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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 2541 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2024
Schon wieder Drama mit dem Lama!
Taube, Anna

Schon wieder Drama mit dem Lama!


sehr gut

Mach doch kein Drama - hier kommt das Lama!

Im arsEdition Verlag erscheint das Bilderbuch "Schon wieder Drama mit dem Lama!" von Anna Taube mit Illustrationen von Eefje Kuijl für Kinder ab zwei Jahren.

"Ob Schnief-, ob Schnaub-, ob Tobe-Dramas, Blödlaune trifft nicht nur Lamas!" Zitat

Das kleine Lamamädchen Dana rennt weg, als es gekämmt werden soll und trifft auf Tiere, die sich unglücklich fühlen und ihre Gefühle laut rausheulen. Zum Beispiel der kleine Brillenbär Bill, der seinen Lolli verloren hat und ohne Brille nicht sehen kann. Oder wie der weinende Tapir Tohan, der sich verletzt hat und getröstet werden möchte. Und das Schakal-Mädchen Anda ist richtig traurig, sie möchte Freunde finden, dabei haben alle Angst vor ihr weil sie angeblich gefährlich sein soll. Aber Dramaexpertin Dana weiß Rat und hilft ihnen, schnell wieder fröhlich zu sein.

Die Welt von Kleinkindern ist voller Emotionen, bei denen sie auch mal übertreiben. Sie müssen erst lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen. Und wer möchte schon allein sein, da braucht man Zuspruch, Trost und die Nähe und Verlässlichkeit von Familie, aber auch die Freundschaft zu Gleichaltrigen. So gehen Kinder gestärkt durch ihre alltäglichen Sorgen und Nöte hindurch und entwickeln sich zu starken und selbstständigen Persönlichkeiten.

Mit seinen stabilen Seiten ist dieses Buch perfekt für Kleinkinderhände und die niedlichen Tierfiguren von Eefje Kuijl sind liebenswert und lustig anzusehen und verlocken mit kleinen Details zum Ansehen und Erzählen.

Die Texte sind recht kurz und in Reimform abgefasst. Als Erwachsene kann ich über solche Wortspielereien wie das "Jaulenzetermordio" richtig lachen und muss aufpassen, dabei die Reime auch gut zu betonen. Doch mit diesen fantasievollen Wortkreationen können kleine Kinder vielleicht nicht so viel anfangen. Beim "Tapir-Tumult-Toben" werden sie aber ganz sicher das Wort "Toben" heraus hören und kennen. Vor allem aber entdecken sie, jedes Kind macht mal aus einer Kleinigkeit ein Drama. Gefühle hat jeder und man muss damit umzugehen lernen.

Ein lustig gereimtes Bilderbuch über alltägliche kindliche Emotionen, die Kinder schon mal zu Dramaqueens und Dramakings mutieren lassen.

Bewertung vom 08.07.2024
Das erste Licht des Sommers
Raimondi, Daniela

Das erste Licht des Sommers


ausgezeichnet

Ein Familienepos zum drin Versinken!
Im Ullstein Verlag erscheint mit "Das erste Licht des Sommers" der zweite Roman von Daniela Raimondi.

Dieser Roman beschreibt unterschiedliche Generationen von Frauen und deren Suche nach Liebe, Geborgenheit und Glück.

Norma Martiroli wird 1947 geboren, die finanziellen Verhältnisse zwingen ihre Mutter, sie zu ihrer Großmutter zu geben, wo sie aufwächst und ihre Kindheit mit ihrer Cousine Donata verbringt, die ihr großen Halt gibt. Später trennen sich ihre Wege, Norma lebt in London als sie vom Tod Donatas erfährt. Sie trifft ihren Jugendfreund Elia wieder, der ihr Trost spendet, beide heiraten und leben eine Fernbeziehung, ihr gemeinsames Glück zerbricht irgendwann. Erst viel später erfährt Norma von Elias Betrug, aus dem eine Tochter entstanden ist. dieser Liaison entsteht, wird auch Normas Leben von Grund

Hauptfigur Norma wächst in einem italienischen Dorf bei ihrer Großmutter auf. Ihre Kindertage verbringt Norma mit Cousine Donata, die für sie wie eine Schwester ist. Jahre später führen beide eigene Leben und als Norma in London lebt, erschüttert sie die Nachricht von Donatas Tod. Elia fängt sie auf und beide beginnen eine Beziehung.

