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solveig

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Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2024
Wie ein Vogel. Kindheitserlebnisse aus der DDR: poetisch erzählt, wunderschön illustriert.
Raidt, Gerda

Wie ein Vogel. Kindheitserlebnisse aus der DDR: poetisch erzählt, wunderschön illustriert.


sehr gut

Frei wie ein Vogel
Vögel spielen im Leben der kleinen Gerda und ihrer Familie eine große Rolle. Manche werden in Käfigen gehalten, andere wiederum können frei umherfliegen - auch über die Mauer, die Deutschland während Gerdas Kinderzeit in zwei unterschiedliche Staaten teilt. Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte, wie eine Metapher für die Bewohner der beiden deutschen Republiken.
Zu Beginn ihrer Erzählung macht Gerda uns mit ihrer Familie bekannt, in Schwarz-Weiß-Bildern, wie sie lange Zeit noch in der DDR als Fotos üblich waren. Doch der Alltag des kleinen Mädchens besteht nicht nur aus Grau- und Weißtönen, sondern vor allem aus farbigen Erlebnissen und einem liebevollen Miteinander in der Familie.
Aus der Sicht des Kindes beschreibt Raidt ihr Leben in Ostberlin. Politik spielt für sie noch keine Rolle; sie erlebt ihren Kindergarten- und später Schulalltag mit seinen negativen und positiven Aspekten, unangenehmen und schönen Erlebnissen und schließlich den Tag der Maueröffnung. Die zahlreichen, teilweise ganzseitigen Illustrationen verdeutlichen den Text und vermitteln einen guten Einblick in Gerdas Umgebung. Die Aufmachung des Buches erinnert an ein Schulheft oder -Kladde, eine Art kindliche Erinnerungsbuch.
Am Schluss des Büchleins erklärt eine kurze, für Kinder leicht zu verstehende Passage in wenigen Sätzen die Situation der beiden deutschen Staaten; eine passende Gelegenheit für den Vorleser, eigene Erfahrungen hinzuzufügen oder auf Fragen einzugehen.

Bewertung vom 24.07.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


ausgezeichnet

"Wir drei sind eins"
Pia, Jakob und Luca: eigentlich leben sie als glückliche Familie zusammen – bis eines Tages ein Vorfall in der Schule ihre heile Welt erschüttert. Der siebenjährige Luca soll einer Klassenkameradin etwas angetan haben.Was genau passiert ist, bleibt allerdings im Ungewissen. Luca bestreitet die Beschuldigungen, seine Eltern wollen ihn schützen, doch bei Pia schleichen sich leise Zweifel ein. Ist er wirklich unschuldig? Oder können nicht auch Kinder hinterhältig und "kleine Monster" sein?
Auf raffinierte Weise schildert die Autorin, wie sich Stück für Stück Pias Misstrauen aufbaut,
die Harmonie in der Familie Risse bekommt. Sie nutzt dazu zwei Handlungsebenen; die Ereignisse der Gegenwart lassen in Pia dramatische Erinnerungen an ihre eigene Kindheit wach werden. Aus der Sicht der Erwachsenen, die nun selbst Mutter ist, bewertet sie die Geschehnisse (und ihre eigene Rolle darin) neu. Sind Linds Formulierungen anfangs nur vage, so werden sie im Verlauf der Geschichte immer deutlicher und erzeugen eindrucksvolle Bilder der vergangenen und aktuellen Geschehnisse. Dabei erzählt sie in einem schlichten Stil, ohne jedes Pathos, und lässt den Leser einen tiefen Blick in Pias Psyche und die Familienstrukturen werfen.
„Wir drei sind eins“ - das galt für Pia und ihre zwei Schwestern in der Vergangenheit. Auch für ihre kleine Familie in der Gegenwart erwartet sie das. „Eine glückliche Familie. Bis wir es nicht mehr sind."

