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urmeli

Bewertungen

Insgesamt 492 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2024
Hast du Zeit?
Winkelmann, Andreas

Hast du Zeit?


sehr gut

Als eine Freundin und Arbeitskollegin aus dem Krankenhaus sich beobachtet und zunehmend bedroht fühlt, beschließt Michelle mit ihrem Vater wieder in Kontakt zu treten. Als ehemaliger, inzwischen pensionierter, Polizist kann er vielleicht helfen. Bevor er sich damit beschäftigen kann ist die junge Frau bereits ermordet worden. Die offiziellen Ermittlungen führen nicht weiter, so dass Grotheer selbst auf Spurensuche geht. Dabei entdeckt er Parallelen zu bis zu 4 Jahre zurückliegende Fälle, in den Frauen spurlos verschwanden. Eine Sanduhr, jeweils ein Unikat, wurden an die Zurückgebliebenen ohne Absender zugestellt. Auch aus Sicht des unbekannter Täters erfahren wir einiges, ihm geht es gestohlene Zeit, die er zurück bekommen möchte. Immer wieder gibt es Passagen, in denen über den Begriff Zeit reflektiert wird, die Hetze und Schnelllebigkeit unserer Zeit, Phasen, die sich endlos hinziehen. Es macht einen nachdenklich.
Trotz dieser Einschübe ist der Thriller spannend in kurzen Abschnitten geschrieben, nur die Charaktere der Protagonisten blieben teilweise ein wenig schwach.

Bewertung vom 10.09.2024
Invictum
Trussoni, Danielle

Invictum


sehr gut

Seit seinem Unfall mit Schädelhirntrauma hat Mike Brink ganz besondere Fähigkeiten, das Savant Syndrom. Er hat ein fotografisches Gedächtnis und lernt neues in kürzester Zeit und für das Lösen komplexer Rätsel ist er wie geschaffen. Alle 12 Jahre, seit 1947, versucht ein Enträtsler die japanische Drachenschatulle zu öffnen, in der ein kaiserlicher Schatz versteckt wurde. Diese Box hat allen bisherigen Versuchen standgehalten, keiner der Experten hat es überlebt. Die mit dem japanischen Kaiserhaus vertraute Sakura überzeugt Mike, dass er der Richtige ist und bringt ihn nach Tokio. Er bekommt Hilfe, aber ihm werden auch aus einer ganz unvermuteten Richtung enorme Probleme bereitet. Er geht nicht nur darum, die Öffnung der Box zu überleben sondern den Inhalt auch dem richtigen Empfänger zu übergeben. Dabei wird immer wieder auf das erste Buch verwiesen, welches man für das Verständnis dieser Handlung jedoch nicht benötigt.
Die Handlung ist sehr spannend, wenn ich das Buch auch nicht als Thriller bezeichnen würde. Hochinteressant sind die Einschübe über das japanische Kaiserhaus, über die Rolle der Frau in Japan, über Kultur und Mythen, über das Essen und die Lebensweise der Japaner.

Bewertung vom 10.09.2024
Partikel
Harlander, Wolf

Partikel


ausgezeichnet

Während einer Hochzeitsfeier auf Sylt wird plötzlich einigen Gästen schlecht, erbrechen und zwei sind sogar gestorben. Nach den Untersuchungen fand man eine enorm hohe Konzentration an Mikroplastik im Fisch, der diese Katastrophe auslöste. Als neue und ambitionierte Journalistin möchte Melissa dem nachgehen. Sie hat auch noch einen sehr privaten Grund dafür. Ihre zweijährige Nichte Zoe ist an Leberkrebs erkrankt, ausgelöst durch Mikroplastik, der in ihrem kleinen Körper nicht abgebaut werden kann. Die einzige Heilungschance ist ein neuartiges Verfahren, dass in den USA getestet wird und für zwei Millionen Dollar zu bekommen ist. Sie versucht mittels Crowdfounding die Summe zusammen zu bekommen. Die Firma Cyaclean, die ein neuartiges Verfahren zur Vernichtung von Mikroplastik durch Algen betreibt, wird auf sie aufmerksam. Hat Zoe durch dieses Unternehmen eine Chance?
Der Thriller ist sehr vielschichtig aufgebaut, es geht um den illegalen Export von Plastikmüll, um politisches Kalkül, um Umweltschützer, die sich auch um die Algen sorgen, um eine Verschmutzung der Meere und des Rheins. Auch zwei Mitarbeiter des BND sind involviert. Die sehr spannende Handlung und interessante Protagonisten wird durch wissenschaftliche Einschübe, die uns das Thema näher bringen, unterbrochen. Der einst entwickelte und gepriesene Kunststoff ist inzwischen ein sehr großes Problem, auch für unsere eigene Gesundheit.

