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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2541 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2024
Von Eintagsfliege bis Grönlandwal
Murray, Lily

Von Eintagsfliege bis Grönlandwal


ausgezeichnet

Wer weiß denn sowas?
Im Carlsen Verlag erscheint das Sachbilderbuch "Von Eintagsfliege bis Grönlandwal" von Lily Murray mit Illustrationen von Jesse Hodgson. Das Buch stellt die unterschiedliche Lebensdauer von Tieren vor und richtet sich an Kinder von fünf bis zehn Jahren.

Bei vielen Tieren wissen wir oft gar nicht, wie es um ihre Lebensdauer bestellt ist. Dieses Buch schafft Abhilfe, es erklärt genau, welche Tierart nur ganz kurz, länger oder am längsten lebt und warum das so ist. So weiß man heute, dass ein Glasschwamm unglaubliche 11.000 Jahre alt werden kann und ein Riesenkrake höchstens fünf. Doch von welchen Faktoren hängt die Lebensdauer ab? Und was gibt es sonst noch für interessante Besonderheiten über spezielle Tiere zu erfahren?

Nach einer interessanten Einleitung über die Lebensdauer von Tieren auf der Erde werden in dem großformatigen Buch 27 besondere Tierarten mit naturalistischen Illustrationen und verständlichen Texten vorgestellt, die nach ihrer Lebenszeit gestaffelt werden.

Wie ihr Name schon sagt, macht die Eintagsfliege den Anfang. Sie lebt nach ihrer Fortpflanzung höchstens einen Tag. Doch zuvor hat sie bereits bis zu zwei Jahre als Larve in einem Teich, See oder Fluss verbracht. Insofern hat auch sie ihr Leben durchaus gelebt und ihren Sinn der Vermehrung ihrer Art erfüllt.

Ameisenigel sind putzige Wesen, sie bilden Liebeszüge und wandern hintereinander her. Orang-Utans zählen zu unseren nächsten Verwandten, sie haben wie wir Menschen ein Bett und bauen sich jeden Abend ein neues Schlafnest in den Wipfeln großer Bäume.

Was wisst ihr über Grizzlybären oder Honigbienen? Wie sehen Labors-Chamäleons aus oder Opossums? In diesem Buch erfahrt ihr lehrreiche und erstaunliche Dinge und lernt Tiere kennen, die euch bisher vielleicht noch unbekannt sind, wie das merkwürdige Axolotl.

Ihr könnt über den komischen Namen des Kakapos lachen, ein ganz hübscher Vogel, der gar nicht fliegen kann. Was kann das Leistenkrokodil und wieviel Eier legt der Riesenkrake?

Die Tierwelt lädt mit ihrer unglaublichen Vielfalt zum Staunen ein und bietet immer wieder Neuigkeiten, die man auch als Erwachsener kaum glauben mag. So wusste ich zwar von der Langlebigkeit von Tiefseeschwämmen, aber dass sie bin zu 11.000 Jahren alt werden können, hätte ich ohne dieses Buch nie geglaubt. Und es gibt sogar ein unsterbliches Tier, doch mehr möchte ich hier lieber nicht verraten.

Seht euch die wunderschönen Bilder gemeinsam mit euren Eltern an und lasst euch die erstaunlichen Dinge vorlesen.


Ein großartiges Buch mit erstaunlichen Fakten über unterschiedliche Tiere und ihre Lebensdauer! Vieles wissen nicht mal die Erwachsenen! Gemeinsam können große und kleine Leute sich mit diesem Buch auf eine interessante Reise durch die Tierwelt machen.

Bewertung vom 27.07.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Ein heiter-melancholischer Roman über das Leben!
Im Rowohlt Verlag erscheint Petra Pellinis heiter-melancholischer Roman "Der Bademeister ohne Himmel".

Linda ist fünfzehn und denkt über ihren Freitod nach. Doch die Nähe zu zwei Menschen hält sie davon ab. Ihr Freund Kevin, den die Probleme der Erde zur Verzweiflung treiben und der ehemalige Bademeister Hubert, 86 Jahre alt, der seine Wohnung nicht mehr verlässt und auf seine vor sieben Jahren verstorbene Frau wartet. Linda verbringt einige Nachmittage bei Hubert, um die polnische Pflegerin Ewa zu entlasten. Dabei erlebt sie die fortschreitende Demenz hautnah mit und versucht feinfühlig und unbefangen Huberts Vergessen mit positiver Leichtigkeit zu begegnen. Doch das Schicksal lässt sich nicht aufhalten!

