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Autorenporträt
Konrad Canis, Dr. phil., geb. 1938, bis 2001 Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Gastprofessor an der Universität Wien. Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Otto-von-Bismarck-Stiftung und Mitherausgeber der Neuen Friedrichsruher Ausgabe der Bismarck-Werke.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.1997

"Wir trieben Machtpolitik plumper als andere"
Eine Untersuchung zur deutschen Außenpolitik vor der Jahrhundertwende

Konrad Canis: Von Bismarck zur Weltpolitik. Deutsche Außenpolitik 1890 bis 1902. Studien zur internationalen Geschichte, Band 3. Akademie Verlag, Berlin 1997. 430 Seiten, 124,- Mark.

Bismarck war im März 1890 kaum aus dem Amt geschieden, als in Berlin eine Entscheidung von weitreichender Bedeutung fiel. Auf Rat der maßgeblichen Männer des Auswärtigen Amts beschlossen der neue Reichskanzler Caprivi und sein Staatssekretär des Äußeren, Marschall, die von Rußland dringend gewünschte Verlängerung des seit 1887 bestehenden deutsch-russischen Rückversicherungsvertrags nicht zu vollziehen. Nach dem Urteil von Canis stießen sie das Zarenreich damit "in geradezu selbstmörderischer Weise" vor den Kopf. Die Folge war eine gründliche Umorientierung der in St. Petersburg betriebenen Außenpolitik. Wenig mehr als ein Jahr später war eine französisch-russische Allianz faktisch hergestellt, die bis dahin bestehende halbhegemoniale Stellung des Deutschen Reiches beseitigt, Englands Position somit nachhaltig verbessert und die politische Gesamtlage Europas gründlich verändert worden.

Fehleinschätzungen der Diplomatie

In seiner auf einer breiten Quellenbasis beruhenden und dicht geschriebenen Geschichte der deutschen Außenpolitik in der nachbismarckschen Zeit faßt Canis den Ertrag seiner mehr als zwei Jahrzehnte währenden Beschäftigung mit diesem Thema zusammen. Er führt den Leser von der Berliner Fehlentscheidung des Frühjahrs 1890 bis zum Anfang des Jahres 1902 und damit bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Reich seines Erachtens eine offene Option nicht mehr hatte. Er legt die Grundansichten der für die Außenpolitik bestimmenden Männer - Caprivi, Marschall, Holstein, Wilhelm II., ab 1897 Bülow - dar, berücksichtigt ebenso die in London, Paris, St. Petersburg, Wien und Rom vertretenen Konzeptionen, blickt stets auch auf die öffentliche Meinung zur Außenpolitik und entwirft so ein großangelegtes Panorama der außenpolitischen Aktivitäten des Reiches. Der Helgoland-Sansibar-Vertrag, die Handelsvertragspolitik, die deutsche Stellung zu Ostasien und zum Nahen Osten, die Transvaal-Politik, der Übergang zur Weltpolitik, der beginnende Flottenbau, die Okkupation von Kiautschou und der Erwerb von Samoa, das Bagdadbahn-Projekt und die Intervention in China 1900/01, das sind die großen Themen, mit denen Canis sich beschäftigt.

Dabei wird sehr deutlich, daß der deutschen Außenpolitik seit den neunziger Jahren eine Kette von Fehleinschätzungen zugrunde lag. Sowohl die Möglichkeiten des Reiches wie die Intentionen der anderen europäischen Großmächte wurden allzuoft falsch beurteilt. Daß Männer wie Caprivi und Marschall, die bis zu ihrem Amtsantritt mit Außenpolitik nichts zu tun gehabt hatten, sich mit einer gründlichen Orientierung schwertaten, ist einzusehen, daß aber niemand im Auswärtigen Amt dem entgegenwirkte und daß der Karrierediplomat Bülow, der das Amt seit Mitte 1897 leitete und im Oktober 1900 selbst Reichskanzler wurde, an den Fehlurteilen festhielt, läßt an der angemessenen Qualifikation des damaligen deutschen diplomatischen Dienstes zweifeln - möglicherweise wäre das noch klarer hervorgetreten, wenn Canis das Auswärtige Amt nicht immer nur erwähnt, sondern es auch systematisch analysiert hätte.

