»Ein reicher, gefühlvoller Roman mit dem kultigsten Soundtrack seit High Fidelity« New York Times Nat Jaffe und Archy Stallings führen gemeinsam den kleinen, aber exklusiv bestückten Jazzplattenladen Brokeland Records. Ihre Ehefrauen arbeiten gemeinsam als Hebammen. Der Ärger beginnt, als Gibson Goode, Footballlegende und fünftreichster Schwarzer Amerikas, gleich neben dem Plattenladen einen Megastore eröffnen will.Brokeland Records scheint seltsam aus der Zeit gefallen: Menschen mit Muße und Geschmack treffen sich hier, um über Musik und Jazzlegenden zu fabulieren. Zu den ständigen Gästen gehört neben Jazzmusikern auch Chandler Flowers, Bestattungsunternehmer und Ratsmitglied. Eigentlich müsste er auf Nats und Archys Seite stehen, doch warum setzt er sich nicht für sie ein? Als wäre die Bedrohung seiner Existenz nicht schon genug, bekommt Archy auch noch privaten Ärger. Seine schwangere Frau Gwen findet heraus, dass er fremdgeht, sein abgehalfterter Vater will mal wieder Geld, und dann taucht auch noch ein Junge auf, der sein unehelicher Sohn sein könnte. Die resolute Gwen wiederum kämpft nach einer missglückten Hausgeburt, die sie mit Nats Frau Aviva begleitet hat, gegen arrogante Ärzte, hysterische Väter und überhaupt gegen die Umstände. Ihren Mann setzt sie kurzerhand vor die Tür. Doch wie soll es weitergehen auf der Telegraph Avenue?Ein Roman, der sich einreiht in die großen Werke der amerikanischen Gegenwartsliteratur, eine Komposition, in der Jazz und Blues mitschwingt, ein großer Wurf des Pulitzer-Preisträgers Michael Chabon.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2016NEUE TASCHENBÜCHER
Kalifornisches
Kreol
Michael Chabons kalifornisches Epos, sprachlich ein Wunderwerk, tönt aus dem Vollen von Jazz und Funk: Am Anfang steht Donald Byrds Album „Electric Byrd“, das in der Mitte des Romans als Papageienvogel erneut aufsteigt, um in einem einzigen Satz von siebzehn Seitenlängen zum Flug über die Bay Area auszuholen. Nur am Ende heißt es mit Carol King „It’s Too Late“. Zu spät für „Brokeland Records“, einen auf Vinylscheiben spezialisierten Laden. Nach zwölf Jahren, in denen die Betreiber den Niedergang der Musikindustrie begleiteten, eröffnet um die Ecke ein Megastore mit Vinylplatten. Das Drama mit seinen in den Fängen von Race, Health & Gender verschlungenen Subplots spielt sich auf der Telegraph Avenue ab, aber nicht auf der einstigen Hippiemeile der Gegenkultur vor der University of California, sondern auf halbem Weg zwischen Berkeley und Downtown Oakland mit meist schwarzer und proletarischen Bevölkerung. Die Straße ist lang, und Chabon verlängert sie nach dem Congo Square von New Orleans, nach Motown im Norden und allen Orten, von denen Menschen mit ihrer Musik aufbrachen und einwanderten. VOLKER BREIDECKER
Michael Chabon: Telegraph Avenue. Aus dem Englischen von Andrea Fischer, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2016, 670 Seiten, 12,99 Euro.
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Kalifornisches
Kreol
Michael Chabons kalifornisches Epos, sprachlich ein Wunderwerk, tönt aus dem Vollen von Jazz und Funk: Am Anfang steht Donald Byrds Album „Electric Byrd“, das in der Mitte des Romans als Papageienvogel erneut aufsteigt, um in einem einzigen Satz von siebzehn Seitenlängen zum Flug über die Bay Area auszuholen. Nur am Ende heißt es mit Carol King „It’s Too Late“. Zu spät für „Brokeland Records“, einen auf Vinylscheiben spezialisierten Laden. Nach zwölf Jahren, in denen die Betreiber den Niedergang der Musikindustrie begleiteten, eröffnet um die Ecke ein Megastore mit Vinylplatten. Das Drama mit seinen in den Fängen von Race, Health & Gender verschlungenen Subplots spielt sich auf der Telegraph Avenue ab, aber nicht auf der einstigen Hippiemeile der Gegenkultur vor der University of California, sondern auf halbem Weg zwischen Berkeley und Downtown Oakland mit meist schwarzer und proletarischen Bevölkerung. Die Straße ist lang, und Chabon verlängert sie nach dem Congo Square von New Orleans, nach Motown im Norden und allen Orten, von denen Menschen mit ihrer Musik aufbrachen und einwanderten. VOLKER BREIDECKER
Michael Chabon: Telegraph Avenue. Aus dem Englischen von Andrea Fischer, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2016, 670 Seiten, 12,99 Euro.
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Ein Roman zum Niederknien. Die Zeit