Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 4,00 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Eine Masseuse, die sich beim Anblick eines Rückentattoos in Visionen über den Patienten verliert, ein Vampir mit Eheproblemen, ein Junge, in dem eine Vogelscheuche eine längst vergessen geglaubte Geschichte wieder aufleben lässt, ein Fanclub, dessen Team niemals gewinnen wird - sie alle kämpfen um die Erfüllung ihrer Träume, wie unwahrscheinlich sie auch sein mögen. Dank Karen Russells virtuoser Erzählgabe und Empathie, dank ihrer Fantasie, ihrem Humor und ihrer Nachdenklichkeit lässt uns keine dieser Lebensgeschichten los, die Autorin bringt ganze Welten zum Einsturz, lässt neue erwachen und…mehr

Produktbeschreibung
Eine Masseuse, die sich beim Anblick eines Rückentattoos in Visionen über den Patienten verliert, ein Vampir mit Eheproblemen, ein Junge, in dem eine Vogelscheuche eine längst vergessen geglaubte Geschichte wieder aufleben lässt, ein Fanclub, dessen Team niemals gewinnen wird - sie alle kämpfen um die Erfüllung ihrer Träume, wie unwahrscheinlich sie auch sein mögen.
Dank Karen Russells virtuoser Erzählgabe und Empathie, dank ihrer Fantasie, ihrem Humor und ihrer Nachdenklichkeit lässt uns keine dieser Lebensgeschichten los, die Autorin bringt ganze Welten zum Einsturz, lässt neue erwachen und zeigt auf, dass der Mensch gewisse Illusionen nie aufgeben wird.
Autorenporträt
Russell, Karen
Karen Russell, 1981 in Miami geboren, studierte an der Northwestern University in Evanson/Illinois Englisch und Spanisch. Ihre Erzählungen erscheinen u.a. im «New Yorker» und im «Granta Magazine». Ihr Erzählband «Schlafanstalt für Traumgestörte» (2008) war für den «Guardian First Book Award» nominiert, ihr Roman «Swamplandia» (2011) unter den Finalisten für den Pulitzer-Preis. Vom New Yorker wurde sie neben Jonathan Safran Foer, Nicole Krauss und anderen auf die Liste der zwanzig besten Nachwuchsautoren der USA gesetzt, vom Granta Magazine als eine der «Best of Young American Novelists» ausgezeichnet und gewann 2012 den «National Magazine Award for Fiction». 2013 erschien ihr neuster Erzählband «Vampire im Zitronenhain». Karen Russell lebt in New York.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Breites Lächeln bei Zoe Hagen. Die acht Kurzgeschichten von Karen Russell in der Übersetzung von Malte Krutzsch findet sie jede für sich genommen einzigartig. Ein wenig erinnern sie die Rezensentin an Märchen oder Traumgeschichten, weil sie zwar mit recht alltäglichem Personal starten, sich dann aber doch ziemlich fremdartig fortspinnen. Viele kleine Beobachtungen und virtuos und nicht ohne Ironie gesetzte Verknüpfungen in den Geschichten um Liebe, Hoffnung, Angst sorgen dafür, dass der Rezensentin nicht langweilig wird. Die Texte haben für Hagen von allem etwas: Sci-Fi, Horror, Fantasy.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.11.2013

Zaubertrank mit Zitrone
Ein neuer Band mit Erzählungen von Karen Russell
Vampire sind hip. Als Wiederentdeckung der Neuzeit tingeln sie sich durch eine beträchtliche Bandbreite an Teenieromanen, erstrahlen im erhabenen Licht der Unendlichkeit und bezirzen eine Großschar zumeist weiblicher Leser mit ihren ganz und gar sterblichen Lüsten und Leidenschaften. Jung, gut aussehend und sehr tot. Das scheint das neue Erfolgsmodell zu sein.
  Bei der 1981 in Florida geborenen Karen Russell ist das ein wenig anders. In Ihrem neuen Buch gibt es keine stürmischen erotischen Leidenschaft mit weißen, im Mondlicht blitzenden Schwanenhälsen, kirschrot schmachtenden Lippen und vor Sinnlichkeit und Lust bebenden jugendlichen Körpern. Ihre Vampire sind vielmehr ganz alltägliche Rentner mit runzeliger Haut, steifen Gelenken und Eheproblemen. Attraktiv ist das nicht. Und genau darin liegt der Reiz.
