Wenn man einen so großartigen Roman gelesen hat, hat man ein wenig Angst um den Autor, ob er in den Romanen, die er noch schreiben wird, dieselbe Intensität der Handlung, dasselbe sprachliche Feuerwerk und die abgrundtiefe Analyse einer Gesellschaft noch einmal schafft. McCarthy hat diese Höhe in
weiteren Romanen unter Beweis gestellt und stets wendet er sich dem Rand zu, vor dem viele die Augen…mehrWenn man einen so großartigen Roman gelesen hat, hat man ein wenig Angst um den Autor, ob er in den Romanen, die er noch schreiben wird, dieselbe Intensität der Handlung, dasselbe sprachliche Feuerwerk und die abgrundtiefe Analyse einer Gesellschaft noch einmal schafft. McCarthy hat diese Höhe in weiteren Romanen unter Beweis gestellt und stets wendet er sich dem Rand zu, vor dem viele die Augen verschließen und so tun als gebe es ihn nicht. Das Leben in einem Slum der fünfziger Jahre auf einem Hausboot gleicht einem täglichen Kampf ums Überleben. Cornelius Suttree ist durchs Netz der sozialen Absicherung gefallen, obwohl er Sohn einer reichen Familie war. Er hadert mit seinem Schicksal, daß ausgerechnet ihn und nicht den Bruder bei der Geburt überleben ließ. So was kommt nicht nur einem schlechten Start gleich, es läßt es auch nicht zu, sich damit abzufinden. Das Leben muß ihm alles bieten und läßt es nur zu, daß er säuft, herumhurt, Schläge austeilt und einsteckt, mit dem Gesetz in Konflikt kommt, ohne zu wissen, was er eigentlich vom Leben erwartet. Doch Suttree ist nicht allein. McCarthy schafft eine Reihe beeindruckender Geschlagener, Verlorener, die allesamt einen Grund besitzen, am Leben zu verzweifeln. Es ist ein Leben mittem im Sterben, das man phasenweise nur mit Humor erträgt. Sich jeden Tag fühlen lassen, daß man noch lebt, ist der einzige Grund, morgens aufzustehen. Es geht weiter. Tag für Tag. Ein grandioser Roman.