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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2541 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2024
Bella Famiglia
Mahler, Nico

Bella Famiglia


sehr gut

Liebe, Leid und Gelati!
Im Aufbau Verlag erscheint der Roman Bella Famiglia von Nico Mahler.

München, 1966: Sofia träumt bei ihren wöchentlichen Besuchen in der Eisdiele Bella Italia sehnsüchtig von der großen Liebe und vom Zauber Venedigs. Der Besitzer der Eisdiele Lorenzo kennt aus eigener Erfahrung wie hart das Leben in Italien sein kann. Seine Familie lebt im Val di Zoldo, dem Tal der Eismacher, wo existentielle Nöte den Menschen vieles abverlangte. Auch Lorenzo verließ eines Tages das Tal, die Gründe nagen heute noch schwer an ihm.

In "Bella Famiglia" lässt uns Nico Mahler an den schwierigen Lebensumständen einer Eismacherfamilie teilhaben.

Der erste Erzählstrang lässt uns ab 1899 in die Erlebnisse einer Eismacherfamilie eintauchen. Das kleine Tal bot für seine Bewohner karge Lebensbedingungen, um seine Familie über Wasser zu halten, nahm Großvater Tonino in benachbarten Ländern unterschiedliche Arbeiten an. Die Tradition des Eismachens sollte ihnen schliesslich eine Existenzgrundlage bieten, denn es war auch in Österreich und Deutschland sehr begehrt.

Die zweite Zeitebene beleuchtet ab 1966 Sofias Leben, sie ist Erzieherin in einem Kinderheim, hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und träumt von dolce vita in Venedig. Im Eissalon Bella Italia lernt sie Lorenzo kennen, der häufig niedergeschlagen aussieht, ein Eigenbrötler mit traurigem Gesicht. Nach und nach lernt sie ihn und die Geschichte seiner Familie näher kennen und Lorenzo zeigt, dass er auch Freude empfinden kann.

Nico Mahler erzählt auf eindrucksvolle und berührende Weise von einer italienischen Familie, die stellvertretend für viele Italiener steht, die sich aus finanzieller Not heraus als Gastarbeiter verdingen mussten, um die Familie zu ernähren. Das Leben in der Ferne war nicht einfach und für die Menschen durch die örtliche Trennung auch schwer zu ertragen, das lässt Melancholie aufkommen. Doch die Geschichte macht nicht nur Trauer und Leid sichtbar, sie feiert auch die Liebe, das Leben und die Kunst des Eismachens. Und sie lässt Hoffnung aufkommen, weil es viele Menschen geschafft haben, neuen Mut zu entwickeln und sich vom Leben nicht unterkriegen lassen.


Die Charaktere sind vielschichtig und lebensecht gezeichnet und ich habe ihre Schicksale gespannt verfolgt. Dieser berührende, schön erzählte Roman ist mir sehr nahe gegangen! Von der Handlung her hat mich der Erzählstrang in der Vergangenheit besonders gepackt, während die Geschichte mit Sofia etwas schwächer ausfällt.

Die heutigen Glücksgefühle beim Essen von Gelati sind verknüpft mit vielen Schicksalen der Eismacher, die schwierige Lebensumstände überwinden mussten, Leid und Schmerz ertrugen und dennoch nicht die Hoffnung verloren.


Eine Geschichte, die uns die Existenzängste einer italienischen Familie aufzeigt, aber auch die Liebe und das Leben feiert. Ein berührender und doch so schöner Roman, der reichlich Appetit auf Eis macht!

Bewertung vom 19.08.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


sehr gut

Starker Auftakt, aber laues Ende
Bei Hanserblau erscheint Irma Nelles Debütroman "Die Gräfin".

1944 Hallig Südfall: Diana Gräfin von Reventlow - Criminil ist bereits eine alte Dame, den Sommer über lebt sie auf Südfall, ihr Knecht Maschmann und ihre Haustochter Meta helfen ihr bei den anfallenden Arbeiten. Sie kümmern sich um ausgemusterte Pferde und Diana verhilft auch Menschen, die vor den Nazis fliehen müssen, zur Flucht. Im Watt finden sie den mit seinem Flugzeug abgestürzten englischen Pilot John, den sie bei sich aufnehmen und somit vor der Gestapo beschützen.