Dieser Roman ist berührend und melancholisch, denn die Erlebnisse der Figuren wechseln zwischen Glück, Enttäuschung und Verlust hin und her. Es gibt jede Menge Nebenfiguren aus der großen Familie und mit ihnen taucht man in die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse der jeweiligen Jahre ein.

Von Normas Leben erfahren wir in Rückblenden, die mit Jahresdaten gekennzeichnet sind. Im Jahr 2015 reist Norma, inzwischen selbst alt, mit ihrer Mutter Elsa nach Stellata, um sie in ihrer letzten Phase des Lebens beim Sterben zu begleiten. Dabei muss sie selbst die schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter verarbeiten. Diese Teile sind sehr bewegend und auch wenn ich sie am liebsten übersprungen hätte, sie gehören zu dieser Geschichte als wichtiges Element hinzu.

Je mehr man über die Frauen und ihre Schicksale erfährt, umso mehr verbinden diese zu einem berührenden und melancholisch anmutenden Roman, in dem Liebe, Verlust und Hoffnung zu den Grundlagen gehören und das Vergeben sich zu einem wichtigen Element heraus kristallisiert.

Für mich ist das ein Buch zum drin Versinken, im positiven wie im negativen Sinne! Es ist vor allem dem angenehm poetischen Erzählstil und den intensiv beschriebenen Figuren zu verdanken, dass ich diesem Buch so aufmerksam gefolgt bin. Daniela Raimondi zeichnet starke Frauenfiguren, deren Lebenswege berühren und interessant zu verfolgen sind. Ich wurde selbst im etwas ausufernd erzählten Mittelteil von den Ereignissen mitgezogen und habe die komplexen Beziehungsmodelle und Probleme in den Beziehungen gespannt verfolgt. Dieser Roman ist keine leichte Lektüre, denn es werden schwerwiegende Themen aufgegriffen, wie eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, Ehebruch, Tod und unerfüllter Kinderwunsch. Doch viele schöne Glücksmomente aus der Kindheit, die Liebe zur Familie und zu den Menschen und ihrer Verbundenheit lassen die Hoffnung nie ganz verschwinden.

Daniela Raimondis Buch muss ich einfach weiter empfehlen! Ein eindrucksvoller, weil sehr berührender und recht melancholischer Roman um Beziehungen von Menschen, die vom Leben auf die Probe gestellt werden, sich trennen und dann doch wieder zusammen finden!

Bewertung vom 05.07.2024
Der Ruf der Nachtigall / Eifelfrauen Bd.2
Riebe, Brigitte

Der Ruf der Nachtigall / Eifelfrauen Bd.2


sehr gut

Ein lebendig erzählter und spannender historischer Familienroman!
"Eifelfrauen – Der Ruf der Nachtigall" ist der zweite Band der historischen Roman-Dilogie von Brigitte Riebe, der bei Rowohlt/Wunderlich erscheint.

Altenburg, 1945: Der Zweite Weltkrieg ist überstanden und die Bewohner des kleinen Eifeldorfes versuchen unter der Aufsicht der Besatzer wieder in den Alltag zurück zu finden. Auch Johanna Fuchs, die Künstlerin und ihre Töchter Klara und Mia sehen auf ihrem Bauernhof mit neuem Mut der Zukunft entgegen.

Beide Schwestern sind eng verbungen und unzertrennlich, dabei sind sie grundverschieden. Mia ist den Menschen zugewandt und ungezwungen, während Klara schüchtern und nachdenklich ist und nur in ihrer Musik lebendig wird und ungezwungen.

Im zweiten Eifelband lässt Brigitte Riebe ihre Leserinnen wieder in das Familienleben der Familie Fuchs eintauchen und bringt ganz nebenbei die historischen Ereignisse zur Sprache, die das Leben der Menschen zwischen 1945 und 1956 prägen und beeinflussen. Das Nachkriegsleben brachte mit dem Eiswinter, schlimmen Hungerjahren und den zerstörten Gebäuden und der Infrastruktur eine Zeit voller Schwierigkeiten mit sich, die den Bürgern zu schaffen machten. Aber ihr starker Lebenswille setzte einen enormen Wiederaufbau in Gang, der neue Lebensgrundlagen schuf und die Hoffnungen auf bessere Zeiten wachsen liess.

