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JED
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Wenn Ihr Lust habt, besucht doch mal meinen Bücherblog: http://schmoekerstube.blogspot.com/ Hier findet Ihr noch mehr zum Thema BÜCHER sowie weitere Rezensionen von mir. Freue mich über Euren Besuch. :o)

Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2011
Blutige Stille / Kate Burkholder Bd.2
Castillo, Linda

Blutige Stille / Kate Burkholder Bd.2


sehr gut

Kurzinhalt:
Sieben Mitglieder einer amischen Familie werden in einer Nacht grausam getötet. Besonders die beiden ältesten Mädchen wurden grausam gefoltert. Was steckt dahinter?
Die ehemals zur amischen Gemeinde gehörende Polizistin Kate Burkholder beginnt im amischen Milieu zu ermitteln und stößt nicht nur auf Widerstände aufgrund der Tatsache, dass sie nun eine "englische" ist.

Meine Meinung:
Als ich das Buch eher zufällig am Flughafen entdeckte, war für mich sofort klar, dass ich es lesen muss. Die amische Lebenswelt interessiert mich schon lange und die Vorstellung, dass solch ein Mord in diesem friedliebenden Milieu passieren kann, erschien mir besonders gruselig.

Zudem hoffte ich, dass ich auf die Art noch einiges über das amische Leben erfahren kann. Das Cover sprach mich da besonders an, denn es zeigt genau das, was man von amischen Familien weiß: Pferde, Kutsche, seltsam gekleidete Menschen, irgendwo allein auf einen Feld. Denn sie lassen Außenstehende nicht an sich heran.
Wer vor viele Jahren Zum Teufel mit den Millionen gesehen hat, hat eine ungefähre, aber eben hollywoodverklärte Vorstellung.

Das Buch beginnt mitten auf der Farm der Ermordeten, der Familie Plank. Grausam detailliert wird der Zustand der Leichen beschrieben. Die titelgebende "Blutige Stille " hängt über den Toten.

Wie sich herausstellt ist Chief Kate Burkholder ebenfalls eine ehemals Amische (was dem Buch noch einen zusätzlich interessanten Aspekt gibt), die ihre Gemeinde jedoch verlassen hat, um in der "modernen" Welt zu leben. Dennoch kann sie sich noch sehr gut in das Denken und Fühlen der Menschen hineinversetzen, kennt deren Gesetze und spricht deren Sprache: Pennsylvania-Deutsch.
Auf die Art habe ich erst über die deutschen Wurzeln dieser Gemeinden erfahren. Und da die Sprache 1:1 im Buch widergebeben ist, es für deutsche Leser ganz interessant zu sehen, was die Jahrhunderte aus unserer Sprache gemacht haben.

Meine Hoffnung wurde erfüllt: Man lernt einiges über das amische Leben, auch wenn es nach meinem Geschmack ruhig noch etwas mehr hätte ausgeführt werden können.
Dafür war die Ausschmückung einiger grausamer Details für meinen Geschmack schon etwas zu blumig.

Gut gefallen hat mir auch, dass viele Spuren ins Leere laufen und es eben nicht den für viele Bücher klassischen Zufall gibt, der alles klar sehen lässt. Das macht das Buch authentisch.

Dennoch hatte ich manchmal etwas Probleme mit der Sprache (Übersetzung?), die zwischen Präsens und Präteritum schwankt, mal in der ich-Perspektive, mal aus der Perspektive eines anderen Polizisten geschrieben ist sowie einige nervige Wiederholungen beinhaltet, die den Lesefluss stören (so denkt Kate auf mehreren Seiten hintereinander, für was für einen guten Kollegen sie einen ihrer Untergebenen hält - der Leser hat es schon beim 1. Mal begriffen).


Fazit:
Der Verdienst von Linda Castillo liegt auf jeden Fall darin, sich der amischen Gemeinde literarisch angenommen zu haben. Düster, blutig-detailreich - aber manchmal etwas zu widerlich.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2011
Stigma
Hübner, Michael

Stigma


sehr gut

Kurzinhalt:
Tom Kessler fand mit 13 Jahren beim Spielen die Leiche eines kleinen Mädchens. Noch während er voller Entsetzen in die Grube schaut, in der sie liegt, schließen sich haarige Arme um ihn, die ihn in einen Keller bringen und 3 Sunden nicht mehr hinauslassen. 3 Stunden, die sein Leben völlig verändern.