Irma Nelles erzählt in ihrem Roman aus dem Leben der Hallig-Gräfin Diana Reventlow-Criminil, die von 1863 - 1953 lebte. Auf dieser kleinen Hallig verschaffte Diana vielen Menschen die Chance zur Flucht.

Der angenehm ruhig erzählte Roman startet sehr spannend und mit atmosphärischen Beschreibungen des Lebens auf einer Hallig. Es wird anschaulich beschrieben, welche täglichen Arbeiten anfallen und wie Ebbe und Flut, Sturm und Hochwasser das Leben auf der Hallig bestimmen.

Die Figuren sind friesisch wortkarg und machen deutlich, wie sie sich Fremden gegenüber zunächst etwas zurückhaltend benehmen, sich aber aufopfernd um die Verletzung des Piloten und die Bergung des Flugzeugs kümmern. Es wirkt sehr authentisch, dass Maschmanns seine Gespräche in Platt abhält und das verstärkt den regionalen Bezug und ich konnte den Gesprächen auch gut folgen. Für manche Leser könnte das aber auch ein Verständnisproblem sein.
Die Handlung baut sich rund um die Figuren auf und man erfährt Näheres aus dem früheren Leben der Gräfin. Sie beschreibt Abläufe und Erlebnisse aus dem Leben ihrer Familie, was einerseits interessant ist, mir aber für so ein kurzes Buch zu ausufernd vorkam.

In den Gesprächen zwischen der Gräfin und dem Piloten erkennt man gegenseitiges Interesse, doch vieles bleibt nur angedeutet und es wird auch nicht in die Tiefe gegangen, wie ich es erwartet hatte.

Dieses Debüt ist eine atmosphärische Erzählung, die das Leben auf einer Hallig sichtbar macht und mit der Rettung von politisch Verfolgten für Interesse sorgt. Aber so interessant und stark wie die Geschichte anfängt, so offen und interpretationswürdig endet sie auch. Von mir gibt es 3.5 Sterne, die ich aufrunde.

Bewertung vom 17.08.2024
Mord in der Charing Cross Road
Hamilton, Henrietta

Mord in der Charing Cross Road


gut

Der Geist im Antiquariat
Im Klett-Cotta Verlag erscheint der bereits 1956 erschienene Krimi "Mord in der Charing Cross Road" von Henrietta Hamilton in der Übersetzung von Dorothee Merkel.

Sally arbeitet als Buchhändlerin in der antiquarischen Buchhandlung in der Charing Cross Road und schiebt regelmäßig Überstunden. Man munkelt, dass im Antiquariat ein Geist umgehe. Nachdem der unbeliebte Mr. Butcher Sally bei der Arbeit belästigt hat und einen ihr zur Seite stehenden Mitarbeiter beleidigt hat, wird er am nächsten Morgen tot an seinem Schreibtisch aufgefunden. Die Polizei vor einem Rätsel. Es verschwinden Bücher und Sally Merton und Juniorchef Johnny Heldar gehen den Dingen auf den Grund.

In diesem Krimi taucht man in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg ein, eine Zeit als Antiquariate mit ihren seltenen Erstausgaben noch Werte besassen, die man in der heutigen computergestützten Zeit eher vernachlässigt.

Die Geschichte entpuppt sich als eine zeitbeschreibende Story, die mit mysteriösen Bücherdiebstählen und eines Todesfall für Spannung sorgen will und bei der sich am Rande eine Liebesbeziehung entwickelt.

Sally und Johnny gehen den Spuren eines entwendeten Buches nach und finden heraus, dass auch in umliegenden Antiquariaten vermehrt Buchdiebstähle stattgefunden haben.

Der Krimi startet mit einer umfangreichen Vorstellung der Mitarbeiter und Eigentümer der großen Buchhandlung in Londons Innenstadt, die man auch auf wenige hätte beschränken können, um dem Leser mehr Durchblick zu verschaffen. Dafür gefällt mir die bildhaft beschriebene Atmosphäre in der Buchhandlung und auch das gesellschaftliche Sittenbild der Figuren wird gut deutlich gemacht. Die Wortwahl der Dialoge bildet den respektvollen Jargon dieser Zeit ab und versetzen mich automatisch in die Nachkriegszeit wie in Agatha Christies Krimis.