Weltpolitik für das Prestige

Caprivi und Marschall erwarteten 1890, daß Deutschland in nicht allzu ferner Zeit zu einem Zweifrontenkrieg gegen Rußland und Frankreich gezwungen sein würde. Deshalb waren sie an einem guten deutsch-englischen Verhältnis interessiert. Als Großbritannien keine Anstalten machte, sich dem Dreibund wie gewünscht anzunähern, hielt der Geheimrat Holstein es erstaunlicherweise für möglich, London Lektionen zu erteilen, die die Engländer zu der gewünschten Bewegung veranlassen sollten. Das war der Sinn der deutschen Transvaal-Politik an der Jahreswende 1895/96, ihr Ergebnis war indessen eine rapide Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Berlin und London und zwischen den öffentlichen Meinungen in den beiden Staaten.

Gleichwohl hielt man in der Wilhelmstraße an der Ansicht fest, England werde wegen seines weltpolitischen Gegensatzes zu Rußland eines Tages bereit sein, sich mit dem Reich zu verständigen und ihm dabei völlige Gleichstellung im Rang zuzugestehen. Es war eine wichtige Funktion des Flottenbaus, diese Entwicklung zu fördern, aber auch dieser Druck wirkte kontraproduktiv. Die maßgeblichen Außenpolitiker ließen sich vom Hochgefühl der Reichsgründungszeit tragen und sahen nur die Machtstellung des jungen Reiches, nicht aber die Gefahren, die sich aus seiner geographischen Lage ergaben, und die Probleme, die für England, Rußland und Frankreich daraus erwuchsen, daß da plötzlich ein weltpolitischer Konkurrent auftrat. Damit unterschieden sie sich gründlich von Bismarck, dem die latente Gefährdung seines Werks stets gegenwärtig war. Erst als es zu spät war, notierte Bülow 1917: "Wir trieben Machtpolitik plumper als andere."

Diese Art von Machtpolitik fand einen schnell wachsenden Rückhalt in der deutschen Öffentlichkeit. Schon in der späten Bismarck-Zeit konnte man hier und da hören, daß eine Politik des Saturiertseins nicht ausreiche, daß Deutschland vielmehr mit dem Machtzuwachs der anderen Großmächte Schritt halten müsse, wolle es nicht relativ zurückfallen. In den neunziger Jahren gewann diese Ansicht schnell an Boden, und schließlich hielt eine deutliche Mehrheit des Bürgertums und möglicherweise sogar der gesamten Bevölkerung Weltpolitik für nötig, aus ökonomischen Gründen und, wichtiger, mit Blick auf das deutsche Prestige. Warum sollte das Reich nicht tun, was auch die anderen Großmächte taten, so wurde vielfach gefragt. Daß damit eine wachsende Mißstimmung in den Nachbarstaaten verbunden war, wurde registriert, aber man meinte, das in Kauf nehmen zu müssen, und sah die Schuld bei den anderen. So sagte etwa der nationalliberale Politiker Bassermann Ende 1905 im Reichstag, im deutschen Volk obwalte ein lebhaftes Gefühl dafür, "daß englische Maulwurfsarbeit am Werke ist, um die Fundamente der Machtstellung Deutschlands zu untergraben".

Höchste Zeit für Kurskorrektur

Das in der deutschen Öffentlichkeit in der Wilhelminischen Ära grassierende Machtbewußtsein war nicht so jungen Datums, wie Canis meint. Es machte sich schon im mittleren Drittel des 19. Jahrhunderts sehr lebhaft geltend und trat nur in der Bismarck-Zeit einstweilen zurück. Dafür sorgten das große Prestige des Kanzlers und die Fülle der innenpolitischen Aufgaben im Anschluß an die Reichsgründung. Auch sonst wird man nicht immer mit den von Canis in seinem instruktiven Werk vorgetragenen Ansichten übereinstimmen. So dürfte die außenpolitische Lage des Reiches im Jahre 1902 noch nicht so schwierig gewesen sein, wie der Autor meint. Aber auf jeden Fall war es damals höchste Zeit für eine Kurskorrektur. HANS FENSKE

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