Bewertung vom 23.07.2024
Die wundersamen Talente der Kalendario-Geschwister: Skurril, komisch, magisch - eine Detektivgeschichte der besonderen Art!
Söllner, Louisa

Die wundersamen Talente der Kalendario-Geschwister: Skurril, komisch, magisch - eine Detektivgeschichte der besonderen Art!


sehr gut

Geheimnisvolles Maubach

Es gibt nichts, das Pablo lieber täte, als Geheimnisse aufzudecken. Als das seit vielen Jahren unbewohnte Nachbarhaus, das "Gruselhaus", eines Tages verkauft wird, erhält er unverhofft die Gelegenheit, als Hobby-Detektiv zu ermitteln und gemeinsam mit seiner Schwester Penny die neuen Bewohner zu beobachten: den mysteriösen Herrn Kalendario und seine mit merkwürdigen Talenten ausgestatteten Kinder. Aus der anfänglichen Zweckfreundschaft mit den Nachbarskindern entwickelt sich recht schnell echte Freundschaft. Doch das Misstrauen gegen Herrn Kalendario bleibt. Ob es Pablo gelingt, sein Geheimnis zu lüften?
Louisa Söllner spricht in ihrem Kinderroman viele Themen an, die junge Menschen ab 10 Jahren bewegen: neben Freundschaft sind es erste Liebelei, Gefühle des Ausgegrenztseins, aber auch Hilfbereitschaft und Toleranz werden angesprochen. In lockerem, der jugendlichen Sprache angepasstem Stil erzählt sie aus dem nicht unbedingt alltäglichen Leben von Penny und Pablo, die in einer Patchworkfamilie aufwachsen. Spannend und zugleich humorvoll gelingt es ihr, die jungen Leser in die Ereignisse, die in der Kleinstadt Maubach ihren Lauf nehmen, einzubeziehen. Auch die grafische Gestaltung des Buches von Josephine Wolff ist hervorzuheben: neben den passend illustrierten Kapitelanfängen sind es vor allem die illustrierten Vor- bzw. Nachsatzblätter, die bereits auf das Geschehen in Maubach neugierig machen.
„Die wundersamen Talente der Kalendario Geschwister“ garantieren lesebegeisterten Kindern beste Unterhaltung.

Bewertung vom 16.07.2024
Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens
Reuter, Gabriele

Aus guter Familie. Leidensgeschichte eines Mädchens


sehr gut

Kluge Gesellschaftskritik

Gabriele Reuter lässt ihren Roman, erstmals erschienen im Jahre 1895, mit einem fröhlichen Fest beginnen. Die fast siebzehnjährige Agathe, voller Neugier und Träume auf eine wundervolle Zukunft, feiert ihre Konfirmation im Kreis ihrer Familie. Konfirmation heißt aber auch Abschied von der Kindheit und Vorbereitung auf das Erwachsenenleben. Für höhere Töchter Ende des 19. Jahrhunderts bedeutet das die Einführung in die Gesellschaft und ihre Verheiratung. Im Idealfall haben sie sich zu richten nach "Des Weibes Leben und Wirken als Jungfrau, Gattin und Mutter" - einem Werk im Prachteinband, das Agathe als Geschenk zur Konfirmation erhält. Wird die lebensfrohe Agathe die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen?
Voller Empathie erzählt Reuter vom Erwachsenwerden Agathes und ihrem Schicksal als „höhere Tochter", wobei sie sich eines klaren Schreibstils und deutlicher Worte bedient. Sehr einfühlsam schildert sie Agathes Seelenleben.
„Plötzlich wusste ich, wozu ich auf der Welt war: zu künden, was Mädchen und Frauen schweigend litten." schrieb sie einmal. Und tatsächlich, so authentisch kann tatsächlich nur eine Frau die intensiven Empfindungen und widerstreitenden Gefühle einer jungen Frau, hin- und hergerissen zwischen Pflichtbewusstsein und eigenen Wünschen, wiedergeben. Auf diese Weise entsteht ein farbiges Sittengemälde, das uns sehr eindrucksvoll die gesellschaftlichen Konventionen und Zwänge des Wilhelminischen Zeitalters, denen Mädchen und Frauen unterworfen waren, vor Augen führt.

