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Spiegel-Bestseller: Das Schicksal der damals 14-jährigen, drogenabhängigen Prostituierten Christiane F. aus "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" ging um die Welt. Generationen sind mit der Geschichte und dem Mythos Christiane F. aufgewachsen. Aber wie ging es weiter? 35 Jahre später erzählt Christiane Felscherinow ihr ganzes Leben. Eine Geschichte von Hoffnung und Hölle - glücklichen Jahren in Griechenland, Überlebenskampf im Frauenknast, Abenteuern unter Rock-Idolen, Literatur-Stars und Drogenhändlern - und der Kampf, trotz aller Rauschgift-Exzesse eine gute Mutter für ihr Kind zu sein. Gemeinsam mit…mehr

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Produktbeschreibung
Spiegel-Bestseller: Das Schicksal der damals 14-jährigen, drogenabhängigen Prostituierten Christiane F. aus "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" ging um die Welt. Generationen sind mit der Geschichte und dem Mythos Christiane F. aufgewachsen. Aber wie ging es weiter? 35 Jahre später erzählt Christiane Felscherinow ihr ganzes Leben. Eine Geschichte von Hoffnung und Hölle - glücklichen Jahren in Griechenland, Überlebenskampf im Frauenknast, Abenteuern unter Rock-Idolen, Literatur-Stars und Drogenhändlern - und der Kampf, trotz aller Rauschgift-Exzesse eine gute Mutter für ihr Kind zu sein. Gemeinsam mit der Journalistin Sonja Vukovic hat sie nun ihr Leben rekapituliert. Das Ergebnis ist eine erschütternde, aber auch hoffnungsvolle Autobiografie. Eine Begegnung mit einer Gesellschaft, die den Rausch auslebt, aber den Süchtigen verachtet. Die Vollendung einer Geschichte, die das Lebensgefühl von Generationen prägte - und damit auch ein Dokument deutscher Zeitgeschichte.
Autorenporträt
Sonja Vukovic, geboren 1985 bei Aachen, ist Journalistin und entwickelt crossmediale Konzepte. Sie schrieb u.a. für die Rheinische Post, Spiegel Online und Die Welt. 2010, bei einer Recherche zum 30. Jahrestag des Kinokassenschlagers »Wir Kinder vom Bahnhof Zoo«, lernten sich Sonja Vukovic und Christiane Felscherinow kennen.

Christiane V. Felscherinow kam 1962 in Hamburg zur Welt und zog im Alter von sechs Jahren mit der Familie nach West-Berlin. Als Teenager wurde sie heroinabhängig und prostituierte sich. Ende der 1970er Jahre schufen die Journalisten Kai Hermann und Horst Rieck mit ihr eine 'Stern'-Serie, aus der ein autobiografisches Buch entstand. 'Wir Kinder vom Bahnhof Zoo' war ein Welterfolg. 'Christiane F.' wurde Kultfigur und Antiheldin einer ganzen Generation. Sie lebte zwischen der Hamburger Punk-Szene, den griechischen Inseln, dem Berliner Underground und einer Schweizer Verlegerfamilie. Sie begegnete Rockstars wie David Bowie, Nick Cave, Nina Hagen und Depeche Mode und prominenten Literaten wie Friedrich Dürrenmatt und Loriot. Bis heute befindet sich Christiane V. Felscherinow in einem Methadon-Programm. 1996 brachte sie einen Sohn zur Welt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2013

Zwischen Ruhm und Rückfall

Die Journalistin Sonja Vukovic hat zusammen mit Christiane F. deren Autobiographie geschrieben. "Mein zweites Leben" schildert, wie es mit dem Mädchen vom Bahnhof Zoo weiterging.

Jeder kennt sie, jeder hat ein Bild vor Augen, wenn ihr Name fällt: Christiane V. Felscherinow, genannt Christiane F., war die Antiheldin mehrerer Generationen von Teenagern. Mit dreizehn Jahren schniefte sie zum ersten Mal Heroin, mit vierzehn setzte sie sich den ersten Schuss, bald darauf ging sie, um ihre Sucht zu finanzieren, in Berlin auf den Strich. Das Buch "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", das 1978 erschien und diese Geschichte erzählt, gehörte in den achtziger und neunziger Jahren zur Pflichtlektüre in der Schule und diente Lehrern wie Eltern als Blaupause für Vorträge darüber, wie das Leben eines jungen Menschen möglichst nicht verlaufen soll.

