1976 herrscht Dürre in Europa, seit Wochen drückt eine wahnsinnige Hitze auf die Felder - eine Katastrophe für die Landwirtschaft. Den Hof der Sutters in der französischen Schweiz trifft es besonders hart: Der Bauer und Familienvater hat sein ganzes Vermögen in die Hühnerzucht gesteckt, und die Küken sterben in der Hitze weg; die Mutter quartiert eine geheimnisvolle Fremde auf dem Hof ein, die sich als ihre Geliebte herausstellt; der geistig zurückgebliebene Knecht Rudy wird, als ein fürchterliches Gewitter ausbricht, von einem Balken erschlagen; und für den 13-jährigen Gus ist es das Ende seiner Kindheit. Wuchtig, farbig, zum Anfassen plastisch lässt Butis Roman eine Welt entstehen im Moment ihres Untergangs.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Dieser Roman hat Elisabeth von Thadden fasziniert. Er ist der erste des Autors aus der französischen Schweiz, der übersetzt wurde. Der Jahrhundertsommer 1976 mit seiner alles versengenden Dürre wird laut Thadden hier zum Symbol für die endgültig auf dem Dorf einziehende Moderne. Letztlich ist es für Thadden ein weibliches Bild der Moderne, das über die Versuche des Mannes, sich mit Moderne zu arrangieren, obsiegt. Denn der Hähnchenzuchtbetrieb des Bauern, des Vaters des Erzählers, geht in der Hitze ein - qualvoll verenden die Küken in der unbelüfteten Halle. Währenddessen macht sich die Mutter im orangenen R5 und leichten Kleid mit Paisley-Muster auf den Weg in die Stadt, die Emanzipation und die freie Liebe. Der Sohn erzählt von seiner Pubertät und von dem zurückbleibenden Vater, dem Verlierer, dem er laut Thadden ein rührend würdevolles Denkmal setzt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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