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Friedrich Ganse war immer ein Mann mit Prinzipien. Pflichten haben ihn sein ganzes Leben lang angetrieben. Nie war er mit sich und seinen Leistungen zufrieden, immer verzweifelt über seine vergeblichen Versuche den Menschen in Tanganjika das Evangelium nahezubringen. Er versteht diese Menschen, ihre Sprache und ihr Verhalten einfach nicht. Doch nun, in einer verzweifelten Situation, ist der Missionar gerade auf diese Menschen angewiesen ...

Produktbeschreibung
Friedrich Ganse war immer ein Mann mit Prinzipien. Pflichten haben ihn sein ganzes Leben lang angetrieben. Nie war er mit sich und seinen Leistungen zufrieden, immer verzweifelt über seine vergeblichen Versuche den Menschen in Tanganjika das Evangelium nahezubringen. Er versteht diese Menschen, ihre Sprache und ihr Verhalten einfach nicht. Doch nun, in einer verzweifelten Situation, ist der Missionar gerade auf diese Menschen angewiesen ...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.11.1998

Flußfahrt im Fieber
Eine Heilung in Afrika: "Auf dem Strom" von Hermann Schulz

Eine seltene Mischung aus Abenteuergeschichte und nüchternem Bericht, spannend bis zuletzt, voller Weisheit und existentieller Erfahrung: "Auf dem Strom" ist ein wunderbares Buch. Der Autor, Hermann Schulz, ist in Tansania geboren, dem Schauplatz seiner Erzählung, und kennt Afrika wie den Vorderen Orient oder Südamerika von vielen Reisen. Es ist das erste Jugendbuch des sechzig Jahre alten Leiters des renommierten Peter Hammer Verlages. Wolf Erlbruch hat die Erzählung sparsam illustriert. Die Zeichnungen auf körnigem sandgrauen Grund erinnern an archaische Felsenbilder.

Was der Missionar Friedrich Ganse auf seiner Fahrt flußabwärts in einem Einbaum erlebt, ist tatsächlich ein archaisches Afrika, noch kaum berührt von europäischer Kultur. Es ist zugleich ein Wettlauf mit dem Tod, dem seine Frau bereits erlegen ist, und vor dem er die kleine Tochter zu retten versucht. So wie der ihm verhaßte Medizinmann in seinem Dorf die Initiative ergriffen und alles für die gefährliche Reise vorbereitet hat, so sind es nun die Frauen in den verschiedenen Siedlungen am Fluß, die Ganse abends erschöpft erreicht. Obwohl er sich kaum verständlich machen kann, wissen sie, was zu tun ist, versorgen das fiebernde Kind wie ihn selbst nach den Regeln ihrer Gastfreundschaft und Heilkunst, ehe sie ihn am nächsten Morgen, gestärkt und mit Proviant versehen, zum Flußufer begleiten.

Stromschnellen und Krokodilen kann Ganse mit letzter Kraft ausweichen, tropische Gewitter überfallen ihn mit ihrer Gewalt. Dann wieder treibt das Boot fast geruhsam flußabwärts, und der Vater erzählt seinem schlummernden Kind von seiner Jugend auf einem Bauernhof in Niedersachsen, aber auch von seinem - wie er meint - Scheitern in Afrika: Kaum einer in seinem Missionsgebiet ließ sich taufen; nur als Jäger und Lehrer wird er geschätzt.

Auf der vorletzten Station seiner Reise begegnet er der schwarzen Krankenschwester Anima (das wäre eine neue Geschichte!). Sie erklärt ihm, was die Hühnerkralle bedeutet, die der Medizinmann dem Kind um den Hals gebunden hat: afrikanischer Hahnentod, so heißt die Krankheit. Die Kralle war die Information für die heilkundigen Frauen. Sie rät ihm aber auch, weiter mit dem Kind zu sprechen, es mit Worten ins Leben zurückzuholen. Ganse erreicht die Stadt, er hat seine Tochter gerettet und sich mit seinem Schicksal ausgesöhnt. Die Zukunft ist ungewiß, aber er hat neue Zuversicht gewonnen.

Hermann Schulz läßt seine Geschichte aus den dreißiger Jahren in einem Afrika spielen, das wir heute kaum noch finden würden. Er zweifelt am Fortschritt, den die Kolonialmächte der schwarzen Welt gebracht haben. Aber er polemisiert nicht; seine Überzeugungen hat er in eindringliche Bilder umgesetzt, die haftenbleiben und nachdenklich machen. MARIA FRISÉ

Hermann Schulz: "Auf dem Strom". Mit Bildern von Wolf Erlbruch. Carlsen Verlag, Hamburg 1998. 128 S., geb., 24,- DM. Ab 14 J.

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Eine unter die Haut gehende Geschichte erzählt Hermann Schulz in 'Auf dem Strom'. Passauer Neue Presse 20200508