Und dann, gut fünfunddreißig Jahre später, steht Christiane F. auf einmal in einer Berliner Kneipe - und sieht großartig aus. "Sie hatte frisch granatapfelrot gefärbtes Haar, glänzend, gekämmt, mehr als schulterlang. Ihren grauen Daunenmantel hätte auch eine feine Russin aus dem Grunewald tragen können. Und dann begleitete sie auch noch dieser fesche Chow-Chow." So hat es jedenfalls Sonja Vukovic erlebt, eine Berliner Journalistin, die wissen wollte, wie es Christiane F. in all den Jahren ergangen ist. Man traf sich, kam ins Gespräch und vereinbarte schließlich, ihre Autobiographie zu schreiben: "Christiane F. - Mein zweites Leben" (Deutscher Levante Verlag) erscheint dieser Tage und erzählt die Geschichte nach der Geschichte vom Bahnhof Zoo.

Es ist nicht so, dass man in den vergangenen Jahren von Christiane F. nie mehr etwas gehört hätte. Von Rückfällen in die Drogensucht, Entziehungskuren und dem Verlust des Sorgerechts für ihren Sohn war immer wieder zu lesen, auch dass sie schwer erkrankt ist an Hepatitis C. Und so reiht sich auch ein guter Teil dessen, worum es in dem neuen Buch geht, in das ein, was man von diesem Leben schon erwartet hatte: Feiern in Hamburg, Koksen auf einer Party von AC/DC in Kalifornien, Heroinrausch auf griechischen Inseln, Privatparty im Flieger von David Bowie.

Aber es geht eben nicht nur darum. Ein langes, eigenes Kapitel ist beispielsweise "Anna" gewidmet, genauer: Anna Keel, der Ehefrau des Züricher Diogenes-Verlegers Daniel Keel. Etwa fünf Jahre, nachdem "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" erschienen war, rief die damals vierzig Jahre alte Anna Keel bei Christiane F. an: Sie sei die Frau eines Verlegers aus der Schweiz, aber ihr Buch sei das einzige, das ihre beide Söhne je gelesen hätten. Nur wenig später zog Christiane F. nach Zürich, wo sie mehrere Monate, mit Unterbrechungen mögen es Jahre gewesen sein, verbrachte. Was die Verlegersgattin, eine Malerin, nun dazu bewogen hatte, den Kontakt zu Christiane F. zu suchen, kann (oder will) diese selbst nicht genau erklären. Sie schreibt von Anna zwar als ihrem "Schutzengel" und bezeichnet sich als deren "verlorene Tochter", was der überlieferten Version, derzufolge Anna Keel der jungen Frau einfach eine Chance habe geben wollen, ziemlich nahe kommt. Aber Christiane F. schreibt auch, dass sie in Zürich stets als "Au-pair-Mädchen" vorgestellt wurde, und, noch interessanter, dass sie bei abendlichen Essen häufig gebeten wurde, doch mal was von Berlin zu erzählen: "Die ganze Familie mochte das sehr . . . Die reichen Leute langweilen sich ja oft echt zu Tode."

Demnach hätte Christiane F. der Verlegerfamilie, zu deren Hausherr sie ein viel distanzierteres Verhältnis gehabt haben muss als zu der Hausherrin, vielleicht eine Form von Exotismus geboten, die diese selbst nicht herzustellen vermochte. So kurios das aber klingt, so nachvollziehbar ist es auch, dass Christiane F. ihrerseits offenbar irgendwann anfing, sich zu langweilen. Abendessen mit Friedrich Dürrenmatt (genannt "der Opa"), Patrick Süskind ("ein zurückhaltender Kerl") und Loriot ("Ich fand an ihm besonders beeindruckend, dass man ihm nicht ansah, wenn er einen Witz machte") mochten gut und schön sein. Doch dann verliebte sie sich in Berlin in einen Speedjunkie und fand in Zürich ihren Weg zum Platzspitz, jenem in Bahnhofsnähe gelegenen Ort, an dem seinerzeit mit allem gedealt wurde, was sich bewusstseinserweiternd konsumieren lässt.

Gerade dieses wiederkehrende Motiv des Zurückfindens an die Orte, an denen Drogen zu bekommen sind - ein Weg, den Christiane F. in ihrem einundfünfzig Jahre dauernden Leben immer wieder gegangen ist -, führt indes zu einer Frage, die das Buch, auch ohne sie explizit zu stellen, wie keine andere aufwirft.