Bewertung vom 09.07.2024
Am Himmel die Flüsse
Shafak, Elif

Am Himmel die Flüsse


sehr gut

Intensives Leseerlebnis

Wasser - das Schicksal der Menschheit hängt ganz entscheidend von diesem Element ab; es ist überlebenswichtig, kann aber auch zerstörerisch sein. In ihrem neuen Roman erzählt Elif Shafak aus der Perspektive ganz unterschiedlicher Menschen, in deren Leben Wasser eine große Rolle spielt. Ihre Protagonisten entstammen verschiedenen Epochen und Kulturkreisen, doch sie alle zieht es an den uralten Ort Ninive, der in dem antiken Zweistromland Mesopotamien liegt.
Die Autorin verwebt wahre Geschichten mit Phantasie; in ihrem wunderbar bildhaften Schreibstil lässt sie die Vergangenheit lebendig werden und entführt den Leser in frühere Zeiträume und fremde Kulturen. Dabei verknüpft sie das Thema Wasser mit etlichen anderen, immer wieder aktuellen Problemen.
„Am Himmel die Flüsse“ ist ein Buch, das auf einem hohen Niveau unterhalten will und ein intensives Leseerlebnis verspricht.

Bewertung vom 24.06.2024
Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
Brooks, Sarah

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland


sehr gut

Vielschichtig

Sechstausend Kilometer muss die Transsibirische Eisenbahn überwinden, um von Peking nach Moskau zu gelangen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts dauert die Fahrt ca. fünfzehn Tage. Während dieser Zeit bleiben die Türen des Zuges verschlossen, um zu verhindern, dass mögliche Gefahren des Ödlandes die Reisenden gefährden. Welcher Art solche Gefahren sein könnten, bleibt zunächst sehr vage. Selbst die junge Weiwei, die als „Zugkind“ in der Bahn groß geworden ist und eine enge Beziehung zum Zug und zur Crew hat, kann sie nicht erklären.
Nicht alle Fahrgäste reisen nur zu ihrem Vergnügen: Da ist etwa Maria Petrowna, welche die Fahrt unter falschem Namen antritt, weil sie ein bestimmtes Ziel verfolgt; der Professor, der nicht zum erstenmal mit der Bahn das Land durchquert oder der von seinem Metier besessene Naturforscher Dr. Grey. Auch zwei Abgesandte der Eisenbahngesellschaft, von den Mitreisenden die „Krähen“ genannt, sind im Zug und scheinen allgegenwärtig zu sein ...

Die Autorin lässt den Leser die Reiseerlebnisse Tag für Tag erleben, stets begleitet von Ausschnitten aus dem mysteriösen "Handbuch für das Ödland“, verfasst von einem gewissen Valentin Rostow, das sich wie ein Reisebericht liest.
Schön langsam entwickelt Sarah Brooks die Handlung ihres Romans. In einem ausgefeilten Stil, mit vielen sehr bildhaften Wendungen zieht sie den Leser hinein in den Sog einer Geschichte, die wie ein historischer Roman beginnt und in ihremVerlauf immer fantastischere Züge annimmt.
Nach und nach erfahren wir zahlreiche Details zu Persönlichkeit und Gedanken einzelner Protagonisten, aus deren Sichtweise Brooks die Episoden schildert. Der Autorin gelingt es dabei eindrucksvoll, die unbestimmte Angst der Menschen vor dem "Draußen" zu schildern, aber auch die Neugier auf die fremdartige Natur Sibiriens. Dabei steigert sie die Spannung stetig.
Wie jeder gute Roman bietet auch Brooks´ Buch nicht nur geistreiche Unterhaltung, sondern transportiert auch mindestens eine Botschaft, die zum Nach- und Weiterdenken anregt. Diese zu ergründen bleibe jedoch jedem Leser selbst überlassen.

