Auf den ersten Blick scheint dieses Buch ein munteres Plauderbuch eines mutig bekennenden Katholiken zu sein. Ich bin mir sicher, dieses Buch wird die Geister scheiden.
So beschreibt Matthias Matussek seine Begegnung mit dem inzwischen verstorbenen Bischof Johannes Dyba. Der Mann, der einmal
gesagt hat, die Kirche solle den Menschen nicht hinterherlaufen, erschien mir als evangelischer Christ…mehrAuf den ersten Blick scheint dieses Buch ein munteres Plauderbuch eines mutig bekennenden Katholiken zu sein. Ich bin mir sicher, dieses Buch wird die Geister scheiden.
So beschreibt Matthias Matussek seine Begegnung mit dem inzwischen verstorbenen Bischof Johannes Dyba. Der Mann, der einmal gesagt hat, die Kirche solle den Menschen nicht hinterherlaufen, erschien mir als evangelischer Christ nicht gerade sympathisch. Matussek jedoch gelingt es aus seiner Beschreibung heraus auch andere Seiten des katholischen Bischofs zu benennen und aus meiner anfänglichen Ablehunung wurde zumindest Neugier.
"In der Tiefe gewinnt der Mensch Höhe"
Matussek begegnet mir in diesem Buch als Christ, der darüber nachdenkt wie über "religiöses Ergriffensein" geschrieben werden müsse. Er vermisst diese Literatur und er bedauert, dass viele genau deshalb "der Esoterik oder dem Jargon der Ratgeberbücher" verfallen.
Es ist selten, dass jemand so freimütig und kritisch über seinen Glauben schreibt. Es ist schade, dass dies so selten ist, aber es macht angreifbar von allen Seiten. Wer ist schon gern angreifbar? Wer hält schon gern ungeschützt die Wange hin? Wir sollten anfangen über unseren Glauben zu reden, vielleicht geht es der Welt dann bald besser!
Der Autor schwimmt mit seinen Gedanken nicht nur im eigenen Suppenteller herum. So macht er sich in Harlem auf die Suche nach dem "schwarzen Jesus". Die Generation von Martin Luther King ist längst Geschichte. Was ist aus der begonnenen Bewegung geworden? Matussek kritisiert, entdeckt Neues, er wirbt dafür, dass sich Gläubige mit ihrem Glauben immer wieder aufs Neue einbringen, nicht nur in Harlem.
Sich auf dieses Glaubensbuch einzulassen, muss nicht bedeuten dem Autor in all seinen Ansichten immer recht zu geben, aber mit ihm in ein kultiviertes Streitgespräch zu treten, bringt garantiert beiden Seiten etwas und erweitert den theologischen Horizont. Als evangelischer Christ habe ich dieses Buch genossen. Für mich war es sehr erstaunlich, mit welcher Offenheit der Autor über seinen Glauben und den uns alle betreffenden Alltag spricht. Er unterscheidet nicht, für ihn ist es eine Einheit, damit holt er den Glauben heraus aus seinen Nischen und lässt ihn sich aktuell auf seine Alltagstauglichkeit hin erproben.
Christian Döring