Zum Inhalt: Der Pariser Untersuchungsrichter Jacques Ricou ermittelt im Mordfall Marc Leroc, der kurz davor stand, sein Wissen über die Leuna-Affäre, bei der auch hochrangige deutsche Politiker in Geldwäsche und Schmiergeldzahlunge verwickelt waren, als Buch zu veröffentlichen. Als Co-Autorin
fungierte dabei Ricous Freundin Margaux, während im Hintergrund Schweizer Bankiers alles nur Erdenkliche…mehrZum Inhalt: Der Pariser Untersuchungsrichter Jacques Ricou ermittelt im Mordfall Marc Leroc, der kurz davor stand, sein Wissen über die Leuna-Affäre, bei der auch hochrangige deutsche Politiker in Geldwäsche und Schmiergeldzahlunge verwickelt waren, als Buch zu veröffentlichen. Als Co-Autorin fungierte dabei Ricous Freundin Margaux, während im Hintergrund Schweizer Bankiers alles nur Erdenkliche unternehmen, diese Enthüllungen zu verhindern. Im Laufe der Ermittlungen gerät Ricou selbst in Gefahr, und seine Zusammenarbeit mit der Leipziger Staatsanwältin setzt sich auch auf privater Ebene fort....
Meine Meinung zum Buch: Sehr gewöhnungsbedürftig war der Schreibstil von Ulrich Wickert, den ich als sehr steif und hölzern empfunden habe, besonders in den Dialogen. Die zahlreich eingestreuten französischen "Brocken" haben dabei allerdings einen Hauch von französischer Luft durch das Buch wehen lassen, was mir persönlich gut gefallen hat. Ob es auch die französische Lebensart ist, dass die Protagonisten in Liebesdingen allesamt keine Kinder von Traurigkeit sind, vermag ich nicht zu beurteilen; ich fand allerdings, dass ihre Gefühlswelt im Gegensatz zu den sonst sehr detaillierten Beschreibungen eher vernachlässigt wurde, so dass die Charaktere etwas eindimensional blieben.
Wesentlich mehr Sorgfalt hat Ulrich Wickert da bei der Erklärung der wirtschaftlichen und politischen Hintergründe und der Vermittlung zahlreicher anderer Tatsachen walten lassen, von der Schmiergeld-Affäre selbst bis hin zur Problematik der Cervela-Wurst (allerdings muss ich zugeben, dass ich nach einiger Zeit bei der Erwähnung dieser Wurst eine leichte Gereiztheit verspürte), Beschreibungen von Antiquitäten bis hin zu kurz eingeworfenen aktuellen Tatsachen (etwa der kurzen Erwähnung von Jugendlichen, die im Bistro überlegen, ob sie Deutsch lernen sollten, um die Liedtexte von Tokio Hotel verstehen zu können). In einigen Jahren könnte das glatt als zeitgeschichtliches Dokument durchgehen. Eigentlich werden zu praktisch jedem Thema irgendwelche Fakten eingeworfen, so dass sich das Buch teilweise eher wie ein Sachbuch liest (Infotainment eben) und der eigentliche Mordfall etwas in den Hintergrund gedrängt wird. Die Hintergründe und Fakten sind gut beschrieben, äußerst informativ und zeugen von großem Sachverstand und gründlicher Recherche, machen den Spannungsbogen streckenweise aber zur Fieberkurve mit vielen kleinen Ausschlägen. Da Krimis sowieso nicht zu meinen Lieblings-Genres zählen, war dieses Buch für mich trotz des durchaus vorhandenen Interesses an Wirtschaft und Politik eine zähe Lektüre.