Bewertung vom 10.09.2024
Über Leben und Tod
Klenk, Florian

Über Leben und Tod


gut

Christian Reiter ist mit Leib und Seele Gerichtsmediziner. Seit frühester Kindheit interessierte ihn der Tod, woran ist wohl sein Hamster gestorben? Diese Neugierde brachte ihn im Medizinstudium in die Pathologie und seitdem hat ihn die Suche nach Todesursachen nicht mehr los gelassen. Er berichtet von spektakulären österreichischen Fällen, wie der doppelte Selbstmord des Kronprinzen Rudolf und seiner Geliebten, von der schwarzen Witwe, die Männer aus finanziellen Gründen sehr geschickt tötete. Die Haare Beethovens werden zur Untersuchung seiner Todesursache und so hoffen sie, auch zur Erklärung seiner Taubheit eingesetzt, doch sind es wirklich seine? Seine Reise nach Thailand zur Klärung der Absturzopfer des Flugzeugs der Lauda Air entwickelt sich enttäuschend. Zahnabdrücke wurden nur bei den Nichtasiatischen Opfern genommen, viele der Toten wurden nicht identifiziert.
Doch es geht bei seiner Arbeit nicht nur um Tote. Vor Gericht hat er es mit Verletzten und Misshandelten zu tun um um denen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Zu Beginn erfahren wir viel über die familiäre Vorgeschichte und die Kindheit Christian Reiters, langatmig und nur in wenigen Passagen wirklich von Interesse. Die historische Geschichte des Narrenturms, einst Psychiatrie, nun Museum und der vielen Ausstellungsstücke wird ausschweifend erzählt. Über Untersuchungsmethoden und Todesartfeststellung hingegen erfahren wir wenig, es wird nur kurz angerissen. Es ist mehr ein Sachbuch über Christian Reiter als über seine Arbeit.

Bewertung vom 10.09.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


gut

Als ältere Frau erzählt Elisabeth aus ihrem Leben. Sie wuchs mit drei Brüdern im ländlichen Österreich auf in einer Zeit, die von zwei Weltkriegen gezeichnet war. Ein Bruder starb während des ersten Weltkrieges und Eugen und Carl, Zwillinge, verband eine ganz besondere Geschichte, die auch in diesem Roman erzählt wird. Elisabeths Wunsch war schon immer, Ärztin zu werden. Für die damalige Zeit, für eine Frau, nur schwer vorstellbar. Nachdem sie als Lazarettschwester im ersten Weltkrieg viel erlebt hat, hat sie, mit Eugens Fürsprache und den Rückhalt der Ärztefamilie ihres zukünftigen Mannes Georg, ihr Medizinstudium begonnen. Wir erfahren, welchen Repressalien Studentinnen ausgesetzt wurden, so dass viele abbrachen. In Wien hatte sie gemeinsam mit ihrem Mann eine Hausarztpraxis geführt, da er kriegsversehrt mit fehlendem Arm, Hilfe benötigte.
Weiterhin wird über das kompliziert Familienleben erzählt, über Liebe und Untreue, über die Nazizeit in Österreich und den zweiten Weltkrieg, über die unterschiedlichen Rollen der Frauen in Kriegs- wie in Friedenszeiten. Alles sehr interessante Themen und bei einigen hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht.
Enorm störend fand ich die ständigen Wechsel in den Zeiten, vieles wurde erst angeschnitten um dann Seiten später ausführlicher beschrieben zu werden. Nochmals Seiten danach wurden neue Ereignisse zu dem Geschehen hinzugefügt. In welcher Zeit, in welcher Handlung gerade berichtet wurde konnte man erst nach mehreren Sätzen durchschauen, da ging es schon weiter in eine neue Episode. Wie bei einer alten Frau, die auf ihr Leben erzählt und der beim Zurückblicken immer wieder etwas aus der Vergangenheit einfällt. Leider sehr konfus und sprunghaft.