"Wir gleichzeitig Lebenden sind füreinander von geheimnisvoller Bedeutung." Zitat

"Leben ist Geschenk, sagt Ewa." Zitat S. 51

Petra Pellinis Roman steckt voller Wärme und Menschlichkeit, er berichtet vom Leben und Sterben, vom Vergessen und zeigt eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen einem jungen Mädchen und einem älteren Herrn mit Demenz.


Bei diesem Buch gibt es viele Szenen, die ich sehr gern gelesen habe. Linda ist jung, aber auf ihre Weise des Lebens müde, doch die Freundschaft zu Kevin, Hubert und Ewa zeigen ihr, wie lebenswert das Leben doch ist. Linda erzählt, wie sie Personen oder Stimmungen in ihrer Umgebung wahrnimmt und das wird intensiv beschrieben. Man könnte meinen, dass diese Szenen ein wenig ins Nebensächliche abdriften können, doch das ist nicht der Fall. Durch ihre Sichtweise wird es häufig humorvoll und auch nicht langweilig. Man merkt, wie sie Hubert lieb gewinnt und wie sie hofft, dass er noch lange aufmerksam und Herr seiner Sinne bleibt. Jedes Lachen von ihm tröstet nicht nur Linda, sondern auch mich. Es ist ein Roman über das Vergessen, eine Demenz, die voran schreitet und unaufhaltsam die Persönlichkeit eines Menschen erlöschen lässt. Das muss man hinnehmen und aushalten, im Leben wie im Roman!

Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen, denn es bekommt mit seinen liebenswerten Figuren eine besondere Aura, die berührend, erheiternd und auch melancholisch wirkt. Die Leichtigkeit und der Humor, mit dem Linda dem alten Bademeister Hubert gegegnet und Gefühle für ihn entwickelt, ist berührend und schön zugleich. Er vergisst immer mehr und Linda lässt in ihren Erzählungen seine Erinnerung an die Arbeit im Freibad aufleben und lernt ihn durch seine Bemerkungen und Fotos kennen und schätzen. Die versierte und dennoch etwas spezielle polnische Pflegerin Ewa ist ein Lottogewinn für jeden, der Pflege in Anspruch nehmen muss. Mit ihr verbindet man Fürsorge, Empathie und jede Menge duftenden Apfelkuchen. Ihr Sprachschatz sorgt immer wieder für lustige Wortschöpfungen und man kann sie einfach nur gern haben.

Die Tragik der Themen wie Depression, Trauer und Tod werden ernsthaft und gefühlvoll behandelt und gewinnen durch die menschliche Nähe und Freundschaft auch positive Aspekte. Wenn ein Mensch nicht allein gehen muss, sondern gefühlvoll begleitet wird, ist das ein schöner Tod.

Bei dieser berührenden Geschichte wollte ich nicht, dass sie endet, denn das Ende ist vorhersehbar. Der Roman beschreibt eine Lebensphase, die zeigt, was am Ende des Lebens noch bleibt und wirft damit die Frage nach der Würde des Lebens auf.


Mit ganz viel Menschlichkeit, Humor und Nächstenliebe zeigt dieser Roman, wie man Menschen begegnen kann und muss. Hat mich mit seiner Leichtigkeit trotz ernster Themen sehr berührt!

Bewertung vom 24.07.2024
Die Taucherin
Boos, Verena

Die Taucherin


sehr gut

Auf der Suche nach den Wurzeln
Im Kanon Verlag erscheint der Roman "Die Taucherin" von Verena Boos.

Amalia Faller ist seit Kindertagen eng berfreundet mit Marina in Valencia. Als Marina verschwindet, reist Amalia vom Schwarzwald nach Valencia und beginnt mit der Suche nach ihrer Freundin. Die toughe Kletterin Amalia entdeckt bei ihrer Recherche Spuren, die sie ihre eigenen Erinnungen in Frage stellen lässt. Sie stösst auf ein Geheimnis, das beide Frauen eng verbindet, aber auch Zustände aufdeckt, die ein dunkles Kapitel in Spanien und Deutschland sichtbar machen.

Für diesen Roman braucht man etwas Geduld, anfangs konnte ich nicht gänzlich in die Geschichte eintauchen, zuviele Fragen blieben offen und die Handlung dreht sich um eine Kletterpartie in ungängigen Felsen. Wer sich fürs Klettern interessiert, wird in die Beschreibungen einzelner Handgriffe und die Funktion der Füße gut eintauchen können. Für mich ist das eine völlig fremde Welt, die sich mir nicht erschliesst. Doch dann stellt die Handlung unterschiedliche Figuren vor, die mit ihren Hintergründen sehr interessant zu verfolgen sind und sogar dunkle Geheimnisse offenbahren.

