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Raus aus Meppen, rein ins Leben
Was könnte abenteuerlicher sein als der Beginn des Liebeslebens? Und gerade für Martin Schlosser, einen Schüler in der Kleinstadt Meppen im Sommer 1980? Um aber Meppen verlassen zu können, muss er erst einmal sein Abitur bestehen. Wird ihm das gelingen? Und wird er dann Soldat oder doch Zivildienstleistender? Wie bekommen ihm seine Drogenexperimente? Martins Lebensweg führt ihn diesmal nach Brokdorf, Hamburg, Amsterdam, Osnabrück, Bielefeld, München, Venedig, Wien und Göttingen - und immer wieder zurück ins verhasste Meppen.

Produktbeschreibung
Raus aus Meppen, rein ins Leben

Was könnte abenteuerlicher sein als der Beginn des Liebeslebens? Und gerade für Martin Schlosser, einen Schüler in der Kleinstadt Meppen im Sommer 1980? Um aber Meppen verlassen zu können, muss er erst einmal sein Abitur bestehen. Wird ihm das gelingen? Und wird er dann Soldat oder doch Zivildienstleistender? Wie bekommen ihm seine Drogenexperimente? Martins Lebensweg führt ihn diesmal nach Brokdorf, Hamburg, Amsterdam, Osnabrück, Bielefeld, München, Venedig, Wien und Göttingen - und immer wieder zurück ins verhasste Meppen.
Autorenporträt
Gerhard Henschel, geboren 1962, war unter anderem Redakteur der Titanic und lebt heute als freier Schriftsteller bei Berlin. Er veröffentlichte Romane und Sachbücher, darunter ¿Der dreizehnte Beatle¿ (2005, dtv 13977), ¿Da mal nachhaken. Näheres über Walter Kempowski¿ (2009) und ¿Menetekel. 3000 Jahre Untergang des Abendlandes (2010). Vom Leben der Familie Schlosser hat Gerhard Henschel bereits im Briefroman ¿Die Liebenden¿ (2002) und im ¿Kindheitsroman¿ (2004, dtv 13444) erzählt. Die jüngste Fortsetzung der Serie ist der ¿Liebesroman¿ (2010).        
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Einerseits ist Christoph Bartmann entzückt über Gerhard Henschels "Abenteuerroman", den neuesten Teil seiner Saga über Martin Schlossers Aufwachsen im Emsland. Der Rezensent bewundert das Durchhaltevermögen und die "bis zur Pedanterie gehende Präzision" des Autors, ist beeindruckt von der Genauigkeit und dem schieren Ausmaß des Projekts, und sieht Henschel "in der Nachfolge Kempowskis und der dokumentarischen Methode". Einerseits. Andererseits ist für Bartmann gerade der Vergleich mit Kempowski erhellend: während dieser mit seinen Alltagsschilderungen eine von den meisten Lesern nicht mehr erlebte Zeit wiederauferstehen lasse, beschreibe Henschel mit den frühen 1980er Jahren eine Epoche, die der Mehrzahl seiner Leser noch in nur allzu guter Erinnerung sein dürfte. Nicht historische Rekonstruktion ist hier also das Ziel, sondern die Beschreibung des Vertrauten aus ironischer Distanz, so der Rezensent, der den dafür betriebenen Aufwand doch etwas unverhältnismäßig findet und leicht genervt resümiert, nichts sei "ätzender als Dauerironie".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.01.2013