Für Mia und Klara bringt diese Zeit auch Veränderungen mit sich, sie entwickeln sich zu selbstbewussten Frauen, die ihre Chancen im Leben nutzen und darauf hoffen, ihre Träume leben zu können. Klaras gesangliches Talent veranlasst sie dazu, eine Gesangskarriere anzustreben, sie lernt den Tschechen Tenor Pavel Vévoda kennen, der ihr Unterricht gibt und sie ermutigt, weiter zu singen. Beide Schwestern verlieben sich in Pavel. Mia bekommt mit ihrem mathematischen Geschick die Möglichkeit der Mitarbeit in der Tabakfabrik ihres Onkels in Trier. Und auch in den aus dem Vorband bekannten Familien Schröder, Lanners und Nußbaum geht das Leben weiter, es gibt Liebschaften und Hochzeitspläne, Todesfälle und Geburten, ein Teil der Nußbaum emigriert und so finden einige Nebenschauplätze statt, die die Lebenswege und Neuausrichtung der Figuren aufzeigen.

Klara singt wie eine Nachtigall und nachdem sie sich zunächst dem Liedgut des Deutschen Schlagers widmet, bekommt sie als Opernsängerin Anerkennung und entwickelt neues Selbstbewusstsein. Durch ihre Auftritte an der Oper erleben wir einige Ausflüge in die Welt der klassischen Musik und bekommen die Bühnenbilder und verschiedene Outfits präsentiert.

Besonders interessant und mir größtenteils völlig unbekannt ist das erwähnte Brauchtum in dieser Gegend der Eifel, das in Festen und Traditionen weiter gepflegt wird. Gekonnt ist auch die historische Recherche und Einbindung der zeitlich relevanten Themen wie Besatzungszonen, Währungsreform und die juristische Verfolgung nationalsozialistischer Verbrechen, die den Roman zu einem anschaulichen Abbild der Zeitgeschichte machen.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Mia und Klara erzählt, damit bekommt man einen guten Einblick in ihre Gefühlswelt. Die Ausarbeitung der Figuren ist Brigitte Riebe ebenfalls wunderbar gelungen, alle Personen werden mit lebensnahen Facetten ausgestattet und wirken authentisch und lebensecht. Man kann mit ihnen fühlen und nimmt an ihrem Alltagsleben teil, der Arbeit, Kultur, Kleidung und Essen und Trinken zeitgemäß wiedergibt.

Brigitte Riebes Erzählstil ist gewohnt einfühlsam, flüssig und bildhaft beschreibend, man kann diesem Roman wunderbar folgen. Lediglich im Mittelteil wird mir die Entwicklung der Nebenfiguren ein Stück weit umfangreich ausgeführt. Zum Ende hin wird aber wieder mehr der Fokus auf Klara und Mia gelegt und es kommt zu einem wunderbar harmonischen Abschluss der Dilogie.

"Der Ruf der Nachtigall" bietet Lesevergnügen mit einer bildhaft geschilderten und emotionalen Familiengeschichte vor dem Hintergrund des Leben in der Nachkriegszeit.

Bewertung vom 04.07.2024
Die Wichtelkinder
Beskow, Elsa

Die Wichtelkinder


ausgezeichnet

Zauberhafte Wichtelwelt mit wunderschönen Naturbildern
Elsa Beskows wunderschönes Bilderbuch "Die Wichtelkinder" erschien bereits 1910. Der zauberhafte Bilderbuchklassiker erscheint im Anaconda Verlag in neuer Übersetzung durch Katja Jakob.

Tief im Wald versteckt hat die Wichtelfamilie ihr Zuhause unter den Wurzeln einer alten Kiefer. Sie leben das ganze Jahr über in der Natur und lassen sich von den Jahreszeiten leiten.
Im Sommer spielen sie ausgelassen mit den Eichhörnchen und Fröschen, im Herbst bereiten sie sich auf die kalte Jahreszeit vor und sammeln Pilze und Beeren und im Winter kuscheln sie sich ein und lauschen den Geschichten ihres Vaters. Dann kommt endlich der Frühling, es sprießt und blüht und überall kommen junge Tierkinder zur Welt. Die Wichtelkinder können es gar nicht abwarten, endlich wieder im Freien herum toben zu können.

