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Moat County, Florida, 1965. Kurz nach Sonnenaufgang wird Sheriff Thurmond Call auf dem Highway gefunden, ausgeweidet wie ein Alligator, dem man ans Leder will. Die Einwohner des Countys verlangen Gerechtigkeit, und bald schon ist ein Schuldiger gefunden: Hillary Van Wetter, der unberechenbare, gewalttätige Spross einer Familie, die seit Jahrhunderten in den Sümpfen Floridas haust, soll für den Mord auf den elektrischen Stuhl. Doch es gibt Hoffnung für Hillary Van Wetter. Eine Frau namens Charlotte Bless fühlt sich zu Mördern hingezogen, auch wenn sie diese nie persönlich kennengelernt hat. Sie…mehr

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Produktbeschreibung
Moat County, Florida, 1965. Kurz nach Sonnenaufgang wird Sheriff Thurmond Call auf dem Highway gefunden, ausgeweidet wie ein Alligator, dem man ans Leder will. Die Einwohner des Countys verlangen Gerechtigkeit, und bald schon ist ein Schuldiger gefunden: Hillary Van Wetter, der unberechenbare, gewalttätige Spross einer Familie, die seit Jahrhunderten in den Sümpfen Floridas haust, soll für den Mord auf den elektrischen Stuhl. Doch es gibt Hoffnung für Hillary Van Wetter. Eine Frau namens Charlotte Bless fühlt sich zu Mördern hingezogen, auch wenn sie diese nie persönlich kennengelernt hat. Sie will Hillary aus der Todeszelle holen und verspricht zwei Reportern von der Miami Times die Story des Jahres, sollten sie den Fall neu aufrollen. Die von der Polizei vorgebrachten Beweise gegen Van Wetter waren nie stichhaltig - genau wie dessen vermeintliches Alibi. Aber die Suche nach dem Schuldigen entwickelt sich rasch zu einem tödlichen Spiel. Denn manchmal wird aus einer Lüge die Wahrheit.
Autorenporträt
Pete Dexter, 1943 in Michigan geboren, arbeitete über fünfzehn Jahre als Zeitungsreporter in Philadelphia. Nachdem er im Zuge einer kontroversen Berichterstattung angegriffen und krankenhausreif geschlagen wurde, gab er seinen Beruf auf. Heute lebt er als freier Schriftsteller im Bundesstaat Washington. Pete Dexter gilt als einer der profiliertesten Drehbuchautoren Amerikas und veröffentlichte bislang sieben Romane, darunter 'Deadwood', 'Train' und 'Paris Trout', für den er 1988 mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde.
Rezensionen
"Ein großartiger, unheimlicher Roman, der lange nachwirkt." -- THE NEW YORK TIMES

Ein psychopathischer Mörder, der seine Unschuld beteuert. Eine Femme fatale mit der Neigung, sich in Schwerverbrecher zu verlieben. Und zwei Reporter auf der Suche nach der perfekten Story. "Paperboy" ist eine packende Geschichte über Gewalt, Verrat und Heuchelei - erzählt vom "letzten lebenden Großmeister des Roman noir" -- STERN

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Krimi ist in Pete Dexters Romanen nie die ganze Geschichte, weiß Ulrich Baron, und auch hinter "Paperboy" verbirgt sich mehr als der schmutzige Seitenfresser, den der Panoramablick auf die Handlung verspricht. Der sieht etwa so aus: ein mörderischer Sheriff wurde mutmaßlich von einem unappetitlichen Monster von einem Mann aus dem amerikanischen Hinterland umgebracht, und eine Schönheit mit Vorliebe für Todestraktinsassen engagiert zwei Journalisten mit "Neigung zu journalistischen Himmelfahrtskommandos", um ihn aus dem Knast zu holen, fasst der Rezensent zusammen. Der Titelheld und Erzähler der Geschichte ist Jack James, der Bruder eines der Journalisten, der es selbst nur zum Zeitungsausträger, zum Paperboy, geschafft hat, weil er wegen einer dummen Sache vom College geflogen ist. Es ist sein Bruder Ward, der sich mit seiner unbedingten Wahrheitsliebe bei gleichzeitiger Skrupellosigkeit zu "all jenen kleinen Orte in uns selbst" vorgräbt, an denen niemand etwas zu suchen hat, erklärt Baron. Besonders dessen Schlusssatz bleibt dem Rezensenten im Gedächtnis: "Kein Mensch bleibt unversehrt", zitiert Baron.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.09.2013