Bei diesem Roman brauchte ich eine Weile, bis mich die Geschichte wirklich fesseln konnte. Die Lektüre ist nicht einfach, es gibt intensiv erzählte Szenen, die aber erst zum Ende hin eine klare Aussage bekommen.

Verena Boos Erzählstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber mir gefällt ihre ausführliche und bildhafte Beschreibung von Handlungsorten, Stimmungen und Situationen, die die Geschichte klarer machen und mich als Leserin tief in das Geschehen eintauchen lassen. Die Szenen ihrer Figuren leben von Dialogen und Handlungen, in die spanische Sätze eingebaut werden. Protagonistin Amalia legt mit ihren offen gestellten Fragen den Finger auf die Probleme, auf die das Buch inhaltlich abzielt.

Verena Boos erzählt mittels der engen Freundschaft zweier Frauen eine berührende Familiengeschichte, die zwischen dem Schwarzwald und Valencia eng verknüpft ist. Man mus sich auf diese Geschichte einlassen und ihr Zeit geben, bis sie ihren Sog entfaltet. Doch das Durchhalten lohnt sich definitiv, im letzte Drittel konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und wurde mitgerissen von der Suche nach den Gründen von Marinas Verschwinden. Marina, die Taucherin, ist für Amalia wie eine Schwester. Als Marina verschwindet, macht sich Amalia auf die Suche und findet Tatsachen heraus, die ihre Welt auf den Kopf stellt. Sie taucht in Marinas Welt ein und entdeckt was diese herausgefunden haben muss. Anfangs sind die Spuren, Enthüllung und Beweise nur Verdachtsfälle, doch dann stellt sich heraus, es geht um reale Fälle verschleppter Kinder und Adoptionen gegen den Willen der Mutter, oftmals als Todesfall getarnt. Die Tatsache, dass hier Verbrechen stattgefunden haben, liest sich dramatisch und man mag sich die Tragweite der Folgen für Kinder und Eltern kaum ausmalen. Es wird hier die Entdeckung von Verbrechen an Menschenrechten angeprangert, die auch von Kirchenoberen mitgetragen wurden. Offiziell zum Wohle der Kinder, aber es war auch eine Geschäftsidee und sollte auch eine Umerziehung bewirken.

Eine bewegende Geschichte, die ein dunkles Kapitel zwischen Deutschland und Spanien sichtbar macht.

Bewertung vom 21.07.2024
Tod im Strandhaus
Tessendorf, Petra

Tod im Strandhaus


gut

Solider Krimi mit interessanter Schilderung einer Sturmflut
Der Kriminalroman "Tod im Strandhaus" von Petra Tessendorf erscheint im Emons Verlag, es ist der dritte Band der Reihe um Kommissar Paul Lupin.

Am Strand von Graswarder in Heiligenhafen findet Paul Lupin einen Toten, kurz darauf ist er verschwunden. Er ruft seinen Freund Kommissar Heimdahl zu Hilfe, der ihn zu einer Teilnahme an einer Fastenwanderkur in der benachbarten Strandvilla überredet, um dort Hinweise auf den Toten zu finden.

Es gibt eine Spur, die in die siebziger Jahre zum legendären Hippiefestival in Heiligenhafen führt, bei dem auch Pauls Vater auf der Bühne stand. Brisant wird es, als ein weiterer Todesfall geschieht. Was ist hier los und wer hat ein Motiv zum Töten?

Mir war nicht bewusst, dass "Tod im Strandhaus" der dritte Band der Reihe um Paul Lupin ist. Deshalb hatte ich auch einige Mühe, in das Buch hinein zu finden.

Aufgrund der vielen Figuren war es mir nicht möglich, sie alle gleich gut einordnen zu können. Ich hätte mir der Einfachheit halber ein Personenregister gewünscht, das ich mir selbst angelegt habe, um den Überblick nicht zu verlieren. So konnte ich mich mit den Personen besser arrangieren und habe mein Hauptaugenmerk auf die Ermittlungen gesetzt. Das war allerdings nicht so einfach, immer wieder stören nebensächliche Handlungen den Lesefluss, was mich bei Krimis einfach stört. Der Fall führt auch in die Vergangenheit in die 70er Jahre, diese Szenen sorgen für abwechslungsreiche Einblicke, wobei ich die entscheidenden Puzzleteile lange Zeit nicht mit den aktuellen Morden verbinden konnte. Unter den Personen wurden Paul und sein Vater Johann mir mit Abstand am sympathischsten. Mich hat es gewundert, das Johann angeblich demente Züge haben soll, mir erschien er doch recht klar und geistig sehr fit. Zwischen Vater und Sohn gibt es ein paar humorvolle Dialoge, den angekündigten schwarzen Humor habe ich aber vermisst.