Der Verlauf der Jahreszeiten wird in dieser wunderschön illustrierten Wichtelgeschichte vorgestellt, man erlebt die liebenswerte Familie, die mitten im Wald wohnt und ihr Leben den zeitlichen Gegebenheiten
angepasst hat.
Die drolligen Wichtelkinder mit den roten Pilzkappen sehen total niedlich aus und man kann sie beobachten, wie sie durch den Wald tollen und spielen und für ihr Leben im Wald sorgen. Dabei wird die Natur in ihrer schönsten Form gezeigt und die Liebe zu Bäumen, Bächen, Tieren und Pflanzen wird sichtbar, die uns Menschen auch am Herzen liegt. Beim Betrachten dieses Buches kommt die Sehnsucht nach einem naturnahen Leben auf. Es ist eine Augenweide und macht richtig Spaß, sich die wunderbar idyllischen Bilder mit den reizenden Szenen im Wichtelleben anzusehen und man sehnt sich nach so einem märchenhaften Leben im Wald. Es wird ersichtlich, wie stark der Familienzusammenhalt in dieser Familie ist. Jeder hilft, wo er kann und schon die Kleinsten unterstützen die Eltern beim Beschaffen der Vorräte.

"Die Wichtelkinder" ist ein märchenhaftes Buch! Es ist eine Freude für die Sinne, mit der Wichtelfamilie das naturverbundene Waldleben im Verlauf der Jahreszeiten erleben zu dürfen. An dieser Naturverbundenheit erfreuen sich Groß und Klein gleichermaßen! Ein zauberhaft schön illustriertes Buch, bei dem auch die Übersetzung von Katja Jakob sehr gelungen ist.

Bewertung vom 03.07.2024
Das Schweigen der Dünen
Petersen, Kaja

Das Schweigen der Dünen


sehr gut

Ein atmosphärischer Krimi um ein Verbrechen auf Spiekeroog!
Im Emons Verlag erscheint der Küsten Krimi "Das Schweigen der Dünen" von Kaja Petersens (Pseudonym von Katharina Drüppel).

Kriminaloberkommissarin Serafine Küster hat nach einem Schicksalsschlag beruflich eine Pause einlegen müssen und leidet immer noch an ihrem Trauma. Doch nun möchte sie langsam wieder mit der Arbeit starten und reist als Sommerverstärkung bei der Polizei nach Spiekeroog. Sie hofft, hier ausspannen zu können und mit kleinen Aufgaben wieder den Beruf in ihr Leben einbinden zu können. Aber dann sorgt ein rätselhafter Mordfall schon kurz nach ihrer Ankunft für eine neue, fordernde Aufgabe. Mitten in den Dünen eines Naturschutzgebietes wurde ein Skelett entdeckt, das laut rechtsmedizinischer Untersuchung eine Frau ist. Wer ist auf der Insel verschwunden und warum scheint niemand zu wissen, wer das Opfer sein könnte? Serafine ermittelt in alle Richtungen und je tiefer sie in die Vergangenheit eintaucht, umso rätselhafter wird der Fall.

Der Krimi startet mit einem spannenden Prolog am Strand der Nordseeinsel Spiekeroog, der mich gleich auf den Fall und das Setting eingestimmt und neugierig gemacht hat.

Kaja Petersen fängt mit ihren bildhaften und authentischen Küsten- und Ortsbeschreibungen das Spiekeroog-Flair wunderbar ein und lässt damit automatisch Urlaubssehnsucht aufkommen.

Protagonistin Serafine kommt nach einem erlittenen Schicksalsschlag langsam wieder im Leben an und möchte auf der Nordsee-Insel einen ruhigen Polizeidienst starten. Gewaltverbrechen sind auf Spiekeroog nicht üblicher Polizeialltag. Aber Ausruhen ist nicht, Fine wird sofort mit dem Fall eines Skeletts betraut, der sie ziemlich fordert und gemeinsam mit Inselpolizistin Susa Most versucht Fine, den Mörder zu finden.

Der Erzählstil ist flüssig, Petersen zeigt emotionale Ebenen der Personen auf und lässt viele umgangsprachliche Dialoge einfließen, die lebendig wirken und die Lage der Ermittlungen sichtbar machen. Die Figuren wirken authentisch und bekommen ein vorstellbares Profil, zu Fine konnte ich aber keine engere Verbindung aufbauen, sie blieb mir irgendwie fremd.

Durch die tieferen Einblicke in das Leben des Opfers kommt Spannung auf und ich habe gespannt gerätselt, wer von den zahlreichen Tatverdächtigen ein Mordmotiv haben könnte. Die Schilderungen halten jedoch wichtige Informationen bis zum Ende zurück und die Auflösung am Ende hat mich dann schlichtweg überrrascht.

Die eingebauten Textnachrichten finde ich interessant, sie sind dem heutigen Alltagsleben angepasst. Allerdings konnte ich nicht glauben, dass mehrere Personen hier Jahre alte Nachrichten noch nicht gelöscht haben.

