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JED
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Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2014
Das Erste Horn / Das Geheimnis von Askir Bd.1
Schwartz, Richard

Das Erste Horn / Das Geheimnis von Askir Bd.1


ausgezeichnet

Kurzinhalt:

Der alte Krieger Havald wird mit einigen anderen Gestalten in einem Gasthof im hohen Norden derart eingeschneit, dass niemand von ihnen das Haus mehr verlassen kann.
Die Stimmung wird immer unangenehmer, misstrauisch wird jeder andere beäugt. Als auch noch ein schrecklicher Mord geschieht, der auf einen Werwolf zurückzuführen ist, droht die Lage endgültig zu eskalieren.

Zusammen mit der Halbelfe Leandra und der Dunkelelfe Zokora macht sich Havald auf, das Rätsel zu lösen und stößt dabei auf einige neue Geheimnisse. Denn dies ist kein normaler Gasthof. Und nicht jeder ist das, was er scheint.


Meine Meinung:

Der Plot ist genau das Richtige für lange Winterabende, denn während die Gefährten im Gasthof frieren, ist man froh, ein warmes Zuhause zu haben, das man zudem nicht mit solch seltsamen Gestalten teilen muss, wie sie in Richards Schwartz Roman aufeinandergedrängt sind.

Die Vorstellung, aufgrund der Witterungsbedingungen nicht aus diesem Gasthof zu können, wird immer bedrohlicher, Schwartz versteht es, Spannung aufzubauen, die einen atemlos weiterblättern lässt.
Mit einer Detailverliebtheit, die jede Figur vor dem inneren Auge des Lesers lebendig werden lassen (und damit selbst mich nicht überfordert, wenn mal mehr als drei Namen fallen :o)), gelingt es ihm zudem, einen regelrechten Film im Kopf entstehen zu lassen. Dazu trägt auch sein unglaublicher Ideenreichtum ein, der mit spannenden Wendungen nicht spart und die Genrebezeichnung "Fantasy" - im wahrsten Sinne des Wortes - verdient.

Gleichzeitig schreibt er mit einem unglaublichen Humor, der mich sofort für diesen Autor eingenommen hat. Besonders die Dunkelelfe Zokora, deren liebster Ausruf ein augenverdrehendes "Menschen!" ist, sorgt für mehr als ein Schmunzeln.

Zudem stellt sich während des Lesens immer wieder die Frage, wo bzw. wann die Geschichte eigentlich spielt. Erinnern viele Dinge regelrecht an unser Mittelalter, widersprechen die 2 Monde, die am Himmel der Figuren zu sehen sind, der Überlegung, ob das Buch in einer "realen" Zeit angesiedelt ist. Dennoch finden sich immer wieder spannende Parallelen zu unserer eigenen Geschichte, die dem Buch noch einmal einen zusätzlichen Reiz verleihen.

Fazit:

Unbedingt lesen! Unglaublich witzig und spannend zugleich!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.01.2014
Teufelslist, 5 Audio-CDs
Mørk, Christian

Teufelslist, 5 Audio-CDs


gut

ls der Briefträger Desmond im irischen Städtchen Malahide durch den Briefschlitz die Beine einer Frauenleiche entdeckt, ahnt er nicht, welche Funde die Polizei in diesem Haus noch machen wird.
Zwei angekettete und schwer misshandelte Mädchen werden ebenfalls tot aufgefunden. Es stellt sich schnell heraus, dass es sich dabei um die Nichten der Toten handelt. Zudem stellen die Ermittler fest, dass noch eine weitere Person in dem Haus gefangen gehalten wurde, die jedoch entkommen zu sein scheint.

Als der Hilfsbriefträger Niall das Tagebuch eines der Mädchen auf dem Postamt findet, kommt Licht in die grausame Geschichte.


Meine Meinung:
Wer hinter diesem Kurzinhalt einen saftigen Thriller vermutet, der irrt und das ist wohl auch der Grund für einen Großteil der enttäuschten Rezensionen, die ich sonst zu diesem Hörbuch/Buch gefunden habe.

Tatsächlich mischt sich mit dem Auffinden der Tagebücher ein sehr subjektiver Faktor in die Geschichte (eben aus der Sicht von zwei verschiedenen Frauen geschrieben).
Es geht nun vor allem um das irische Dorf und die dort lebenden Frauen (hier im Mittelpunkt natürlich die Walsh-Schwestern und ihre Tante), die schnell von einem dort auftauchenden Fremden (Jim) fasziniert sind.