Der Erzählstil lässt sich leicht lesen, die bildhaften Beschreibungen der Landschaft, der Natur und der Stimmungen während der Wettereskapaden an der Ostsee sind der Autorin besonders gut gelungen.

Auf eindringliche Weise werden hier die Folgen der Sturmflut beschrieben, die Zerstörung und Überflutung der Häuser an der Wasserkante werden deutlich sichtbar gemacht und man ahnt, wie hoch die Schäden ausfallen.

Die Spannungskurve verläuft auf einem unterschwelligen Level, die Ermittlungen nehmen viel Raum ein und die Tatvorgänge versteht man erst im Nachhinein.

Dieser solide geschriebene Ostseekrimi lässt bildhaft die Landschaft am Meer der Ostseeküste sichtbar werden und der Krimifall führt in die wilden 70er Jahre.

Bewertung vom 19.07.2024
Portugiesischer Pakt / Lissabon-Krimi Bd.9
Sellano, Luis

Portugiesischer Pakt / Lissabon-Krimi Bd.9


gut

Konnte mich leider nicht überzeugen!
"Portugiesischer Pakt" heißt der 9. Band der Henrik Falkner-Reihe von Luis Sellano, die in Lissabon spielt und im Heyne Verlag erscheint.

Henrik Falkner führt ein Antiquariat in der Altstadt von Lissabon und da das Geschäft mit alten Büchern nicht so gut läuft, das Gebäude aber renovierungsbedürftig ist, freut er sich über jeden Auftrag, den er bekommen kann. Nun soll er gegen ein großzügiges Honorar für einen Kunden Bücher aus dem Nachlass des kürzlich verstorbenen Senhor Monteiro erwerben. Doch der Auftrag hat einen Haken, denn es stellt sich heraus, dass der Tote höchstwahrscheinlich Opfer eines Mordes wurde. Als dann auch noch Henriks Auftraggeber spurlos verschwindet, ermittelt Henrik und findet eine Spur, die in die Siebzigerjahre führt. als Portugal sich im politischen Umbruch befand.

Henrik lebt als ehemaliger deutscher Ermittler in Lissabon und führt das Antiquariat seines Onkels weiter. Der lukrative Auftrag zum Kauf von Büchern aus einem Nachlass führt Henrik zu einem neuen Fall, denn sein Auftraggeber, Dr. Tavares, verschwindet kurze Zeit später. Auch seine Lebensgefährtin Helena Gomes ermittelt als Polizistin in diesem Fall und erhält über Henrik einige Informationen, die weit in die Siebzigerjahre zurück führen.


Der Erzählstil Luis Sellanos ist gewohnt flüssig, wortgewandt und zeigt die Vorgänge in lebendiger, bildhafter und zeitgemäßer Weise. Interessant sind in den Krimi eingebundene geheinmisvolle Tagebucheintragungen aus den 1970er Jahren, in denen ein Student von den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen und Verfolgungen berichtet. Dieser interessante Blickwinkel macht für den Leser das Zeitgeschehen und die Situation der Bürger Portugals in der Zeit nach der Nelkenrevolution sichtbar, was für mich den wichtigsten Faktor des Buches darstellt.

Die Beziehung zwischen Henrik und Helena Falkner ist zur Zeit sehr angespannt. Helena kümmert sich liebevoll um ihre Tochter, der Spagat mit ihren beruflichen Einsätzen ist immer ein Drahtseilakt. Ab und zu übernimmt Henrik die Beaufsichtigung, aber eher wie ein unbeteiligter Dritter, Gefühle für das Kind sind kaum erkennbar. Das könnte man mit seinen psychischen Problemen erklären und auch seine Schussverletzung macht ihm noch zu schaffen.

Was soll ich zu dem Buch sagen? Ich mag die Reihe, aber dieses Mal ist mir die Handlung einfach zu undurchsichtig, die Figuren sind nicht greifbar und damit wird es leider nicht sehr spannend. Besonders gestört hat mich das Tatmotiv in der Vergangenheit, diese Begründung hat mich einfach nicht überzeugt. Und auch Henriks Figur konnte mich dieses Mal nicht wirklich packen. Seine ständige Tabletteneinnahme und seine psychisch begründete Lethargie und ewigen Angststörungen passen nicht zu jemandem, den ich als Ermittlerfigur interessiert verfolge.


Wer die Reihe bisher gelesen hat, sollte auch diesen Band nicht auslassen, um die Vorgänge weiter zu verfolgen. Mich konnte der Krimi inhaltlich nicht ganz überzeugen. Gerade so drei Sterne!

