Im Schopenhauer-Jahr 2010 (150. Todestag) war das übliche gezeigte Bild des großen Philosophen wieder das eines mürrisch dreinblickenden Mannes mit weißem Haarkranz und Backenbart. Dass dieser alte Griesgram, der als notorischer Weiberfeind und Weltverächter galt, auch einmal jung und
unternehmungslustig war, zeigt Christoph Poschenrieder in seinem wunderbar leicht geschriebenen und unterhaltsamen…mehrIm Schopenhauer-Jahr 2010 (150. Todestag) war das übliche gezeigte Bild des großen Philosophen wieder das eines mürrisch dreinblickenden Mannes mit weißem Haarkranz und Backenbart. Dass dieser alte Griesgram, der als notorischer Weiberfeind und Weltverächter galt, auch einmal jung und unternehmungslustig war, zeigt Christoph Poschenrieder in seinem wunderbar leicht geschriebenen und unterhaltsamen Roman „Die Welt ist im Kopf“: Arthur Schopenhauer ist gerade einmal 30 Jahre alt, hat soeben sein erstes Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“ verfasst (von dessen umwälzender Bedeutung er selbstverständlich überzeugt ist) und reist nach Italien. In Venedig lässt er sich von einem Straßenköter durch die engen Gassen führen, schließt Freundschaft mit Metzgern und Gondolieren, verliebt sich in die schöne Teresa und gerät ins Visier des österreichischen Geheimdienstes. In seiner Geschichte entwirft Poschenrieder in vielen belegten und erfundenen Anekdoten nicht nur ein interessantes Bild des jungen Schopenhauer, sondern ihm gelingen in einigen Kapiteln auch kurze, aber amüsante Schlaglichter auf die damaligen Geistesgrößen Goethe (ein Freund der Familie Schopenhauer) und Lord Byron (der in Venedig weilt, bei dem vorstellig zu werden sich der junge Arthur aber trotz seines Selbstbewusstseins nicht traut). Und er versteht es auch, einige Sätze aus Schopenhauers Werk so in die Handlung einzustreuen, dass man wie nebenbei noch etwas über seine Philosophie lernt. Ein lesenswertes, schönes und kurzweiliges Buch.