Bewertung vom 13.06.2024
Jim macht bäh!
Lang, Suzanne

Jim macht bäh!


sehr gut

"Es gibt nichts Besseres als Bananen"
Das ist Jim Panses feste Überzeugung. Doch wie groß ist seine Enttäuschung, als er feststellen muss, dass sein Freund Nick nur eine rote Paprika für ihn hat. Auch als Nick und die dazu kommenden Freunde Stachelschwein und Warzenschwein den kleinen Affen ermutigen, die Paprika zu probieren, lehnt er es ab, diese ihm fremde Speise zu essen. Doch Jims Magen knurrt bereits bedrohlich…
Mit einfachen Worten und in (Klein-)kindgerecht wenigen kurzen Sätzen erzählt Autorin Suzanne Lang, die auch für das Kinderfernsehen schreibt, von Jim Panse und seinem Problem, etwas Ungewohntes zu essen. Max Lang schuf dazu die ganzseitigen Bilder, in denen er allzu viele Details vermeidet, um nicht vom eigentlichen Geschehen abzulenken. Der Illustrator legt den Fokus gekonnt auf die Gefühle des kleinen Affen und zeigt ausdrucksstark seine wechselnden Emotionen, von Vorfreude über Enttäuschung bis hin zu Wut und Ekel. Nicht alles wird explizit ausgesprochen - die Kinder werden schnell entdecken, dass abgesehen von Jims Problem auch andere Themen angedeutet werden, die zum Erzählen anregen.
Das kleine Buch schult die Anteilnahme und kindliche Wahrnehmung, insbesondere die Einschätzung von Emotionen und Mimik. Die stabilen Pappseiten halten auch neugierigen kleinen Fingern stand und sind daher schon für die jüngsten Leser geeignet.
Ein Bilderbuch, das schöne gemeinsame Stunden für Eltern und ihre Kinder garantiert!

Bewertung vom 15.04.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


sehr gut

Vom Einfluss der Vergangenheit auf die Zukunft

Wenn ich mich damals anders entschieden hätte - wie sähe mein Leben heute aus? Mit einer solchen Vorstellung hat sich vermutlich jeder schon einmal beschäftigt.
An dem Ort, in dem die 16jährige Odile lebt, sind Reisen in die Vergangenheit und auch in die Zukunft möglich. Ihr Tal liegt zwischen zwei anderen, mit Stacheldraht begrenzten Tälern, in denen die Zeit um jeweils zwanzig Jahre zurück- bzw. noch in der Zukunft liegt. Doch solche Besuche werden vom Conseil der autoritären Verwaltung streng reglementiert; denn schon die kleinste Veränderung des zukünftigen Lebens kann fatale Konsequenzen für die anderen Täler nach sich ziehen. Für das Mädchen, das sich für eine Ausbildung im Conseil bewirbt, ist ein Verstoß gegen dieses Gebot undenkbar.
Der Autor versteht es, sehr bildhaft die restriktiven Lebensbedingungen der Talbewohner und die etwas düstere Atmosphäre des Tales wiederzugeben.
Aus Odiles Sicht erzählt Howard die packende Geschichte des Teenagers und der späteren erwachsenen Odile. Mit viel Einfühlungsvermögen schildert er ihre Entwicklung und das Dilemma, in dem sie schließlich eine weitreichende Entscheidung treffen muss.
Mit seinem Debut „Das andere Tal“ hat Howard einen wirklich eindrucksvollen Roman vorgelegt, der den Einfluss der Vergangenheit auf die Zukunft zum Thema hat. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 22.03.2024
Die ungeduldigen Frauen
Amal, Djaïli Amadou

Die ungeduldigen Frauen


sehr gut

Munyal ...