Bewertung vom 18.07.2024
Aylin, Leon und das Geheimnis der Rabenmagie
Lindemann, Johanna

Aylin, Leon und das Geheimnis der Rabenmagie


sehr gut

Wenn Raben den Weg kreuzen, liegt Zauberei in der Luft!
Johanna Lindemanns Bilderbuch "Aylin, Leon und das Geheimnis der Rabenmagie" enthält Illustrationen von Stefanie Klaßen und erscheint im Carlsen Verlag.

Aylin ist mit ihrer Mama Layla gerade wieder umgezogen, wie so oft, denn Mama hat einen sehr wichtigen Job, mit ständig wechselnden virtuellen Videokonferenzen und ist beruflich sehr engagiert. In ihrer Freizeit entspannt Layla bei französischer Musik und sie liebt die französische Küche. Finanziell geht es ihnen gut, doch reicht das aus, um glücklich zu sein?

Durch die häufigen Wohnortwechsel fällt es Aylin schwer, neue Kontakte zu Freunden aufzubauen und so spielt sie lieber allein in ihrer eigenen Welt, in der sie am Tablett als Zoodirektorin imaginäre Zoowelten aufbaut und das Ziel hat, bestmögliche Besucherrekorde zu erreichen.

Auch Leon ist gerade umgezogen, sein Vater Pascal konnte die Miete der alten Wohnung nicht mehr bezahlen und die finanziellen Nöte machen Pascal schwer zu schaffen. Er ist oft traurig und deprimiert und das merkt auch Leon sehr deutlich. Pascal hatte mal ein französisches Restaurant und trauert diesem nun hinterher. Leons Lieblingstiere sind Raben und aus einem schlauen Buch weiß er sehr viel über diese Vögel.

Sowohl Leon als auch Aylin werden von einem mysteriösen "Klack, Klack, Klack" am Fenster hinaus gelockt. Beide entdecken ein niedliches Vogeljunges und überlegen, wie sie dem Küken helfen können. Darüber entsteht eine enge Freundschaft, die sich für beide positiv entwickelt.

Die Geschichte wird sehr kindgerecht und verständlich erzählt und erreicht mit den beschriebenen Alltagssorgen viele Kinder, die diese Situationen selbst täglich erleben. Beschrieben werden Themen wie fehlende Freunde, Umzug in eine fremde Stadt, Armut und sozialer Abstieg, alleinerziehende Elternteile, die kaum Zeit für ihre Kinder haben oder in einer Depression nicht in der Lage sind, sich ausreichend um ihre Kinder zu kümmern. Außerdem geht es um ein Leben mit Tablett und Handy anstatt Toben im Freien und Spielen mit Freunden.

Die gezeigten Probleme überlagen die Geschichte nicht, viel mehr wird die Story mit Fantasie, etwas Magie und jeder Menge Wissen über Raben spannend aufgelockert. Außerdem sorgen Stefanie Klaßens farbenfrohe und liebenswürdige Illustrationen dafür, dass man die Geschichte sehr gut vor Augen hat und in diese Story gut eintauchen kann. Und die Rabenmagie verleiht dem Ganzen einen besonderen Zauber, der sehr schön über dieser wundervollen neuen Freundschaften liegt und einen schönen Neuanfang einläutet.

Dieses Kinderbuch dreht sich um Freundschaft, Vertrauen und Zusammenhalt und bringt wissenswerte Informationen über Raben mit, die mit einer Spur Magie zu einer Geschichte versponnen werden.

Bewertung vom 15.07.2024
Madame le Commissaire und das geheime Dossier / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.11
Martin, Pierre

Madame le Commissaire und das geheime Dossier / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.11


ausgezeichnet

Fesselnder Urlaubskrimi mit Frankreich-Flair!
Im Knaur Verlag erscheint mit "Madame le Commissaire und das geheime Dossier" der 11. Band von Pierre Martins Krimireihe um Isabelle Bonnet.

Isabelle Bonnet erhält vom Polizeichef aus Paris einen wichtigen Anruf. Sie soll den Einbruch in eine Ferien-Villa hinter Saint Tropez untersuchen. Das kommt ihr merkwürdig vor, denn der Polizeichef hat normalerweise wichtigeres zu tun als sich um Einbrüche zu sorgen.

Auf Geheiß des Polizeichefs untersucht Isabelle mit ihrem Assistenten Apollinaire den Einbruch in einer Villa bei Gassin. Sie findet heraus, dass es sich bei dem Besitzer der Villa um Gabriel Roquefort handelt, der als Staatssekretär im Außenministerium arbeitet. Der Grund für die Besorgnis des Polizeichefs ist ein gestohlenes geheimes Dossier, dass Roquefort eigentlich gar nicht aus dem Büro mitnehmen durfte. Nun ist es beim Einbruch in seiner Villa mit diversen Wertgegenständen gestohlen worden. Können normale Einbrecher mit dem Dossier etwas anfangen? Oder waren sie nur darauf aus?