Geheimnisvolle Türen und mit angeblichen Sichtungen von rätselhaften Geistern wird versucht, Spannung zu erzeugen, doch das verpufft heutzutage ohne große Wirkung. Die literarischen Kostbarkeiten in Form von Erstausgaben mögen ja heute noch wertvoll sein, aber würde man heute dafür noch morden? Der Täter müsste unter den Mitarbeitern zu finden sein, oder sollte etwas der Geist für den Mord verantwortlich sein?

Der Schreibstil wirkt auf mich sehr altmodisch und auch die beschriebenen Umgangsformen vermögen mich zwar in die Zeit zurückzuversetzen, auf Dauer finde ich die Geschichte aber auch recht langweilig und zu ausschweifend erzählt, als dass mich irgendwelche Spannung erfassen konnte.

Mord in der Charing Cross Road ist ein zeitbeschreibender Roman, dessen Krimihandlung eher am Rande mit ruhigen Ermittlungen aufwartet. Das auflösende Ende ist etwas klischeehaft und konnte mich leider nicht ganz überzeugen.

Bewertung vom 11.08.2024
Das Gemälde aus Málaga
Baumann, Margot S.

Das Gemälde aus Málaga


gut

Leichte Unterhaltung mit einem gefühlvollen Sommerroman
"Das Gemälde aus Málaga" ist der dritte Band von Margot S. Baumanns romantischer Erfolgsreihe »Spanische Geheimnisse«, die bei Tinte & Feder erscheint.


Livia reist mit ihrer Freundin Rosa für erholsame Ferien nach Málaga verbringen. Dann läuft ihr der zuvorkommende Hotelnachbar Fernando über den Weg und es ist aus mit der Ruhe, denn Fernando glaubt, er hätte im Haus seiner Grossmutter ein Bild von Pablo Picasso gefunden. Jetzt sucht er in Pablos Geburtsstadt nach Beweisen und Livia begleitet ihn, ihr Interesse für Fernando ist geweckt.


In diesem Roman taucht man in eine unterhaltsame Geschichte ein, die sich in Málaga und auf Menorca abspielt und die Sonne Spaniens und das Leben dort bildhaft beschreibt. Die in der Gegenwart stattfindende Suche nach dem wahren Künstler des Bildes verbindet sich mit einer Liebesgeschichte und führt uns auch in die Vergangenheit von Großmutter Erendira, die in ihrer Jugend Pablo Picasso kannte.

Zwischen Livia und Fernando entwickelt sich schnell eine Liebesgeschichte, die mit romantischen Szenen sehr lebendig gezeigt wird und auch authentisch wirkt. Ich konnte mich gut in die Lage der Liebenden hinein versetzen und habe wegen einiger Widrigkeiten gehofft, dass die Story glücklich endet.

Margot S. Baumanns eingängiger Erzählstil lässt sich flüssig lesen und ich habe vor allem die gezeigten Schauplätze interessiert verfolgt. Die bildhafte Darstellung weckt Urlaubsgefühle und ich wäre gern bei den Protagonisten vor Ort gewesen.

Die Handlung beeinhaltet neben der vorhersehbaren Lovestory auch etwas das Leben der Großmutter und über Pablo Picasso. Diese Szenen hätten meiner Meinung nach noch ausführlicher das Leben des Künstlers aufgreifen können.

Der Roman bietet sich als unterhaltsame Lektüre an, bei der man sich in spanische Gefilde hinein träumen kann. Die romantische Liebesgeschichte passt gut dazu und man kann sie genießen.

Bewertung vom 09.08.2024
Mordsschnitzel
Moshammer, Ulrike

Mordsschnitzel


gut

Urlaubslektüre mit regionalem Alpenpanorama

Im Emons Verlag erscheint Ulrike Moshammers Krimi "Mordsschnitzel".

Valerie Thaller freut sich, denn der in Bad Gastein beliebte »Schnitzelkönig« möchte seinen siebzigsten Geburtstag in ihrem Hotel feiern. Überraschenderweise gesellen sich zu den geladenen Gästen auch unerwünschte Gäste. Am nächsten Morgen wird der Gastronom tot in seinem Wohnzimmer aufgefunden. In der Diskussion um eine Neuanlage von exklusiven Chalets und großen Liften hatte sich der Tote gegen das ausufernde Projekt ausgesprochen, um die Natur und den ländlichen Charme des Ortes zu erhalten. Diese Meinung könnte einige Menschen gegen ihn aufgebracht haben. Valerie untersucht mit ihrer Freundin Nora, was in der Tatnacht geschehen ist.


