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Er war ein genialer Feldherr, der das erste Weltreich der Menschheitsgeschichte schuf - und ein charismatischer Staatsmann, der seine Zeitgenossen in den Bann schlug. Als Alexander der Große 323 v. Chr. im Alter von nur 32 Jahren starb, hatte er als makedonischer König Griechenland unterworfen, das Persische Reich erobert und die hellenistische Zivilisation nach Ägypten und bis an die Ufer des Indus getragen. Mit stilistischer Brillanz, glänzender Quellenkenntnis und souveränem Urteil zeichnet Nicholas Hammond ein faszinierendes Lebensbild des wohl größten Herrschers der antiken Welt.

Produktbeschreibung
Er war ein genialer Feldherr, der das erste Weltreich der Menschheitsgeschichte schuf - und ein charismatischer Staatsmann, der seine Zeitgenossen in den Bann schlug. Als Alexander der Große 323 v. Chr. im Alter von nur 32 Jahren starb, hatte er als makedonischer König Griechenland unterworfen, das Persische Reich erobert und die hellenistische Zivilisation nach Ägypten und bis an die Ufer des Indus getragen. Mit stilistischer Brillanz, glänzender Quellenkenntnis und souveränem Urteil zeichnet Nicholas Hammond ein faszinierendes Lebensbild des wohl größten Herrschers der antiken Welt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.09.2001

Seinen Schatten warf er nur auf eine Tonne
Ein Fall aus der Begabtenförderung: Nicholas Hammond stellt Alexander den Großen auf die Sonnenseite der Geschichte

Alexander der Große hatte Pech mit seinen Historikern. Der erste, Kallisthenes von Olynth, der die Taten Alexanders in Asien den Griechen vermitteln sollte, erwies sich schon bald als so uneinsichtig gegenüber den Wünschen des Königs, daß der ihn hinrichten ließ. Die übrigen Zeitgenossen entzogen sich solcher Kritik Alexanders, indem sie erst nach dessen Tod schrieben. Des Königs Taten wurden entweder zu Wundergeschichten ausgeschmückt oder dienten, wie im Falle der ägyptischen Ptolemäerdynastie, der Herrschaftslegitimation. Hellenistische Philosophen rächten den Tod des Aristoteles-Schülers Kallisthenes, indem sie böswillige Anekdoten über Alexander erfanden, etwa den peinlichen Auftritt vor der Tonne des Diogenes.

Die Legendenbildung hatte bereits begonnen, als Alexander sich 334 beim Angriff auf das Perserreich als neuer Achill stilisierte und den militärischen und politischen Schwierigkeiten der Anfangszeit mit der Produktion von Mirakeln und der Inszenierung publikumswirksamer Auftritte wie in Gordion zu begegnen suchte. Was schließlich an Nachrichten von jenseits des Hindukusch vom östlichen Ende der Erdscheibe nach Westen drang, sprengte das Vorstellungsvermögen der Griechen, die Nil und Indus noch für denselben Fluß hielten. Nur wenige Jahrzehnte nach seinem Tod 323 in Babylon wurde die Geschichte Alexanders zu einem "work in progress", an dem noch viele Generationen vieler Nationen arbeiten sollten. Sie nahm bizarre Züge an. Alexander fuhr auf Adlerflügeln zum Himmel auf oder in einer Taucherglocke zum Meeresgrund hinab.

Die historischen und romanhaften Quellen boten den Stoff, aus dem sich jeder Historiker sein eigenes Bild des Makedonenkönigs zeichnen konnte. Alexander der Große ist Glaubenssache, und dieser Glaube speist sich aus aktuellen politischen Ereignissen wie dem Golfkrieg oder orientiert sich an (scheinbar) herausragenden Personen der Zeitgeschichte wie zuletzt Gorbatschow. Spätestens, als aus dem makedonischen König Alexandros III. Alexander Magnus wurde, hörte er auf, eine historische Person zu sein. Alexander der Große stellt das dar, was seine Historiker aus ihm gemacht haben und machen. Jede moderne Biographie ist deshalb ein Buch über die Quellen zur Alexandergeschichte und gleichzeitig Quelle selbst, ein neues Steinchen im großen Alexander-Mosaik.

Nicholas Hammonds "Alexander" ist eines von vielen neueren Büchern zum Thema und das zweite, das der Autor selbst verfaßt hat (nach "Alexander the Great. King, Commander and Statesman", 1980). Hammond nennt sein 1997 erschienenes Werk "The Genius of Alexander the Great", doch hätte dieser Titel übersetzt den deutschen Leser offenbar überfordert. Der 1907 geborene und im März dieses Jahres verstorbene Verfasser zählte unbestritten zu den prominenten Repräsentanten der Alten Geschichte (siehe F.A.Z. vom 31. März 2001). Außer seinen beiden Alexander-Biographien verfaßte Hammond noch zwei Bücher über die Quellen der Alexanderhistorie, zum einen über Diodor, Justin und Curtius (1983), zum anderen über Plutarch und Arrian (1993). Im Unterschied zu vielen anderen Autoren hat sich Hammond also ein Forscherleben lang mit dem Thema beschäftigt. Die Literaturliste im Anhang dokumentiert es. Sie setzt sich zu mehr als der Hälfte aus eigenen Titeln zusammen.