13 Jahre später lebt Tom mit seiner Familie völlig zurückgezogen und voller Angst. Auch wenn er sich nicht mehr an die Ereignisse im Keller erinnern kann, er seine Vergangenheit völlig ausgeblendet hat, zucken doch immer wieder Erinnerungsblitze durch sein Hirn.

Bis die Polizei vor seiner Tür steht und das Foto von der Leiche eines Mädchens in der Hand hält, die genauso aussieht und genauso daliegt wie sein damaliger Fund. Doch das ist noch nicht alles: Dabei lag ein Brief. An Tom gerichtet. Dabei hat sich sein Peiniger vor 13 Jahren doch selbst gerichtet?



Meine Meinung:
Man rätselt, man grübelt, man glaubt den Mörder zu kennen. Doch Hübner schickt seine Leser auf eine fulminate Reise durch Toms Vergangeheit und Gegenwart und damit auf immer neue Fährten, um am Schluss völlig überrascht dazustehen.

Der Vergleich mit Sebastian Fitzek drängt sich geradezu auf. Auch Fitzek spielt mit dem Leser, führt ihn auf falsche Fährten, lässt die Grenzen zwischen Realität und Phantasie verwischen. Und das macht seine Bücher fantastisch.

Auch Hübner hat mich gefesselt. Das Buch hat zwar zwischendurch seine Längen, doch die Ängste von Tom und seine daraus resultierenden Macken sind überzeugend dagestellt. Nach und nach blättert sich seine Vergangeheit auf: durch eine Hypnose, die er auf Drängen seiner Familie schließlich macht, durch Flash-backs, die er erlebt, durch Dinge, an die er sich zunehmend erinnert und ein grausames Bild dessen ergeben, was er als Teenager erlebt hat.

Während gleichzeitig in seiner Gegenwart neue Verbrechen geschehen. Einiges erscheint fraglich (etwa 4jährige Mädchen, die ALLEIN in den Kindergarten gehen - aber vielleicht bin ich als Berlinerin da anders als Menschen "vom Dorf").

Die Großstadtpflanze in mir störte sich auch dem Namen der Ehrfrau von Tom: Welche Frauen Anfang 20 in Deutschland heißen denn ernsthaft noch Karin?
Aber das sind Meckereien auf hohem Niveau, auch wenn ich beim Lesen immer wieder darüber gestolpert bin.

In diesem Buch werden Vergangenheit und Gegenwart spannend verwoben und machen die Frage nach dem "WER?" immer drängender. Die Auflösung ist einfach nur NEU - im Vergleich zu allem, was sonst so auf dem Thrillermarkt existiert.


Fazit:
Pageturner mit kleinen Längen. Schockierend, spannend und voller Überraschungen. Bin schon auf das nächste Buch von Michael Hübner gespannt.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2011
Still Missing - Kein Entkommen
Stevens, Chevy

Still Missing - Kein Entkommen


sehr gut

Kurzinhalt:
Die Maklerin Annie O'Sullivan organisiert Besichtigungen von Häusern, die zum Verkauf stehen. An einem sonnigen Tag, an dem sie schon kurz davor ist, Feierabend zu machen, da die Menschen ihre Freizeit lieber anders als mit Hausbesichtigungen verbringen, betritt doch noch ein freundlicher Kunde den Rasen.
Annie freut sich über den scheinbar solventen und sehr freundlichen Mann, bis er ihr eine Pistole in die Rippen presst und sie in sein Auto zerrt.
Niemand sieht die Entführung. Und Annie ahnt nicht, welches Grauen vor ihr liegt.


Meine Meinung:
Besonders interessant fand ich die Erzählperspektive dieses Buches: Annie sitzt bei ihrer Therapeutin und erzählt über das, was ihr geschehen ist. Sonst spricht niemand. Das ganze Buch ist also ein einziger Monolog einer Frau, die Grausames erlebt hat. Sie verbittet sich, das ihre Therapeutin ihr irgendwelche Fragen stellt. Sie will einfach erzählen, was ihr passiert ist.

Die einzelnen Kapitel sind in die therapeutischen "Sitzungen" aufgeteilt, so dass jedes Kapitel einen neuen Besuch bei ihrer Therapeutin darstellt.

