Meinung:
„Frozen Time“ ist mir in der aktuellen Vorschau des Imprints „Bloomoon“ gleich positiv ins Auge gefallen. Auch wenn ich aufgrund des Klappentextes etwas anderes erwartet hatte, konnte mich Katrin Lankers mit ihrem Entwurf des Jahres 2100 überzeugen.
Der Einstieg ging leicht von der
Hand. Gemeinsam mit der Protagonistin Tessa erwachte ich auf einer Intensivstation. Da Tessa alle…mehrMeinung:
„Frozen Time“ ist mir in der aktuellen Vorschau des Imprints „Bloomoon“ gleich positiv ins Auge gefallen. Auch wenn ich aufgrund des Klappentextes etwas anderes erwartet hatte, konnte mich Katrin Lankers mit ihrem Entwurf des Jahres 2100 überzeugen.
Der Einstieg ging leicht von der Hand. Gemeinsam mit der Protagonistin Tessa erwachte ich auf einer Intensivstation. Da Tessa alle Erinnerungen an ihr eigenes Leben verloren hat, konnte ich mit ihr gemeinsam auf die Suche danach gehen. So führte sie mich langsam in die Welt im Jahre 2100 ein. Eine Welt, in der Gesundheit nicht länger theoretisch sondern gesetzlich das oberste Gut ist und absolute Priorität hat. Eine Welt, in der nahezu alles von Robotern erledigt wird, das Essen aus Foodprintern stammt und alles andere in NanoConvertern erzeugt wird.
Ich hatte von Anfang an einen guten Draht zu Tessa, die in Ich-Perspektive in Gegenwartsform erzählt. Tessa weiß von Anfang an, dass etwas nicht stimmt. Nicht nur aufgrund der besonderen Erinnerung an diesen Jungen, die mit solch unverständlichen Schuldgefühlen einhergeht. Eine innere Stimme warnt sie so oft, erteilt ihr Ratschläge und lange wussten weder Tessa noch ich, was es damit auf sich hat.
Ihr Memo-Trainer Milo, der mit Tessa an ihren Erinnerungen arbeiten soll, war mir im ersten Moment mehr als unsympathisch. Nur auf seine Karriere bedacht, sieht er Tessa als interessantes Studien-Objekt, dass ihm das verdiente Prestige bringen kann. Aber im Ernstfall konnte mich Milo überraschen.
Der Schreibstil von Frau Lankers ist einfach und prägnant. Sie konnte ihren Entwurf der Zukunft mit allen technischen Errungenschaften sehr gut präsentieren und nachvollziehbar machen. Emotionen dagegen konnte ich nicht immer mitempfinden, was aber meinen Lesespaß kaum beeinträchtigte.
Ich stürzte mich von Anfang an begierig auf die Science-Fiction-gleiche Welt von Frau Lankers. Tessas Schicksal gehörte zwar dazu, war irgendwie darin verwoben, der wahre Umfang wurde aber erst im Laufe der Seiten deutlicher.
Wer den Klappentext (der beinahe schon zu viel erzählt) gelesen hat, weiß um Tessas vermeintlicher „Beziehung“ zum Projekt „Frozen Time“. Wie aber wirklich alles zusammenhängt, welch Überraschungen Tessa erlebt, wurde von der Autorin grandios arrangiert.
Ich wurde von dem Setting derart mitgerissen, dass ich den Charakteren erst wieder Beachtung schenkte, als diese aus dem Schatten der Sci-Fi-Welt traten. Bis dahin hatte ich vermutet, ich könne die Story absehen, doch die Autorin konnte mich überraschen. Eine neue Wendung folgte der nächsten und Informationen – insbesondere medizinischer Natur – flossen in großer Masse auf mich ein. Der Showdown (wie auch einige „komplizierte Situationen“ zuvor) lief etwas zu glatt. Dem folgten dann aber ein sehr gelungenes Ende und ein hoffnungsvoller Epilog.
Übrig bleibt die Frage, wie viel die Gesundheit wert ist.
Gesundheit, Glück und ein langes Leben… (Abschiedsformel der Bevölkerung)
Urteil:
Mit „Frozen Time“ konnte mich Katrin Lankers überzeugen. Dieser Einzelband beinhaltet eine Science-Fiction-mäßiges Setting, das fundiert durchdacht ist, interessante Charaktere und einen rasanten Story mit einem visionären und sogleich schockierenden Verstehen von Gesundheit. Der durch den Klappentext erwartete Fokus auf die Beziehungsgeschichte blieb aus, dafür bekam ich eine utopische Welt, die sich erst sehr sehr spät als Dystopie entpuppt. „Frozen Time“ ist nur ganz knapp an der Höchstwertung vorbei geschrammt. Meinen außerordentlichen Lesegenuss belohne ich mit sehr guten 4 Büchern.
Ein Muss für Fans gut durchdachter zukünftiger Systeme, die auf überdetaillierte Darstellungen verzichten und kleine Unebenheiten verzeihen können. Ich warte nun ganz gespannt auf den Foodprinter und den NanoConverter und hoffe, dass ich die Pocken überleben werde.
©his-and-her-books.blogspot.de