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Als Mark nach einem Autounfall wieder aufwacht, hat er alle Gefühle zu seiner Schwester Karin verloren und hält sie für eine feindliche Doppelgängerin: Capgras-Syndrom, diagnostiziert der Neurologe. Während Karin alles versucht, um ihm ein normales Leben zu ermöglichen, liegen die Ereignisse der Unfallnacht im mysteriösen Dunkel seiner Erinnerung. Florian Lukas, Annett Renneberg und Gerd Böckmann nehmen den Hörer mit auf eine bewegende Reise ins Innerste einer Familie und in das Innere des Bewusstseins. Aus diesem Bad in Gedankenströmen und Wahrnehmungsfetzen taucht man nach 110 Minuten mit…mehr

Produktbeschreibung
Als Mark nach einem Autounfall wieder aufwacht, hat er alle Gefühle zu seiner Schwester Karin verloren und hält sie für eine feindliche Doppelgängerin: Capgras-Syndrom, diagnostiziert der Neurologe. Während Karin alles versucht, um ihm ein normales Leben zu ermöglichen, liegen die Ereignisse der Unfallnacht im mysteriösen Dunkel seiner Erinnerung. Florian Lukas, Annett Renneberg und Gerd Böckmann nehmen den Hörer mit auf eine bewegende Reise ins Innerste einer Familie und in das Innere des Bewusstseins. Aus diesem Bad in Gedankenströmen und Wahrnehmungsfetzen taucht man nach 110 Minuten mit der Erkenntnis wieder auf, dass die Erinnerung der größte Geschichtenerzähler ist: Sie schafft das Echo unseres Lebens, das uns trägt, umfängt und täuscht.
Autorenporträt
Richard Powers, geb. 1957, lebt in Urbana/Illinois. Er studierte Physik, arbeitete als Programmierer, bis er mit 32 seinen ersten Roman schrieb. Mittlerweile zählt er zu den ganz großen amerikanischen Erzählern der Gegenwart. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem National Book Award. Seine Beiträge erschienen in der New York Times, Esquire, Times und Harper's.
Trackliste
CD
1Das Echo der Erinnerung
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.02.2010

DAS HÖRBUCH
Gefangen in einem anderen Ich
„Das Echo der Erinnerung” von Richard Powers als Hörspiel
„Das Echo der Erinnerung”: Dieser Titel verfügt über einen eher melancholischen Beiklang. Lauscht man der Hörspielversion des 2006 erschienen Romans von Richard Powers, glaubt man sich allerdings in eine Schauergeschichte, in ein Horrorhörspiel versetzt. Nicht um nostalgische Reminiszenzen nämlich geht es, sondern um die unheimliche, zutiefst beängstigende Auflösung aller Ordnung.
Die äußere Handlung ist rasch beschrieben: Ein junger Mann, Mark mit Namen, hat einen Autounfall; eine Weile liegt er im Koma, und die körperlichen Schäden scheinen zuerst gering. Als er jedoch erwacht, zeigt sich, dass in seinem Kopf etwas nicht stimmt: Er kann sich zwar daran erinnern, wer er ist, wo er herkommt, er kann sprechen, gehen, denken. Nur kann er seine einzige und innig geliebte Schwester nicht mehr erkennen. Sie steht vor ihm, er aber hält sie für eine Kopie, für einen Roboter. Er kann, kurz gesagt, keine emotionale Beziehung mehr zu dem Bild herstellen, das er vor sich sieht.
Diese Störung, das sogenannte Capgras-Syndrom, bezieht sich nicht nur auf seine Schwester, nicht einmal nur auf menschliche Wesen (auch seine Wohnung hält Mark für eine gut gemachte Filmkulisse). Was wie eine Kuriosität, eine seltene neurologische Absonderlichkeit anmutet, führt Richard Powers allerdings zu den generellen Fragen der Neurologie: Wie hängen Gefühle und Gedanken miteinander zusammen? Was heißt Bewusstsein? Wie funktioniert das menschliche Gehirn überhaupt und wie fragil ist seine Konstruktion?
Für die literarische Umsetzung dieser Fragen wurde Powers euphorisch gelobt (SZ vom 4. 10. 2006). Die akustische Fassung nun, so sehr sie auch auf Kürzungen angewiesen war, besitzt gleichwohl ihren ganz eigenen Reiz: Der Hörer wird keinen Moment in Ruhe gelassen, es herrscht eine leise, unterschwellige, doch ständige Verunsicherung. Mal klingen die Stimmen wie von Ferne, mal ganz metallisch, als wären sie stark komprimiert, dann wieder hallen sie den Ohren intensiv entgegen.
Zuweilen ist es, als läge man mit geschlossenen Augen im Bett und als würde die Migräne die von außen eindringenden Geräusche verzerren. Und wenn das Außen unberechenbar ist, wo hat man sich dann selbst zu verorten? Mehr noch als durch die Stimmen illustriert der Regisseur Fabian von Freier die elementare Verunsicherung der Figuren durch Musik und Geräusch, durch ein unablässig bebendes Klangbild. Marion Wöhrle und Maciej Sledziecki haben diese Musik komponiert, das seltsame, an die Luft in einem Akkordeon erinnernde Surren, die klackernden Hölzer, hallenden Metallstäbe, vereinzelten Gitarrentöne, den Eindruck tiefer Blasinstrumente und das elektronische Pochen.
So dezent sich all diese Elemente ausnehmen – nicht zu vergessen die besonnene Art der Sprecher, vor allem die Stimme des großartigen Florian Lukas – so scheinen sie doch mitzurütteln an der festen Überzeugung, dass Ich Ich ist. „Ich fühle mich gefangen in den Gedanken eines anderen”, sagt Mark einmal. Mit diesem Hörspiel, so meint man, lässt sich in manch verborgenen Winkel unserer Selbst hineinhorchen.TOBIAS LEHMKUHL
RICHARD POWERS: Das Echo der Erinnerung. Regie: Fabian von Freier, Sprecher: Annett Renneberg, Florian Lukas u. a. Der Hörverlag, München 2009,
2 CDs, 110 Min., 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Tobias Lehmkuhl attestiert der Hörspielfassung von Richard Powers' begeistert aufgenommenem Roman "Das Echo der Erinnerung" einen "ganz eigenen Reiz". Es geht darin um Mark, der nach einem Unfall am seltenen "Capgras-Syndrom" leidet, das dazu führt, dass er geliebte Personen und Umgebungen nur mehr als Kopie wahrnimmt, lässt der Rezensent wissen. Lehmkuhl sieht sich tief in Fragen nach der Fragilität des menschlichen Bewusstseins hineingezogen, wobei die beunruhigende und aufrüttelnde Wirkung durch das unaufhörliche "bebende Klangbild" und die eindringlichen Stimmen der Sprecher noch verstärkt würde, wie der Rezensent sehr angetan festhält.

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