Von Meppen aus
In seinem „Abenteuerroman“, dem vierten der Bücher über die Familie Schlosser,
  lässt Gerhard Henschel die frühen Achtzigerjahre wiedererstehen – wie komisch ist das denn?
VON CHRISTOPH BARTMANN
Das Leben der Familie Schlosser aus Meppen im Emsland dürfte wohl zu den bestdokumentierten unserer Zeit gehören. Und dabei ist Gerhard Henschel noch längst nicht am Ende seiner kolossalen Mitschrift angelangt. Mit dem „Abenteuerroman“, dem vierten Schlosser-Buch, ist das work in progress nun auf bald 2000 Seiten angewachsen, und es heißt, ein nächster Roman über des Helden Martin Schlossers Universitätsjahre werde folgen, unter dem Titel „Bildungsroman“.
  Das ganze Vorhaben, in seiner Dimension und Machart, in seiner Liebe zum O-Ton und zur getreulichen Registratur von allem und jedem, lädt zum Vergleich mit Walter Kempowski ein, und auch Henschel selbst, Autor unter anderem von „Da mal nachhaken. Wissenswertes über Walter Kempowski“, sieht sich in der Nachfolge Kempowskis und der dokumentarischen Methode. Man kann Henschel den Respekt für seine Ausdauer, seine bis zur Pedanterie gehende Präzision, seinen Witz und seine Gabe, von Meppen aus ein Zeitalter zu erschließen, nicht versagen. Mehr als das, man muss ihn dafür rühmen und darf zugleich doch auch auf einige Probleme seiner Schreibweise hinweisen.
  Zunächst herrscht ja das reine Entzücken vor. Gewiss, das Genre, nennen wir es die norddeutsch-flachländische Provinzchronik, kommt einem, von Sven Regener oder Heinz Strunk her, nicht ganz unbekannt vor, aber Henschel hat das absolute Gehör für die Redeweise aller möglichen Leute: „Ein Fremder setzte sich auf einen freien Stuhl an unserem Tisch, bestellte sich ein ,kühles Blondes‘ und richtete das Wort an uns: ,Dürfte ich vielleicht an Ihrem Aschenbecher partizipieren?‘“ Man fragt sich, wie Henschel gearbeitet hat: kann er sich an die Redensarten von anno 1980 noch immer im Wortlaut erinnern, oder welche Art Recherche hat diese versunkene Sprechwelt wieder erstehen lassen? Jedenfalls bildet die Meppener Familie Schlosser mit Sohn Martin, dem Abiturienten, Kurzzeit-Rekruten und späterem Zivildienstleistenden die Nussschale, die das Denken, Fühlen und vor allem Reden um 1980 in einer so noch nicht dagewesenen Fülle überliefert. Nichts an Martin Schlossers Adoleszenz wäre besonders romanhaft, denn es geschieht nur „seinesgleichen“, ein bisschen frühe Liebe mit Heike, ein bisschen Dopekaufen in Amsterdam, insgesamt wenig Handlung, aber unendlich viel Stoff.
  Der „Abenteuerroman“ erzählt nicht nur aus dem unauffälligen Leben des Martin Schlosser oder Gerhard Henschel, sondern von so ziemlich allem, was in jenen Jahren in Deutschland und der Welt geschehen ist. In die Schlosser-Begebenheiten sind also vermischte Nachrichten hinein collagiert, die Ausrufung des Kriegsrechts in Polen, die Abwahl Helmut Schmidts, oder auf fast zwei Seiten das legendäre WM-Halbfinale zwischen Deutschland und Frankreich 1982. Bei Kempowski verhielt es sich so, dass die Nachgeborenen die von ihm rekonstruierten Zeiten nicht mehr selbst gekannt haben. Das gab ihnen ein zeithistorisches Interesse. Bei Henschel sind wir dagegen mit einer Zeit konfrontiert, die uns selbst noch leidlich in Erinnerung ist. Warum also diese archäologische Arbeit? Sind wir nicht alle mal in einer Autobahngaststätte in der DDR gewesen, in der die Schweineschnitzel „zadderig“ waren und die Beilage „nach Achselhöhle“ schmeckten? Henschel ist ein Humorist, das gibt noch der Beschreibung des Bekannten frischen Charme, aber sein Humorismus definiert leider auch die Grenzen seines Vorhabens.
