Robert Seethaler, Jetzt wirds ernst, Kein und Aber 2010, 303 Seiten, ISBN 978-3-0369-5574-2
Der jugendliche Held von Robert Seethalers neuem, seinem dritten Roman „Jetzt wird’s ernst“, bleibt in der ganzen, sich über 300 Seiten ziehenden, lustigen, in einem lakonischen Ton erzählten
Entwicklungsgeschichte namenlos.
Die Summa dieses schönen und unterhaltsamen Romans ist: das Leben ist ein…mehrRobert Seethaler, Jetzt wirds ernst, Kein und Aber 2010, 303 Seiten, ISBN 978-3-0369-5574-2
Der jugendliche Held von Robert Seethalers neuem, seinem dritten Roman „Jetzt wird’s ernst“, bleibt in der ganzen, sich über 300 Seiten ziehenden, lustigen, in einem lakonischen Ton erzählten Entwicklungsgeschichte namenlos.
Die Summa dieses schönen und unterhaltsamen Romans ist: das Leben ist ein harter Kampf, aber es ist schön und lebenswert. Die ganze Geschichte beginnt auf den beiden ersten Seiten damit, dass der Ich-Erzähler auf einer Theaterbühne steht und einen Apfelbaum spielt. Kurz nach seinem Erscheinen auf der Bühne, vor der einige Dutzend gespannte Kindergartenkinder warten, stürzt er ohne Grund ins Publikum.
Ganz am Ende des Buches werden wir wissen, was es mit dieser Bühne und der Apfelbaumrolle auf sich hat und wie der Ich-Erzähler dorthin gekommen ist. Aber zuvor muss er erst geboren werden, sein erster harter Kampf. Wie Seethaler dann in der Folge die Leiden und Freuden der Kindheit und vor allen Dingen der Pubertät seines Protagonisten erzählt, ist wahre Kunst und zeigt ein erzählerisches Talent, von dem man in den nächsten Jahren sicher noch mehr hören und lesen wird.
Schon sehr früh muss der junge Ich-Erzähler erleben, wie seine Mutter stirbt. Sein Vater führt den elterlichen Friseursalon weiter, kann aber das Innenleben seines Sohnes nicht verstehen. Irgendwann wird er bei seinem Vater eine Lehre beginnen. Als er auf seiner Hermann-Conradi-Schule die Büste des Schulpatrons in Stücke zerschmettert, hat er seinen Ruf als bewunderter, von den anderen aber auch gemiedener Sonderling weg.
Nur ein Freund, Max, ist ihm nahe, doch auch ihr Verhältnis ist schwierig. So kann ihre Blutsbrüderschaft erst mit dem Blut einer heftigen Prügelei zwischen den beiden geschlossen werden.
Zum Theater, um das es in weiten Teilen des Buches geht, kommt der Erzähler mittelbar. Er trifft ein Mädchen namens Lotte. Weil er ihr nahe sein will, schließt er sich der von einer skurrilen Lehrerin geleiteten Theater AG der Schule an. Lotte spielt dort in Tschechows „Möwe“ die Nina. Die Proben verlaufen chaotisch, doch schlussendlich kommt es zu einer vielbejubelten Aufführung auf dem Schulfest. Seine Lotte verliert er an Max, was ihm allerdings wenig ausmacht. Mehr beschäftigt ihn seine beginnende Karriere als Schauspieler, seit er in das alte Kellertheater von Janos und Irina gekommen ist. Dort bei diesen Alt- 68 ern lernt er die Schauspielerei von der Pike und sein Vater entlässt ihn guten Willens aus der Lehre. Er trifft auf eine junge Frau, die ihn von seinem pubertären Samenstau befreit, und nachdem auch dieses geklärt ist, kann er gelöst und frei nach seinem Sturz von der Bühne zu neuen Lebensufern aufbrechen.
Die Lektüre dieses mit lockerer Feder geschriebenen Romanes ist wegen seiner sprachlichen Brillanz und seiner inneren Komik ein wahres Vergnügen. „Jetzt wird’s ernst“ zeigt ohne moralischen Impetus, dass es auch Spaß machen kann, sich in der Jugend Dinge hart zu erarbeiten.