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Pan Tau Books - Ein Buchblog

Bewertungen

Insgesamt 95 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2019
Mord ist nichts für junge Damen / Ein Fall für Wells & Wong Bd.1
Stevens, Robin

Mord ist nichts für junge Damen / Ein Fall für Wells & Wong Bd.1


ausgezeichnet

Mord ist nichts für junge Damen von Robin Stevens hat mich aufgrund des Titels unheimlich neugierig auf die Geschichte gemacht! Er impliziert, dass die Geschichte in einer Zeit spielt, als Ermittlerinnen und Detektivinnen noch eine Seltenheit waren! Sofort kam mir die Kultfigur Miss Marple in den Sinn, von der ich großer Fan bin und deren Kriminalfälle mich meine ganze Jugend über begleitet haben. Umso schöner finde ich, dass Robin Stevens mit der Reihe Wells & Wong die Geschichte in den dreißiger Jahren spielen lässt, es aber trotzdem schafft, seine Protagonistinnen so modern klingen zu lassen!

Schon das Setting der Geschichte hatte es mir angetan: ein abgelegenes Internat im tiefen England der dreißiger Jahre. Hier herrscht noch Disziplin und Ordnung, denn die reine Mädchenschule hat strikte Regeln, was die Freizeit, den Ausgang und die Lernstunden angeht. Ein Umherstreifen in den Gängen außerhalb des Unterrichts oder gar Nachts ist unmöglich! Wunderbar ist auch, dass schon zu Beginn des Buches ein Lageplan aller Räume des Internats genauestens aufzeigt. Des Leser weiß also schon im Vorfeld, wo sich die Mädchen im Internat gerade befinden, und wie die Räume miteinander verbunden sind (äußerst wichtig, um die Fluchtwege und Verstecke der Mädchen verfolgen und nachvollziehen zu können)!

Auch der Handlungsaufbau und der Spannungsbogen der Geschichte war beeindruckend! Bis zuletzt hatte ich dank so vieler Motive der unterschiedlichsten Figuren keine Ahnung, wer der Mörder sein könnte. Robin Stevens weiß also genau, wie sie spannende Wendungen und verzwickte Hintertürchen einbaut, um ihrem Jugendkrimi die Manier eines Erwachsenenromans zu verleihen, dabei aber in ihrer Sprache und ihren Themen genau auf dem Niveau der Zielgruppe zu bleiben! Jede Szene der Geschichte war für den großen Zusammenhang wichtig, sodass man als Leser wirklich schnell durch die Geschichte getragen wurde.

Die beiden Protagonistinnen Daisy und Hazel sind beste Freundinnen, aber eigentlich vollkommen unterschiedlich. Die Gegensätzlichkeit der beiden Hauptfiguren hat mir sehr gut gefallen und der Geschichte immer wieder neuen Schwung verliehen! Daisy ist die Queen der Mädchenschule, blond, blauäugig, bildhübsch und bei allen beliebt. Hazel hingegen kam erst später hinzu, hatte Probleme sich anzupassen und blieb mit ihrem fernöstlichen Aussehen lieber allein. Doch Hazel und Daisy wurden Freundinnen, nicht ohne Schwierigkeiten, wie man sich denken kann! Und genau diese Probleme der beiden bilden einen Nebenhandlungsstrang und durchziehen ebenfalls die Geschichte. Dass Daisy und Hazel oft aneinander geraten, macht die Aufklärung eines Mordfalls natürlich nicht einfacher – dafür aber umso amüsanter!

Abwechslungsreich war auch, dass der Roman aus der Sicht von Hazel erzählt wird, der Schriftführerin von Wells & Wong, was dazu führt, dass immer wieder der Eindruck entsteht, man lese einen erzählenden Bericht einer Polizeiakte. Schon zu Beginn heißt es „Ein Bericht über den Mordfall Miss Bell“ im Rahmen der Ermittlungen der Detektei Wells & Wong“. Sprachlich hat Robin Stevens mich auf jeden Fall vollkommen überzeugt und es geschafft, dass man ihr bei jedem Wort an den Lippen hängt.

Fazit & Bewertung

Mord ist nichts für junge Damen ist der tolle Auftakt der Jugendkrimi-Reihe von Robin Stevens, in der zwei Detektivinnen im Agatha Christie-Stil einen Mord auf die Spur kommen. Die Geschichte war herrlich erfrischend, witzig und spannend und hat definitiv Lust auf die nachfolgenden Bände gemacht!
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Bewertung vom 05.03.2019
Worte für die Ewigkeit
Inglis, Lucy

