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Dieser Fremde wird alles verändern und Teds Leben auf den Kopf stellen. Der Mann bittet ihn, einen Mord zu begehen - und verspricht, Ted im Gegenzug bei dessen Selbstmord zu unterstützen, um diesen für Teds Familie erträglicher zu machen. Als Ted einwilligt, setzt er eine Folge von schrecklichen Ereignissen in Gang, die von rätselhaften Erscheinungen begleitet werden. Während der Boden der Realität immer brüchiger zu werden scheint, findet sich Ted in einem Labyrinth aus Lügen und Täuschungen wieder - in dessen Zentrum ein dunkles Mysterium liegt.

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Produktbeschreibung
Dieser Fremde wird alles verändern und Teds Leben auf den Kopf stellen. Der Mann bittet ihn, einen Mord zu begehen - und verspricht, Ted im Gegenzug bei dessen Selbstmord zu unterstützen, um diesen für Teds Familie erträglicher zu machen. Als Ted einwilligt, setzt er eine Folge von schrecklichen Ereignissen in Gang, die von rätselhaften Erscheinungen begleitet werden. Während der Boden der Realität immer brüchiger zu werden scheint, findet sich Ted in einem Labyrinth aus Lügen und Täuschungen wieder - in dessen Zentrum ein dunkles Mysterium liegt.
Autorenporträt
Stefan Kaminski, geb. 1974 in Dresden, hat an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" sein Schauspielstudium absolviert. Als Sprecher ist er vor allem durch seine Live-Hörspiele am Deutschen Theater und sein "Stimmen-Morphing" bekannt. Er gehört zum Ensemble des Deutschen Theaters Berlin und ist ein ungeheuer ausdrucksstarker, vielseitiger Hörbuchsprecher, der es wie kaum ein anderer versteht, mit seinen nuancenreichen Lesungen zu fesseln und zu begeistern.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Alles ist für seinen Selbstmord perfekt vorbereitet, als es an Ted McKays Tür klopft. Als der todkranke Familienvater dem Störenfried schließlich nachgibt, ist nichts wie zuvor. Ted beginnt, Menschen zu töten - für einen scheinbar guten Zweck. Doch je tiefer er sich in die Welt des Fremden vorwagt, desto mehr verliert er seine eigene. Mit "Mysterium" bespielt der argentinische Autor - ein ehemaliger Ingenieur, der sich erst seit wenigen Jahren ganz dem Schreiben widmet - die komplette Thrillerklaviatur: Gewalt und Psychoterror geben sich die Klinke in die Hand, Erzählperspektiven wechseln, unbarmherzig spielt Katze Federico Axat mit seinen Hörermäusen - und das bis zur mentalen Schmerzgrenze. Die Irrungen des Protagonisten verlangen die komplette Aufmerksamkeit des Hörers, der mit einem intelligent-verzwickten, aber selten überkonstruierten Hörerlebnis belohnt wird. Der Berliner "Stimmenmorpher" Stefan Kaminski kommt hier ohne sein legendäres Geräuschrepertoire aus. Dafür hat er ausreichend Gelegenheit, sich um das Kerngeschäft des Sprechers zu kümmern, wenn er säuselnd oder bebend, brüllend oder bettelnd Charaktere aller Couleur heraufbeschwört.

© BÜCHERmagazin, Dirk Speckmann (ds)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.04.2017