… Geduld - im westlichen Kulturraum als Tugend und Weisheit gepriesen - wird in Kamerun viel ausufernder interpretiert. Munyal bedeutet für die Frauen hier ein völliges Sich-Zurücknehmen, bis zur totalen Unterwerfung unter den Willen eines Mannes. Erst ist es der Vater, später der Ehemann, der über Wohl und Wehe der Frauen bestimmt.
In ihrem Roman lässt Djaili Amadou Amal drei unterschiedliche junge Frauen zu Wort kommen, die ihre Schicksale erzählen. Da ist zum einen die siebzehnjährige Ramla, die immerhin eine Schule besuchen durfte und davon träumte, Apothekerin zu werden, bevor sie zwangsverheiratet wird. Ihre Halbschwester Hindou wird an demselben Tag verheiratet wie sie. Wie unglücklich beide sind, kümmert niemanden: es ist das Schicksal der Frau, wie eine Sklavin einem Mann zu gehören - so, wie es der Islam verlangt.
Die dritte Frau ist Safira, bereits verheiratet mit Alhadji und nicht begeistert davon, dass er sich Ramla als Zweitfrau genommen hat. Sie empfindet sie als ernsthafte Konkurrentin um Alhadjis Gunst; denn in der weiblichen Gemeinschaft kursiert derSpruch: „Für eine Frau gibt es keinen schlimmeren Feind als eine Frau!“ Anstelle von Solidarität und gegenseitiger Hilfe wird so eher Misstrauen und sogar Hass untereinander genährt, was es wiederum dem männlichen Anspruch auf Besitz leicht macht, sich zu behaupten.
In klaren, nüchternen Worten erzählt die Autorin vom Schicksal der Frauen. Sie zeichnet ein eindrucksvolles Bild von Leben und Gebräuchen in Kamerun. Amal, die sich auch privat gegen die Unterdrückung von Frauen engagiert, liegt besonders die Situation der Mädchen und Frauen am Herzen, die nicht über ihr eigenes Leben bestimmen dürfen.
“Wer geduldig ist, bereut es nicht" sagt man in Kamerun. Nach der Lektüre dieses Romans habe ich da meine Zweifel.

Bewertung vom 07.03.2024
Der Stich der Biene
Murray, Paul

Der Stich der Biene


sehr gut

Eine bemerkenswerte Familiengeschichte

Das Autohaus der Familie Barnes steckt in großen wirtschaftlichen Schwierigeiten. In einer Kleinstadt gibt das Anlass zu zahlreichen Spekulationen. Doch wie gehen die Betroffenen selbst damit um? Jeder hat eine eigene Methode: Dickie, der Geschäftsführer und Inhaber, zieht sich mehr und mehr in die Natur zurück; seine Frau Imelda versucht die Familie mit Verkäufen auf ebay zu finanzieren; Tochter Cassie sucht Trost im Alkohol und ihr Bruder PJ vertraut sich einem unbekannten what´s app-Partner an.
Aus der speziellen Perspektive des jeweiligen Familienmitglieds erfährt der Leser die Gedanken und Gefühle der Hauptpersonen. Gleichzeitig entrollt sich nach und nach eine Familiengeschichte, deren unterschiedliche Sichtweisen viel Unausgesprochenes und diverse Missverständnisse beleuchten. Es ist eine ganze Reihe gesellschaftlicher Themen, die Murray hier verarbeitet: häusliche Gewalt, Alkoholimus, Vater-Sohn-Konflikte, Homosexualität.
Mit einem jeweils eigenen Duktus verleiht er den Figuren ihren Charakter und betont die Unterschiede. Die den jeweiligen Familienmitgliedern zugeordneten Abschnitte, die sich zunächst gemächlich entwickeln, verkürzen sich zum Ende des Romans hin dramatisch, so dass schließlich eine eigene Dynamik entsteht und der Leser geradezu atemlos auf den Schluss zusteuert. Ein warmherzig geschriebener, mitreißender Roman!