Der beschauliche Kurort Bad Gastein liegt im idyllischen Bergpanorama und so soll es nach Meinung der meisten Bewohner auch bleiben. Doch geldgierige Investoren versuchen, ein gigantisches Projekt mit luxuriösen Chalets mit weiteren Skipisten und Seilbahnen in Gang zu setzen. Ulrike Moshammer lässt den Konflikt sichtbar werden und baut auf bildhafte Weise den regionalen Charme der Gegend in ihre Handlung ein. Die Figuren sind bunt gemischt und wirken authentisch und lebensecht. Hier sind alle Charaktertypen vertreten und so kann man unter den Verdächtigen selbst mitraten, wer der Täter sein könnte.

Der flüssige Erzählstil lässt den Leser in die Szenerie eintauchen und man erlebt die Nachforschungen ausführlich und in das Alpenpanorama eingebettet mit. Der regionale Bezug ist für Ortskundige sicherlich noch schöner zu lesen. Zahlreiche Dialoge sorgen für lebendige Szenen. Kriminalpolizistin Dorothea Oswald duldet Valeries Mithilfe, weil sie die Menschen und die Örtlichkeiten hier genau kennt. Doch die Zusammenarbeit war nicht auf ein Miteinander ausgerichtet und die Handlung velor sich teilweise in Alltagsszenen und ausführlich beschriebenen Nachforschungen.

Ein wenig vermisst habe ich die polizeilichen Ermittlungen und der Krimi hätte es etwas mehr Spannung vertragen können, die geht in den Alltagsszenen etwas unter. Doch zum Ende steigt die Spannungskurve noch einmal an und der Krimi wird mit logischer und für mich vorhersehbarer Auflösung beendet.

Als Urlaubslektüre bietet dieser Wohlfühl-Krimi mit dem Flair der Alpen gute Unterhaltung.

Bewertung vom 06.08.2024
Ich bin deine Erde
Langen, Annette

Ich bin deine Erde


sehr gut

Sensibilisiert Kinder für Nachhaltigkeit und Umweltschutz!
Im Penguin Junior Verlag erscheint das Bilderbuch "Ich bin deine Erde" von Annette Langen mit Illustrationen von Sandy Lohß. Das Buch richtet sich an Kinder ab 2 Jahren.

Unsere Erde ist ein wunderschöner Planet, der Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen bietet. Leider ist die Umwelt immer mehr gefährdet. Doch es gibt einiges, was wir machen können, um das Ökosystem Erde für alle Lebewesen und Pflanzen lebenswert zu erhalten.


Wie der Titel schon sagt, spricht die Erde die Kinder direkt an und erklärt die Probleme. Sie braucht die Hilfe der Menschen und zeigt, worauf es beim Umweltschutz ankommt. Das schafft die Erkenntnis dafür, wie alles Leben in der Natur miteinander verbunden ist und nur in einem gesunden System einwandfrei funktioniert. Gemeinsam lässt sich Umweltschutz auch durchsetzen, man muss nur wissen, wie!

Die dicken Pappseiten und das handliche Format sind genau richtig für kleine Kinderhände und die vielen Klappen verlocken zum Nachschauen.

Die Erde bietet Platz für Menschen, Tiere, Berge, Seen, Meere, viele Pflanzen und hohe Bäume. Hinter den Klappen gibt es noch viel zu entdecken und das weckt Neugierde und macht Spaß.

So wird beschrieben, wie jeder Einzelne Abgase vermeiden kann und warum zuviel Verkehr die Erde aufheizt und krank macht. Trinkwasser ist ein kostbares Gut, deshalb sollten wir es nicht verschwenden.

Bei Thema Mülltrennung gibt es eine passende Abbildung, die genau zeigt, welcher Müll in welche Tonne gehört. So lernen Kinder für ihren Alltag und bekommen schon früh ein Bewusstsein für nachhaltiges Verhalten.

