Ein definitiv mutiges Buch! Auch der Schreibstil, sowie die Struktur und die ganze Aufmachung, haben mir sehr gefallen. Mein persönliches Problem liegt nur darin, dass ich das Buch "als Jugendbuch" bewerten soll - aber dass ich gleichzeitig meine eigene, "erwachsene" Perspektive nicht ganz
ausschalten kann.
Als Jugendbuch ist es wirklich super, da gibt es für mich kein Wenn und Aber. Schon…mehrEin definitiv mutiges Buch! Auch der Schreibstil, sowie die Struktur und die ganze Aufmachung, haben mir sehr gefallen. Mein persönliches Problem liegt nur darin, dass ich das Buch "als Jugendbuch" bewerten soll - aber dass ich gleichzeitig meine eigene, "erwachsene" Perspektive nicht ganz ausschalten kann.
Als Jugendbuch ist es wirklich super, da gibt es für mich kein Wenn und Aber. Schon allein die Aufmachung ist ganz der Zielgruppe angepasst. Und obwohl ich das sonst nie in Rezensionen erwähne - hier muss es sein. Stimmungsvolle Farbgebung, große Schrifttypen mit angenehmem Zeilenabstand, dickes, griffiges Papier, nicht allzu langer Text. Wunderbar, das dürfte auch eher lesefaule Jugendliche nicht abschrecken. Zudem ist die grafische Gestaltung des unter dem Schutzumschlag verborgenen Hardcover-Einbandes sehr tiefsinnig - das Buch sieht aus wie die Hütte, die in der Handlung eine gewichtige Rolle spielt.
Die Heldin Mascha ist wirklich wie aus dem Leben gegriffen. Sie ist 13, und verbringt die Sommerferien bei ihren Großeltern in einem kleinen Kaff. Wunderbar gezeichnet ist ihre Langeweile, und ihr schon leicht pubertierender Blick, der all die Scheinheiligkeiten dieser Dorfidylle schnell entlarvt. Auch die Tatsache, dass das Buch durchgehend aus ihrer Perspektive geschrieben ist, erleichtert die Identifikation mit Mascha.
Vielleicht ist eben diese Langeweile mit ein Grund dafür, dass sich Mascha ungewöhnlich heftig in ein Projekt, eine Eingebung, verrennt und verbeißt. Sie lernt zwei merkwürdige Kinder kennen, die 9jährige Julia und ihren 7jährigen Bruder Max. Die sind nicht nur scheu, nein, sie haben auch noch blaue Flecken und Verletzungen am ganzen Körper! Und bei einem heimlichen Blick durchs Fenster erfährt Mascha auch, wieso. Fortan fühlt sie sich für die "Rettung" von Julia und Max verantwortlich, zumal ihr kein einziger Erwachsener Gehör schenken will. Und bevor sie gar nichts tut, entschließt sie sich zu einer wenig durchdachten Verzweiflungstat...
Das Buch verbringt die meiste Zeit damit, eben den Fortgang dieser überstürzten Aktion Maschas zu schildern. Die Einleitungs- und Kennenlern-Phase fiel im Vergleich dazu kurz aus; ebenso kurz ist der Schluss, mitsamt dem Ausblick auf die weitere Handlung. Es ist ein eher offenes Ende, und das kann man nun, bedenkt man die Schwere des Themas Kindesmisshandlung, gut oder schlecht finden. Ich persönlich vermute, dass die Autorin ihre jugendlichen Leser nicht zu viel "belehren" wollte, und Raum lassen wollte für eigene Gedanken.
Dennoch, hier setzt meine leichte Kritik an dem Buch an, die auch Schuld daran ist, dass ich nur 4 Sterne vergebe. Würde und könnte sich etwas wirklich so abspielen? Würde sich eine 13jährige so verhalten, die doch am Anfang des Buches so abgeklärt war? Und würden Julia und Max das wirklich so mit sich machen lassen? Ich finde die Idee, die diesem Buch grundsätzlich zugrunde liegt, sehr gut, nur kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dieser Idee seien ein paar Punkte geopfert worden. Darunter eben z. B. teilweise die altersgerechte Charakterisierung der Kinder, sowie ein logischer und wahrscheinlicher Ablauf.
Andererseits ist eben fraglich, inwiefern ein jugendlicher Leser ebenso kritisch wäre wie ich. Was die erwünschte Zielgruppe betrifft, ist das Buch sicherlich sehr zupackend und treffend geschrieben! Herausragend ist auch die durchgängig tiefsinnige Sprache, die nur so vor Ausdrücken trieft, die man sich am liebsten abschreiben oder auswendig lernen möchte. Ich würde das Buch daher insgesamt doch sehr empfehlen! Allerdings nicht ohne eine begleitende Diskussion.