Damit ist zunächst einmal klar: Annie hat überlebt, sonst würde sie dort nicht sitzen. Dennoch heißt das Buch nicht ohne Grund "Still missing". Gemeint ist damit, dass die Frau, die einst entführt wurde, nicht zurückgekehrt ist, sondern dass das Verbrechen aus Annie einen völlig anderen Menschen gemacht hat. Voller Ängste, Panikattacken und Neurosen.

Je länger man Annie "zuhört" (ihren Bericht liest), umso stärker ist man an authentische Fälle der letzten Jahre erinnert, wie dem der Natascha Kampusch oder des Joseph Fritzl, der seine eigene Tochter wie eine Skavin hielt.

Denn auch Annie wird von ihrem Entführer in einem abgeschlossenen Raum gehalten. Es ist eine solch aussichtslose und grausame Situation, die Annie aus ihrer "Ich"-Perspektive so eindringlich schildert, dass mir mehr als einmal beim Lesen ein Schauer über den Rücken gelaufen ist.

Auch bei den authentischen Fällen fragte man sich, wie diese Frauen ihr Leben "danach" meistern. Wie es sich anfühlt, ständig von der Presse umlagert zu werden. In "Still missing" bekommt man einen beklemmenden Eindruck davon und es ist als ein Verdienst der Autorin zu nennen, sich solch einem Thema zuzwenden.

Doch das ist nicht das einizge, worüber Annie berichtet. Denn die Polizei versucht ihren Fall zu lösen und kommt dabei einer ungeheuerlichen Fährte auf die Spur.
Mir persönlich war die Auflösung etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen, insofern ein Stern Abzug. Dennoch ein lesenswertes Buch.


Fazit:
Eindringlich aus der Sicht des Opfers geschrieben. Ein Buch, das lange nachgeht.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2011
Schändung / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.2
Adler-Olsen, Jussi

Schändung / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.2


ausgezeichnet

Kurzinhalt:
1987 wurden zwei Teenager brutal ermordet. Neun Jahre später stellte sich der Täter und sitzt seitdem im Gefängnis. Dennoch landet die Akte, obwohl der Fall als aufgeklärt wird, plötzlich bei Carl Moerk im Sonderdezernat Q auf dem Schreibtisch.
Niemand weiß, wie sie dahin gekommen ist, aber Moerks Assistent Assad hat sich schon wieder festgelesen und einige Fragen....


Meine Meinung:
Auch den 2. Band um die "Kellerarbeiter" Carl Moerk und seinen einmaligen Assistenten Assad (die Putzhandschuhe scheint er weggelegt zu haben und wartet jetzt nur noch mit seinem berühmten süßen Tee auf) habe ich in 3 Tagen weggelesen.
Die beiden Männer geben ein großartiges, witzig-intelligentes Ermittlerduo ab, dass nun auch noch von der Sekretärin Rose ergänzt wird.
Moerk ist wenig begeistert über diese "Bereicherung" seines Teams und qualmt den Keller extra zu, während Rose auffällig mit der Hand vor ihrem Gesicht wedelt. Dabei wird schnell deutlich, dass sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt und dennoch hervorragende Recherchearbeit lässt.

Und die benötigt das Sonderdezernat Q auch, denn Moerks Ermittlungen führen in das Umfeld eines Eliteinternats, deren ehemalige Schüler heute fast alle hohe Posten bekleiden und allein dadurch schon unangreifbar scheinen.
Doch vor allem sechs Personen aus einer besonders exponierten Internatsclique scheinen in den 80er/90er Jahren immer wieder eine Rolle zu spielen - und zwar nicht nur bezogen auf den Mord an den beiden Teenagern. Sondern auch im Zusammenhang mit vielen weiteren Gewaltverbrechen.
Aber letzlich wurde nur einer von ihnen bestraft - derjenige, der nun im Gefängnis sitzt. Aber was ist mit den anderen fünf? Und wieso lebt eine von ihnen zwischen den Pennern auf der Straße?

Wie schon im ersten Band, läuft auch in diesem die Geschichte der Ermittlungen parallel zu den eigentlichen Tätern. Während man jeden Ermittlungsschritt Moerks verfolgen kann, begleitet der Leser auch die ehemaligen Internatsschüler. Und je näher Moerk ihnen kommt, umso mehr Einblick erhält man auch in ihre Erinnerungen an ihre Internatszeit. Ein großartiger literarischer Kniff des Autors.