Bei den Illustrationen in diesem Kinderbuch fallen die gedeckten Farben auf, was auf die umweltfreundliche Materialnutzung zurückzuführen ist. Trotzdem sind die Bilder sehr ansprechend und das matte Cover spricht mit den vielen Details sofort an.

Positiv anzumerken ist die nachhaltige Herstellung des Buches, das zu 100 % recycelbar ist, indem mineralölfreie Druckfarben, umweltfreundlicher Leim und wasserlöslicher Dispersionslack verwendet werden. Die Bücher werden in Europa gedruckt, lange Transportwege werden so vermieden.


Mit erkennbaren Hilfestellungen und Erklärungen wird hier Umweltschutz sinnvoll und kindgerecht erklärt und zum Mitmachen aufgefordert!

Bewertung vom 06.08.2024
Der kleine Hirtenjunge
Linke, Regina

Der kleine Hirtenjunge


sehr gut

Wunderschön illustrierte philosophische Lebensbetrachtung
Im Kösel Verlag erscheint "Der kleine Hirtenjunge", eine philosophische Erzählung von Regina Linke, die sie mit Illustrationen im Stil der traditionellen Gongbi-Malerei versehen hat.

"Manchmal braucht man nur ganz kleine Dinge tun. Und das kann alles verändern." Zitat S. 51

Ein kleiner Junge fühlt sich wie ein winziges Element in einer riesengroßen Welt. Doch dann entdeckt er mit seinen Freunden, dem Ochsen und dem Kaninchen, die wichtigen Dinge des Lebens. Diese Figuren stehen als Symbol für Taoismus, Buddhismus und Konfuzianismus und stellen die drei Säulen der chinesischen Philosophie dar. In Gesprächen tauschen sich die drei Hauptfiguren über die Liebe, Verbundenheit und Mitgefühl aus und strahlen damit Glück, Lebensfreude und Harmonie aus, die auch traurige Momente als Teil des menschlichen Lebens einschließen. Denn zum Glück gehören alle menschlichen Gefühle hinzu.

Regina Linke startet mit einem erklärenden Vorwort, sie hat das Buch wunderschön illustriert und zeigt traditionelle asiatische Landschaften, deren Anblicke einfach verzaubern. In ihren Bildern stellt sie die Freundschaft zwischen Kind, Ochse und Kaninchen dar und lässt die Liebe und Zusammengehörigkeit zwischen Großvater und Enkel sichtbar werden und die liebevolle Hilfe und Unterstützung zwischen Jung und Alt.

Inhaltlich rankt sich die fernöstlich wirkende Erzählung um Lebensfreude, Freundschaft, Mitgefühl und Verbundenheit. Wer diese Dinge für sich erkennt und lebt, führt ein glückliches Leben. Das sind die Grundpfeiler der Liebe und der Menschlichkeit.

Durch die fernöstlichen Lebensweisheiten ist das Buch sehr tiefgründig und auch wenn manches offensichtlich ist, ist es eher für Erwachsene geeignet als für Kinder.
Meisterhaft illustrierte philosophische Lebensbetrachtung über ein harmonisches Miteinander. Denn Glück kann man verdoppeln und sogar vervielfältigen, wenn man es teilt.

Ein zauberhaft illustriertes Buch zum Betrachten, Nachdenken und Innehalten.

Bewertung vom 05.08.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


sehr gut

Menschliche Symbiose
Alina Bronskys Roman "Pi mal Daumen", das Buch erscheint im Kiepenheuer & Wisch Verlag.

Oscar Maria Wilhelm Graf von Ebersdorff ist 16 Jahre, hochbegabt und startet ein Mathematik Studium, bei dem er die auffällige Kommilitonin Moni kennenlernt. Sie ist 53 Jahre alt, mehrfache Großmutter und hat mehrere Jobs. Aber auch ihr liegt die Mathematik am Herzen und sie möchte sich noch spät beweisen.

Der Roman wird aus Oscars Sichtweise erzählt, der zunächst glaubt, Moni wäre keine Mitstudierende, sondern Kantinenpersonal und so belächelt er sich auch, als sie in den Vorlesungen auftaucht. Doch mit der Zeit erkennt er Monis liebenswerte und hilfreiche Art und staunt nicht schlecht, welche familiären Aufgaben und Jobs sie auch noch übernimmt. So unterschiedlich Oscar und Moni auch sind, sie bilden eine Arbeitsgruppe, von der beide profitieren und es entwickelt sich daraus sogar eine tiefere Freundschaft.

