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Anfang 1895 war Oscar Wilde der Liebling des literarischen Londons, feierte große Bühnenerfolge. Im Mai desselben Jahres wurde er vom Polizeigericht in London wegen homosexueller Beziehungen angeklagt, schuldig gesprochen und zu zwei Jahren Freiheitsentzug mit Zwangsarbeit im Zuchthaus zu Reading verurteilt, wo er diesen langen Brief an seinen einstigen Geliebten Lord Alfred Douglas, genannt Bosie, schrieb. Ein Liebesbrief, eine Abrechnung und der Bericht eines tiefen Sturzes und einer spirituellen Reise.

Produktbeschreibung
Anfang 1895 war Oscar Wilde der Liebling des literarischen Londons, feierte große Bühnenerfolge. Im Mai desselben Jahres wurde er vom Polizeigericht in London wegen homosexueller Beziehungen angeklagt, schuldig gesprochen und zu zwei Jahren Freiheitsentzug mit Zwangsarbeit im Zuchthaus zu Reading verurteilt, wo er diesen langen Brief an seinen einstigen Geliebten Lord Alfred Douglas, genannt Bosie, schrieb. Ein Liebesbrief, eine Abrechnung und der Bericht eines tiefen Sturzes und einer spirituellen Reise.
Autorenporträt
Oscar Wilde, geboren 1854 in Dublin, kam nach dem Studium am Trinity College in Dublin sowie in Oxford mit 25 Jahren nach London. Er war der verwöhnte Liebling der Londoner Gesellschaft, doch seine Freundschaft mit Lord Alfred Douglas wurde ihm zum Verhängnis: Wegen Homosexualität wurde er zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Entlassung lebte Wilde, dem Alkohol verfallen, in Italien und Frankreich und starb 1900 in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2005

Ein fieser Lord
Michael von Au liest Oscar Wildes „De Profundis”
Wer nicht Oscar Wilde heißt, könnte leicht verlockt sein, Lord Alfred Douglas zu hassen. Der auch „Bosie” genannte Jüngling gehörte nach allem, was wir wissen, zu den größten Egoisten seiner Zeit und war ein Mensch, der seine Mitmenschen wie Dreck behandelte. Außerstande sich in jemand anderen hineinzuversetzen, beutete er seinen Geliebten emotional und finanziell bis zum Anschlag aus, erging sich in lächerlichen Szenen, schrieb schlechte Gedichte und ging auch sonst ziemlich allen auf die Nerven.
Ja, es ist leicht, für ihn Abscheu zu empfinden und schwer, das nicht zu tun. Wenigstens, nachdem Oscar Wilde seinem Geliebten in dem „De Profundis” genannten Brief in extenso seinen niederen Charakter vorgehalten und Beispiele über Beispiele für sein fieses Wesen angehäuft hat. Michael von Aus eindringlicher Vortrag dieser Abrechnung macht es dem Hörer vollends schwer, die Rachegelüste gegen den erst 1945 verstorbenen Bosie im Zaum zu halten.
Ankläger, Verteidiger, Richter
Im zweiten Teil seines Briefes aber lässt sich mit Oscar Wilde, der an den Folgen der Gefängnisstrafe, die ihm seine Beziehung zum Lord eingebracht hatte, 45 Jahre vor selbigem starb, so etwas wie eine Läuterung durchmachen: Wilde ertüchtigt sich nun in genau dem, was Bosie abgeht, Mitgefühl und Demut. Klagt er ihn im ersten Teil an, so spricht er ihn im zweiten Teil frei, und er spielt dabei zugleich Richter, Verteidiger und Staatsanwalt. Dass das eine unmögliche Mischung ist, ist klar. Im Dunklen bleibt hingegen letztlich, warum Wilde mit Douglas überhaupt in Beziehung steht, warum er sich derart quälen lässt (auch nach seinem Gefängnisaufenthalt und der Generalabrechnung sucht Wilde weiter den Kontakt zum Geliebten). Vielleicht war es dem hoch talentierten, vom Glück gesegneten Erfolgsautor Wilde ja ein Bedürfnis, leidvolle Erfahrungen zu machen, vielleicht verlangte es ihn danach, neben den euphorischen schriftstellerischen Erfolgen die schmerzhaften Niederlagen der Liebe zu spüren.
Oscar Wilde war nicht für die Eintönigkeit geschaffen. Auch der unter steter Anspannung des Gefühls geschriebene Brief aus dem Gefängnis zeugt davon. Was anderen eine larmoyante Litanei geworden wäre, eine anstrengende Bußübung, wird bei Wilde zur nie erlahmenden Selbsterforschung. Michael von Au versteht es, dem An- und Abschwellen dieses gnadenlosen Klagegesanges stimmlich Gestalt zu verleihen.
Ob Verzweiflung, die sich immer wieder fängt, oder christliche Demut, die nie in beschämende Unterwürfigkeit mündet, Au gelingt eine schwierige Gratwanderung, ein anstrengender Kraftakt auch, will doch jedes der erfahrungsgesättigten Worte mit Inbrunst gesprochen sein. Da kann es passieren, dass an Stelle des Sprechers den Hörer Erschöpfung übermannt.Denn vergnüglich ist nicht, was er da von einer gefangenen Seele zu hören bekommt. TOBIAS LEHMKUHL
OSCAR WILDE: De Profundis. Sprecher: Michael von Au. Hörverlag, München 2005. 2 CD, 175 Minuten, 17,95 Euro.
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