Bei diesem verzwickten Fall sind zahlreiche Befragungen nötig, die sich zunächst mit dem Einbruch beschäftigen, später kommt noch ein Mordfall hinzu. Ich habe lange Zeit gerätselt, wer wohl Interesse an dem Dossier haben könnte, denn die Puzzleteile der Ermittlungen bringen zwar einige delikate Details ans Licht, aber nicht den Inhalt der wichtigen Mappe.

Pierre Martin hat ein Händchen für die Ausarbeitung seiner Charaktere, die erkennbar und mit lebensnahen Facetten ausgestattet sind. Bei einigen Personen bekommt man auch Einblick in ihre Gefühlswelt und leidet oder freut sich mit ihnen.
In dieser Krimireihe ist der verschrobene Apollinaire meine absolute Lieblingsfigur, mit seinen gedanklichen Höhenflügen und recht speziellem Wissen scheint er sich nicht so sehr auf den jeweiligen Fall zu konzentrieren, doch wenn er gebraucht wird, ist er zur Stelle. Mit seinen skurrilen Äußerungen bringt er Isabelle und mich zum Nachdenken, aber auch zum Lachen.

Isabelle war Leiterin einer geheimen Antiterroreinheit und diese Erfahrungen merkt man ihr auch heute noch an, wo sie als einfache Madame le Commissaire im provenzalischen Fragolin das Kommissariat leitet. Ab und zu gehen mit ihr bei Verfolgungsfahrten die Pferde durch und sie riskiert Kopf und Kragen. Damit mutierte sie in einigen Bänden schon zu Superheldin, in diesem Buch wurde ihre Heldenrolle jedoch moderat eingespielt und diese Szenen sorgen auch für einen starken Anstieg der Spannungskurve, die sich ansonsten im Mittelfeld bewegt. In diesem Buch war ziemlich auffällig, wie sehr sich Isabelle doch von attraktiven Männern angezogen fühlt. Das fand ich etwas überzogen, ziehe dafür aber keinen Stern ab!

Pierre Martin lässt in bildhaft beschrieben Szenen reichlich Flair der schönen Provence einfließen und die eingestreuten kulinarischen Gerichte und etliche Gläser Wein verdeutlichen appetitanregend das Lebensgefühl der Franzosen.

Genau so stellt man sich einen Frankreich-Krimi vor, der mit Spannung, Kulinarik und liebenswerten Figuren für fesselnde Unterhaltung sorgt! Ein toller Urlaubskrimi, den ich gerne weiter empfehle!

Bewertung vom 13.07.2024
Sommerfarben in der Stadt der Liebe / Paris und die Liebe Bd.2
Martin, Lily

Sommerfarben in der Stadt der Liebe / Paris und die Liebe Bd.2


sehr gut

Eine zauberhafte Liebesgeschichte in Paris mit viel Flair!
"Sommerfarben in der Stadt der Liebe" ist der zweite Roman aus Lily Martins Paris-Reihe, die im Rowohlt Verlag erscheint. Lily Martin ist das Pseudonym von Anne Stern.

Paris gilt weltweit als die Stadt der Liebe, doch daran glaubt Kunststudentin Marie nach einer enttäuschten Beziehung nicht mehr. Sie hat nur ein Ziel von Augen, ihre Doktorarbeit zu schreiben und sich mit ihrem Aushilfsjob im Museum finanziell über Wasser zu halten. Während einer ihrer Führungen durch die Welt der Kunst lernt sie den Lehrer Jan kennen, der Französisch spricht und in Paris gelebt hat. Beide entdecken ihre Vorliebe für die «Seerosen» von Claude Monet. Sie unternehmen einen Ausflug nach Giverny in der Normandie, um dem Flair von Monets Wohnort und dem Entstehungsort seiner einzigartigen Bilder nachspüren zu können. Bei dieser Reise entdecken Jan und Marie ihre Gefühle füreinander. Wird Marie wieder an die Liebe glauben?

Mit Paris hat Lily Martin die perfekte Kulisse für romantische Geschichten ausgewählt. In ihrem wunderschön erzählten Roman bekommt man durch die zahlreichen Ansichten, die kulinarischen Häppchen und das gezeigte Leben ein charmantes Porträt der Stadt geboten und fühlt sich wie mitten in Paris.