Worte für die Ewigkeit


gut

Worte für die Ewigkeit ist ein Jugendbuch, das mich nicht unbedingt vom Klappentext oder Cover her angezogen hat. Vielmehr ist mir dieses Jugendbuch so oft auf unterschiedlichen Kanälen und in Buchhandlungen begegnet, dass es mich immer neugieriger gemacht hat. Dabei habe ich mich so gut wie gar nicht um andere Meinungen bemüht, sondern mir vom ersten Moment an einen eigenen Eindruck verschafft. Und der war zu Beginn eher skeptisch. Da zwischen den beiden Liebesgeschichten der Frauen hin- und hergesprungen wird, hat es seine Zeit gedauert, bis ich mich auf die jeweils einzelnen Erzählstränge einlassen konnte. Dann hat mich die Geschichte jedoch schnell für sich eingenommen, sodass ich das Buch innerhalb weniger Tage gelesen hatte. Worte für die Ewigkeit von Lucy Inglis ist historisch und zeitgenössisch in einem und vermittelt toll die Geschichte amerikanischer Ureinwohner und deren Nachfahren.
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Bewertung vom 17.02.2019
Der Tag davor / Riverdale Bd.1
Ostow, Micol

Der Tag davor / Riverdale Bd.1


schlecht

Wie so viele andere hat auch mich die Netflix-Serie Riverdale in ihren Bann gezogen. Worum geht es in der Serie? Eigentlich ist Riverdale eine unschuldige Kleinstadt, doch seit dem tragischen Tod von Jason Blossom ist nichts mehr wie es war. Archie Andrews, der mehr über Jasons Tod weiß, als er zugibt, hält wichtige Informationen unter Verschluss, weil er selbst ein großes Geheimnis hütet. Betty, Archies Nachbarin und beste Freundin, ist in Archie verliebt und hat Schwierigkeiten damit, ihm seine Gefühle zu gestehen. Veronica ist neu in Riverdale und findet schnell Anschluss, indem sie sich mit Betty anfreundet. Dass es zwischen Veronica und Archie funkt, stellt die neue Freundschaft jedoch schnell auf eine harte Probe. Einige Fragen bleiben zu Beginn der Serie offen, werden jedoch im Laufe der beiden ersten Staffeln geklärt.

Das Buch Riverdale – Der Tag Davor verspricht nun eine Vorgeschichte, die Geheimnisse offenbart. Fakt ist jedoch, dass dieses Buch keinerlei Mehrwert und kaum neue Informationen für einen Fan besitzt.

[Achtung Spoiler, für alle, die die Serie noch nicht gesehen haben] Dass Archie mit Miss Grundy ein Verhältnis hat, wissen die Fans der Serie bereits und dass er aus diesem Grund seinen besten Freund Jughead in schweren Zeiten allein gelassen hat, wissen die Fans ebenfalls. Dies jedoch als „großes Geheimnis“ auf dem Klappentext anzukündigen, ist also schon ein Witz. Jughead findet im Buch heraus, dass sein Vater nicht nur wieder Mitglied bei den Southside Serpents ist, sondern dass er sie sogar anführt. Auch das wird bereits in der Serie offenbart, ist also in der Vorgeschichte schon fast ein uninteressantes Detail. Einzig und allein Veronicas Vorgeschichte in New York und Bettys Erfahrungen bei Ihrem Praktikum bei der Zeitung sind für den Leser und Fan neu. Aber auch diese beiden Handlungsstränge sind so uninteressant und langweilig erzählt, dass sie die Geschichte nicht besser machen.

Hinzu kommt, dass sich der Autor überlegt hat, das Buch abwechslungsreich zu gestalten. So werden einerseits die Perspektiven mit jedem Kapitel gewechselt, also mal aus Archies, mal aus Jugheads, mal aus Bettys und mal aus Veronicas Sicht erzählt. Im gleichen Atemzug hat er das Buch jedoch auch versucht interaktiver zu gestalten, indem Chats, E-Mails und Briefe abgedruckt werden. Die waren aber teilweise so aus dem Zusammenhang gerissen und hatten einfach auch inhaltlich kaum einen Grund, überhaupt abgebildet zu werden, dass ich auch von diesen gut gemeinten Gimmicks ziemlich schnell gelangweilt war. Oft kommen in den Chats auch Figuren zu Wort, die in der restlichen Geschichte keine Rolle spielen, sodass man sich als Leser fragt, was das soll.

Meine Erwartungen wurden auch dahingehend enttäuscht, dass kaum Szenen beschrieben wurden, in welchen sich die Figuren begegnen und in Interaktion miteinander treten. Jede Figur steht sehr separiert für sich, und erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht. Trotzdem hätte ich mir für eine Vorgeschichte mehr gewünscht, dass z.B. auch die Freundschaft zwischen Archie und Betty thematisiert wird. Dass deutlicher erzählt wird, wie Betty sich wegen Archie fühlt, wie sie vor den Sommerferien miteinander umgegangen sind, wie vielleicht der Abschied zwischen beiden war, bevor Betty für ihr Praktikum in die Großstadt ging. Stattdessen wird diese Komponente der Handlung völlig außen vor gelassen.

