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3 Kundenbewertungen

Lisa und Franz haben zwei nette kleine Kinder und arbeiten auf das gemeinsame Haus hin, deshalb soll Franz sich gefälligst um seine Beförderung bemühen, wie Lisa findet; Jack ist Büroleiter des Wirtschaftsministers und mitten im Wahlkampf, sieht seine Frau selten und seine Affäre gelegentlich; dass Hanno mit Exfrau Sabine und seiner neuen Freundin unter einem Dach wohnt, findet er in Ordnung, aber nur er; und Stöger, der pflichtbewusste Deutschlehrer, will seiner Nichte Pia eigentlich nur Nachhilfe geben ...Ungefiltert und ungeschönt lässt Gustav Ernst in seinem neuen Roman seine Figuren…mehr

Produktbeschreibung
Lisa und Franz haben zwei nette kleine Kinder und arbeiten auf das gemeinsame Haus hin, deshalb soll Franz sich gefälligst um seine Beförderung bemühen, wie Lisa findet; Jack ist Büroleiter des Wirtschaftsministers und mitten im Wahlkampf, sieht seine Frau selten und seine Affäre gelegentlich; dass Hanno mit Exfrau Sabine und seiner neuen Freundin unter einem Dach wohnt, findet er in Ordnung, aber nur er; und Stöger, der pflichtbewusste Deutschlehrer, will seiner Nichte Pia eigentlich nur Nachhilfe geben ...Ungefiltert und ungeschönt lässt Gustav Ernst in seinem neuen Roman seine Figuren sprechen. In ihren bestechend authentischen Dialogen schwelt die Abneigung, keimt leise Aggression auf, stumpfen Gefühle allmählich ab und die Moral verfällt. Und dann kommt der Punkt, an dem alles eskaliert.Gustav Ernst erweist sich in Beste Beziehungen als unbarmherziger Autor, der dort weiterspricht, wo andere längst schweigen - und er ist dabei glaubwürdiger, als einem lieb ist.
Autorenporträt
Gustav Ernst, geboren 1944 in Wien, lebt als Schriftsteller und Drehbuchautor ebendort. Studium der Philosophie, Geschichte und Germanistik. Seit 1997 Herausgeber der Literaturzeitschrift kolik (gem. mit Karin Fleischanderl). U.a. erschienen die Romane Die Frau des Kanzlers (2002) und Grado. Süße Nacht (2004).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2011

Austrian Psycho
Gustav Ernst, desillusioniert: "Beste Beziehungen"

Im Jahr 2008 ereignete sich in Wien ein aufsehenerregender Fünffachmord: Ein Mann tötete seine Frau, seine kleine Tochter, seine Eltern und seinen Schwiegervater mit einer Hacke - nicht im Wahn, nicht aus Wut oder Hass, sondern weil er ihnen "die Schmach ersparen wollte", die der Verlust des von ihm an der Börse verspekulierten Familienvermögens bedeutet hätte.

Wer damals österreichische Zeitungen las, der mochte sich schon ausmalen, in welcher Form diese Bluttat wohl Eingang in die Literatur finden würde. Nun hat Gustav Ernst den Schritt gewagt: Die Geschichte bildet, leicht verfremdet, einen der buchstäblich roten Fäden dieses gewaltträchtigen Romans. Franz, Akademiker aus kleinen Verhältnissen, Büchernarr und karrieregehemmter Beamter der Gemeinde Wien, beginnt mit einer Verteidigungsrede gegen seine in mancherlei Hinsicht fordernde Frau Lisa: "Was hackst du schon wieder herum auf mir?" - eine böse Andeutung, wenn man den Ausgang der Geschichte bedenkt.

Bei einem anderen Paar steht die Bluttat gleich am Beginn. Janine K. verspottet Manuel F. wegen seiner Potenzprobleme und wird von ihm mit dem Küchenmesser zum Schweigen gebracht, für immer. Der Erzähler schildert das in aller dem Volksmund abgelauschten Deutlichkeit, Franz und Lisa werden davon in der Zeitung lesen. Noch erscheint das Gemenge aus Gemeinheit, Gewalt und Perversion als ein Privileg der Proleten. Bald aber ist es überall. Als würde das entfesselte Personal der Chronikspalten Hexensabbat begehen.

