ratings zurückgegriffen. Ob diese Auswahl dann den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht, ist mehr oder weniger Glücksache."

Eine präzise Analyse der eigenen Finanzsituation bleibt unabdingbar. Das kann nur ein unabhängiger Finanzberater leisten, der selbst keine Versicherungen verkauft. Erinnert sei außerdem an das Diktum des Finanzanalytikers Volker Looman, der vor einiger Zeit in dieser Zeitung schrieb: "Die beste Vorsorge für finanzielle Freiheit sind die Flucht vor Vermittlern und die Wahl des richtigen Lebenspartners." Letzteres mag dann auch die beste Berufsunfähigkeitsversicherung darstellen.

JOCHEN ZENTHÖFER

Kai-Jochen Neuhaus: Berufsunfähigkeitsversicherung. C. H. Beck. München 2014. 1126 Seiten. 189 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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