Fazit & Bewertung

Riverdale – Der Tag Davor hat mich leider auf ganzer Linie enttäuscht. Die Vorgeschichte birgt für Fans kaum neues Wissen. Sie ist hingegen sehr langweilig, sprunghaft und unzusammenhängend erzählt. Es gibt keinen Spannungsbogen und auch keine interessante Interaktion zwischen den Figuren, die ja die Serie Riverdale ausmacht. Schade, aber ich kann keine Leseempfehlung für dieses Buch aussprechen.

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1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.02.2019
Offline ist es nass, wenn's regnet
Kirby, Jessi

Offline ist es nass, wenn's regnet


ausgezeichnet

Offline ist es nass, wenn’s regnet von Jessi Kirby war für mich diesen Monat DIE Buchüberraschung schlechthin. Nicht nur, dass mir der Loewe Verlag damit eine große Freude bereitet hat, auch die Geschichte des Buches hat mich so berührt und gefesselt, dass ich es als eines der schönsten Bücher bezeichnen kann, die ich in den letzten Monaten oder sogar im ganzen letzten Jahr gelesen habe. Selten werden Bücher, die mir unaufgefordert geschickt werden, von mir sofort gelesen – dieses Buch habe ich förmlich verschlungen, nachdem ich mir den Klappentext durchgelesen hatte. Und dabei ist es weniger das Abenteuer von Mari an sich, das mich so gefesselt hat, sondern vielmehr das, was das Abenteuer aus ihr und ihrem Leben gemacht hat. Ich will euch dieses Buch unbedingt ans Herz legen, genießt es, es ist ein absolutes Lieblingsbuch!

Der Anlass für Mari, ihr Leben so rigoros zu ändern, ist der Verlust ihrer Cousine, der sie an ihrem gemeinsamen 18. Geburtstag überkommt und ihr so schmerzhaft bewusst wird, dass es sie völlig aus der Bahn wirft. Ich war schon nach wenigen Seiten von Maris Geschichte zu Tränen gerührt und wenn mich ein Buch so schnell so mitnehmen kann, dann hat die Autorin definitiv einen Nerv bei mir getroffen. Es ist aber nicht so, dass die Geschichte von Traurigkeit dominiert wird. Vielmehr ist sie der Anlass für Mari, vieles auf ihrem Weg mit anderen Augen zu betrachten und sich Zeit für sich selbst und die Schönheit um sie herum zu nehmen. Die Erinnerungen an ihre Cousine halten Mari lebendig und geben ihr den nötigen Mut, ihren Weg durch den Yosemite-Nationalpark fortzusetzen. Das hat mich unglaublich inspiriert!

Auch das Setting der Geschichte war für mich eine ganz neue Erfahrung. Der Yosemite-Nationalpark in Nevada, Kalifornien ist durchzogen von Bergketten, Seen, Schluchten, Wäldern und reißenden Flüssen. Für unerfahrene Wanderer ist der John Muir Trail also lebensgefährlich und eine ständige Herausforderung. Da ich selbst kaum wandere, geschweige denn jemals solch einen Trip absolviert habe, fand ich es toll zu sehen, welche Gefahren und Abenteuer auf so einer langen Reise lauern können. Auch wenn man als Leser Mari nur gedanklich auf ihrem Weg begleiten kann, spürt man den Spirit und die Energie, die in dieser Landschaft existiert und viele Wanderer jährlich dazu befähigt, die 211 beschwerlichen Meilen auf sich zu nehmen. Nach dem Lesen des Buches hatte ich auf jeden Fall große Lust, selbst eine Wanderung zu machen, das Handy zu Hause zu lassen – nur mit mir und der Natur zu sein. Denn dazu treibt die Geschichte definitiv an!
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Bewertung vom 13.02.2019
Das Mädchen, das die Bücher retten wollte
Hagerup, Klaus

Das Mädchen, das die Bücher retten wollte


gut

Die Geschichte stellt sich mutig entgegen jene Prognosen, die die Buchbranche derzeit beschäftigt: Kinder lesen immer weniger. Sie sind nicht mehr in der Lage, sich auf längere Texte zu konzentrieren, sodass ihre Aufmerksamkeitsspanne höchstens noch für Texthäppchen reicht. Mit dem Hintergrundwissen ist Das Mädchen, das die Bücher retten wollte für mich ein sehr intensives Buch gewesen, jedoch keins das ich unbedingt weiterverschenken würde (Achtung Spoiler).

Natürlich mochte ich die Protagonistin Anna sehr, denn in ihr finde ich mich wieder. Würde ich erfahren, dass Bücher vernichtet werden sollen, nur weil sie niemand mehr lesen möchte, täte mir das ebenso sehr im Herz weh wie Anna. Doch die Realität sticht aus jedem Wort der Geschichte hervor: Menschen lesen nicht mehr und die Helden vieler Bücher geraten in Vergessenheit. Doch die Motivation der Protagonistin, an diesem Zustand etwas zu ändern, fand ich in der Geschichte etwas dürftig. Schön hätte ich es gefunden, wenn Anna aktiv zur mutigen Retterin der Bücher geworden wäre, dabei hilft, die Bibliothekt wieder für junge Menschen ihres Alters attraktiv zu machen, indem sie beispielsweise Geschichten weiterempfiehlt und sich dafür stark macht, dass Kinder sich wieder an Bücher herantrauen. Doch es ist eher der Zufall, der Anna letztlich zur Retterin der Bücher werden lässt. Denn sie findet ein Buch, das kein richtiges Ende hat und schafft es darüber, Menschen wieder für Bücher zu begeistern, indem sie bei ihnen den Wunsch weckt, das Ende zu kennen. Dieser Zufall war für mich als Motivation für die Geschichte etwas zu wenig.

Die Idee und die Vorstellung, dass die Figuren aus Geschichten ausgelöscht werden, wenn ihre Bücher nicht gelesen werden, hat mir dagegen wieder äußerst gut gefallen. Ein bisschen hat mich das auch an das Konzept der Tintenherz-Trilogie von Cornelia Funke erinnert, bei der Menschen die magische Fähigkeit besitzen, Figuren aus Bücher herauszulesen und wieder zu vernichten, indem sie die Geschichte einfach umschreiben. Ein bisschen unbefriedigt war ich allerdings von dem Ende der Geschichte, das nicht wirklich aufgelöst wurde und vor allem für Kinder nur schwer nachvollziehbar ist. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann man sich als Leser im Grunde am Ende selbst überlegen, warum das Buch, das Anna zufällig in dem Stapel ungeliebter Bücher der Bibliothek findet, kein Ende hat. Vielleicht kann man das allerdings wieder als Parallele dafür sehen, dass in der Realität ein Ende des Buches noch nicht ausgeschlossen werden kann. Werden wir es in Zukunft schaffen, wieder mehr Menschen für das Lesen zu begeistern? Oder werden die Bücher unserer Bibliotheken das Schicksal erleiden, das Anna in dieser Geschichte noch verhindern kann? Viele Fragen bleiben offen, was für mich auch wieder ein Zeichen dafür ist, dass die Intention des Autors der Geschichte nicht darin bestand, junge Leser für sein Buch anzusprechen.

Das Buch hatte nur noch eine einzige Seite. Anna holte tief Luft. Und blätterte um. Aber dort stand nichts. Die Seite war leer. Das Ende war verschwunden. (S. 28f.)

Die Illustrationen und der Zeichenstil von Lisa Asiato sind in jedem Fall etwas Besonderes! Ihre Bilder wirken zwar recht erwachsen und hochwertig, trotzdem sind sie verspielt und witzig und passen meiner Meinung nach sehr gut zur Geschichte.

Fazit & Bewertung

Das Mädchen, das die Bücher retten wollte von Klaus Hagerup ist eine Geschichte, die das Herz eines jeden Buchliebhabers trifft. Trotzdem war für mich die Motivation der Hauptfigur nicht ausreichend genug und auch das Ende war eher enttäuschen als erhellend. Da das Buch tiefgreifende Probleme der Buchbranche anspricht war es für mich sehr intensiv und interessant. Spannende Unterhaltung und Spaß für jüngere Leser werden dabei jedoch hintenan gestellt.
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1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.02.2019
Unter Verdacht / Die Schwestern von Mitford Manor Bd.1
Fellowes, Jessica

Unter Verdacht / Die Schwestern von Mitford Manor Bd.1


ausgezeichnet

Der Autorin gelingt es mühelos, ihre Leser schon mit dem Einstieg in die Geschichte zu fesseln. Wie so häufig in einem guten Kriminalroman setzt die Geschichte mit den letzten Momenten im Leben des Opfers ein. Allein das hat mich unglaublich neugierig auf die Geschichte gemacht, die ja eine Mischung aus historischer Realität und Kriminalfall zu sein versprach. Aber nicht nur der Einstieg ist in diesem Roman sehr gut gelungen, oft benötigt Jessica Fellowes nur wenige Worte, um das Ende eines Kapitels mit einem ziemlich guten Cliffhanger zu versehen, sodass man gezwungen ist weiterzulesen. So konnten Längen, die die Geschichte durchaus immer wieder mal aufweist, trotzdem gut überbrückt und die Spannung gehalten werden. Vor allem am Ende nimmt die Geschichte noch einmal gut Fahrt auf, sodass ich das Buch kaum auf Seite legen konnte. Auch die Auflösung ist gelungen und kam für mich so überraschend, dass ich absolut zufrieden war und auch nach dem Lesen immer wieder sehr gerne an die Geschichte zurückgedacht habe.

Die Protagonistin Louisa ist eine mittellose Wäscherin aus einem Londoner Vorort. Um sich und ihre Mutter finanziell über Wasser zu halten, ist Louisa aufs Stehlen und oft auch auf das Wohlwollen ihres Onkels angewiesen. Als dieser seinen Gläubigern jedoch Louisa als Bezahlung seiner Schulden anbietet, läuft Louisa davon und erhält die Chance, ein neues Leben als Kindermädchen auf dem herrschaftlichen Sitz von Mitford Manor zu beginnen. Mich konnte Louisa als Heldin der Geschichte überzeugen! Durch ihre Herkunft und ihre Lebensgeschichte ist sie die ideale Repräsentationsfigur der gesellschaftlichen Umstände dieses oftmals gar nicht so goldenen Zeitalters der 20er Jahre. Manche Entscheidungen von Louisa habe ich ab und an als naiv und dumm empfunden, jedoch habe ich auch gemerkt, dass ich mir oft ihr Alter, ihre zarten 19 Jahre, in Erinnerung rufen musste, um ihre Beweggründe und Motive nachzuvollziehen. Umso besser hat es mir gefallen, dass ihr eine intelligente junge Frau, die älteste Schwester der Mitfords, als Freundin zur Seite gestellt wurde, um mit ihr dem Kriminalfall gemeinsam auf den Grund zu gehen.

Auch nachdem ich das Buch gelesen hatte, habe ich mich gefragt, warum die Romanreihe Die Schwestern von Mitford Manor lautet, denn abgesehen von der ältesten Schwester Nancy Mitford, die Louisas Vertraute auf Mitford Manor wird, spielen die anderen Töchter in der Geschichte kaum bis gar keine Rolle. Auch ist es verwunderlich, dass die Protagonistin nicht die älteste Schwester, sondern deren Kindermädchen ist, die gar nicht zur Familie Mitford gehört. Da die Reihe aber wie ich gelesen habe so fortgesetzt werden soll, dass die nächsten Bände jeweils eine andere Schwester als Hauptfigur haben, bin ich sehr gespannt auf weitere Umsetzung.

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht ist der spannende Reihenauftakt von Jessica Fellowes historischer Familiensaga über die britische Adelsfamilie Mitford. Trotz Längen konnte mich die Geschichte fesseln und für die Atmosphäre und den Flair der goldenen 20er Jahre begeistern. https://pantaubooks.wordpress.com/

Bewertung vom 13.02.2019
Redwood Love - Es beginnt mit einem Kuss / Redwood Bd.2
Moran, Kelly

Redwood Love - Es beginnt mit einem Kuss / Redwood Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem ich schon vom ersten Band der Trilogie Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick sehr angetan war, musste ich natürlich auch die Fortsetzung der Redwood Love-Reihe lesen, schon allein aus dem Grund, um zu erfahren, ob man hier und da noch etwas von Avery und Cade erfährt, den Protagonisten des Reihenauftaktes, die mir sehr ans Herz gewachsen waren. In Erwartung eines etwas schwächeren Bandes, als dem ersten, hat mich Redwood Love – Es beginnt mit einem Kuss mit einer schönen Lovestory und sympathischen Charakteren überrascht.

Wem Avery und Cade im ersten Band der Reihe schon ans Herz gewachsen sind, wird Flynn und Gabby nicht weniger mögen. Vor allem dem attraktiven Junggesellen Flynn folgt man als Leser durch die Geschichte und man ist Teil seiner Welt, der Welt eines Taubstummen. Die Erfahrungen, die man als Leser an Flynns Seite macht, sind faszinierend und erschreckend zugleich. So fand ich es beispielsweise unglaublich intensiv, wie Flynn die Welt um sich herum wahrnimmt. Dass er bei Intimitäten mit anderen Menschen auf seine Augen angewiesen ist und den Genuss damit hintenanstellt, oder dass er immer Hilfe bei der Verständigung benötigt, obwohl er die Sprache der Gehörlosen perfekt beherrscht. Mich hat sein Wille, seine Lebenslust und seine Güte trotz seiner Behinderung extrem beeindruckt und ich war gerührt von der selbstverständlichen Hilfsbereitschaft seiner Familie und seiner Freunde.

Gabby, die im ersten Band der Reihe eher eine unscheinbare Nebenfigur spielt, ist Flynns Mund und Ohr zugleich. Sie erleichtert ihm seinen Alltag in der Tierpraxis enorm, ist immer für ihn da und selten nicht an seiner Seite anzutreffen. Auch Gabby hat mich in der Geschichte schnell mit ihrer Herzlichkeit und Freundlichkeit für sich eingenommen. Aber auch aufgrund ihrer Selbstzweifel und ihrer Angst, die Gefühle für Flynn betreffend, konnte ich mich schnell mit ihr identifizieren. Gabby ist die gute Seele der Tierarztpraxis und auch im Örtchen Redwood sehr beliebt. Vor allem deswegen wird sie allerdings von den Single-Männern vor Ort oft übersehen und als reine Freundin wahrgenommen. Mir war sie deswegen sehr sympathisch, denn Gabby ist eine hingebungsvolle und selbstlose Figur, deren Gefühlsleben dem Leser offensteht wie ein Buch, nur selbst kann sie nur schwer darin lesen.

Obwohl ich nicht die große Romance-Leserin bin, hat es mir die Redwood Love-Reihe angetan, und zwar aus dem Grund, weil die prickelnde Leidenschaft, die so manch anderen Titel des Genres überschwemmt, hier nur punktuell eingesetzt wird. Die Spannung zwischen den beiden Protagonisten wird kontinuierlich aufgebaut, aber nicht künstlich verlängert oder abgebrochen, sondern es wird immer wieder eine natürliche Nähe und ein ebenso natürliches Entfernen zwischen den Hauptfiguren dargestellt. Das hat mir sehr gut gefallen und auch dazu beigetragen, dass ich der Liebesgeschichte „geglaubt“ habe. Natürlich war ich von Anfang an auch dem Charme der O’Grady Brüder verfallen und von Flynn angetan, so wie es vermutlich jede Leserin gewesen ist. Aber Flynn ist nicht der klischeehafte Macho-Man, dem das naive Blondchen verfällt, sondern ein warmherziger und liebevoller Mensch, dem man jede Frau gönnen würde.

Redwood Love – Es beginnt mit einem Kuss von Kelly Moran ist der zweite Band der beliebten Romance-Reihe aus dem Kyss Verlag, die mit warmherzigen Protagonisten, einem zauberhaften Setting und einer schönen Liebesgeschichte den Leser für sich einnimmt. Mir hat der zweite Band ebenso gut gefallen, wie der Reihenauftakt und ich freue ich schon jetzt darauf, meine Lieblingscharaktere im finalen Band wiederzutreffen. Eine Geschichte mit Herz, aber auch mit Verstand!
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Bewertung vom 05.12.2018
Redwood Love - Es beginnt mit einem Blick / Redwood Bd.1
Moran, Kelly

Redwood Love - Es beginnt mit einem Blick / Redwood Bd.1


ausgezeichnet

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick von Kelly Moran ist unter Bloggern derzeit Gesprächsthema Nr. 1. Die wunderbare Liebesgeschichte zwischen der 28-jährigen Avery, die Mutter einer autistischen Tochter ist, und ihrem Chef, dem attraktiven Tierarzt Cade, vereint alles, was man fürs Herz braucht: Sie ist liebevoll, romantisch, sexy und unterhaltsam. Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick ist der phänomenale Reihenauftakt der Redwood Love-Trilogie aus dem Rowohlt Polaris Verlag, erschienen unter der Verlagsmarke KYSS.

Inhalt

Avery will ihre desaströse Ehe hinter sich lassen und zieht mit ihrer autistischen Tochter Hailey in das malerische Städtchen Redwood in Oregon. Obwohl Avery außer ihrer Mutter niemanden in Redwood kennt, sind sie und Hailey bald auf dem Instagram-Account des Städtchens Gesprächsthema Nr. 1. Denn womit Avery nicht gerechnet hätte, ist, dass sich der begehrteste Junggeselle der Stadt, der attraktive Tierarzt Cade, für sie zu interessieren beginnt. Avery weiß nicht, wie sie Cade wiederstehen kann, denn auch die Bewohner von Redwood wollen für sie beide unbedingt Amor spielen.

Meine Meinung

Erst einmal zum Setting. Redwood, Namensgeber der Bücher und Hauptschauplatz der Geschichte, ist ein kleines Städtchen in den USA. Hier wird Hilfsbereitschaft, Solidarität und soziales Miteinander noch groß geschrieben und Neuankömmlinge wie Avery und ihre Tochter Hailey herzlich willkommen geheißen. Schon allein das Setting weckt in dem Leser das Bedürfnis und die Sehnsucht nach genau einem solchen Ort, an dem Werte vermittelt werden und das Miteinander in der Gemeinschaft zählt, einem Ort an dem man sich wohlfühlen kann und den man ohne Kompromisse sein Zuhause nennen darf. Ich habe mich sofort in Redwood und seine liebenswerten Einwohner verliebt. Aber nicht nur das Sozialleben in Redwood ist außergewöhnlich, nein, das Städtchen ist auch malerisch, besteht aus Holzhütten, die im Schnee versinken und kleinen Tante Emma-Läden, die den ganzen Schauplatz des Romans unheimlich gemütlich machen.

Abgesehen von dem wunderbaren Setting hat mich die Figurenkonstellation des Romans sofort angesprochen. Avery und Cade sind die Protagonisten der Geschichte, doch sie sind umgeben von unglaublich sympathischen Charakteren, über die man hoffentlich im Laufe der Trilogie noch mehr erfahren wird. Drake und Flynn, Cades Brüder, führen gemeinsam mit Cade die Tierarzt-Praxis der Stadt, Sie sind auf ihre eigene Weise liebenswert und interessant, denn Flynn ist taubstumm und Drake ein Griesgram, dem das Schicksal übel mitgespielt hat. Tante Rose ist die Kupplerin der Geschichte und maßgeblich dafür verantwortlich, dass Avery und Cade sich kennenlernen. Tochter Hailey gibt Avery trotz ihrer Autismus-Erkrankung Halt und einen Sinn im Leben. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist herzerwärmend und gerade wegen der vielen Probleme, denen sie sich jeden Tag aufs neue stellen müssen, so inspirierend und schön.

Die Liebesgeschichte zwischen Cade und Avery ist genauso, wie man sie sich von einem guten Romance-Titel wünscht: sehr intensiv und gefühlvoll, dabei aber nicht zu sexy, sondern eher prickelnd, mitreißend und schön. Bei der Liebe zwischen den beiden sind auch beim Leser Schmetterlinge im Bauch vorprogrammiert. Und was mich noch mehr an diese Geschichte gefesselt hat, war, dass die Gefühle der Protagonisten, ihre Zweifel, ihr Frust und ihre Liebe sehr authentisch wirkten und nicht überheblich oder inszeniert. Wofür die Community KYSS von Rowohlt Polaris steht, sind Romance-Titel mit Happy End. Und das ist es, was mir auch an diesem Titel so gut gefällt. Natürlich ist das Ende bereits nach wenigen Seiten klar, trotzdem waren die Handlungsstränge so vielseitig und spannend, dass man das klare Ziel der Geschichte vergisst, einfach weil man so tief in ihr drin steckt.
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Bewertung vom 05.12.2018
Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Funke, Cornelia

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel


ausgezeichnet

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel ist ein Buch, das ich jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit lese. Cornelia Funkes unglaubliches Gespür dafür, wunderbar mitreißende Kindergeschichten zu schreiben, fasziniert mich beim Lesen dieses Buches immer wieder aufs Neue. Die Geschichte von Julebukk, seinem verschwundenen Rentier und dem bösen Waldemar Wichteltod bedeutet für mich unmittelbare Vorfreude auf Weihnachten und ist für mich gleichzeitig wie ein langersehntes nach Hause kommen. Wer bereits Kinderbücher von Cornelia Funke kennt, und von ihrem Schreibstil und ihrer Fantasie begeistert war, der wird dieses Buch lieben!

Die Nebenstraße einer Kleinstadt ist Schauplatz dieser wunderbaren Geschichte. Denn hier passiert in einer Nacht etwas sehr Ungewöhnliches: Ein Wohnwagen fällt vom Himmel mitten auf die Straße und in ihm wohnt ein sonderbarer Mann. Wie immer in ihren Geschichten hat Cornelia Funke sich auch diesmal ein ganz besonderes Setting ausgedacht: Ein geheimnisvoller Wohnwagen (wer kennt ihn schon aus Die Wilden Hühner?), der voller Wunder und Überraschungen steckt, von innen viel größer ist, als er von außen scheint, der als Übergang in die Weihnachtswelt dient, eine Wichtel-Werkstatt beinhaltet und gleichzeitig gemütliche Heimat wunderbarer Figuren ist. Ihr merkt, ich liebe diesen Wohnwagen und seine wundersamen Bewohner! Was würde ich dafür geben, selbst einmal in den Genuss eines gemütlichen Nachmittags in Julebukks Wohnwagen zu kommen, in dem es nach Keksen duftet und in dem das Hämmern der Wichtel aus der Werkstatt dringt.

Ich liebe jede einzelne Figur in dieser Geschichte! Besonders Julebukk wächst dem Leser ans Herz, denn er ist herzensgut, selbstlos und sanftmütig. Und dabei ist Julebukk eigentlich so gar nicht, wie man sich einen Weihnachtsmann vorstellt. Er hat keinen Rauschebart oder dicken Bauch und vom "Ho, ho, ho"-Rufen hält er ebenso wenig. Dafür weiß Julebukk, wie man Kinderträumen lauscht und die geheimsten Wünsche der Kinder erfährt, wie man kleine Überraschungen in die Vorgärten der Menschen streut und Miniaturgeschenke auf wundersame Weise zum Wachsen bring. Auch mit den beiden Kindern Ben und Charlotte können sich junge Leser besonders gut identifizieren, denn beide haben ihre Eigenarten und Problemchen: Ben ist nicht schlagfertig und redet wenig. Charlotte ist neu in der Stadt und hat noch keine Freunde. Toll ist, dass beide Kinder Freunde werden, ohne dass sie es selbst erwartet hätten.

Obwohl ich die Geschichte inzwischen fast auswendig kenne, ist es für mich jedes Jahr aufs neue toll, mich in die fantastische Weihnachtswelt Cornelia Funkes entführen zu lassen. Zur Handlung möchte ich daher nicht mehr verraten, außer dass sie wunderschön ist, dabei witzig, unterhaltsam und spannend. Vor allem der gefährliche Gegenspieler Julebukks, Waldemar Wichteltod, und dessen furchteinflößende Nussknacker laden die Geschichte gehörig mit Spannung auf und reißen Leser jeder Altersstufe mit.