Die Beziehungen zwischen Mann und Frau, die Gustav Ernst mit Präzision und Witz aus viel direkter Rede herauspräpariert und lose untereinander verknüpft, sind also keine guten und schon gar nicht die besten. Auch Jacks Ehe lässt sich nicht so charakterisieren - der Kabinettschef im Wirtschaftsministerium, natürlich ein Mann der vorgeblich familienfreundlichen Partei, ist ein Machiavellist, ein Experte der politischen, finanziellen und sexuellen Profitmaximierung; er unterhält beste Beziehungen zum Beispiel zum Polizeipräsidenten, der ihm unliebsame Anzeigen vom Hals schaffen soll. Als Jacks Frau zu seiner Affäre mit der Außenministerin nicht länger schweigen will, zieht der wahlkämpfende Gatte endgültig die Glacéhandschuhe aus.

Nur mit den Erfordernissen satirischer Zuspitzung lässt sich die von keinerlei sympathischem Zug aufgehellte Klischeefigur des Finsterlings rechtfertigen. Zum Missbrauch des öffentlichen Amtes zum höchst privaten Vorteil hat die österreichische Politik in den letzten Jahren wahrlich genügend Anschauungsmaterial geboten. Gustav Ernst hat ein Anliegen, ihm geht es, altmodisch gesagt, um Aufklärung - schonungslose Aufklärung, allerdings ohne jede Hoffnung auf Besserung.

Schwarzweißzeichnung kann man dem Autor nicht vorwerfen, weil es in dieser Hölle vernutzter Verhältnisse keine Guten gibt. Der Roman zeigt eine Welt, in der Männer über Frauen verfügen und Frauen Männer manipulieren. Sie können nicht miteinander sprechen und reden doch ununterbrochen - die Dialoge des Dramatikers Ernst haben es in sich. Ist das nun notwendige Härte oder ein Flirt mit der Geschmacklosigkeit? Der Erzähler unternimmt eine Gratwanderung, manchmal stürzt er ab: Wenn er mit Lust am Detail beschreibt, wie der sexbesessene Lehrer Stöger sich an seiner siebenjährigen Nichte vergreift, klärt er nicht auf, sondern macht den Leser zu dessen Komplizen. Hier ist das ästhetische Scheitern vom ethischen nicht zu trennen. Dennoch kommt man nicht umhin, Ernsts radikalen Realismus auch zu bewundern. Das Radikale dieses Hardcore-Hardcover besteht nicht allein im Auftrumpfen des Ordinären und nicht allein in der totalen Erfassung des Schrecklichen, sondern im Verzicht auf jeglichen Trost.

DANIELA STRIGL.

Gustav Ernst: "Beste Beziehungen". Roman.

Haymon Verlag, Innsbruck/Wien 2011. 211 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Starker Tobak, was Daniela Strigl da lesen musste. Der Autor lässt kein gutes Haar an der Beziehung zwischen Frauen und Männern, keinen Zweifel an der Gewaltbereitschaft und den Perversionen von Akademikern, Politikern und Proleten und ganz allgemein an der Ausschließlichkeit und Hoffnungslosigkeit unserer Prädisposition fürs Gemeine. Strigl steckt den Hardcore-Realismus nur weg, indem sie die Präzision und den Witz von Gustav Ernsts Geschichten auf sich wirken lässt und sich eine hehre Absicht vorstellt: Aufklärung. Allerdings entgeht Strigl auch nicht, wenn es Ernst mit der harten Tour manchmal zu weit treibt und in die Geschmacklosigkeit abdriftet. Dann, meint sie, scheitert der Autor - ästhetisch wie ethisch.

© Perlentaucher Medien GmbH
"... Die Dialoge des Dramatikers Ernst haben es in sich ... mit Präzision und Witz." Frankfurter Allgemeine Zeitung, Daniela Strigl "Der Meister der gepflegten literarischen Hasstirade ist mit neuem Roman zurück. Höchste Empfehlung!" Falter "Austrian Psycho, wie es die Welt noch nicht gesehen hat." Ö1, Ex libris, Klaus Kastberger "Starkes Buch" APA - Austria Presse Agentur, Wolfgang Huber-Lang