Das Buch schildert die Bergtour eines Paares, eines Mannes und einer Frau, das schon einige Zeit zusammen ist. Die beiden kommen aus zwei sehr unterschiedlichen Welten: Er ist Zürcher, sie ist im Osten Berlins zu DDR-Zeiten groß geworden. Der Roman spielt in der Jetztzeit und greift einen kurzen
Moment im Leben der beiden Hauptpersonen heraus, mit Rückblenden vor allem auf den Mann.
Die…mehrDas Buch schildert die Bergtour eines Paares, eines Mannes und einer Frau, das schon einige Zeit zusammen ist. Die beiden kommen aus zwei sehr unterschiedlichen Welten: Er ist Zürcher, sie ist im Osten Berlins zu DDR-Zeiten groß geworden. Der Roman spielt in der Jetztzeit und greift einen kurzen Moment im Leben der beiden Hauptpersonen heraus, mit Rückblenden vor allem auf den Mann.
Die Hauptperson André wird sehr ungewöhnlich und interessant in einer Art immerwährendem innerem Monolog dargestellt, in seinem unaufhörlichen Denken über Erdachtes wie Tatsächliches, Eingebildetes wie Gewusstes, Zurechtgedachtes wie Wirkliches, Abwertendes und Mögliches.
Immer wieder hatte André Louise von dieser Bergtour vorgeschwärmt, in den Schweizer Alpen, eine Tour, die ihm, so seine brennende Sehnsucht, alles Können, alle Kraft und Fähigkeit abverlangen würde, die er inzwischen erworben hat, eine Tour, auf die sie beide schon lange hin trainiert haben. Der Höhepunkt der mehrtätigen Wanderung sollte eine Kletterpartie am Felsen, zum Gipfel hin, werden.
Beim Lesen des Textes fiel mir auf, wie feindselig und gewaltsam Sprache oft wird, wenn von Natur, vor allem von der Bergwelt, die Rede ist. Die Menschen wollen Berge bezwingen, sich die Natur untertan machen, Schneisen schlagen, Gipfel stürmen. Und bei André gehört außerdem der eigene Leib dazu. Er empfindet Lust, seinem Körper etwas abzutrotzen; er fordert ihn, will ihn sogar überfordern bei diesem Abenteuer; er lacht über die Herausforderung, die sich ihm in den Weg stellt: er will „(sie) mit seinem Willen niedermähen“; wird sich durchbeißen. Er gerät geradezu in einen Wahn, „keine Rücksicht mehr auf seinen Körper nehmen zu müssen, ... er konnte ihn ausbeuten, ... über die eigenen Grenzen hinausgehen, ... auf Zeit wandern, Tempo machen“.
Und wie sich diese Haltung auf die Sprache des Autors überträgt, die sich ironisierend an Plattheiten gütlich tut, wenn sie kernig wird: „zu einer echten Wanderung gehört eine Blase“, „wo ein Wille ist, ist ein Weg“, „Sein Leben in die Hand nehmen“, „Schmerzen gehörten zu einer Wanderung und erst recht zu einem Abenteuer“, „Was schmerzt, ist noch da und kann gebraucht werden.“
André hat stets „alles unter Kontrolle“, traut sich alles zu, obwohl seine letzte große Bergtour sehr viele Jahre her ist, Louise, diese „Flachländerin“, verachtet er sogar ein wenig, wie er auch die Deutschen selbst ein wenig verachtet oder zumindest nicht so schätzt wie die eigenen Landsleute.
Sein tief im Inneren lodernder Ehrgeiz, den Gipfel zu „nehmen“, und seine immer größer werdende Geringschätzung der seiner Meinung nach auf „Genusswandern“ ausgerichteten Louise, die er in einem fort besserwisserisch bevormundet, kulminieren schließlich in einer Trennung. Kurz vor dem letzten großen Aufstieg wird Louise sich anders besinnen und aus Vernunftgründen umkehren.
Er nicht, obwohl er genau weiß, dass er alleine keine Chance hat. Er befindet sich in einem Zustand der Verblendung, einem Wahn der Maßlosigkeit, der ihm kein Ablassen von seinem Vorhaben mehr gestattet. “Aufgeben, das konnte er nicht. Er war es gewohnt weiterzumachen, als ob nichts wäre“. André „frisst sich“ durch, „kämpft sich hoch“. „Sollte er umkehren? Nein! Er kapitulierte nicht! Für ihn gab es nur eines: Hinauf! Hopp!“
Und obwohl er die absolute Stille um sich herum als beängstigend empfindet und ganz allein ist, „hatte er einen Willen, ... er lief wie eine Maschine, fleißig ging er weiter“. Ein Schneefeld erst bringt ihn zum Nachdenken. Er fürchtet sich, meint „dass schon sein Atem eine Lawine auslösen kann“, aber er „hält mit seinem Willen den Schnee fest“. Will „seinen Ängsten keinen Spielraum lassen“.
Die Überquerung dieses Schneefeldes, das keine Rückkehr mehr erlaubt, ist ganz großartig beschrieben. Zu den psychischen Ängsten kommen physische Schmerzen und trotzdem geht er weiter. Denn sein Leitstern „Wo ein Wille