Die Dorfatmosphäre und das Mit- und Gegeneinander wird daher stärker betont als die vielleicht erwartete Thrillerspannung - aber genau das macht den Reiz dieser Geschichte meiner Meinung nach aus, denn dieser eher unterschwellige Spannungsaufbau gelingt Moerck ausgezeichnet.

Jim nennt sich selbst einen Seanchai, einen Geschichtenerzähler, und diese (Fantasy-)Geschichten gibt er immer mal wieder in dem einen oder anderen Pub von sich und fließen ebenfalls als zusätzlicher Strang in die Hauptstory mit ein.

Um die verschiedenen Erzählstränge zu unterscheiden, wird das Hörbuch von vier verschiedenen Sprechern gesprochen: einmal einem allgemeinen Erzähler (Felix Knopp), der die Geschichte um Niall und dem Leichenfund erzählt, dann jeweils von einer Sprecherin (Ulrike Grote und Nina Petri), die in Ich-Perspektive das Tagebuch der Schwestern Fiona bzw. Roison Walsh lesen und von einem weiteren Sprecher (Stephan Schad), der Jim sein soll und abends Fantasy-Geschichten im Pub zum Besten gibt.

Das ist gut gedacht, aber leider krankt das Hörbuch auch genau daran. Denn während Felix Knopp großartig liest, wirkt Ulrike Grote eher langweilig und unbeteiligt. Das mag auch daran liegen, dass sie der naiven Fiona einen gewissen Charakter in ihrem Tagebuch verleihen wollte, aber ganz schlimm ist der Sprecher des Jim. Ihm nimmt man diesen so unglaublich umwerfenden Mann einfach nicht ab, der angeblich so viele Frauen fesseln soll (vor allem als Seanchai mit den Geschichten, die er zu Besten gibt!) und damit verspielt das Hörbuch leider viel an Wirkung.

Zudem ist es so stark gekürzt, dass Figuren oft an Orten plötzlich auftauchen, an denen sie einen Augenblick vorher noch nicht waren oder wichtige Handlungsstränge einfach nicht mehr verständlich sind und man sie sich irgendwie zusammenreimen muss. Schade.


Fazit:
Interessanter Plot, der leider an der Hörbuchumsetzung krankt. Andere Sprecher und weniger Kürzung hätten dem Ganzen gut getan.Dann doch lieber das Buch lesen.

Bewertung vom 26.01.2014
Tödliche Spiele / Die Tribute von Panem Bd.1 (6 Audio-CDs)
Collins, Suzanne

Tödliche Spiele / Die Tribute von Panem Bd.1 (6 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Kurzinhalt:
Nordamerika in einer fernen Zukunft. Der Kontinent ist nach vielen Krigen und Naturkatastrophen in 12 Distrikte unterteilt, in der die meisten Menschen in Armut leben, mit harter Hand vom Kapitol unterdrückt.

Um die Bewohner von Panem weiter zu unterjochen, richtet das Kapitol jedes Jahr die so genannten "Hungerspiele" aus. Jeweils zwei Tribute, ein Junge und ein Mädchen, aus jedem der Distrikte werden ausgelost und müssen gegeneinander an einem für sie unbekannten Ort bis zum Tod kämpfen.
Ihr Kampf ums Überleben wird für die anderen Bewohner auf großen Leinwänden übertragen und kann durch Spenden o.ä. beeinflusst werden..

Als die kleine Schwester von Katness diesmal aus dem Lostopf gezogen wird, meldet sich Katness freiwillig, um die 12jährige zu schützen. Zusammen mit Peeta wird Katness in einen Wald voller Gefahren geworfen und muss irgendwie überleben.


Meine Meinung:
Ich habe das Buch nicht gelesen, sondern den Film gesehen. Und war auf ein morbide Art unglaublich gefesselt, so dass ich sofort das Hörbuch hören musste.

Diese Zukunftsvorstellung, die Suzanne Collins hier malt, ist mehr als grausam und hat mich sehr lange beschäftigt. Allein die Bilder der Toten, die Nacht für Nacht an den Himmel projiziiert werden und letztlich ja noch Kinder sind, lässt einen frierend zurück.

Dass es sich bei der Panem-Reihe insofern eigentlich um ein Jugendbuch handelt, erscheint diskutabel.

Vor allem die Einflüsse, die das Kapitol auf das Geschehen nimmt, wenn ihnen dieses zu "langweilig" erscheint, macht deutlich, wie sehr diese Menschen in dieser düsteren Zukunft doch einfach nur Spielball sind und der Unterhaltung dienen - obwohl es de facto ums nackte Überleben geht.