Beklemmend beschreibt Adler-Olsen, was aus Menschen werden kann, die bereits mit zuviel Geld geboren werden und sich ihren "Kick" auf unvorstellbar grausame Weise woanders holen. Und wie Geld diese Menschen auch vor Bestrafung schützen kann.
Denn bald steht auch Moerk kurz vor der Suspendierung. Und verliert dennoch nicht seinen Humor.
Mir gefällt diese von Adler-Olsen erschaffene Figur mit seinem wunderbaren Assistenten sehr!


Fazit:
Beklemmender Blick in die Abgründe der menschlichen Seele.

60 von 116 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2011
Höllenknecht / Die Verbrechen von Frankfurt Bd.2
Thorn, Ines

Höllenknecht / Die Verbrechen von Frankfurt Bd.2


weniger gut

Kurzinhalt:

Mitten im größten Messebetrieb wird im Frankfurt des Jahres 1532 ein menschlicher Arm gefunden. Es dauert nicht lange, bis noch mehr Körperteile in der Stadt verstreut aufgefunden werden. Alle weisen seltsame Bissspuren auf. Sollte ein Menschenfresser in Frankfurt sein Unwesen treiben?

Die Einwohner sind entsetzt und beschuldigen sich bald gegenseitig. Nur die Richtersfrau Hella und ihre Mutter Gustelies stellen bald fest, dass hier noch etwas anderes dahinter steckt. Und dies hat mit einem Buch zu tun, für das manche über Leichen gehen würden.


Meine Meinung:

Ines Thorn stützt sich in ihrem 2. Band der „Verbrechen von Frankfurt“ auf eine wahre Begebenheit. 1605 wurde tatsächlich die zerstückelte Leiche eines Juweliers in Frankfurt gefunden. Das entsprechende Flugblatt dazu ist der Geschichte von Thorn vorangestellt.

Die Geschichte drumherum ist erfunden. Und das leider sehr schlecht. So begeistert ich von Band 1 (und übrigens auch Band 3) der Verbrechen von Frankfurt war, dieser 2. Band ist leider einfach nur lieblos und - wie die Leichenteile - mehr als zerstückelt.

Es mag einfach keine rechte Spannung aufkommen. Denn außer, dass eben hin und wieder ein Körperteil gefunden wird, passiert nichts.

Hella mag auch nicht mehr so recht ermitteln und lieber eine gute Ehefrau sein. Doch dann sieht sie ihren Mann mit einer anderen und zieht für eine Weile aus.

Gustelies verliebt sich in einen Sarrazenen, der in diesem Band zu den entscheidenden Ermittlungsergebnissen beiträgt.

Als hätte sich Thorn nicht mehr getraut, den Frauen das Zepter zu überlassen. Hat sie sich so sehr von den Rezensenten des 1. Bandes verunsichern lassen, die diese toughen Frauen als unrealisitisch empfanden?

Denn war es im ersten Band noch der Klugheit und Gewitztheit der beiden Frauen zu verdanken, dass der Fall gelöst wurde (und das macht den Charme dieser Bände zum größten Teil ja aus), gehen sie in diesem Band eher unter.

Stattdessen erschöpft sich Thorn auf mehreren Seiten darüber, wie Gustelies sich im Spiegel betrachtet und als alt empfindet. Oder wie Hella auf Regen hofft. Als wüsste sie die restlichen Seiten nicht zu füllen. Nebenbei darf man noch die theologischen Dispute von Pater Nau und Bruder Göck verfolgen oder sich das eine oder andere Rezept von Gustelies anlesen.

Da wirken auch die Geschehnisse um das geheimnisvolle Buch, das irgendwann auch noch eine Rolle spielt, mehr als konstruiert.

Und auch wenn man bis zum Schluss hofft, dass alles irgendwie noch einen Sinn und Zusammenhang hat, so wird man enttäuscht. Tatsächlich werden einige Rätsel bis zum Schluss nicht aufgeklärt und das lässt den Leser, der versucht hat mitzuraten, eher frustriert zurück. Ja, man fühlt sich auf eine falsche Fährte gelockt.

