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"Was aus Sherwood Andersons Winesburg, Ohio (BS 1330) durch die Jahrzehnte leuchtet, was die Filme von Peter Bogdanovich, The Last Picture Show, und François Truffaut, Jules et Jim, gezeigt haben, mit unterschiedlichen Mitteln, an ganz verschiedenen Gegenständen, doch auf jeweils ähnliche, kurz gesagt: auf eine poetische Weise, den Versuch, die Geschichte stillzustellen, die Zeit anzuhalten und damit ein Stück (schon verlorener) Utopie festzuschreiben, das geschieht auch in dem kleinen, hingehuschten, scheinbar anspruchslosen Roman von Patrick Modiano, Eine Jugend." Martin Lüdke

Produktbeschreibung
"Was aus Sherwood Andersons Winesburg, Ohio (BS 1330) durch die Jahrzehnte leuchtet, was die Filme von Peter Bogdanovich, The Last Picture Show, und François Truffaut, Jules et Jim, gezeigt haben, mit unterschiedlichen Mitteln, an ganz verschiedenen Gegenständen, doch auf jeweils ähnliche, kurz gesagt: auf eine poetische Weise, den Versuch, die Geschichte stillzustellen, die Zeit anzuhalten und damit ein Stück (schon verlorener) Utopie festzuschreiben, das geschieht auch in dem kleinen, hingehuschten, scheinbar anspruchslosen Roman von Patrick Modiano, Eine Jugend." Martin Lüdke
Autorenporträt
Patrick Jean Modiano wurde am 30.7.1945 in Boulogne-Billancourt als Sohn einer flämischen Schauspielerin und eines jüdischen Emigranten orientalischer Abstammung geboren. Sein Vater lebte während der deutschen Besatzungszeit im Untergrund und schlug sich mit Schwarzmarktgeschäften durch. Modiano erlebte eine chaotische Nachkriegskindheit: häufige Abwesenheit der Mutter, früher Tod des Bruders und Trennung der Eltern. Modiano widmete sich schon früh dem Schreiben und bereits mit 21 Jahren beendete er seinen ersten Roman. Seitdem publizierte er zahlreiche Romane, Kinderbücher sowie Theaterstücke und Drehbücher. 2014 ist Modiano mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet worden. Der Autor lebt in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.12.2007

Allein auf der Welt
Patrick Modiano: „Eine Jugend”
Louis und Odile, das abenteuerliche Paar dieses balladesken Romans, das wir ein Jahr ihres Lebens – mit atemloser Neugier und uneingeschränkter Zuneigung – begleiten dürfen, haben einmal in ihrer bis dahin kümmerlichen Existenz eine Chance erhalten – und beherzt zugepackt. Nun sitzen sie, fünfzehn Jahre später, auf der Terrasse ihres Chalets, die Kinder spielen im Garten, der Nebel über dem See löst sich auf, es ist Odiles fünfunddreißigster Geburtstag, und sie fragt sich: „Was kann man in diesem Alter noch erleben? . . . Kommt es manchmal vor, dass das Leben mit fünfunddreißig neu anfängt? . . . Sie persönlich meint eher: Nein. Es ist, als erreiche man eine Stauzone, und das Tretboot gleite ganz allein über einen See . . .”
So beginnt der Roman und dann folgt die zu Herzen gehende Geschichte der beiden armen Schlucker, die 20 Jahre zuvor für Bekannte aus dem kriminellen Milieu nicht astreines Geld schwarz über die Grenze nach Genf bringen sollen. Sie beschließen, das Geld zu behalten und zu verschwinden. Es war Louis’ Idee, aber Odile hat sofort mitgemacht, weil sie gelernt hat, den Überlebensstrategien ihres Freundes zu vertrauen. Mit ihren eigenen Vorstellungen eines glücklichen Lebens – sie wollte Chansonsängerin werden – ist sie brutal ausgenützt worden und böse gescheitert. Nur mit dem sanften, naiven, elternlosen Louis ist es anders. Mit ihm und durch ihn hat sie zum ersten Mal Glück gehabt. „Noch nie”, heißt es einmal, „hatte irgend jemand ihnen, ihm und Odile, Ratschläge gegeben. Sie waren allein auf der Welt.”
Über das emotionale, politische, soziale Alleinsein auf der Welt hat Patrick Modiano zwanzig Romane geschrieben, die nach und nach zu einer großen menschenfreundlichen Erzählung zusammengewachsen sind. Der größte Teil ist übersetzt. Es ist an der Zeit, dass man diesen wunderbaren, nie aufdringlichen Schriftsteller endlich zu lesen und zu lieben beginnt. MICHAEL KRÜGER
Patrick Modiano Foto: Corbis
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»Modiano-Fans dürfen sich freuen ... Mal eine Geschichte über jugendliche Flaneure, die gut ausgeht.« Tilman Krause DIE WELT 20100102