Mittelpunkt der Geschichte ist Marie, die sich enttäuscht von der Liebe, nur noch ihrem Studium und ihrer Doktorarbeit widmet, die von Monets Seerosen handeln soll. Sie lebt zurückgezogen, die einzigen Begegnungen und Erlebnisse verdankt sie ihren Freundinnen und ihrer Arbeit als Führerin von Touristengruppen in der Orangerie, einem Museum im Jardin des Tuileries. Ihre Doktorarbeit bereitet ihr Kummer, sie kommt nicht voran und entdeckt schliesslich, dass auch die Frauen in Monets Leben großen Einfluss auf seine Bilder hatten.

Von einem auf den anderen Tag verändert das unerwartete Treffen mit Jan Maries Gefühlswelt, beide entdecken ihre gemeinsame Vorliebe für den Impressionisten Monet und Maries Vorstellung von bedingungsloser Liebe verändert sich und macht neuen Gefühlen Platz.

Wer den Band "Sommertage im Quartier Latin" gelesen hat, trifft mit Lola, Fabien, Madame Simenon, Rose Caron und Lebkuchenverkäufer Pierre alte Bekannte wieder. Durch die Einbindung der Erlebnisse und schönen, romantischen und nachdenklich machenden Szenen dieser liebenswerten Nebenfiguren wird die Geschichte mit Leben und unterhaltsamen Momenten gefüllt. Bei der Liebesgeschichte habe ich auf ein glückliches Ende hingefiebert und wurde mit unerwarteten Schwierigkeiten und romantischen Aspekten konfrontiert. Diesen Roman habe ich mit dem Gefühl, selbst Pariser Luft zu schnuppern, und mit großem Vergnügen gelesen.


Eine herrlich leichte Liebesgeschichte mit Parisfeeling, jeder Menge liebenswerter Figuren und sommerlichen Farben der Blumen und Seerosen-Bilder Monets.

Bewertung vom 11.07.2024
Inselfalle
Husmann, Rieke

Inselfalle


gut

Auf der Insel schlägt die Falle zu!
"Die Inselfalle" von Rieke Husmann aus dem Emons Verlag ist der 11. Fall der Reihe um Ermittlerin Hella Brandt auf Spiekeroog.

Kommissarin Hella Brandt genießt mit Freund Lars und Tochter Jella die letzten Tage ihres Urlaubs auf Spiekeroog, als der Inselpolizist ihr einen Mordfall meldet und auf ihre Mithilfe hofft. Hellas Spürsinn ist geweckt und als zuständige Leiterin der Kripo ist sie auch zuständig. Deshalb meldet sie ihre restlichen Urlaubstage ab und ermittelt. Der Tote ist ein 78-jähriger alleinstehender Mann, der seit vielen Jahren auf der Insel zurückgezogen lebt. Merkwürdig ist, dass niemand etwas über seine Vergangenheit weiß. Hella befragt seine Freunde auf der Insel und findet schliesslich im Haus des Opfers einen Hinweis.

Bei diesem Krimi taucht man in einen undurchsichtigen Fall, dessen Opfer mit seiner Vergangenheit Rätsel aufgibt. Es stellt sich heraus, dass der Tote Auftragsmörder in der französischen Fremdenlegionär war. Sollte er für frühere Taten bis auf die Insel verfolgt worden sein?

Der Fall wirft einige offene Fragen auf, Hella und ihr Team müssen viele Befragungen durchführen, wodurch sich der Fall aber nicht viel transparenter gestaltet. Ich rätsel bei solchen Krimis immer gern mit, hatte aber irgendwann die eigenen Gedanken ausgeblendet, um die vielen Ansatzpunkte genau zu verfolgen. Doch hier kommt man mit Logik nicht weiter, ich hatte einen Verdacht, der sich am Ende auch bewahrheitet.

Mich hat die Idee gereizt, dass ein Auftragsmörder seinen Ruhestand auf der kleinen beschaulichen Nordseeinsel Spiekeroog verbringt und dann getötet wird. Welche offen stehende Rechnung hat der Täter beglichen? Ich war neugierig, was dahinter steckt!

Die breit angelegte Ermittlung zeigt die übliche Polizeiarbeit, die Einblicke in das Leben des Opfers bringen soll und sich tief in seine Vergangenheit ausweitet. Die Freundes des Toten stehen ebenfalls im Fokus und werden intensiv verhört, doch die Erkenntnisse spülen immer nur Puzzleteile hervor, die zwar Verdachtsmomente aufkommen lassen, aber dann doch wieder ohne Spur verwischen. Insgesamt fühlte sich der Krimi für mich sehr undurchsichtig und etwas konstruiert an.