Der Auftaktband der Küstenkrimi-Reihe um Serafine ist eine echte Urlaubslektüre für den Strandkorb, unterhaltsam, fesselnd und gespickt mit kulinarischen Genüssen, die man an der Nordsee gerne isst.

Bewertung vom 02.07.2024
Wilde Wanderer
Peterson, Anke

Wilde Wanderer


ausgezeichnet

Großartige Schilderung der Wanderrouten verschiedener Tiere
Im Carlsen Verlag erscheint das Sachbilderbuch "Wilde Wanderer" von Anke Petersen mit Illustrationen von Lisa Rammensee.

Jahr für Jahr unternehmen Milliarden von Tieren erstaunliche Reisen, um den Winter in wärmeren Gefilden zu verbringen, ihre Jungen zur Welt zu bringen oder in nahrungsreiche Gegenden zu ziehen. Dazu gehören zahlreiche Säugetiere, Vögel, Fische, Reptilien und auch Insekten.

Zugvögel gehören zu den bekanntesten ziehenden Tierarten. Störche, Gänse, Küstenseeschwalben und Amurfalken legen weite Strecken zurück, aber auch die Monarchfalter sind Langstreckenflieger. Warum sie fliegen und zu welchem Zweck, das erklärt die Autorin auf verständliche und interessante Weise.

Doch auch an Land unternehmen Tiere bestimmte Wanderungen, die sie in der Trockenheit in nahrungsreiche Gebiete führen, wie die Gnus, die Zebras und die Kaibus. Es ist nur allzu logisch, dass die fleischfressenden Löwen ihrer Beute folgen und ebenfalls wandern. Im Wasser legen Wale Extremstrecken zurück, nur um ihre Kälber in sicheren Gewässern zur Welt zu bringen und dort ihre Kinderstube abzuhalten.

Die Reisebewegungen der Tiere werden als Trackingdaten mittels GPS-Sender ermittelt und dann zu Forschungszwecken ausgewertet. Die Daten zeigen beachtliche Strecken rund um den Erdball, die die Tiere auf ihren abenteuerlichen Reisen zurücklegen.

Es ist schon sehr beeindruckend, was dieses Buch an unterschiedlichen Fakten vermittelt. Hier erfährt man sehr viel Wissen über die Gründe des Zugverhaltens, über den Instinkt der Tiere und klärt über die unterschiedlichen Wanderungen verschiedener Tierarten auf, die ihren Weg in der Luft, an Land, auf dem Eis oder im Wasser zurücklegen. Dabei sind manche Tiere Extremsportler und erstaunen mit den großen Entfernungen, die zum Teil viele Monate dauern.

Eindrucksvolle und naturnahe Illustrationen von Lisa Rammensee vermitteln einen bildhaften Eindruck der Tiere und ihrer Lebensräume. Die krabbelnden Landkrabben auf der Weihnachtsinsel oder watschelnden Pinguine im Eis kann man sich durch die detailreichen Abbildungen perfekt vorstellen.

Besonders interessant ist die Dokumentation einzelner Tierporträts von besenderten Tieren, wie die Störchin Eva auf ihrem Weg nach Tansania, die Polarfüchsin Anna im Polareis und die Weltreise von Buckelwalmutter Theresia und ihrem Baby. Damit bekommen Kinder einen klaren Eindruck dieser strapaziösen Wanderbewegungen und sehen auch die Gefahren, die den Tieren unterwegs begegnen können. Ein Grund mehr, um sie zu schützen und sich für die Lebensräume der Tiere einzusetzen!

Dieses Buch eine beeindruckende Darstellung und wissensreiche Erklärung der weltweiten Tierwanderungen!

Bewertung vom 30.06.2024
Azzurro mortale / Commissario Grassi Bd.2
Bonetto, Andrea

Azzurro mortale / Commissario Grassi Bd.2


sehr gut

Die spannende Spur der Wasserleiche
Andrea Bonetto entführt uns in "Azzurro Mortale", dem zweiten Band seiner Krimireihe um Commissarion Grassi erneut an die ligurische Küste. Die Reihe erscheint im Droemer Knaur Verlag.

Commissario Vito Grassi plant in seiner neuen Heimat Levanto einen Urlaub mit seinem aus Rom angereisten Familien, Ehefrau Chiara und Sohn. Die Fernbeziehung läuft eher schlecht als recht und so ist Vito froh, als er sich seiner Arbeit widmen kann. Denn seine Kollegin Ricci meldet ihm einen Leichenfund im Hafen von Corniglia. Die Todesursache des jungen Mannes ist rätselhaft, er lebte unter der 2018 eingestürzten Morandi-Brücke, die viele Menschen mit in den Tod riss. Sollte der Mord damit zusammen hängen?