Mein Eindruck vom privilegierten Oscar hat sich im Laufe der Geschichte mit seiner persönlichen Entwicklung gewandelt. Anfangs ist er der typische Hochbegabte, der Mathe-Nerd, dessen Intellekt ihn anderen überlegen macht und der nur bestrebt ist, eine berühmte Mathekoryphähe kennen zu lernen. Zum Teil lassen sich bei ihm autistische Züge erkennen, denn im Umgang mit anderen Menschen geht er auf Distanz. Doch die auffällige, beliebte, lebensnahe und arbeitssame Moni zeigt ihm, wie das wahre Leben läuft. Sie lebt ihm andere Ebene vor und zeigt, dass auch Frauen im gehobenen Alter Fähigkeiten und Träume haben, für die sie bereit sind, alles zu geben. Im wahren Leben ist Moni diejenige, die ihm haushoch überlegen ist.

Mir war schnell klar, dass in diesem Buch Moni meine Lieblingsfigur ist, weil sie zwischenmenschliche Kontakte fest in ihr Leben einplant und auch für diese Menschen da ist. Das merkt Oscar am eigenen Leib und entwickelt gewisse Zugehörigkeitsgefühle, die manchmal auch Eifersucht aufzeigen.

Da sich Oscars Leben ja an der Uni abspielt, beeinhaltet der Roman auch mathematische Themen und so wird mit Formeln jongliert und Gedankengänge über vierdimensionale Politope erörtert oder über die Taylor-Formel diskutiert. Das habe ich persönlich inhaltlich eher ausgeblendet, Mathefreaks können sich hier aber sicher gedanklich inspirieren lassen. Mich haben diese Themen aber nicht von der Botschaft des Romans abgelent, der darauf abzielt, zu zeigen, wie sich Menschen auch trotz großer Unterschiede näher kommen, sich unterstützen und gegenseitig akzeptieren und schliesslich zu einem Wir-Gefühl kommen.

Es gibt viele Szenen, die sich interessant lesen lassen und dir mit Humor und Leichtigkeit die Entwicklung und Tiefe von menschlichen Kontakten aus verschiedenen Lebensmodellen sichtbar machen. Das ist es doch, was uns Menschen ausmacht!


Ein sehr unterhaltsamer Roman, der das zwischenmenschliche Leben in der Vordergrund rückt.

Bewertung vom 31.07.2024
Die große Tierzählerei

Die große Tierzählerei


sehr gut

Tierischer Wimmelspaß bei der weltweiten Tierinventur!
Bei ars Edition erscheint das Wimmelbuch "Die große Tierzählerei" von Corinna Arauner. Es ist ein Zähl- und Entdeckerbuch für Kinder ab sechs Jahren.

Für die Zoo-Tiere stehen alljährliche Inventuren an, das ist bei einigen Kleintieren für die Pfleger:innen immer eine wuselige Angelegenheit und es ist gar nicht so einfach, die Tiere alle zu entdecken.

In diesem großformatigen Wimmel-Zähl-Buch habt ihr die Möglichkeit, die Tiere nicht nur zu zählen, sondern auch viele Tierarten kennen zu lernen und zu erfahren, in welchem Lebensraum sie denn überhaupt leben.

Auf unserer Erde verteilt sich die Tierwelt auf viele Lebensräume und Klimazonen, die man in der großen Tierzählerei entdecken und besuchen kann.

Mach mit bei der Forschungsreise rund um den Globus, die an den Amazonas, nach Ägypten, in die Arktis, nach Afrika, Australien, Borneo, China, Indien, in den Himalaya und sogar in die Tiefsee führt. Unser Wald wird ebenfalls gezeigt und so ist die Vielzahl an Lebensräumen eine echte Reise um die Welt.

Die Aufgabe des Zählens ist nicht ganz einfach, aber du schaffst es sicher, den Überblick zu behalten und alle Zählaufgaben zu meistern. Am Ende des Buches gibt es zum Abgleich die entsprechenden Lösungen, so kannst du dich selbst überprüfen.