Kein Mensch bleibt unversehrt
Pete Dexters „Paperboy“ ist ein Krimi aus dem Zeitungsgeschäft. Er führt
an all jene kleinen Orte in uns selbst, an denen niemand etwas zu suchen hat
VON ULRICH BARON
Ließe man den Anfang weg, so könnte man Pete Dexters in den USA 1995 erschienenen Roman „Paperboy“ für einen Krimi halten. Das wäre dann die Geschichte vom Mord an einem mörderischen Sheriff, vom mutmaßlichen Täter Hillary Van Wetter im Todestrakt und von der schönen Charlotte Bless, die auf Mörder steht und zwei Journalisten auf die schlampige Prozessführung ansetzt, um Hillary freizubekommen. Also genau der richtige Stoff für einen schönen, schmutzigen Pageturner, doch der Krimi – der auch in anderen Romanen Dexters wie „God’s Pocket“ und „Paris Trout“ steckt – ist nie die ganze Geschichte.
  „Mein Bruder Ward war einmal berühmt“, beginnt der Titelheld Jack James seine Erzählung, aber heute spreche kein Mensch mehr davon. Selbst sein Vater, der Zeitungsverleger William Ward James, wolle nichts mehr davon hören, und wenn die Rede auf den verlorenen Sohn komme, ziehe er sich „an jenen geschützten Ort zurück, an dem er seine Geschichten aufbewahrt“. Während Ward es zusammen mit seinem Kollegen Yardley Acheman in den Sechzigern zum gestandenen „Newspaperman“ gebracht hatte, war Jack wegen eines dummen Streichs vom College geflogen und musste deshalb Zeitungen ausfahren, der titelgebende „Paperboy“ der die beiden Journalisten und Charlotte herumchauffierte – er erzählt dies nun aus dem Abstand einiger Jahre.
  Aus diesem Abstand gewinnen Handlung, Gestalten und Chauffeursperspektive eine psychologische und tragische Tiefe, die über den reinen Fall und über das Krimi-Genre hinausweist. Verglichen mit dem akribischen Rechercheur Ward erscheint der stets um eine „larger perspective“ bemühte Schürzen- und Pulitzerpreisjäger Yardley als Karikatur eines selbstgefälligen „New Journalism“. Zusammen mit Charlotte ergänzt Yardley Wards Recherchen durch ein dubioses Alibi für den Todeskandidaten. Dabei ist dieser eines der unappetitlichsten Monster, die Amerikas sumpfiges Hinterland hervorgebracht hat. Was in ihm steckt, deutet Dexters Erzähler an, als er die Augen von Hillarys vergleichsweise harmlosem Cousin Jerome beschreibt: „Sie hatten etwas von einem Raubvogel, wenn sie einen anstarrten, etwas erwarteten und verharrten, und bis sich seine Neugier schließlich wie ein kleines Lächeln regte, hatte der Mann jene kleinen Orte in einem gefunden, an denen er nichts zu suchen hatte.“
  In einer Welt, in der der ermordete Sheriff Thurmond Call in Ausübung seines Amtes eine „selbst für die Verhältnisse von
Moat County unangemessen hohe Anzahl von Schwarzen umgebracht hatte“, erscheint Hillary zumindest dem Death-Row-Groupie Charlotte als idealer Kandidat nicht nur für sexuelle Obsessionen: Hillary sei für sie „reiner“ als die anderen Killer, mutmaßt der Erzähler: „Uncompromised by jail and attorneys, an intact man.“ Wohl weil die Formulierung „intakter Mann“ im Deutschen falsche Assoziationen wecken könnte, hat Bernhard Robben das eher moralische „uncompromised“ und das eher physische „intact“ gewissermaßen über Kreuz übersetzt: „Ungebrochen vom Knast und den ganzen Juristen“ sei Hillary „ein integrer Mann“. Doch so fein gesponnen ist weder Charlotte noch die Wahrheit, um die es ihr geht: „There are no intact men“, lautet der letzte Satz des Romans im Original.
  „Kein Mensch bleibt unversehrt“, übersetzt Robben, und das gibt seiner durchweg gelungenen Übertragung einen eleganten Akzent, der Dexters Schlusssatz eine etwas andere, aber durchaus plausible Lesart gegenüberstellt. Für Charlotte und Hillary wäre das die Ausdrucksweise derer, „die laufend tote Philosophen zitieren. Meistens deutsche.“ Intakt ist und unversehrt bleibt in „Paperboy“ vor allem auch Ward nicht, dessen kompromisslose Wahrheitssuche bis zur Selbstzerstörung reicht. Zu Beginn seiner Karriere sei er einmal in das vollbetankte Wrack eines abgestürzten Passagierflugzeugs eingestiegen, um aus der Körperhaltung der Leichen Schlüsse auf die Aufprallgeschwindigkeit zu ziehen, berichtet der Erzähler. Und während der Recherchen zu Hillarys Fall rückt er den Van Wetters in ihrem üblen Sumpfnest beängstigend nahe. Ward ist eine dieser Pete-Dexter-Figuren, die keine Eskalation scheuen, einen Amokläufer mit einer provozierenden Geste auf sich aufmerksam machen würden, um ihn genauer verstehen zu lernen.
  „Du hast es noch nicht erlebt, Jack, wie es ist, wenn du es absolut korrekt hinkriegst“, beschreibt er seinem Bruder diese Neigung zu journalistischen Himmelfahrtskommandos: „Wenn du die Dinge auf das runterbrichst, was tatsächlich passiert.“ Was dann, fragt sein Bruder. „Das macht es erträglich“, antwortet Ward. Eben nicht. Das führt vielmehr an jene kleinen Orte in einem selbst, an denen niemand etwas zu suchen hat.
Der Held ist ein Journalist, dessen
kompromisslose Wahrheitssuche
bis zur Selbstzerstörung reicht
Der „Paperboy“ und das Todeskandidaten-Groupie: Zac Efron und Nicole Kidman in der Verfilmung von Pete Dexters Roman.
FOTO: STUDIOCANAL
        
  
  
  
  
Pete Dexter: Paperboy. Deutsch von Bernhard Robben. Liebeskind,
München 2013. 308 Seiten, 19,80 Euro.
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