Hamel Abdel-Samad, Der Untergang der islamischen Welt, Droemer 2010, 240 Seiten, ISBN 978-3-426-27544-3
Im vergangenen Jahr hat der Autor des vorliegenden Buches ein bewegendes literarisches Zeugnis abgelegt mit seinem „Abschied von Himmel“.
Das Buch war eine erschütternde und glaubwürdige
Autobiographie eines Muslims, der als "Wanderer und Mittler zwischen den Kulturen" 2002 an der…mehrHamel Abdel-Samad, Der Untergang der islamischen Welt, Droemer 2010, 240 Seiten, ISBN 978-3-426-27544-3
Im vergangenen Jahr hat der Autor des vorliegenden Buches ein bewegendes literarisches Zeugnis abgelegt mit seinem „Abschied von Himmel“.
Das Buch war eine erschütternde und glaubwürdige Autobiographie eines Muslims, der als "Wanderer und Mittler zwischen den Kulturen" 2002 an der Universität Augsburg ausgezeichnet wurde und für dieses sehr persönliche Buch Morddrohungen erhielt und Schmähungen aus der islamischen Welt erleiden musste.
Es ist die verzweifelte Suche eines Moslems, der nach langen Jahren in Deutschland, wo er seit 1985 lebt, seinen Glauben verloren hat und keinen neuen finden kann. Eine Odyssee durch Phasen der Depression und immer wieder das Schwanken zwischen verschiedenen Lebensformen tut sich da einem bewegten und erschütterten Leser auf, der sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass das, was der Autor hier für sich persönlich beschreibt, das innere Erleben von vielen Muslimen in unseren Land widerspiegelt.
Er sucht nach dem richtigen Gott, und nach irgendeinem Halt in der Welt und muss doch immer wieder erleben, dass er innerlich gespalten ist und dass ihn das fast zerreißt.
Natürlich kommen auch die wichtigen und aktuellen Themen wie interkultureller Dialog, Terrorismus und Gewalt im Islam, Frauenrechte im Islam, Beschneidung von Frauen, das Männerbild in der islamischen Welt und die Sexualität in dem Buch vor, doch wichtig war für mich das persönliche Zeugnis eines Mannes, der dafür viel Anfeindungen einstecken musste und noch heute - er arbeitet am Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität in München- unter Polizeischutz steht.
Nun setzt Hamed Abdel-Samad seine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Islam fort in einem neuen Buch, dem er den etwas reißerischen Titel „Der Untergang der islamischen Welt“ gegeben hat. Doch bei aller solchen Büchern eigenen Überspitzung und Zuspitzung, seine Thesen sind bedenkenswert und erschreckend zugleich. Sich unter anderem auf die Analysen aus dem Buch des renommierten Historikers Dan Diner „Versiegelte Zeit“ beziehend (vgl. auch unbedingt dessen neues Buch „Zeitenschwelle“) weist er nach, dass in den nächsten Jahrzehnten in den islamischen Ländern vor allem des Nahen Ostens sich dramatische Entwicklungen abzeichnen. Denn das Erdöl als die Quelle des Reichtums wird zu Ende gehen, ohne dass sich etwa im Bereich der Bildung etwas Entscheidendes getan haben wird. Eine innovationsfeindliche Kultur, eine schnell wachsende, immer ärmer und bildungsferner werdende Bevölkerung und wachsende klimatische Probleme, werden zu einem gesellschaftlichen Mix, der hochexplosiv ist und der, so Abdel-Samed, zu einem massiven Exodus von Millionen, von vor allem jungen Moslems, nach Europa führen wird. Die Probleme, die im Augenblick im Zusammenhang mit den Thesen Thilo Sarrazins diskutiert werden, werden sich dagegen wie Peanuts ausnehmen.
Das Buch schildert den Islam als rückwärts gewandte und zur Reform unfähige Kultur. Hoffentlich wird es eifrig diskutiert werden.