Auch auf den titelgebenden „Höllenknecht“ wartet man bis zum Schluss vergebens.


Fazit:

Der Fluch des 2. Bandes? Man kann ihn getrost auslassen und sich gleich dem Dritten zuwenden, der bedeutend besser ist.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2011
Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1
Adler-Olsen, Jussi

Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1


ausgezeichnet

Kurzinhalt:
Kommissar Moerk wurde im Einsatz schwer verletzt, seine Partner getötet bzw. verkrüppelt - seit seiner Rückkehr ins Dezernat geht Moerk all seinen Kollegen seitdem mit seiner "Scheißegal"-Haltung ziemlich auf die Nerven. Man versetzt ihn daraufhin in das neu gegründete Dezernat Q, das sich mit alten, unaufgeklärten Fällen befasst. Oder mit anderen Worten: in den Keller, wo er keinen mehr stören kann.

Ihm an die Seite gestellt wird die männliche Putz"frau" Assad, ein arabischer Einwanderer, der sich jedoch bald als Mann mit vielen Talenten herausstellt. U.a. beginnt Assad sein Dänisch an den alten Akten aufzufrischen, während Moerk noch Löcher in die Luft starrt.
Zwischen Gebetsteppich und zu süßem arabischen Tee werden beide neugierig auf den Fall der seit 5 Jahren vermissten Politikerin Lyngaard, die damals scheinbar von der Reeling eines Schiffs fiel und ertrank. Ihre Leiche wurde nie gefunden.

Es wird jedoch schnell deutlich, dass die Ermittler damals mehr als geschlampt haben. Tatsächlich beginnt bald ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Lyngaard wird seit 5 Jahren in einem geschlossenen Raum gefangen gehalten.


Meine Meinung:
Endlich mal wieder der Pageturner, nachdem ich mich so lange gesehnt habe.

Zunächste einmal: Was für ein herrliches Ermittlerduo! Auf der einen Seite der traumatisierte Moerk, der seinen toten bzw. schwer verletzten ehemaligen Partern hinterher trauert und sich seitdem um nichts mehr wirklich kümmert, als den nächsten Tag zu überstehen. Insofern hat er auch keine Skrupel, als seine Putz"frau" Assad beginnt, die eigentlich geheimen Akten zu lesen und darauf einen ganz neuen Blick erhält.
Mehr als einmal fragt sich Moerk, was dieser Mann eigentlich gemacht hat, bevor er ihn aufgrund seines Führerscheins eingestellt hat. Zumal Assad unter Autofahren offenbar etwas anderes versteht, als der gemächliche Däne mit all seinen Verkehrsschildern.

Parallel dazu läuft die Geschichte um die Politikerin Lyngaard, 5 Jahre zuvor. Während man als Leser ihre Entführung im Jahr 2002 erlebt, weiß man doch genauso wenig, wie Moerk im Jahr 2007, der in ihrer Akte blättert. Erst so nach und nach nähert sich ihre Geschichte seinen Ermittlungen an und das fand ich eine sehr interessante Perspektive.
Zumal man als Leser nachvollziehen darf, wie scheinbare Kleinigkeiten nachher zu einem großen Ganzen führen und nur seinen Hut vor den Ermittlungsarbeit der Polizei, Pardon, des Ermittlerduos (Moerk und Putz"mann"), ziehen kann.

Dies mag einigen Rezensenten hier unrealisitsch erscheinen - unterhaltsam ist es allemal. Und dabei unglaublich spannend. Die Vorstellung, 5 Jahre in einem völlig kahlen Raum eingesperrt zu sein, hat etwas mehr als Traumatisches.
Beklemmend schildert Adler-Olsen die Szenen, wie Lyngaard sich am Leben hält - und bei Verstand. Untermalt von gruseligen Lautsprecherstimmen, die ihr immer wieder die Frage stellen, die man sich als Leser auch stellt: Warum ist sie dort?
Und mehr als einmal fragt man sich auch nach dem titelgebenden "Erbarmen". Denn was kann ein Mensch getan haben, dass solch eine "Strafe" rechtfertigt? Und wie kann umgekehrt ein Mensch soetwas einem anderen antun?


Fazit:
Spannend und gleichzeitig unterhaltsam, dazu ein tolles Ermittlungsduo - was will man mehr? Außer eine baldige Fortsetzung?