Nachdem er von seinem Vater ein Rustico in Levanto an der ligurischen Küste geerbt hat, liess sich Commissario Vito Grassi von Rom dorthin versetzen. Seine Familie blieb in Rom wohnen, die erwachsenen Kinder studieren und endlich ist mal wieder ein gemeinsamer Urlaub geplant. Doch schon beim ersten Ausflug versetzt die Nachricht von einem gefundenen Toten Vito in Arbeitsbereitschaft. Er ist nicht weit entfernt und macht sich persönlich ein Bild von dem Fall. Noch ist nicht klar, ob es sich um Selbstmord oder um einen Mord handelt. Die Untersuchungen des Rechtsmediziners ergeben den Zustand eines "Trockenen Ertrinkens".

Was Vito auffällt, ist der exklusive Lebensstil des toten Enrico, der gar nicht zu seinem Berufsbild passt. Die Nachforschungen ergeben, dass der Tote unter der Morandi-Brücke gelebt hat, die 2018 eingestürzt ist. Dieses Unglück wurde noch nicht aufgeklärt, es ist ein Bauskandal von allerhöchster Größenordnung. Aber warum wurde Enrico ermordet?

Die Ermittlungen werfen einige ungeklärte Fragen auf, Vito kann einen weiteren Mord verhindern, was ihn aber auch selbst in Gefahr bringt, denn hier werden Waffen eingesetzt, die auf kriminelle Banden schließen lassen. Er hat den Verdacht, dass die "Famiglia" ihre Hände im bösen Spiel haben könnte und das gibt dem Fall eine besonders gefährliche Note.

Auch in diesem Krimi bringt Andrea Bonetto wieder die landschaftliche Schönheit der Cinque Terre zum Ausdruck, er beschreibt die kulinarische Seite und lässt bei seinen Lesern Urlaubsgefühle aufkommen.

Doch der spannende Fall führt uns auch die kriminellen Machenschaften der Drogenbosse der Mafia und die zwielichtigenden Baugeschäfte rund um den realen Morandi-Skandal vor Augen. Der schlimme Einsturz der Morandi-Brücke in Genua riss zahlreiche Menschen in den Tod, obwohl Statiker Mängel angemeldet hatten. Doch die Hintermänner des korrupten Baugewerbes wollen Profit und keine zusätzlichen hohen Instandsetzungskosten.

Auch dieser zweite Fall hat mir gut gefallen und mich mit dem realen Fall sehr gefesselt. Der flüssige Erzählstil zeigt einige Einblicke in Vitos verzwicktes Privatleben und es wird deutlich, dass er seiner Frau gegenüber nicht aufrichtig war und sie sich wohl auseinander gelebt haben. Natürlich startet er in seinem Berufsleben erneut Alleingänge, die seiner Vorgesetzten so gar nicht gefallen.

Bei den Personenbeschreibungen sind mir zwei Begriffe aufgefallen, die aussergewöhnlich klingen und zum Lachen anregen. Allerdings kann ich mir unter einem "Kettensägengesicht" bzw. "Holzklotzgesicht" leider kein spezielles Gesicht vorstellen. Da ist wohl dem Autor ein wenig die Fantasie durchgegangen.

Die Handlung besteht aus temporeichen Szenen, besonders Grassis Autofahrten erscheinen mir als Filmkulisse sehr passend. In Büchern finde ich das etwas übertrieben, aber wer den Verkehr in Italien kennt, kann diese rasante Schilderung durchaus verstehen. Und Fahrzeugfans werden die Beschreibungen des Alfa Romeos und der exclusiven Jacht durchaus zu schätzen wissen.

Der Krimi ist eine fesselnde Unterhaltung im Kampf gegen skrupellose Verbrecher, er lässt aber als entspannende Variante auch das pittoreske Landschaftsbild Liguriens mit einfließen und schafft mit den kulinarischen Beschreibungen nachvollziehbar Urlaubsgefühle.

Für diese Mischung bekommt dieser Italien-Krimi von mir volle vier Sterne und eine Empfehlung als tolle Sommerlektüre!

