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Aus Anlass des 80. Geburtstags von Ingeborg Bachmann am 25. Juni 2006 legt der Verlag mit Malina das 1971 erschienene Kultbuch, den einzigen vollendeten Roman der Autorin, in einer Sonderausgabe vor. Das Nachwort zu dieser Ausgabe stammt von Elfriede Jelinek, die auch das Drehbuch zu der Verfilmung des Romans mit Isabelle Huppert unter der Regie von Werner Schroeter schrieb.

Produktbeschreibung
Aus Anlass des 80. Geburtstags von Ingeborg Bachmann am 25. Juni 2006 legt der Verlag mit Malina das 1971 erschienene Kultbuch, den einzigen vollendeten Roman der Autorin, in einer Sonderausgabe vor. Das Nachwort zu dieser Ausgabe stammt von Elfriede Jelinek, die auch das Drehbuch zu der Verfilmung des Romans mit Isabelle Huppert unter der Regie von Werner Schroeter schrieb.
Autorenporträt
Elfriede Jelinek, geboren 1946 in Mürzzuschlag/Steiermark, wuchs in Wien auf; mit vier Jahren Ballett- und Französischunterricht, in der Folgezeit umfassende musikalische Ausbildung; 1960 Klavier- und Kompositions-Studium am Wiener Konservatorium; 1964 Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien; 1967 Abbruch des Studiums, beginnt zu schreiben; Lyrik und Prosatexte erscheinen in Anthologien und Literaturzeitschriften. Elfriede Jelinek erhielt zahlreiche Literaturpreise, darunter den Georg-Büchner-Preis (1998). 2004 wurde ihr der Literatur-Nobelpreis verliehen.

Ingeborg Bachmann, geb. 1926 in Klagenfurt, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen der deutschsprachigen Nachkriegsgeneration. Ihr Werk umfaßt Romane, Kurzprosa und Lyrik, aber auch Übersetzungen aus dem Italienischen. 1964 wurde ihr der Georg-Büchner-Preis verliehen. Sie starb 1973 in Rom.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2008

Liebe als Todesart
Ingeborg Bachmann: „Malina”
Eine Frau zwischen zwei Männern, aufgewühlt, alarmiert. Ein weibliches „Ich” zerrissen zwischen Ivan, Malina und den eigenen Lebensumständen in der Wiener Ungargasse. Sie gibt Einblicke zu Protokoll in die Verletzbarkeit von Frauenliebe und -leben, die Widersprüche archaischer Gefühle und intellektuellen Selbstbewusstseins. Sie kämpft genusssüchtig und qualvoll für ihre Träume, Wünsche, Defizite innerhalb der Tatsachen alltäglichen Daseins. „Todesarten” nannte Ingeborg Bachmann den Romanzyklus, der über Band eins nicht hinauskam, weil sie im September 1973 starb – durch einen rätselhaften Brandunfall in der römischen Wohnung. Vorangegangen war eine Reise nach Polen mit Lesungen in Warschau und an einigen Universitäten, war ein „Besuch” in den Konzentrationslagern Auschwitz und Birkenau. Erschütterungen.
„Malina” (1971) ist der erste Teil dieses Todesartenzyklus, einziger Roman der 1926 geborenen österreichischen Lyrikerin. Der Gattungsname Roman führt bei Bachmann in die Irre. Dass gegen Anfang und Ende Musiknoten dem Text eingewoben sind, beglaubigt die poetologische Wahrheit des Buchs: Schönbergs wollüstiger Pantomimenreigen „Pierrot lunaire” mit dem Fazit „O alter Duft aus Märchenzeit”. Vielleicht ist „Malina” das Psychodrama der radikalsten Liebe, fragmentarische Entfaltung der Traumata einer sich gebrochen fühlenden Frau.  
Oder das Tagebuch theatral-wortgewaltiger Not? „Wenn Ivan auch gewiss für mich erschaffen worden ist, so kann ich doch nie allein auf ihn Anspruch erheben.” Als wär’s ein Schauspiel, werden Subjekte einer Handlung präsentiert: Ivan, 1935 geborener Ungar, Béla und András, die Kinder, Malina, 40 Jahre alter Autor, „aus Gründen der Tarnung Staatsbeamter der Klasse A”, ferner „Ich, geboren in Klagenfurt”. Zeit: heute, Ort: Wien. Auf keinen Fall: ein Erzählfluss.
    Diese Personen erhalten erst Kontur in den Reflexionen und Obsessionen  des Ich – einer Frau, die sich dem Mann unterwerfen will, schwankend zwischen ihren Gefühlen und den fiebrigen Beobachtungen ihrer Seelenanteile, zwischen Erregung und Angst, Hingerissensein und Lähmung. Und die Gegenwart wird von Kindheitserinnerungen gnadenlos eingeholt. Alles vordergründig Reale bleibt in der Schwebe.  
    Wie der Gegenentwurf zu Ivan der ganz Andere: Malina, der Ferne und Geheimnisvolle, sich Entziehende, dessen sich die Frau vergewissert in präzisen Wahnmonologen und Dialogfetzen. Vielleicht sind Ivan und Malina nur Varianten ein und derselben Person in einer Dreiecksgeschichte, deren Existenzspiel surreal anmutet. Oder ist Malina gar die andere Hälfte dieses maßlos gespaltenen „Ich”, im Albtraumszenario der grandios modrigen Stadt Wien des „Dritten Manns”? Bachmann lebte hier Anfang der Fünfziger . . . Der Kampf um Liebe, in einer redesüchtigen, jede Sexualität trotzig verschweigenden Sprache, endet abrupt, grausig banal: „Es war Mord.” Längst hallt im inneren Ohr des Lesers die berühmteste Gedichtzeile der Ingeborg Bachmann wider: „Es kommen härtere Tage”. WOLFGANG SCHREIBER
Ingeborg Bachmann Foto: H. Röhnert/SZ-Photo
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"... die intelligenteste und bedeutendste Dichterin, die unser Land in diesem Jahrhundert hervorgebracht hat."
Thomas Bernhard

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Rezensent Wolfgang Schneider intoniert Nina Kunzendorf perfekt die Zerrüttungszustände der Ich-Erzählerin aus Ingeborg Bachmanns einzigem Roman. Das Hörspiel, das laut Schneider eigentlich ein Monolog ist, weil die beiden Männerstimmen als Spiegelungen der Erzählerin gelten können, überzeugt den Rezensenten durch seinen introspektiven Charakter, laut Schneider hervorgerufen auch durch dissonanten Gesang und Horrorgeräusche. Das sanfte Neu-Arrangement des Textes durch die Regisseurin Bernadette Sonnenbichler scheint Schneider zudem effektvoll.

© Perlentaucher Medien GmbH