7 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2011
Galgentochter / Die Verbrechen von Frankfurt Bd.1
Thorn, Ines

Galgentochter / Die Verbrechen von Frankfurt Bd.1


sehr gut

Kurzinhalt:
Auf dem Galgenberg im Frankfurt des 16. Jahrhunderts wird die Leiche einer Hure gefunden. Doch diese hängt nicht an dem Galgen, sondern liegt darunter. Dafür hängt über ihr ein toter Hund. Mord oder Selbstmord?
Der Richtersfrau Hella gehen die Überlegungen ihres Gatten mal wieder nicht weit genug. Und spätestens als ein zweiter Toter auf dem Galgenberg auf die selbe Art gefunden wird, wird es Zeit für Hella und ihre ebenso neugierige wie tatkräftige Mutter mal selbst ein wneig zu ermitteln.


Meine Meinung:
Zuerst hatte ich ja den 3. Teil aus dieser Reihe gelesen und war von den Figuren und den vorwitzigen Frauen, die Ines Thorn hier geschaffen hat, begeistert. Insofern war für mich klar, dass ich die anderen Bände noch nachholen musste. "Galgentochter" ist der erste Band aus der Reihe "Die Verbrechen von Frankfurt", wobei diese in keiner wirklichen Reihenfolge stehen und man sie durchaus auch durcheinander lesen kann.

In diesem ersten Band werden die Figuren jedoch vorgestellt und haben für mich insofern noch einmal mehr Tiefe erlangt. Jede ist dabei jedoch mit zwinkernden Augen zu betrachten und insofern kann ich die vielen negativen Renzensenten nicht nachvollziehen, die diese Buch offenbar ein wenig zu ernst genommen haben:

Zum Schmunzeln ist schon die Figur des Pater Nau, für den die Welt "ein Jammertal und ein Graus" ist, wie er nicht müde wird zu betonen, wann immer man ihm auf den verschiednenen Seiten begegnet. Zum Glück sorgt seine Schwester Gustelies für sein leibliches Wohl und ist damit "die Freude seiner späten Tage".

Gustelies Tochter Hella ist mit dem Richter Blettner verheiratet und sieht gar nicht ein, sich allein auf das Kochen und das Wohlergehen ihres Mannes zu beschränken, auch wenn sie immer mal wieder Zweifel plagen, ob es richtig ist, in seiner Abwesenheit in seinen Papieren zu wühlen. Aber nur so können Gustelies und Hella einiges in den Ermittlungen voranbringen, da die Männer soviel Zeit im Wirtshaus verbringen.

Und beiden ist klar: Gott muss ein Mann sein, sonst würde er soetwas nicht dulden. Unterstützt werden sie in diesen Überlegungen noch von Gustelies Freundin Jutta Hinterer, die der Ansicht ist, dass vor allem "ein toter Mann ein guter Mann" ist - und ansonsten über alles bestens informiert ist, was in der Stadt Frankfurt so vor sich geht.

Wer diese Frauen für die frühe Neuzeit zu emanzipiert findet, mag vielleichr Recht haben. Ich halte es mit dem Spruch: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine kluge Frau. Warum soll es nicht auch solche Frauen schon in unserer Vergangenheit gegeben haben? Dass wir nichts von ihnen wissen, hat andere Gründe.
Ich bewundere Ines Thorn für ihren Mut, Frauen auch mal auf die Art darzustellen. Statt sich zu verkleiden und als Männer auszugeben, wir man es aus anderen historischen Büchern kennt, versuchen diese Frauen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln zu arbeiten.

Dass dabei die Männer mnachmal etwas sehr dumm dastehen, steht noch auf einem anderen Blatt und gibt von mir auch einen Punkt Abzug. Manche Dinge waren einfach zu offensichtlich, als dass ein studierter Richter soetwas übersehen konnte.

Fazit:
Dennoch mag ich den Stil der Autorin, die es schafft, in diesem Buch Humor, historisches Wissen, Alltagsdetails (so lernt man von Gustelies eingie Rezepte von damals), Einblicke in die Niederungen der damaligen Gesellschaft (Huren, Henker, fahrendes Volk) mit grausamer Spannung zu verbinden.

Teil 2 - Die Verbrechen von Frankfurt. Höllenknecht - liegt schon bereit.