Bewertung vom 20.08.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

In der Kleinstadt Monta Clare im mittleren Westen der USA sind die 13 jährigen Außenseiter Saint und Patch Freunde. Patch hat es nicht leicht ohne Vater und mit einer alkoholkranken und meist arbeitslosen Mutter in sehr armen Verhältnissen zu leben. Mit seiner Augenklappe, da ihm ein Auge fehlt, fühlt er sich wie ein Pirat, unerschrocken und unbezwingbar. Bis er erlebt, das die hübsche Misty angegriffen wird und er eingreift. Misty kann fliehen, doch er gerät in ein Verlies. 10 Monate ist er verschwunden und überlebt die Dunkelheit nur durch die zeitweilige Anwesenheit des Mädchen Grace, die ihm von der Welt erzählt. Auch wenn alle vom Tod Patch ausgehen gibt Saint nicht auf und nervt die Polizei und sucht nach ihm. Nach seiner Befreiung ist Patch traumatisiert. Er fängt an zu malen, alles, was ihm Grace erzählt hat und später malt er weitere verschwundene Mädchen. Die Suche nach Grace, von der alle bis auf Saint glauben, dass sie nur in seiner Einbildung existiert, beschäftigt ihn sein weiteres Leben und bestimmt, was aus ihm wird.
Der Roman ist ein Sittengemälde der Kleinstadtbevölkerung ab 1975, das alltägliche Leben, die Probleme der Menschen, über Liebe, Freundschaft und Verlassen werden und wir werden wir mitgenommen auf der Reise durch die USA. Diese Suche nach Grace sorgt für zusätzliche Spannung.

Bewertung vom 20.08.2024
Yoko
Aichner, Bernhard

Yoko


sehr gut

Yoko wurde alleine von ihrem Vater, einem John Lennon Fan, erzogen, da ihre Mutter bei ihrer Geburt starb. Ihr Vater vergötterte sein Mädchen bis er selbst schwer erkrankte und auf Yokos Hilfe angewiesen war. Diese versorgte liebevoll ihren Vater und übernahm die väterliche Metzgerei, obwohl sie keine Tiere töten wollte. Nach dem Tod ihres Vaters machte sie sich als Glückskeksherstellerin selbstständig. Auch privat war sie glücklich, an der Seite der Aussteigerin Maren. Das Glück verließ sie als sie zur falschen Zeit am falschen Ort war. Bei der Auslieferung ihrer Kekse an ein chinesisches Restaurant beobachtete sie zwei Männer, die auf einen hilflosen Hund eintraten und ihn schlugen. Yoko konnte nicht anders, sie griff ein. Nachdem die Männer den Hund getötet hatten nahmen sie sich Yoko vor. Sie wurde gefesselt und im Wald vergewaltigt mit der Drohung freigelassen, wenn sie nur ein Sterbenswort verriet wäre sie tot.
Yokos Gedanken kreisten um Vergeltung und Rache, sie muss die Männer aufspüren und töten. Sie weiß noch nicht dass sie sich mit der chinesischen Mafia, der Triade, anlegen will. Ihre Rache wird auch für die Menschen in ihrem Umfeld zur Gefahr.
Spannend erzählt erleben wir eine friedliebende glückliche junge Frau die zur Mörderin wird. Man kann die Selbstjustiz nachvollziehen und sogar gutheißen, es trifft ja die Bösen.

Bewertung vom 20.08.2024
Von Eintagsfliege bis Grönlandwal
Murray, Lily

Von Eintagsfliege bis Grönlandwal


ausgezeichnet

Ausgehend von der Lebensspanne der Tiere, beginnend mit der kurzen Lebenszeit der Eintagsfliege über den Axolotl, den fast ausgestorbenen neuseeländischen Kakapo, hin zu der Islandmuschel und, für mich völlig unbekannten Glasschwamm mit einer Lebenszeit von ca. 11.000 Jahren und am Ende des Sachbuches, die unsterbliche Qualle, erfahren wir viel hoch interessantes und unbekanntes über die Tierwelt. Insekten, Nagetiere, Vögel, Reptilien und Säugetiere werden chronologisch nach ihrem Alter vorgestellt.