Bewertung vom 28.06.2024
Mein kleines buntes Bildwörterbuch: Krabbeltiere und Blümchen

Mein kleines buntes Bildwörterbuch: Krabbeltiere und Blümchen


ausgezeichnet

Ein entzückend buntes Naturbuch für die Kleinen!
Das Bilderbuch "Krabbeltiere und Blümchen" gehört zur Reihe "Mein kleines buntes Bildwörterbuch" des Carlsen Verlags. Christine Henkel hat die wunderschönen Illustrationen angefertigt.

Kleinkinder interessieren sich für ihre nächste Umgebung und bestaunen Marienkäfer und andere Krabbeltiere und auch die duftenden Blumen am Wegesrand. Sie möchten mehr darüber wissen und können in diesem Bildwörterbuch über 40 Krabbeltiere und Blümchen aus der Natur kennenlernen. Die einzelnen Bilder kann man dann auf den idyllisch aussehenden Naturszenen wiederfinden und in ihrem Lebensraum entdecken.

Die Begeisterung für die Natur ist bei vielen Kindern schon früh vorhanden, jedes einzelne Insekt wird bestaunt und die Schmetterlinge auf den bunten Blüten der Blumen werden auch gerne betrachtet. Doch wie heißen diese Tierchen und die einzelnen Pflanzen?

Die stabilen Seiten dieses Papp-Bilderbuches eignen sich schon für die ganz Kleinen. Christine Henkel hat in niedlichen Einzelbildern über 40 Insekten, Spinnen und Käfer, sowie verschiedene Pflanzen abgebildet und zeigt sie auf der gegenüberliegenden Seite in ihrem natürlichen Habitat. Das weckt Interesse für die Tierwelt vor der eigenen Haustür und Kinder lernen neugierig die Namen und sprechen sie nach.

Jeweils zehn bis zwölf Objekte werden lebendsnah in einer wimmeligen Naturszene eingebunden, eine Anzahl, die die Kleinen nicht überfordert und die einzelnen Tiere und Pflanzen deutlich genug darstellt. Sie kennen sicher schon einige Krabbeltiere oder Pflanzen, lernen aber wissbegierig auch die anderen Objekte und ihre Namen. Das macht neugierig auf die Natur und sie lernen, die Natur zu respektieren und zu schützen. Denn was man kennt, das liebt und schützt man!

Die wunderschön dargestellten Naturszenen laden zum Betrachten und Erzählen ein und sorgen so auf spielerische Weise für Sprachförderung und Wissenserweiterung.

Bewertung vom 27.06.2024
111 Orte in Apulien, die man gesehen haben muss
Rizzello, Daria

111 Orte in Apulien, die man gesehen haben muss


sehr gut

Wunderschöne Tipps zum Entdecken Apuliens und seiner Geschichte!

In der 111-er Reihe vom Emons Verlag erscheint von Daria Rizzello der Band 111 Orte in Apulien, die man gesehen haben muss.

Apulien ist der Stiefelabsatz Italiens und es gibt gute Gründe, um dorthin zu reisen: Die atemberaubend schöne, 800 Kilometer lange Küste, alte Hafenstädte, der gute Rotwein zu hausgemachter Pasta, riesige Olivenhaine im Landesinneren und die bekannten kleinen Rundhäuschen. Schon der Stauferkaiser Friedrich der II. bewohnte im 13. Jahrhundert sein achteckiges Castel del Monte und genoss das Leben.

Dieses Buch kann man als Entdeckungsführer bezeichnen, denn man lernt darin viele Orte, Plätze, Museen, Dorfkirchen und Besonderheiten kennen, die Apuliens Geschichte erzählen und uns einen Blick auf die Vielfalt dieser Gegend werfen lassen.

Es gibt zahlreiche Vorschläge, die man bei einer Reise durch Apulien einbauen kann und für ein Bad im Meer gibt es ebenfalls viele Gelegenheiten.

Hier finden Kunstliebhaber, Aktivurlauber, Feinschmecker und Genießer und auch Familien viele Möglichkeiten, um ihren Urlaub nach ihrem Geschmack zu gestalten.

Die 111 Orte sind alphabetisch geordnet und zeigen einen umfangreichen Querschnitt der bekanntesten und interessantesten Locations, die hier mit Angabe von Adresse, Anfahrt, Öffnungszeiten und besonderen Tipps näher vorgestellt werden.

Es geht in die Provinzhauptstadt Bari, in die Barockstadt Lecce, zur Wallfahrtskirche nach Copentino, zum Orchideenpfad nach Mattinata, zur Mumienkrypta nach Oria oder zum Leuchtturm nach Otranto. Es gibt Bars und Eisdielen zu entdecken, eine Kanincheninsel und ein Zitrusgarten locken zu einem Besuch und viele weitere Tipps sorgen für eine abwechslungsreiche Zeit in Apulien.