Das bunte Wimmelbuch ist schon von den naturgetreuen Tierillustrationen her ein wunderschönes Bilderbuch. Aber es steckt außerdem noch voller lustiger Zähl- und Suchaufgaben, die auch eine einfache Addition im Zahlenraum bis 100 erfordern. Damit können sich Kinder gut beschäftigen und lernen die Tierwelt und die Lebensräume näher kennen.

Das Buch eignet sich sehr gut für unterwegs, um Kinder spielerisch zu beschäftigen und Wartephasen sinnvoll zu füllen. Es wird die Vielfalt der Tierwelt vorgestellt, dabei gibt es gibt interessante Tierarten zu entdecken und es macht Spaß die Tiere zu suchen, zu zählen und zu addieren. Außerdem wird damit die Rechenfähigkeit und Aufmerksamkeit geschult!

Mit diesem bunten Wimmel-Such-Zähl-Buch können Kinder viele Tierarten und ihre Lebensräume auf der Erde kennen lernen. Schönes Beschäftigungsbuch zum Suchen, Entdecken, Zählen und Staunen!

Bewertung vom 29.07.2024
Die Tierforscherin
Seidel, Claudia

Die Tierforscherin


sehr gut

Ein Leben für die Berggorillas
Bei Aufbau Taschenbuch erscheint Claudia Seidels Roman "Die Tierforscherin". Das Buch trägt den Untertitel: Sie sucht das Abenteuer und rettet die Tiere der Wildnis.

Die 31-jährige Ava bekommt die Chance ihres Lebens, sie reist in den Kongo, um die bedrohten Berggorillas zu erforschen. Dort angekommen wird sie mit der harten Realität des Lebens im Busch konfrontiert. Die Bewohner am Virunga-Gebirge bringen Ava Feindseligkeit entgegen. Sie sind arm und auf den Anbau von Pflanzen angewiesen, die Fläche wird ständig erweitert und sie roden immer mehr Waldflächen, die auch den Gorillas als Lebensraum dienen. Schon bald wird Avas Lager überfallen. Doch Ava ist stark und der direkte Kontakt zu den Menschenaffen stärkt alle Kräfte in ihr. Der Tierfotograf Jack hilft ihr aus einer brenzlichen Lage und sie verlieben sich ineinander. Aber Jack ist verheiratet...


Ava ist eine eigenwillige und mutige Frau und widmet sich vollen Herzens den Gorillas. Sie erforscht das Verhalten und die Laute der Tiere und bemüht sich, verletzte Tiere aufzupäppeln und die Wilderer von den Tieren fernzuhalten. Sie trotzt den Widrigkeiten des Dschungels und der Menschen, für die das Fleisch der Gorillas auch Nahrung bedeutet. Doch in gewisser Weise ist Ava auch recht naiv, denn sie begibt sich ohne Kenntnis der Gewohnheiten und politischen Situation in den Ländern und nur mit rudimentären Sprachkenntnissen nach Afrika. Zum Glück trifft sie auf Jack und als Helfer für die Suche nach den Standorten der Gorillas weisen ihr Guides den Weg. Diese Figuren sind im Roman meine Lieblingsfiguren, denn sie verkörpern genau das, was man sich unter einem Tierfreund und Ranger vorstellt. Sie lesen aus dem Dung der Tiere, finden ihre Schlafplätze und wissen die Stimmung der Tiere richtig einzuschätzen.


Mit großem Interesse habe ich Avas besondere Lebensumstände im Wald verfolgt, ich war gefesselt von der Suche nach den wandernden Gorillas, war begeistert von den Begegnungen mit den einzelnen Tieren und ihren Gewohnheiten. Claudia Seidel hat ihren Lesern auf ausführliche und authentische Weise die Verhaltensweisen der Tiere nahe gebracht und auch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Tutsi und Hutu bekommen ihren Stellenwert in der Handlung. So kann man sich die schwierigen Zustände gut vorstellen und erlebt an Avas Seite die aufregende Zeit mit den Berggorillas.

Claudia Seidel wandert ein wenig auf den Spuren Dian Fosseys und lässt ihre Ava ähnliche Forschungen durchführen.

Ein fesselnder Roman über ein Leben nach dem Vorbild von Dian Fossey!