Insgesamt von 27 verschiedenen Tieren wird uns in einfachen Worten und dennoch auch für Erwachsene höchst informativ, deren Leben erzählt, über Besonderheiten und deren Problemen in ihrem Leben erzählt. Ein besonderer Hingucker ist die sehr liebevolle künstlerisch hochwertige Illustration mit den Zeichnungen der Tiere und ihrer Umgebung. Das einzige Manko des Buches ist die kürze, bei dieser Klasse hätte ich gerne über mehr Tiere gelesen, es war viel zu schnell zu Ende.

Bewertung vom 20.08.2024
Sobald wir angekommen sind
Lewinsky, Micha

Sobald wir angekommen sind


ausgezeichnet

Mit seinen bald 50 Jahren hat Benjamin Oppenheimer Probleme mit sich und seinem Leben. Als Autor hat er nach seinem Anfangserfolg nichts mehr vorzuweisen, er leidet unter Geldsorgen. Seine Ehefrau Marina will die Trennung, er soll sich eine eigene Wohnung suchen. Doch Zürich ist teuer und seine wohlhabenden Eltern sind nicht bereit zu helfen. Wenigstens hebt seine neue Freundin Julia sein Selbstwertgefühl. Bis eines Morgens Marina mit ihren gemeinsamen Kindern Moritz und Rosa ihn zur sofortigen Flucht drängen. Es wird Krieg geben in Europa und da die Juden immer an allem Schuld sind müssen sie ausreisen, sofort. Sie hat Tickets für Brasilien, da wollte Ben doch immer hin. Stefan Zweig, über den er ein Filmdrehbuch schreiben will, ist noch vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs dorthin ausgewandert und hat nur dadurch überlebt. So machen sie sich als Familie auf die Reise.
Als Jude wäre man immer auf der Flucht, es liegt in den Genen, so die Meinung von Ben. Doch es ist auch eine Flucht vor seinem Leben, er bekommt nichts auf die Reihe, verhält sich immer falsch. Alle Protagonisten sind mit starken und interessanten Charakteren versehen, selbst das Grundschulkind Moritz und die pubertierende Rosa haben ihre starken Momente in der Handlung. Mit der Hauptfigur Ben kann man Mitleiden, Mitlachen und sich über Tollpatschigkeit amüsieren. Ein rundum gelungener Roman.

Bewertung vom 02.08.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


gut

Die Freundin des Killers ist Norah für die Dorfbewohner von Waldesroda. Als Teenagerin hat sie sich in den deutlich älteren David verliebt, der sehr besitzergreifend ihre Freundschaft zu ihrer Clique zerstörte. Besonders Golan, der von Norahs Mutter Elisabeth mit in ihre Familie aufgenommen wurde, wird von David schlecht dargestellt. Bis David ein junges Paar ermordet und auf der Flucht mit einem Boot ertrinkt. Seine Leiche wurde nie gefunden. Inzwischen sind 20 Jahre vergangen und Norah kehrt in ihr Heimatdorf und zu ihrer Mutter zurück. Kurz darauf erhält sie beunruhigende Briefe mit Inhalten, die nur David kennen kann. Aber er ist doch tot? Elisabeth bittet Golan um Hilfe. Dieser stößt auf Abneigung bei der Spurensuche und auf immer mehr Geheimnisse auf Seiten Norahs aber auch der damaligen Clique. Bis es weitere Todesfälle gibt.
Der Krimi fängt interessant an, er wechselt immer wieder in den Zeitebenen. Bis immer mehr Nebenfiguren auftauchen, die nur kurz im Geschehen auftauchen und kaum beschrieben werden. Die Handlung wird dadurch zäh und langatmig, die Spannung stockt. Am Ende treten seltsame und unglaubwürdige Zusammenhänge auf, die nicht nachvollziehbar sind. Schade, der Anfang hat mehr versprochen.