Nathan Zuckermann tritt ab. Solche literarischen Begräbnisse beglücken uns wie im Fall von John Updikes Rabbits Ausscheiden, wenn wir ihrem beschriebenen Leben über die Jahrzehnte gefolgt sind und begierig sind, wie es weitergeht. Autoren fühlen sich nicht selten berufen, ihrem Alter Ego einen
würdigen Abschied zu bescheiden, indem sie es nicht den Lesern überlassen, deren Verbleib…mehrNathan Zuckermann tritt ab. Solche literarischen Begräbnisse beglücken uns wie im Fall von John Updikes Rabbits Ausscheiden, wenn wir ihrem beschriebenen Leben über die Jahrzehnte gefolgt sind und begierig sind, wie es weitergeht. Autoren fühlen sich nicht selten berufen, ihrem Alter Ego einen würdigen Abschied zu bescheiden, indem sie es nicht den Lesern überlassen, deren Verbleib weiterzuspinnen. Was bei John Updike geglückt ist, erscheint bei Philip Roth wie ein letztes Aufbäumen. Roths Held ist mit einmal zum teilnahmslosen Beobachter ergraut, dessen Liebeswallungen angesichts einer Prostataerkrankung im Keim erstickt zu sein scheint. Er ist brav geworden. Wenn man sich zum Vergleich die Dialogpassagen aus Täuschungen ansieht, wo auch Mann und Frau über Seitensprüngen, Sex, Betrug reden, bemerkt man den Zahn der Zeit, der hemmungslos an Nathan Zuckermann genagt hat. Selbst seine Ausfälle Bush gegenüber legt er lieber Jamie, der jungen Frau in den Mund, die Zuckermanns Beispiel folgen und mitsamt Ehemann aus New York fliehen will, um möglichst wenig von den nächsten Jahren mitzubekommen. Wie auf Freigang bewegt sich Zuckermann bei seiner Rückkehr durch eine ihm fremd gewordene Welt. Wenn ihn noch etwas erregen kann, dann die falsche biographische Darstellung eines verstorbenen Schriftstellerkollegen, den schon lange keiner mehr liest. Dass es dabei auch noch zu einem Generationskonflikt zweier Schriftsteller kommt, wäre vor zwanzig Jahren zu einem Drama angeschwollen. Dies alles ist literarisch auf gewohnt hohem Niveau wiedergegeben, doch fehlt der Biss, der unverfälschte Zorn der frühen Jahre, werden Roths Themen einmal mehr aufgegossen, ohne eine neue Seite zu zeigen. Etwas für Roth-Kenner. Nicht gerade für Einsteiger, die könnten danach womöglich seine Meisterwerke verschmähen.