Zu welchen Grausamkeiten sich andersherum die Teilnehmer hinreißen lassen, um letztlich die Spiele zu gewinnen, wirft weitere philosophische Fragen auf.

Denkt man zudem an unsere heutigen voyoristischen TV-Formate wie Dschungel-Camp oder Big Brother, erscheint diese Zukunftsperspektive fast nicht zu weit weg und deswegen nicht weniger erschreckend.

Zur gekürzten Hörbuch-Fassung lässt sich sagen, dass ich niemals das Gefühl hatte, dass irgendetwas Inhaltliches fehlt oder sich Verständnislücken auftun, wie dies oft bei anderen Hörbüchern der Fall ist.
Hier ist der Verlag behutsam und einfühlsam vorgegangen.

Die Sprecherin, Maria Koschny, wurde 2012 für den Deutschen Hörbuchpreis nominiert (hier mit dem zweiten Teil "Gefährliche Liebe"). Sie hat eine ruhige und gleichzeitige harte Art zu lesen, dass man ihr die "Ich"-Perspektive der Katness sofort abnimmt.



Fazit:
Wirft viele philosophische Fragen auf, unglaublich spannend und auf eine morbide Art faszinierend und wirklich gut gelesen.Werde mich sofort an den zweiten Teil: Die Tribute von Panem. Gefährliche Liebe machen.

Bewertung vom 11.09.2012
Unter deutschen Betten
Polanska, Justyna

Unter deutschen Betten


weniger gut

Kurzinhalt:

Justyna Polanska arbeitet seit vielen Jahren als Putzfrau in Deutschland. Ihre Erlebnisse hat sie in diesem Buch verarbeitet.

Meine Meinung:

Sowohl der Titel des Buches als auch der Klappentext sind mehr als missverständlich, wecken sie doch die Erwartungshaltung, dass sich das gesamte Buch damit befasst, was eine Putzfrau so in deutschen Wohnungen findet.

Tatsächlich hätte das "Betten" im Titel weggelassen und einfach nur "Unter Deutschen" genannt werden sollen. Denn die polnische Herkunft von Polanska (Nomen est omen?) und die damit einhergehenden Vorurteile stehen stark im Mittelpunkt des Buches.

So beschreibt sie zunächst sehr ausführlich, wie und warum sie nach Deutschland kam, was sie in ihren jungen Jahren als Au Pair Mädchen erlebt hat und später auch als Mieterin mit deutschen Nachbarn. Ferner erzählt sie auch, wie sie ihren Mann kennenlernte und ihre folgende "typisch polnische" Hochzeit u.ä. Es gibt auch einen kompletten Speiseplan eines polnischen Weihnachtessens.

Zudem kommen auch Putztipps, die sicher nicht ganz uninteressant sind (ein paar habe ich mir jedenfalls gleich notiert :o))), aber ebenfalls in diesem wenig stringentem Buch irgendwie fehl am Platze.

Die eigentlichen Anekdoten zu ihren Kunden sind nur vereinzelt gestreut und - wenn man sich das Layout des Ganzen ansieht - mehr als kurz. Noch nie habe ich ein Buch mit sovielen kurzen Sätzen und darauf permanent folgenden Absätzen gelesen (ein Satz, Absatz, ein Satz, Absatz usw....).

Den gesamten Text hätte man locker auf weniger als der Hälfte der Seiten unterbringen und somit ein paar Bäume mehr am Leben lassen können.

Zu ihrem Blick auf "die Deutschen":

Dass es immer wieder zu sexuellen Belästigungen kam, macht traurig, auf Dauer aber auch ärgerlich. Ist es wirklich das, was unsere Gesellschaft widerspiegelt? Zwar betont Polanska auch immer wieder, dass sie "auch andere" Deutsche kennengelernt hat, ein fader Nachgeschmack bleibt aber.

In gewisser Weise war ich insofern froh, dass die Autorin auch nicht frei von Vorurteilen ist, wenn sie etwa von ihrer ersten Begegnung mit einem Liebesbrief bei einem schwulen Mann schreibt.

Fazit:

Ärgerlich, da beim Leser eine falsche Erwartungshaltung geweckt wird, auch wenn die wenigen Anekdoten über die deutsche Kundschaft z.T. auch unterhalten.