7 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2011
Sommerroulette
Ambros, Liz

Sommerroulette


weniger gut

Kurzinhalt:
Schon den Inhalt dieses Buches zu beschreiben, ist nicht leicht, da sich zahlreiche Protagonisten in ihm tummeln, die irgendwie miteinander zu tun haben. Die Fäden entwirren sich erst spät:
Lothar Schuhmacher, Konzernchef, der seiner Frau nicht besonders treu ist. Zudem in der Vergangenheit Dinge verursacht hat, die Tina ins Unglück gestürzt haben.
Diese ist mit Anni befreundet (welche neuerdings von einem geheimnisvollen Fremden verfolgt wird), welche wiederum mit Ronny verheiratet ist (ihre 5. Ehe).
Dann gibt es da noch die toughe Großmutter von Tina, genannt Omimi. Diese ist wiederum mit Doc Fred befreundet.
Und dann ist da noch den Liebhaber von Tina, Pedro, im fernen Süden, zudem sie immer wieder jettet.

Meine Meinung:
Schon die etwas lieblose Aufzählung der Protagonisten zeugt davon, wie wenig ich mich in diese hineinfühlen konnte. Jeder von ihnen bekommt ein paar Seiten im Buch, um dann zum nächsten zu wechseln. Das titelgebende "Sommerroulette" dreht sich dabei vor allem bald im Kopf des Lesers, der sich kaum auf eine Figur einlassen kann, geschweige den ndie Fäden entwirren, die ihm hingeworfen werden.

Dies hat vor allem auch mit dem Schreibtil der Autorin zu tun.
Es ist wohl das erste Mal, dass ich mich in einer Rezension mehr der Sprache als dem Inhalt zuwende. Aber wenn die Sprache den Inhalt völlig überdeckt, ja regelrecht belastet, kann ich dies nicht aussparen.

In meinem Sprachstudium musste ich mich mal eine Weile mit Genitivattributen herumschlagen. Eine fast ausgestorbene Wortart in unserem Sprachschatz - hier leben sie wieder auf. Gespickt mit sämtlichen Adjektiven, die die deutsche Sprache zu bieten hat. Und zwar möglichst in einem Satz.

Beispiel gefällig?
"Da geht er hin der Big Player vom Prachtboulevard in die Bettelgasse, werden die Schadenfreudigen ihren Zeigefinger nach ihm ausstrecken, beginnt sein kopflastiger Seelenstriptease. Bald nützt ihm die Findigkeit seiner kreativen Buchführung außerhalb bürgerlicher Gesetzmäßigkeiten Vermögenswerte in Steuerparadiesen zu deponieren, nicht mehr. Wie soll er den Finanzhaien die plötzlichen Geldspritzen erklären, wenn er seine horrenden Wetteinsätze mit dem Depot seiner Schweizer Nummernkonten ausgleicht, um nicht von seinem Firmengipfel abzustürzen?" [S.68]

Diese zum Teil wirklich verwirrenden Satzkonstruktonen, die man manchmal mehrmals lesen muss, betreffen nicht nur die beschreibenden Szenen, sondern auch die Dialoge. Kein Mensch spricht so. Das macht das Buch unrealistisch und gekünstelt. Immer wieder muss man es aus der Handl legen, weil man wirklich Kopfschmerzen bekommt.

Da sagt einer zum anderen:
"Können wir es ihr verdenken, wenn sie die Geister der Vergangenheit immer weider einholen und sich ein Feursturm aus Zorn zusammenbraut? Es ist nachvollziehbar, dass sie jetzt aus der Distanz heraus operiert. Das Schicksal war bisher nicht Tinas Freund. Als Zehnjährige setzte es erstmals seine Daumenschrauben an und vor ein paar Jahren holte es zum nächsten PRankenhieb aus."
[S. 30]

So ziehen sich die Schachtelsätze durch das ganze Buch und der Leser schwankt zwischen Belustigung, Entnervtheit und irgendwann auch einem gewissen Respekt vor der Autorin, derartiges Geschreibsel bis zum Schluss durchzuhalten. Soll das künsterlisch sein?

Offenbar hat sie lang dafür gebraucht, denn nur so lässt es sich erklären, dass "Sommerroulette" als "Gegenwartsroman" bezeichnet wird, obwohl man hier die ersten "Stars" von DSDS im Fernsehen bewundert. Da stand das World Trade Center noch. Meine Gegenwart ist das schon lange nicht mehr....