Hellas Privatleben und die Frage nach der Zukunft ihrer Beziehung und die Chance auf ein Sabbat-Jahr sorgen für unterhaltsame Momente, die ich in diesem Ermittlungsgewusel gebraucht habe.

Was mir leider sehr gefehlt hat, war der regionale Bezug zur Nordseeinsel. Bildhafte und stimmungsvolle Szenen, die das Flair vom Leben am Meer sichtbar machen, gibt es leider fast gar nicht. Und das erwarte ich in einem Krimi, der auf Spiekeroog spielt.

Inselfalle ist ein interessant aufgemachter Krimi, weil er einen Auftragsmörder als Opfer präsentiert. Insgesamt gesehen konnte mich der Fall aber doch nicht ganz überzeugen.

Bewertung vom 09.07.2024
Gemüse gut, alles gut
Gfrörer, Matthias

Gemüse gut, alles gut


sehr gut

Vegetarisch, aber besonders und mit dem speziellen Pfiff!
Im Südwest Verlag erscheint Matthias Gfrörers vegetarisches Kochbuch "Gemüse gut, alles gut!" Der Sternekoch führt eine Gutsküche auf dem Bioland Gut Wulksfelde bei Hamburg, die mit dem Grünen Stern des Michelin ausgezeichnet ist.

Früher wurde hauptsächlich Gemüse gegessen und nur einmal in der Woche Fleisch, nämlich den üblichen Sonntagsbraten. Inzwischen ist saisonales Gemüse aus der Region wieder angesagt, es bietet viele Vitamine und ist vor allem gut für die Umwelt. Zur Zeit werden wieder viele alte Gemüsesorten neu entdeckt und bieten eine große Auswahl in der Gemüse-Küche.

Gemüse ist die Hauptgrundlage von Matthias Gfrörers Gerichten, er stellt von seinen Lieblingsgemüsen unterschiedliche Rezepte vor, die zwischen simpel bis kreativ anzusiedeln sind. In einer Einleitung gibt er Informationen zum jeweiligen Gemüse und Tipps für die Zubereitung der folgenden Rezepte.

Die Aufmachung des Buches und die hochwertigen Food-Fotos der perfekt angerichteten Gerichte sind eine Augenweide. Die Anordnung der Rezepte ist von der Aufteilung her bunt gemixt, was mir nicht so gut gefällt. Ich hatte eher eine alphabetische Aufstellung der Gemüsegerichte oder eine jahreszeitliche Abfolge erwartet. Im hilfreichen Register findet man unter den jeweiligen Gemüsen jedoch die einzelnen Rezepte.

- Provenzalische Zucchini
- Zwiebelkuchen
- Deep-Purple Wurzeln (lila Möhren)
- Ochsenherz-Steak
- Pinsa mit Kirschtomaten und Kapernbeeren
- Blumenkohl mit Kaviar
- herzhafte Kürbismaultaschen mit Rapa und Schwarzkohl
- Fenchel-Spaghettini (mein Favorit)

Zum Abschluss folgen Rezepte für Trinkschokolade, zum Einkochen, für Gremolata, Tomatenpesto, Nudelteig und Brot.
Bei diesem Buch hätte ich mir denken können, dass die raffinierte Kochkunst von Matthias Gfrörer weit über meinem Kochhorizont liegt und ausgefallene Gerichte vorstellt und keine normale Alltagsküche bietet. Denn Gfrörer ist ein erfahrener Sternekoch und kocht keine einfachen Standard-Rezepte, sondern er kreiert exklusive Gerichte mit hochwertigen Zutaten, die dem erlesenen Gaumen schmeicheln.

Die Variationen sehen appetitlich aus und würden mir sicher schmecken, nur für die Zubereitung mit den zahlreichen Komponenten fehlt mir der Sinn und auch die nötige Zeit in der Küche. Und viele Zutaten (lila Möhren, runde Zucchinis oder Knollenziest) gibt es einfach nicht in meinen umliegenden Supermärkten oder Hofläden.

Die Zubereitung ist klar beschrieben, die Gerichte erfordern schon einige Arbeitsschritte mehr als es in der schnellen Küche nötig wäre. Die Zutatenlisten manchmal recht lang, doch wer etwas Besonderes kochen will, nimmt das in Kauf. Was mich aber stört, sind Angabe von Zubereitungszeit und Personenzahl. Das muss man aufgrund der Produktmenge selbst einschätzen und ist für mich definitiv ein Kritikpunkt.

Nicht unbedingt mein Kochbuch, aber meine Empfehlung für raffinierte Gemüse-Küche und für alle Hobbyköche, die einem Sternekoch nacheifern wollen!