  Die frühen Achtzigerjahre sind aus Gründen, über die der ansonsten ja angenehm redselige Roman schweigt, peinlich gewesen, lächerlich, ja geradezu zum Gruseln. Man kann sich ihnen demnach nur im Modus der Ironie nähern. Es macht beim Lesen durchaus Spaß, mal wieder mit Namen wie Svende Merian oder Verena Stefan konfrontiert zu werden. Waren das nicht die Frauen-WG-Klassikerinnen jener Jahre, mit ihrer damals revolutionären, später als betulich empfundenen Gefühlspolitik? Henschel kopiert solche Namen, Texte, Positionen, von Ingo Insterburg zu Alexander Kluge, fast ausschließlich zum Zweck der Belustigung und ironischen Distanznahme ein. Nur der Name Rolf Dieter Brinkmann, auch er ein Westniedersachse, flößt dem jungen Schlosser und auch dem späten eine gewisse Ehrfurcht ein. Wobei es zwischen dem jungen und dem älteren Schlosser eh keinen Unterschied gibt. Der ältere ist lediglich der Archivar des jungen, aber stets unter der Prämisse, dass dieses Emslandleben den perfekten Titanic -Stoff abgibt. Nichts ist bekanntlich ätzender als Dauerironie. Henschel, bei all seiner Begabung, kommt von der einmal gelösten Ironie-Dauerkarte nicht mehr weg und verliert sich, je länger der Roman dahin geht, in immer weniger witzigen oder erhellenden Beschreibungen des bloß Faktischen. Wie traurig ist es aber, wenn schon der Name Wolfgang Mischnick mit einem Schmunzelreflex quittiert werden soll – warum sonst stünde er auch da? Meppen, Bielefeld, Koblenz-Lützel, wie komisch ist das denn?
  Nicht so komisch, wie Henschel glaubt. Irgendwie verschenkt er sein Talent und auch seinen enormen Arbeitseinsatz weitestgehend an die Satire. Gott sei Dank kann man sich dann auch schnell wieder trösten: „Ein Satz aus meiner letzten Unterredung mit Heike ging mir lange durch den Sinn: ,Vielleicht hast du ja unbewusst ’ne Sperre irgendwo‘.“ Dennoch ist es unerfreulich, wenn der Riesenaufwand an literarischer Rekonstruktion letztlich nur einem einzigen Zweck dient, nämlich der Karikatur. Ist es nicht ein bisschen trist, wenn die Grabung in der eigenen Vergangenheit nichts weiter zutage fördert als Peinliches, Drolliges und bestenfalls Amüsantes?
  Wenn die frühen Achtziger so gruselig waren wie Henschel sie schildert: wann hat sich denn das Blatt zum Besseren gewendet? Wahrscheinlich nie. Die Titanic hat ja auch weiterhin zu tun. Einmal heißt es bei Henschel: „,Leute, die, wenn sie mit Dom Perignon anstoßen, ,Proust‘ sagen‘, schrieb Hermann L. Gremliza dazu in konkret.“ Ein guter Witz, natürlich. Und auch ein Moment der Wahrheit. Ein bisschen weniger Gremliza, ein bisschen mehr Proust, das würde dem großen Erinnerungsprojekt von Gerhard Henschel gut tun.
Gerhard Henschel: Abenteuerroman. Hoffmann und Campe, Hamburg 2012. 574 Seiten, 24,99 Euro .
Ein bisschen frühe Liebe, ein
bisschen Dope – wenig Handlung,
aber unendlich viel Stoff
So sehen Abenteuer in Meppen aus: ein Pferd gerät in eine Radarfalle. Gerhard Henschels Held dagegen will raus aus der Stadt, um etwas zu erleben.
FOTO: DPA
  
 
  
Gerhard Henschel , Jahrgang 1962, schildert in einer Reihe von bisher vier Romanen das Leben der Familie Schlosser aus Meppen im Emsland.
FOTO: JOCHEN QUAST
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»Abenteuerroman' ist ein Füllhorn an Redensarten, Spruchweisheiten und Umgangssprache der Zeit, einem Vokabular mit dem Reichtum des Goethe'schen Wortschatzes.« Arne Willander Rolling Stone
"Vor allem ist der 'Abenteuerroman' wie die vorausgegangenen Bände ein Füllhorn an Redensarten, Spruchweisheiten und Umgangssprache der Zeit, einem Vokabular mit dem Reichtum des Goethe'schen Wortschatzes." Arne Willander, Rolling Stone, Oktober 2012