Es ist ein Paradox: Immer wieder klagt sie bitter über die Vorurteile, denen sie sich als Christiane F. ausgesetzt sah - gegenüber Wohnungsbesitzern, die ihr keine Bleibe vermieten wollten; Polizisten, die ruppig mit ihr umgingen; Journalisten, die sich ausschließlich für die Abgründe ihres Lebens interessierten. Andererseits aber erzählt sie nicht ohne Stolz, "dass ich bis heute noch immer von den Tantiemen leben kann, die ich vor 35 Jahren durch das Buch verdient habe". Wo wäre sie also heute, hätte es "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" nicht gegeben? Wäre sie in der Lage gewesen, ihren Sohn Phillip (benannt nach dem Keel-Sohn und heutigen Diogenes-Verleger) großzuziehen, der, bevor er von einer Pflegefamilie aufgenommen wurde, jahrelang bei ihr gelebt hat? Hätte sie sich die Zeit auf den griechischen Inseln leisten können, auf die sie nach der Veröffentlichung von Buch und Film ein paar Jahre geflohen war? Oder wäre sie, wie viele andere mit ähnlichen Drogenproblemen, in irgendeinem Obdachlosenheim gelandet, zu dem Preis, ein letztlich doch weit weniger autonomes und ja, würdiges Leben zu führen? Das sind so die Fragen.

Und natürlich auch: Wenn es denn so unangenehm war, überall früher oder später erkannt zu werden, wieso dann doch immer wieder das Einverständnis zu Interviews, Fernsehauftritten und nun eben zu ihrer Autobiographie? Christiane F. hat dieses Buch nicht selbst geschrieben. Sie hat der Berliner Journalistin Sonja Vukovic ihr Leben erzählt. "Reden, reden, reden, das ist die beste Therapie für mich", heißt es einmal, und tatsächlich ist diese Freude an Kommunikation, ein grundlegendes Bedürfnis sich mitzuteilen, bei allem natürlich auch vorhandenen Misstrauen dem Buch deutlich anzumerken.

Insofern passt der sehr umgangssprachliche, pathetischen Ausrufen, Selbst- und Fremdanklagen keineswegs abgeneigte Stil, für den sich Christiane F. und ihre Koautorin entschieden haben, hier sehr gut: "Hätte Angela Merkel mich gefragt! Ich könnte ihr interessante Geschichten über die Griechen erzählen", "Ich war selten so gesund, körperlich und geistig, wie in diesen Monaten im Knast" und "Im Knast kannst du dich wenigstens selbst befriedigen, ohne dass du beobachtet wirst" - das Buch strotzt vor derart bizarren, zwischen Naivität und zuweilen auch erfrischender Unvoreingenommenheit schwankender Passagen. Es führt tief hinein in eine Existenz, deren einzige Konstante ist, dass es keine gibt. Es zeigt, wer darunter am meisten gelitten hat. Aber es zeigt eben auch, dass die in all den Jahren landauf, landab artikulierten Warnungen vor den Drogen, so übertrieben sie einem als Jugendlicher zuweilen auch vorgekommen sein mögen, am Ende doch eine gute Berechtigung hatten.

LENA BOPP

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In der Biografie, die Christiane Felscherinow mit Hilfe der Journalistin Sonja Vukovic geschrieben hat, erfährt Rezensentin Lena Bopp, wie es mit der berühmt-berüchtigten Mädchen vom Bahnhof Zoo weiter gegangen ist. Von den Tantiemen des Buches kann Christiane F. bis heute leben, sie hat sich ein paar Jahre auf die griechischen Inseln geflüchtet und dort wilde Partys gefeiert, wurde von Anna Keel, der Ehefrau des Diogenes-Verlegers, in Zürich aufgenommen und umsorgt, hat sich einige Jahre um ihren Sohn gekümmert - bevor er ihr weggenommen wurde, denn Christiane F. fand auch immer wieder den Weg zurück an jene Ecken, die es in allen großen Städten gibt, wo das bewusstseinserweiternde Buffet wartet, verrät die Rezensentin. Bopp ärgert sich etwas über Widerspruch, dass Felscherinow sich über die stereotype Medienreaktionen aufregt, die ihr seit "Die Kinder vom Bahnhof Zoo" folgt, aber trotzdem den Wirbel immer wieder selbst erzeugt wie jetzt mit der Autobiografie. Dabei ist sich Bopp sicher, dass es das zweite Buch ohne das erste nie gegeben hätte.

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