Bewertung vom 11.09.2012
Vor dem Morgen liegt die Nacht
Breitsprecher, Claudia

Vor dem Morgen liegt die Nacht


sehr gut

Besprechungsexemplar: „Vor dem Morgen liegt die Nacht“

Autorin: Claudia Breitsprecher
Seiten: 297
Verlag: Krug & Schadenberg

Kurzinhalt:
Als Nina ihre ehemalige Nachbarin Maria Conti nach über 20 Jahren bei einem Theaterbesuch wiedertrifft, bricht nicht nur für sie eine Welt für zusammen.
Es ist Michelle, die Nichte von Maria, die beginnt, die Geschichte, die die beiden Frauen einmal miteinander verbunden hat, aufzuarbeiten und sich dabei auch Nina immer mehr annähert.

Meine Meinung:
Ich habe lange überlegt, was es eigentlich mit dem Titel auf sich hat: "Vor dem Morgen liegt die Nacht."
Wenn man davon ausgeht, dass der Morgen immer etwas mit einem Neuanfang, einem Aufbruch zu tun hat, so ist die Nacht noch das Verharrende und eben Dunkle, das es bis dahin zu überwinden gilt.

Verharren tun alle Figuren auf ihre Weise und das über einen so langen Zeitraum, dass ich irgendwann Probleme hatte, die Geschichte noch als "glaubwürdig" zu verstehen. Oder immer mal wieder von dem Bedürfnis getrieben war, den einen oder anderen Protagonisten zu schütteln und in seinem ganzen Denken und Sein voranzutreiben, um die "Nacht" eben zu überwinden.

Dies erscheint besonders signifikant, da Michelle an einer relativ frühen Stelle des Buches zu Nina sagt, "dass wir in jedem Moment unseres Lebens die Wahl haben, uns auf die eine oder andere Weise zu verhalten. Wie sehr wir immer wieder überlegen müssen, welchen Aspekt unseres Seins wir in den Vordergrund rücken wollen." (S. 72)

Die Figuren des Buches haben sich für das Verharren entschieden. Aber letztlich kommt nur durch dieses Verharren der Plot zustande, den die Autorin hier webt.

Nina ist seit dem tödlichen Autounfall ihrer Eltern erstarrt und verharrt in Depressionen, genauso wie in der Wut auf Maria, die vor über 25 Jahren (!) aus ihrem Leben einfach verschwunden ist.
Michelle verharrt in ihrem Liebeskummer und der Enttäuschung nach ihrer ersten Liebe (immerhin auch schon fast 20 Jahre her) und möchte sich daher nicht mehr neu verlieben.
Ihre Tante Maria verharrt in alten Verhaltensweisen, da sie ihr ganzes Leben irgendwie immer auf der Flucht war und nirgendwo richtig anzukommen scheint - genauso wenig wie sie bereit ist, ihr Verhalten zu erklären.

Michelles Vater (Bruder von Maria) verharrt in seiner Trauer um die DDR und damit ein System, an das er geglaubt hat und missgönnt seiner Tochter den Erfolg, den sie in dem neuen Staat hat.

Mit diesem Habitus war er vor allem die Figur, mit der ich am meisten Probleme hatte. Sicherlich mag es sie geben, diese "Unverbessserlichen", die nie in dem neuen System angekommen sind, verbittert sind durch den Verlust ihrer Arbeit etc.
Aber auch so lange nach der "Wende" nicht zu begreifen, dass die nachfolgende Generation andere Chancen hatte und diese auch nutzte, da sie sonst selbst in dem neuen Staat untergegangen wäre?
Ja, deswegen mit dem eigenen Kind über Jahre nicht zu reden, als hätte sie persönlich die Mauer eingerissen?

Tatsächlich spricht er jetzt, nach so vielen Jahren noch davon, wie er seine Tochter noch immer in dem "blauen Hemd" der Pioniere (liebe West-Autorin, das Hemd war weiß, aber das nur am Rande) sieht.
Das finde ich immer besonders problematisch bei Menschen, die einer Generation angehören, die selbst irgendwann noch ein braunes Hemd getragen haben bzw. damit in irgendeiner Weise konfrontiert waren.

Denn auch das Leben der Eltern im Nazi-Deutschland wird thematisiert (was mir irgendwann dann doch zu viele Verwicklungen und Verwebungen waren, da ich immer mal wieder zurückblättern musste, wer jetzt genau was erlebt hat).

Es ist als Verdienst der Autorin anzusehen, die noch so wenig aufgearbeitete Ost-West-Problematik mit in dieses Buch zu bringen. Leider sind die Glaubwürdigkeit der Figuren und damit die Motive, die sie antreiben, dabei irgendwann unterwegs auf der Strecke geblieben.

Fazit:
Breitsprecher hat einen interessanten Plot entwickelt, der zur Folie für die Liebe zweite