Es gefällt mir, wie viele Informationen und geschichtliche Hintergründe hier bei den 111 Orten zusammengetragen wurden. Durch die detailreiche Vorstellung der verschiedenen Orte gewinnt man einen umfangreichen Einblick der geschichtsträchtigen Städte Apuliens und lernt seine Sehenswürdigkeiten und alten Bauten kennen, aber darüber hinaus auch viele unbekannte Ziele, die bei Touristen nicht unbedingt auf dem Reiseplan stehen.

Interessante Vorschläge zeigen bekannte und unbekanntere Orte, Plätze und Bauten, die man sich ansehen kann, wenn man in Apulien unterwegs ist. Mit diesem Buch lässt sich Apulien wunderbar entdecken!

Bewertung vom 26.06.2024
Dich schaff ich auch noch
Schwarzhuber, Angelika

Dich schaff ich auch noch


ausgezeichnet

Ein erfrischend unterhaltsamer und humorvoller Neuanfang
"Dich schaff ich auch noch" heißt der humorvolle Roman von Angelika Schwarzhuber aus dem Blanvalet Verlag.

Die 35-jährige Tilda führt mit ihrem Mann Andreas eine erfolgreiche Immobilienfirma. Als ihr Mann etwas für ein Verkaufsgespräch mit den Kunden vergessen hat, fährt sie ihm hinterher und fällt aus allen Wolken, als sie entdeckt, dass Andreas eine neue Freundin hat, die von ihm ein Kind erwartet. Tilda will die Trennung, aber das bedeutet auch einen Neuanfang, der gar nicht so einfach ist, denn sie braucht eine Bleibe und einen neuen Job. Von einem Arztehepaar bekommt sie ein außergewöhnliches Angebot, sie bekommt eine Stelle in der Praxis, wenn sie drei Wochen auf die pflegebedürftige Schwiegermutter Betty und die zwei Katzen aufpasst. Dieses Angebot nimmt Tilda dankbar an, doch so einfach wie sie es sich vorgestellt hat, macht Betty es ihr nicht. Die Seniorin ist wie ein Kaktus und kann ganz schön biestig sein. Doch Tilda kämpft sich durch und braucht gute Nerven, denn als dann auch noch Bettys Sohn Philipp einzieht, ist das Chaos vorprogrammiert.



Angelika Schwarzhuber erzählt eine Geschichte, wie sie das Leben schreibt. Sehr lebendig, turbulent und mit vielen Alltagsszenen gespickt, erlebt man Tilda, wie sie den Haushalt erledigt und sich um Betty bemüht, die nach einem Unfall zwei Gipsverbände hat und auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Herrlich unterhaltsam verläuft das anfangs schwierige Miteinander der beiden Protagonistinnen, deren Charaktere die tragenden Rollen des Romans darstellen. Das Gezicke von Betty und Tildas kleine Rache haben mich sehr amüsiert und ich konnte gut miterleben, warum Betty sich in ihrer Rolle als Pflegebedürftige etwas biestig verhalten hat. Der erfrischend humorvolle und unterhaltsame Erzählstil sorgt zusätzlich für einen großartigen Lesefluss, der abwechslungsreich und nie langweilig durch das Buch führt. Dafür mag ich Angelika Schwarzhubers Romane, die mitten aus dem Leben erzählen und auch tragische und emotionale Seiten aufzeigen.

Tilda ist eine sympathische Person, der man einen guten Neuanfang von Herzen wünscht. Ich habe sie bewundert, wie sie ihre schwierige Aufgabe mit Betty gemeistert hat und viel Verständnis aufbrachte. Aber ich habe auch voller Schadenfreude geschmunzelt, als sie Betty dann auch mal einen Streich gespielt har. Auch die anderen Nebenfiguren sind liebevoll ausgearbeitet und bekommen in der Geschichte ihren Raum, um für manche Wendung zu sorgen. Es gibt immer wieder humorvolle Passagen, die zum lachen anregen und die Liebe spielt auch eine Rolle, die man nicht unterschätzen sollte. Im Anhang finden sich einige der gekochten Gerichte in Rezeptform wieder.

Eine humorvolle und lebendige Unterhaltungslektüre, die das Mitmenschliche feiert und zeigt, dass es für die Liebe nie zu spät ist.