Jean-Louis Picaud, bewährter Kämpfer der Grande Armee, verschlägt es 1812 nach einer schweren Verwundung als Gendarm in den Hunsrück ins Örtchen Simmern, das zu dieser Zeit zu Frankreich gehört. Eigentlich soll er sich um eine Kindsmörderin kümmern, da wird der Fassmachergeselle Ferdinand
bewußtlos von einem Fuhrmann nach Simmern gebracht. Ferdinand erzählt eine abenteuerliche Geschichte.…mehrJean-Louis Picaud, bewährter Kämpfer der Grande Armee, verschlägt es 1812 nach einer schweren Verwundung als Gendarm in den Hunsrück ins Örtchen Simmern, das zu dieser Zeit zu Frankreich gehört. Eigentlich soll er sich um eine Kindsmörderin kümmern, da wird der Fassmachergeselle Ferdinand bewußtlos von einem Fuhrmann nach Simmern gebracht. Ferdinand erzählt eine abenteuerliche Geschichte. Angeblich hat man seine Braut in der Hochzeitsnacht im Soonwald verschleppt. Unheimliche Kreaturen, die Nachtkrumpen sollen es gewesen sein, die Lucinde entführt haben. Schon häufig sind Menschen im Soonwald verschwunden, angeblich soll ein untoter Graf aus dem Mittelalter dort umgehen und für die Vorfälle verantwortlich sein. Doch Jean-Louis Picaud glaubt nicht an die Schauermärchen und vermutet ein ganz irdisches Verbrechen hinter allem. Gemeinsam mit Ferdinand und der Zigeunerin Marie begibt er sich auf Spurensuche, die das ungewöhnliche Dreiergespann bis nach Heidelberg und in den unheimlichen Soonwald führt.
Mit ihrem ersten Fall für Jean-Louis Picaud ist der Autorin ein spannender historischer Mystery Krimi gelungen, der mir beim Lesen unheimlich viel Spaß gemacht hat. Ein angeblich untoter Graf, seltsame Gestalten die durch den unheimlichen Soonwald geistern, eine mysteriöse rote Tinte und allerlei schräge Gestalten sind die Zutaten für eine unterhaltsame und spannende Geschichte, die einen von Anfang an gefangen nimmt. Die Hautfigur Jean-Louis Picaud ist forsch, beherzt, hat das Herz auf dem rechten Fleck und obwohl er aus einfachen Verhältnissen stammt, ist er sehr gebildet. Er glaubt an das napoleonische Kaiserreich und die Abschaffung der Vorrechte des Adels. Überzeugungen die sich auch in seinem Verhalten widerspiegeln und ihn als Figur sehr interessant machen. Der Autorin ist so eine charmante, selbstbewußte Hauptfigur gelungen, die sich durchaus ihrer eigenen Fehler bewußt ist und dadurch nur um so liebenswerter wird. Mit Ferdinand, dem die Braut entführt wurde und der Zigeunerin Marie, die man des Kindsmordes beschuldigt, wird Picaud in abenteuerliche, gefährliche und auch recht mysteriöse Geschehnisse verwickelt, die in einem dramatischen Finale gipfeln. Der Spannungsbogen steigt stetig an und vor allem durch ihre bildhaften Beschreibungen des Soonwaldes entsteht eine fast märchenhafte Atmosphäre, die einen großen Reiz des Buches ausmacht und den Leser in eine Welt aus Legenden und Mystery Elementen eintauchen läßt.
Der Schreibstil der Autorin ist flott und läßt sich flüssig lesen, es gibt auch immer mal launige Szenen bei denen man schmunzeln kann, vor allem über Picaud’s nicht ganz lupenreines Deutsch, das die ein oder anderen witzige Szene heraufbeschwört.
FaziT: eine spannende und etwas unheimliche Geschichte, die mich ein wenig an viktorianische Schauerromane des 19. Jahrhunderts erinnerte, nur das hier das Setting eben in Deutschland liegt. Die Hauptfigur ist sympathisch und liebenswert, trotz ihrer Ecken und Kanten und hat auf jeden Fall noch Potenzial für weitere Geschichten. Wie ich auf der HP der Autorin gesehen habe, wird es wohl auf jeden Fall noch eine Fortsetzung geben, auf die ich mich jetzt schon freue!