Kim Thuy, Der Klang der Fremde, Kunstmann 2010, 158 Seiten, ISBN 978-3-88897-679-7
Der vorliegende Roman der nun in Montreal in Kanada lebenden Vietnamesin Kim Thuy beschreibt autobiographisch die Geschichte einer Kindheit in einem wohlbehüteten großbürgerlichen und sich an Frankreich
orientierenden Familie in Saigon, die Verfolgung der Familie durch die nach 1975 siegreichen Kommunisten, die…mehrKim Thuy, Der Klang der Fremde, Kunstmann 2010, 158 Seiten, ISBN 978-3-88897-679-7
Der vorliegende Roman der nun in Montreal in Kanada lebenden Vietnamesin Kim Thuy beschreibt autobiographisch die Geschichte einer Kindheit in einem wohlbehüteten großbürgerlichen und sich an Frankreich orientierenden Familie in Saigon, die Verfolgung der Familie durch die nach 1975 siegreichen Kommunisten, die dramatische Flucht als „boat people“ nach Malaysia, die schreckliche Zeit im dortigen Flüchtlingslager und die Auswanderung nach Kanada.
In oft nur eine halbe Seite umfassenden Epigrammen erinnert sie sich an ihre Vergangenheit und an die vielen Menschen, die sie geprägt haben, die Großeltern und die Eltern, die Tanten und die Onkel, die der Einfachheit halber durchnumeriert werden.
Es ist ein bewegendes und eindrückliches Buch, ist es doch durchzogen von einer tiefen Dankbarkeit an das Leben, das es bei allem Leid und allem erlebten Schrecklichen doch gut mit ihr gemeint hat.
„Man glaubt immer, das Leben von Einwanderern sei nur schwer. Und vergisst dabei, dass ihre Erfahrungen auch wunderbare, lustige, bewegende und oft ganz absurde Momente einschließen…“, schreibt Kim Thuy an einer Stelle ihres Buches. Diese Offenheit hängt meines Erachtens damit zusammen, dass sich insbesondere die vietnamesischen boat poeple, ihrer alten Kultur nach wie vor verbunden und die traditionellen Familienbande und -traditionen achtend, sehr schnell in die Kultur und die Gesellschaft der jeweiligen Aufnahmeländer eingefügt haben, und dort sehr schnell große Leistungen vollbrachten. So sind etwa die Kinder von vietnamesischen Flüchtlingen in Deutschland zu einem hohen Teil in Schule, Universität und Beruf sehr erfolgreich, die Mädchen wie die Jungen.
In seinem aktuellen, für den Deutschen Buchpreis vorgeschlagenen Roman „Das amerikanische Hospital“ rankt sich Michael Kleeberg um einen wunderbaren Satz der amerikanischen Lyrikern Elizabeth Bishop:
„The art of losing isn`t hard to master“. Dieser Satz könnte auch als Überschrift über diesem literarischen Kleinod von Kim Thuy stehen, das Andrea Alvermann und Brigitte Große gekonnt aus dem Französischen übersetzt haben.