Letzter Ausweg
Federico Axats „Mysterium“ ist eine surreale Geisterfahrt in die Psyche eines Selbstmörders.
Natürlich wird bereits über eine Verfilmung in Hollywood spekuliert. Und täglich grüßt das Opossum
VON NICOLAS FREUND
Ein Kapitel beginnt so: „Das Opossum hatte sich den Gartentisch ausgesucht, um das amputierte Bein zu verschlingen.“ Das Bein stammt von Holly, Teds Frau, die er sich immer im roten Bikini vorstellt. Ted ist sich da sicher: Das Bein kann nur von Holly stammen. Wie Kinder, die im Garten ein großes Insekt entdeckt haben, beobachtet er mit der Mischung aus Faszination und Abscheu das Rattentier beim Fressen. Aber auch als Ted ein schlecht gezieltes Bombardement mit Schachfiguren startet, um ihm seine Beute zu entreißen, will das Unding nicht von dem Bein ablassen. „Das Opossum musste bemerkt haben, dass die physikalischen Gesetze zu seinen Gunsten verzerrt waren.“
Mit Ted stimmt etwas nicht. Das weiß er selbst, nicht nur wegen des Opossums, das nur er sehen kann und das ihn, wenn es gerade keine Menschen reißt, ständig in peinliche Situationen bringt oder einfach nur unerwartet, provokant grinsend um die Ecke getapst kommt. Zum Beispiel während Teds Auftragsmorden.
Gleich mehrere Kapitel beginnen mit Teds geplantem Selbstmord. Ted wollte sich eigentlich gerade eine Kugel in den Kopf jagen, als er von einem Mann namens Lynch ein verrücktes, aber interessantes Angebot bekam: Wenn er sich schon umbringen möchte, dann soll er doch vorher noch Edward Blaine töten, einen Typen, der mit dem Mord an seiner Frau davongekommen zu sein scheint. Man habe da so ein System entwickelt. Der potenzielle Selbstmörder bringt einen Schweinehund um und wird dann von einem anderen Mitverschwörer ermordet. Das ist, so zu sagen, eine gute Tat, und ermordet zu werden sieht auch besser aus als Selbstmord. Ted schlägt ein.
Bei dem einen Auftrag bleibt es aber nicht: Ted soll dann einen Mann namens Wendell töten, der in einem Haus am See lebt. Ted gehorcht, findet sich selbst aber wenig später im Märchenschloss seiner Töchter auf Kinderstühlen eben jenem Wendell gegenüber, den er gerade erschossen hatte. „Ich will ehrlich zu Ihnen sein: In meinem Gedächtnis gibt es einen blinden Fleck, es fühlt sich so an, als wären gewisse Ereignisse durcheinandergeraten.“
Federico Axats Thriller, der eigentlich „La última salida“ – „Der letzte Ausweg“ – heißt, im Deutschen aber unter dem völlig nichtssagenden Titel „Mysterium“ erscheint, wirft seinen Lesern in der ersten Hälfte kommentarlos sich widersprechende und wiederholende Kapitel vor die Füße. Wer ist Ted? Warum will er sich umbringen und warum nimmt er diesen gestörten Mordauftrag an? Was hat es mit dem roten Mustang auf sich? Warum lebt Wendell auf einmal wieder? Und was zur Hölle will dieses Opossum? Trotz des sperrigen Einstiegs wird Axats Thriller derzeit vor allem von den Verlagen und der Agentur des Autors als das heißeste Ding überhaupt auf dem Krimimarkt gehypt. In mehr als dreißig Ländern erscheint der Roman, die Filmrechte habe sich bereits ein Hollywoodstudio mit „sehr bekannten Filmen und Fernsehserien“ sowie „derzeit mehreren Oscarnominierungen“ gesichert, wie es auf der Homepage des Autors heißt.
Eine Verfilmung von „Mysterium“ kann man sich gut vorstellen. Der Thriller erinnert mit seinem ausgestellten Verwirrspiel an „Memento“ oder „Inception“, die Filme von „Batman“-Regisseur Christopher Nolan. Auch in diesen folgt alles einer kompliziert wirkenden, streng abgespulten Erzähllogik. Die Logik, nach der „Mysterium“ funktioniert, ist vermeintlich keine so streng formale, es ist die des Traums. Freud hat in seiner „Traumdeutung“ zwei grundlegende Funktionen des Traums beschrieben: die Verschiebung und die Verdichtung. Im Traum kann eine Person den Platz einer anderen Person einnehmen. Der beste Freund kann zum Bruder werden. Auch können Personen oder Gegenstände zusammengelegt werden. Der beste Freund und der Bruder können beide in der Gestalt des Vaters erscheinen. Das Traummaterial, also die Inhalte, stammen oft aus dem am Tag vorher erlebten oder aus weiter zurückliegenden, besonders einschneidenden Ereignissen. An diese eigentlich vagen, assoziativen Verfahren hält sich der Roman sehr streng, aber das Opossum bekommt man trotzdem nicht zu fassen. Der Leser muss viel selbst raten, was warum woher kommt und welchen Fakten er vertrauen kann.
In der zweiten Romanhälfte begibt sich Ted mit Hilfe einer ganzen Klinik flirtwütiger Psychologen auf die Suche nach den Ursprüngen seiner Wahnvorstellungen. In der Heilanstalt trifft er auch Mike. Der findet es recht normal, Tiere zu sehen, die gar nicht da sind. Haben ja viele, das Problem. Teds Welt beschreibt er als die zwei Hälften eines Basketballplatzes: „Entweder man ist geistig gesund, oder man ist es nicht. Man spielt entweder in dem einen Team oder in dem anderen.“ Gefährlich wird es in der Mitte, wo man sich in einem komischen Zwischenraum verlaufen kann. Dort findet man auch die Tiere.
Als Leser sollte man nach dem wilden Einstieg auch diesen vermeintlichen Erklärkapiteln nicht trauen. Die Nachforschungen gehen bis in Teds Studentenzeit zurück, als er Anfang der Neunziger an der University of Massachusetts studierte, mit einem Kommilitonen, der so heißt wie einer der Männer aus seinen Wahnvorstellungen, das Zimmer teilte und alle verrückt waren nach dem Nirvana-Song „Smells Like Teen Spirit“. In dem Video dazu spielt die Band auf einem Basketballplatz. Zufall? Manche Verbindungen deckt der Text selbst auf, manche nicht.
Der in Buenos Aires geborene Axat stellt sich mit seinem Thriller auch in eine südamerikanische literarische Tradition, die sich am magischen Realismus orientiert, aber die fantastischen Elemente immer wieder zugunsten eines generellen Unbehagens an der Wirklichkeit infrage stellt. Axats „Mysterium“ ist ein cleveres, manchmal rücksichtsloses, aber faszinierendes Konstrukt, das sich Ideen aus Film, Literatur und Psychoanalyse borgt, ohne diese Versatzstücke zu sehr zu strapazieren. Sein Stil ist oberflächlich und nicht immer durchdacht – „Es war ein sehr schönes Haus, das sah man auf den ersten Blick. Kaum zu glauben, dass ein Widerling wie Blaine darin gewohnt hatte.“ –, aber er kennt in seinen besten Momenten die Melancholie Gabriel García Márquez’ und den Wahnsinn und Humor Roberto Bolaños, der seine Figuren ständig träumen und in einer Wirklichkeit erwachen lässt, die vom Traum nur selten eindeutig unterscheidbar ist.
Das Verwirrspiel des Thrillers
erinnert an Christopher Nolans
„Memento“ oder „Inception“
Federico Axat: Mysterium. Aus dem Spanischen von Matthias Strobel. Atrium Verlag, Hamburg 2017.
432 Seiten, 22 Euro. E-Book 17,99 Euro.
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