  Es sind nicht die großen Zeichen, die ihren Weg in Russells Kurzgeschichtenband „Vampire im Zitronenhain“ gefunden haben. Ihre Figuren sind weder besonders schlau, noch besonders gut aussehend, noch besonders irgendwas. Und dennoch anders. Fremdartig, nicht etwa weil sie sich zwischenzeitlich in Raupen verwandeln, die Kontrolle über ihre Gedanken verlieren und in Visionen abdriften, oder eben wie in der titelgebenden Geschichte Zitronen aussaugen. Ihre Figuren sind anders, weil sie so normal sind. Es mögen keine großen Metaphern und tief schürfenden Gedanken sein, die Russell dem Leser mitgibt, dafür aber reihenweise kleine Beobachtungen und Verknüpfungen, vor dem Hintergrund merkwürdig fremd vertrauter Welten. Vertraut auch insofern, als diese bereits in Russells ersten Roman „Swamplandia“ (2011) zum Leben erweckt worden sind. Dieser wiederum beruht auf einer Erzählung aus „Schlafanstalt für Traumgestörte“ (2008), Russells erstem Kurzgeschichtenband.
  Auch dort findet sich das Spiel mit der Realität wieder. Heimatslose, allein gelassene Kinder erbauen sich ihre eigenen Welten, albtraumhafte Gestalten entspringen ihren Imaginationen und kreieren eine groteske Realität, die bereits mit einem Bein in das Reich der Fantasie übergewechselt ist. Die Helden dieser Geschichten sind Kinder, mitsamt ihrer Naivität und dem Glauben an das Magische. Aber auch Erwachsenen kann es noch gelingen, sich diesen Sinn für das Außergewöhnliche zu bewahren, als Fluch oder Segen. Außerordentliches verliert an Bedeutung. Großes ist auf einmal ganz klein, und manchmal liegt die Ewigkeit in einem einzigen Moment.
  Russels Figuren sind von Erzählung zu Erzählung anders, jede einzigartig, genauso wie ihr Blick auf die Welt. Die jedoch scheint dieselbe geblieben zu sein. Beinahe so, als handelte es sich um Märchen. Märchen für moderne, bereits erwachsene Großstadtkinder, die sich in Russells jüngstem Werk in grimmiger Erwartung auf das Schlimmste vorbereiten, sich das kommende Unheil bereits ausmalen, wenn der kleine Miles todesmutig durch die Steppe reitet und von merkwürdigen Beeten und weißen Zweigen erzählt. Manchmal jedoch schlägt Russell auch aus heiterem Himmel zu, und ein anfänglich wohliges Kribbeln wird zu einer beklemmenden Melancholie, die sich erst sacht und dann umso ungestümer ausbreitet und keine andere Möglichkeit lässt, als sich ihrem Sog zu überlassen, um dann von ihr ebenso schnell wieder ausgespuckt zu werden.
  Karen Russells Kurzgeschichten sind ein Ping-Pong-Spiel der Emotionen, und der Leser ist der Ball, den sie mal sanft, mal wuchtiger in das innerste Leben ihrer Figuren springen lässt, die irgendwann feststellen, dass sie sich den scheinbar banalen und doch so elementaren Fragen des Lebens stellen müssen: Liebe, Hoffnung, Angst. Selbstfindung, wie bei Nal mit seinen blauen Haaren, dem Sonnenschein von einem Bruder und dem Novemberwetter in seinem Innenleben. Nal, der in diesem Sommer vierzehn ist und nach Gründen sucht, „um sich leidenschaftlich zu lieben und zu hassen“, der „schreckliche“ Fernsehfilme schaut, die er heimlich doch gar nicht so schlecht findet, und der ein Mädchen liebt, das Bücher liest und durch die Welt schwebte, ‚‚als hätte sie Angst, ihre Schritte könnten sie aufwecken'“.
  Es sind Traumgeschichten, in die Karen Russell den Leser virtuos einspinnt. Und in der gelungenen Übersetzung von Malte Krutzsch wird man zum Glück nicht jäh auf ihnen aufgeschreckt. So können sich Russells Erzählungen auch auf Deutsch frei entfalten. Ihre Geschichten spielen in der Gegenwart oder vielleicht in einem Paralleluniversum oder möglicherweise doch in der fernen Zukunft. Russel bedient sich der unterschiedlichen Genres, als braute sie gleich Miraculix ihren ganz persönlichen Zaubertrank. Ein wenig Fantasy, eine Prise Horror und ein Teelöffelchen Science Fiction ergeben zusammen „Vampire im Zitronenhain“ – acht literarische Leckerbissen, serviert mit einem Hauch von Ironie, einer Spur Sarkasmus und der Wahrhaftigkeit wechselnder Gefühle von Trauer, Wehmut, der Ernüchterung des Erkennens oder Freude. Manchmal ist es auch eine Mischung aus allem. Aber worauf es ankommt, ist: Man klappt dieses Buch zu mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Und das ist schön.
ZOE HAGEN
Karen Russell: Vampire im Zitronenhain. Erzählungen. Aus dem Englischen von Malte Krutzsch. Verlag Kein & Aber, Zürich 2013. 320 Seiten, 19,90 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Russells magischer Realismus
mixt Fantasy, Horror und auch ein
Teelöffelchen Science-Fiction
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr