
Kruso
Roman Georg-Büchner-Preis 2023. Ausgezeichnet mit dem Uwe-Johnson-Preis 2014 und dem Deutschen Buchpreis 2014
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Kruso von Lutz Seiler - Aus der RedaktionPoetisch, kraftvoll, magisch - Lutz Seilers Robinsonade "Kruso"Sommer 1989, Insel Hiddensee. Lutz Seiler beschwört in "Kruso" kraftvoll und poetisch ein Paralleluniversum für all die, die in der damals noch existierenden DDR aus dem Raster, dem System gefallen sind. Ein Eldorado für Aussteiger, Unangepasste, Antragsteller und auch Abenteurer.Einer, der auf der Insel strandet, ein Schiffbrüchiger des Lebens, ist Edgar Bendler, genannt Ed. Seine Lebensgefährtin ist bei einem Unfall mit einer Straßenbahn getötet worden - gemeinsam studierten sie in ...
Kruso von Lutz Seiler - Aus der Redaktion
Poetisch, kraftvoll, magisch - Lutz Seilers Robinsonade "Kruso"
Sommer 1989, Insel Hiddensee. Lutz Seiler beschwört in "Kruso" kraftvoll und poetisch ein Paralleluniversum für all die, die in der damals noch existierenden DDR aus dem Raster, dem System gefallen sind. Ein Eldorado für Aussteiger, Unangepasste, Antragsteller und auch Abenteurer.
Einer, der auf der Insel strandet, ein Schiffbrüchiger des Lebens, ist Edgar Bendler, genannt Ed. Seine Lebensgefährtin ist bei einem Unfall mit einer Straßenbahn getötet worden - gemeinsam studierten sie in Halle, Ed saß an einer Abschlussarbeit über den Dichter Georg Trakl. Nun fühlt er sich "fremd in einem alten, ehemals eigenen Leben, wie ein Mann ohne Land" - Zeit, zu gehen, Zeit, neu anzufangen.
Der "Klausner" - ein pulsierendes, warmes, eigenen Gesetzen gehorchendes Zuhause
Hiddensee empfängt Ed zuerst frostig, verschlossene Türen, ausgebuchte Unterkünfte. Doch dann öffnet sich die Tür der Gaststätte "Klausner" und das Lokal nimmt ihn auf in ein pulsierendes, warmes, eigenen archaischen Gesetzen gehorchendes Zuhause. Ed verdingt sich als Arbeitskraft, bekommt dafür Kost und Logis. Sein Zimmer, das Giebelzimmer am Ausgang der Treppe, wirkt bewohnt, eine Brille steht noch im Zahnputzbecher, das Bettzeug benutzt, die Tapete schält sich von der Wand ... doch Ed fühlt sich geborgen und beginnt am 15. Juni 1989 seinen Job in der Küche. Ed schält Berge von Zwiebeln mit dem Kleinenspitzen, muss sich beweisen. Doch der, von dem alle sprechen und vor dem er sich vor allem beweisen muss, ist gerade noch unterwegs: Kruso.
Alexander Krusowitsch, genannt Kruso, und der Beginn einer Freundschaft
Alexander Krusowitsch, Kruso, scheint so etwas wie der Inselguru zu sein, der Name russisch klingend, aber er sieht mit seinem schwarzen, halblangen Haar eher aus wie ein Indianer. Alles, was Kruso tut, tut er mit Würde, Ernst und Stolz: Teller abwaschen genauso wie magische Rituale durchführen. Die erste Begegnung zwischen Ed und Kruso ist der Beginn einer Freundschaft. Der Beginn einer Einweisung in das Leben, mit Freundlichkeit und Zärtlichkeit.
In "Kruso" scheint die Insel trotz Grenzpatrouillen - Dänemark ist schließlich nur 50 Kilometer weit entfernt, und wer sich zu weit aufs Wasser hinauswagt, gilt als Republikflüchtling - magisch, märchenhaft-wild, eine Oase des Anderssein-Könnens. Der "Klausner" ist die Arche, die Arbeit zur Stoßzeit am Mittag, Maloche, derb, roh, Akkord - für alle.
"In den ersten Stunden wusch und schrubbte Ed, ohne aufzublicken. Die abgeschnittenen Fettstreifen, die ineinandergerührten Reste, die Papiertaschentücher voller Rotze oder Blut, die Schiffstickets, die Merkzettel, die Kaugummis, die verknoteten Haargummis (an denen ein paar ausgerissene Haare hingen), die Kippen, die Kotze, die Sonnencreme, der ganze Abfall, der auf den Tellern von der Terrasse zurückkam in den Abwasch, das alles war jetzt Teil seiner Arbeit. [...] Die Teller tauchten im Sturzflug an Eds rotierenden Händen vorbei und vollführten erst Zentimeter vor dem Aufprall eine nicht mehr für möglich gehaltene Wendung, um sich schließlich waagerecht und geschmeidig wie träumende Flundern auf den Grund des Beckens zu legen."
Das Leben in einer schön-utopischen Welt: frei, so frei, wie es unter diesen Umständen sein kann
Das Leben aber in dieser Zwischenwelt ist frei, so frei, wie es sein kann unter diesen Umständen. Das liegt auch an Kruso, dem Freigeist und Trakl-Bewunderer, der in Edgar einen Seelenbruder gefunden hat. Vielleicht auch am berauschenden Haarwuchsmittel mit dem bezaubernden Namen "Exlepäng", das in mancher abendlicher Runde kursiert. Oder an den Ritualen und berauschenden Literaturzirkeln in einem betörenden Sommer im historischen Jahr 1989.
Die Grenzen werden löchrig, die Reihen lichten sich
Aber diese schön-utopische Welt mit Kruso auf der Insel ist dem Untergang geweiht. Die Reihen lichten sich, Stück für Stück fehlt ein Mitglied der "Klausner"-Mannschaft, die Grenzen werden löchrig, irgendwann ist das Tor zur Kaserne nicht mehr verriegelt. Die Wachen sind weg, die Grenzen offen - ob da draußen auch wirklich die Freiheit wartet - und was genau ist das eigentlich? Ed hatte sie auf gewisse Weise hier gefunden - ob er sie hinüberretten kann in die neue Welt, wer weiß ...