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel ist eine wunderbar spannende Weihnachtsgeschichte, die zeigt, dass echte Freundschaft dann entsteht, wenn man sie am wenigsten erwartet. Gräbt man ein wenig tiefer, kann das Buch als Kritik an der Kommerzialisierung von Weihnachten verstanden werden, in der die Geschenke und die Ausgaben immer größer werden und die wahre Botschaft einer Weihnachtsüberraschung verloren geht. Eine Geschichte, die verzaubert, die förmlich nach Tannennadeln und Keksen duftet und Weihnachtsstimmung garantiert. Ein Lieblingsbuch!
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Bewertung vom 25.10.2018
Die Gabe
Alderman, Naomi

Die Gabe


schlecht

Die Idee, eine Welt zu entwerfen, in der Männer von heute auf morgen zum schwächeren Geschlecht degradiert werden, hat mich besonders interessiert und ich war gespannt darauf, welche Auswirkungen die verschobenen Machtverhältnisse auf die Gesellschaft und das Miteinander der Menschen haben. Leider muss ich sagen, dass ich mich selten so sehr durch eine Geschichte gequält habe und ein oder zweimal sogar versucht war, das Buch abzubrechen.

Erzählt wird die Geschichte alternierend aus den Perspektiven von Roxy, Allie, Margot und Tunde – vier Figuren, die, wenn überhaupt, nur in einigen wenigen Szenen etwas miteinander zu tun haben. Gemein haben sie, dass sie von der aufkommenden Gabe entweder direkt betroffen sind und sie besitzen (wie Roxy, Allie und Margot), oder, wie im Fall von Tunde, von ihr besessen sind. Der Leser folgt den Figuren über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg, in denen sich die Welt durch das Aufkommen der Gabe von Grund auf verändert. Leider hat die Autorin es nicht geschafft, mich über den langen Zeitraum hinweg für eine ihrer Figuren zu begeistern. Keine von ihnen taugte als Identifikationsfigur, keine von ihnen ist annähernd so angelegt, dass man mit ihr mitfühlt, ihre Motivation nachvollziehen kann oder ihre Geschichte weiterverfolgen möchte.

Auch verschuldet durch die Einteilung der Kapitel in Jahre, die heruntergezählt wurden, war die Handlung oft verworren und Zusammenhänge unverständlich. In jedem Kapitel konnte nur ein kurzer Blick auf die momentane Situation der Figuren geworfen werden. Darauf folgte dann wieder ein Zeitsprung, der plötzliche Schauplatzwechsel zur Folge hatte, die jedoch nicht angesprochen wurden und daher unglaublich verwirrten. Zu oft habe ich mich gefragt: Wo befindet sich die Figur gerade? Was ist in der Zwischenzeit passiert? Wie ist sie in diese Situation gekommen? Man hatte beim Lesen einfach permanent das Gefühl, dass wichtige Geschehnisse ausgelassen wurde, die der Handlung einen roten Faden verliehen hätte. Das fand ich sehr schade, denn die Geschichte an sich hat meiner Meinung nach großes Potenzial, das hier aber verschenkt wurde.

Die Entwicklung der Handlung hat mich ehrlich gesagt mehr als schockiert. Gerade in einem Zeitalter, in dem Frauen ihre Stimme erheben, ihrer Unterdrückung nicht länger tatenlos zusehen, Ungerechtigkeiten anprangern und körperliche Gewalt gegen sie öffentlich machen, ist die Aussage dieses Buches indiskutabel. Denn das, was die Autorin mit ihrem Roman sagen möchte, ist folgendes: Wenn Männer nicht mehr die Welt regieren und an ihrer Stelle Frauen herrschen würden, gäbe es nur Chaos, Gewalt, Vergewaltigung und Mord (alles seitens der Frauen). Indirekt schwingt die Aussage mit, dass diese Punkte unter der männlichen Weltherrschaft weniger häufig, gesitteter und weniger brutal stattfanden – was sie damit akzeptabler machen würde. Die Autorin bemüht sich in diesem Buch anhaltend, Frauen als diejenigen darzustellen, die ihre Macht mehr ausnutzen würden, als es Männer bereits tun. Nach Ansicht der Geschichte sind Frauen letztlich für das Leid auf der Welt verantwortlich.

Die Gabe von Naomi Alderman kann ich euch leider nicht empfehlen. Die Autorin beharrt meiner Meinung nach mit dieser Geschichte zu sehr darauf, die bestehenden Machtverhältnisse, nämlich die Herrschaft der Männer über die Welt, zu verherrlichen. Frauen werden in dieser Geschichte zwar dazu befähigt eine Gabe auszubilden, um zum stärkeren Geschlecht zu werden, jedoch geht die Welt ab diesem Zeitpunkt noch mehr vor die Hunde. Eine schockierende Entwicklung der Handlung, keine Identifikationsfiguren, verworrene Zeitsprünge und fehlende Erklärungen haben diesen Roman zu keinem Lesevergnügen gemacht.
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