Das Buch enthält neben sechzehn Tafeln auch zahlreiche Zeichnungen, an denen sich besonders derjenige erfreuen wird, der Alexanders Schlachten noch einmal schlagen und gewinnen will. Da es auf ein breiteres Publikum berechnet ist, hat der Autor auf Fußnoten und eine wissenschaftliche Diskussion verzichtet.

Hammond erzählt die Geschichte Alexanders, wie es Plutarch tut, das heißt als linearen Weg von der Geburt zur Königs- und dann Weltherrschaft. Seit der Ermordung des Vaters Philipp im Jahre 336 befand sich Hammonds Alexander auf dem Marsch. Die Geschichte seines Lebens liest sich wie ein Reisehandbuch: vom Norden der Oikumene an der Donau durch Kleinasien, Ägypten, Persien nach Indien und zurück nach Babylon. Alexanders erste Rast 323 vor dem Arabienfeldzug war auch seine letzte.

Hammonds Buch lebt von der Vertrautheit des Forschers mit der Topographie des Alexanderreiches, vom militärischen Wissen des Weltkriegsveteranen (mit Einsätzen in Griechenland) und von einer tiefen Sympathie des Autors für den Helden. Hammond diskutiert die Quellen häufig, nennt aber meistens die genauen Stellen nicht, so daß, wer die Texte nachlesen will, viel Mühe beim Blättern haben wird. Der Autor weiß um die Möglichkeit, aus der widersprüchlichen Überlieferung jedes gewünschte Resultat zu destillieren, meidet die Gefahr aber nicht. Auch langjähriges Quellenstudium bewahrt nicht davor, die Frage nach der Zuverlässigkeit einer Aussage ausschließlich danach zu beantworten, ob sie in das gewünschte (Alexander-)Bild paßt. Der Tod des Historikers Kallisthenes ist ein gutes Beispiel. Nach Angabe der in vielem zuverlässigsten zeitgenössischen Quelle, des Ptolemaios, wurde Kallisthenes gefoltert und erhängt. Ptolemaios verstand sich als (ägyptischer) Erbe Alexanders, dessen Leichnam er nach Alexandria überführte, und war stets bemüht, das Bild eines gerechten Herrschers zu zeichnen. Er erlebte die Ereignisse mit, billigte sie und hatte keinerlei Grund zu lügen. Dennoch bestreitet Hammond die Glaubwürdigkeit des Ptolemaios, da dessen Nachricht mit seiner eigenen Vorstellung von Alexander nicht zu vereinbaren ist, und entscheidet sich für die von der Hofpropaganda verbreitete, den König entlastende Version, Kallisthenes sei keineswegs hingerichtet worden, sondern während der Gefangenschaft an Fettsucht und Läusekrankheit gestorben.

Das Buch ist ein Spätwerk, und im Alter neigt der Historiker zur Nachsicht gegenüber seinen Protagonisten und sich selbst. Für Hammond ist Alexander, was für Jacob Burckhardt Caesar ist: hinsichtlich seiner Begabung (genius) vielleicht der größte Sterbliche. Er sieht in ihm einen aristotelisch geformten Geist, einen Mann mit brillantem Verstand und leidenschaftlichen Gefühlen - originär im Denken, visionär in den Plänen, zielgerichtet im Handeln -, der als Bannerträger der griechischen Zivilisation mehr als jeder andere die Geschichte der Menschheit und ihrer Kultur verändert hat. Die Quellen lassen dieses Urteil zu, sie stützen aber auch ein anderes, das A.B. Bosworth, der neben E. Badian bedeutendste angelsächsische Alexander-Forscher, so formulierte: "Alexander spent much of his time killing and directing killing, and, arguably, killing was what he did best." Letztlich haben alle recht, das Gültige freilich steht in den "Pensées" von Blaise Pascal: Alles Unglück der Menschen entstammt ihrer Unfähigkeit, in Ruhe allein in ihrem Zimmer zu bleiben.

WOLFGANG WILL

Nicholas Hammond: "Alexander der Große". Feldherr und Staatsmann. Biographie. Aus dem Englischen von Martin Pfeiffer. Propyläen Verlag, München/Berlin 2001. 304 S., Abb., geb., 49,90 DM.

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