Hinzu kommen zahlreiche Rechtschreib- (Tipp-?) und Grammatikfehler, die offenbar niemand fehlergelesen hat. Oder einfach nicht konnte.
Man stolpert beim Lesen immer mehr und hofft eigentlich nur noch, dass man das Buch endlich aus der Hand legen kann.
Ich habe jedenfalls viel zu lange gebraucht, um "Sommerroulette" überhaupt auszulesen.

Fazit:
Sprache verschlingt Inhalt!

4 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.07.2011
Achtung Baby!
Mittermeier, Michael

Achtung Baby!


sehr gut

Kurzinhalt:
Michael Mittermayer, der bekannte Fernsehkomiker, ist 2008 Vater geworden. Seine Tocher Lilly hat bereits vor Ihrer Geburt ihre Eltern ganz schön auf Trapp gehalten.
Diese Erfahungen wie auch die erste Zeit mit dem Baby, hat Michel Mittermeyer in der ihm eigen witzigen Art ein einem Buch verarbeitet.

Meine Meinung:
Ich glaube, bevor man dieses Buch liest, sollte man sich darüber Gedanken machen, wozu (und vor allem: für wen!) -Mittermayer es geschrieben hat - dies könnte die eine oder andere Enttäuschung ersparen.

Hier geht es nicht um den Komiker Mittermayer, der ein lustiges Buch geschrieben hat. Hier geht es um den Mann Mittermayer, der Vater geworden ist und darüber ein Buch geschrieben hat. Dass er zufällig Komiker ist, trägt dazu bei, dass sich das Buch sehr lustig liest. Aber man sollte es nicht lesen, wenn man erwartet, sich auf jeder Sache halb tot zu lachen. Das gibt das Thema auch gar nicht her.

Mittermayer ist erwachsen geworden. Was er beschreibt, ist auch das Staunen über ein neues Leben. Und alles, was es mit sich bringt. Es ist schön, dass er dabei dennoch seinen Humor behält. Und das muss man auch, wenn man bedenkt, welchen Einschnitt ein Kind für viele Paare bedeutet. Kinder sind auch schwierig. Oder stinken. Mittermayer nimmt da kein Blatt vor den Mund und ist einfach erfrischend ehrlich.

Dabei gibt er auch sehr intime Einblicke in das Ehepaar Mittermaer. Was mich z.T. doch sehr erstaunt hat.

Manchmal hätte man sich zwar etwas weniger Details gewünscht (etwa wenn es um die Auscheidungen seiner Tochter geht). Oder sich zumindest eine kurze wArnung gewünscht, beim Lesen das Butterbrot beiseite zu legen.
Aber man merkt: Hier ist jemand so von seinem Nachwuchs angetan, dass er jedes auch noch so kleine Detail loswerden muss.

Und das ist insofern besonders bemerkenswert, da Mittermayer das Buch in Etappen geliegdert hat:

- VOR der Schwangerschaft (in der er sich auch noch über solche Eltern aufgeregt hat, die jedes noch so kleine Detail über ihr Kind loswerden müssen - ob es einen interessiert oder nicht)
- Der Versuch, schwanger zu werden (und die "freundlichen" Kommentare der bayrischen Umwelt dazu)
- Schwangerschaft (die schwangere Frau, das unbekannte Wesen)
- Geburt
- Die Zeit danach

Was mich wieder zu der Frage bringt, für wen diese Buch eigentlich geschrieben ist: Ich würde es jedem (vor allem Mann) in die Hand drücken, der sich mit dem Gedanken trägt, Vater zu werden. Hier wird doch auf eingies geblickt, wovon man(n) sicher nicht zu träumen wagt. Und einfach auch erklärt. Und sei es mit einem lustigen Filmvergleich. Doch wieder: Typisch Mittermayer eben.

Das entschärft die unbekannte "Sache" Baby und macht wirklich noch mehr Lust auf ein eigenes kleines Würmchen. Und damit hat Mittermayer doch schon mehr erreicht als unsere Familienministerin.

Fazit:
Für jeden, der selbst gern Kinder hätte. Oder schon hat. Mittermayer hilft, einiges mit zwinkernden Augen zu sehen.

8 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.