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»Wer wirklich wissen will, warum das alles nicht so läuft mit Energiewende und Klimaschutz, der kaufe und lese dieses Buch. Großartig aber auch erschreckend! So darf es nicht weitergehen, wir müssen die Klimabremser endlich stoppen.« Prof. Dr. Harald Lesch
Spätestens seit »Fridays for Future« ist das Thema »Klimawandel« als eines der dringlichsten Probleme unserer Zeit erkannt worden. Doch trotz eindeutiger Verpflichtungen zu den Zielen des Pariser Weltklimaabkommens sind wir weit davon entfernt, diese auch zu erreichen - warum?
Ihre Argumente sind krude, ihre Finanzen undurchsichtig,
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Produktbeschreibung
»Wer wirklich wissen will, warum das alles nicht so läuft mit Energiewende und Klimaschutz, der kaufe und lese dieses Buch. Großartig aber auch erschreckend! So darf es nicht weitergehen, wir müssen die Klimabremser endlich stoppen.« Prof. Dr. Harald Lesch

Spätestens seit »Fridays for Future« ist das Thema »Klimawandel« als eines der dringlichsten Probleme unserer Zeit erkannt worden. Doch trotz eindeutiger Verpflichtungen zu den Zielen des Pariser Weltklimaabkommens sind wir weit davon entfernt, diese auch zu erreichen - warum?

Ihre Argumente sind krude, ihre Finanzen undurchsichtig, aber ihr Einfluss reicht bis in Regierungen. Klimawandelskeptiker und Lobbyisten der Fossilindustrie sind nicht nur in den USA aktiv, sondern auch in Europa. Ihr Ziel: Klimaschutzgesetze torpedieren, die Verbrennung fossiler Rohstoffe fördern und die Staaten dazu bewegen, aus dem Pariser Weltklimaabkommen auszusteigen. Dieses Buch zeigt, mit welchen Strategien, Netzwerken und Argumenten die Klimaschutz-Bremser gegen die europäische Klimaschutzpolitik kämpfen. Die Autorinnen erklären, warum Deutschland seine Klimaziele wirklich verfehlt und welche Interessengruppen unsere Zukunft verbauen. Ein erschütternder Bericht darüber, dass gutgemeinte Selbstverpflichtungen gar nichts bringen und ein Weckruf: Wir brauchen eine starke Klimapolitik!

Autorenporträt
Götze, SusanneSusanne Götze ist promovierte Historikerin und passionierte Journalistin. Sie ist Wissenschaftsredakteurin beim SPIEGEL, arbeitet als Radiojournalistin für den Deutschlandfunk und schreibt u.a. für die SZ, die Frankfurter Rundschau, Zeitonline, National Geographic und Cicero über Klimakrise, Klimadiplomatie, Energiewende und was das alles für unser Zusammenleben bedeutet. Seit fünfzehn Jahren recherchiert sie in Afrika, den USA, Südamerika und Europa die gesellschaftlichen Veränderungen einer Welt, die an ihre ökologischen Grenzen geraten ist. Ihr vielfach rezensiertes Buch "Land unter im Paradies" wurde im März 2019 mit dem ITB-Award ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.06.2020

Experten kann man doch nicht trauen
Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres legen ein Schwarzbuch in Sachen Klimapolitik vor

Der Countdown läuft. Während viele politische Probleme immer neu verhandelbar sind, man sie also heute lösen kann oder auch morgen, folgt die Klimakrise anderen Gesetzen - denen der Physik. Jede Tonne Kohlendioxid, die zusätzlich in der Atmosphäre landet und vom Stoffwechsel der Natur nicht verarbeitet werden kann, tut, was Kohlendioxid in der Luft eben tut: Sonnenenergie daran hindern, ins Weltall zurückzustrahlen. Und jede Tonne Kohlendioxid, die zusätzlich im Ozean landet, macht dessen Wasser saurer und damit weniger erträglich für die Meeresbewohner.

Seit dem Beginn der Industrialisierung hat die Menschheit die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre von rund 260 ppm auf einen Rekordwert von 418 ppm am 1. Juni 2020 erhöht. Schon jetzt sind die Folgen spürbar. Was passiert, wenn die Entwicklung so weitergeht, haben Klimawissenschaftler schon seit 1979 in zahllosen Studien und Veröffentlichungen klar benannt. Doch noch immer bleiben Politik, Verbraucher und Unternehmen weit hinter dem zurück, was nötig wäre, um eine gefährliche Erderhitzung aufzuhalten.

Susanne Götze, Redakteurin beim "Spiegel", und die freiberufliche Journalistin Annika Joeres machen in ihrem Buch eine überschaubare Anzahl von Menschen dafür verantwortlich. Sie legen die Ergebnisse von Recherchen darüber vor, welche Institutionen und Personen eine effektive Klimapolitik zu verhindern versuchen. Die Autorinnen unterscheiden dabei drei Gruppen: knallharte Leugner des menschgemachten Klimawandels, rechtspopulistische Ideologen, Bremser, die fossile Wirtschaftsinteressen vertreten.

"Die Klimaschmutzlobby" steht in der Tradition des Schwarzbuchs, das Missstände und Verantwortliche benennen möchte. Leser bekommen Netzwerke, Organisationen, Personen vorgestellt. Zu jenen, die systematisch die Erkenntnisse der Klimaforschung in Abrede stellen - den sogenannten "Söldnern des Zweifels", wie Naomi Oreskes sie genannt hat - gehört in Deutschland der notorische Verein EIKE. Götze und Joeres haben in vielen europäischen Ländern ähnliche Organisationen gefunden, die neben der Methode eines verbindet: enge Beziehungen zum amerikanischen Heartland Institute, einem Thinktank, der die Interessen der Fossilindustrie propagiert.

Dass es aber nicht nur um rein wirtschaftliche Interessen geht, zeigen die Ausführungen zum Rechtspopulismus. Die Klimaforschung zu diskreditieren und globale Klimaschutzregeln abzulehnen ist für Rechtspopulisten kein Selbstzweck, sondern Teil einer umfassenderen nationalistischen Ideologie, die gegen Experten opponiert. Die Autorinnen haben Kontakt zu den Leugnern gesucht und mit ihnen Gespräche geführt. Das gehört zu den Stärken ihres Werks: Es geht nicht darum, einfach anzuprangern, sondern das Phänomen zu beleuchten. Bei der Schilderung der Gespräche stören leider unnötige Seitenhiebe wie jener, dass es im Auto eines französischen Rechtspopulisten "nach einem abgestandenen Jugendzimmer riecht" oder der Dackel eines Interviewpartners auf den Teppich uriniert. Da wäre mehr Sachlichkeit angebracht gewesen.

Zwischendurch drängt sich bei der Lektüre die Frage auf, ob spleenige Wissenschaftsfeinde wirklich so viel Aufmerksamkeit bekommen sollten. Doch dieser Zweifel schwindet, wenn es um die wirklich gefährlichen Lobbyisten geht: die Bremser in der Politik, die sich nicht die Blöße kruder Thesen geben, aber Einfluss auf Entscheidungen nehmen. Dass die Autorinnen auch renommierte CDU-Wirtschaftspolitiker wie Thomas Bareiß, Joachim Pfeiffer und in Gestalt von Peter Altmaier einen Bundesminister in die Reihen dieser Bremser stellen, zählt zu den Provokationen des Buchs. Hier hätten die Nachweise, was wann wo genau geschah, um die Energiewende auszubremsen, noch mehr Raum verdient. Zudem fehlt eine nähere Betrachtung von Verkehrsminister Andreas Scheuer. Das dafür nötige Papier hätte der Verlag getrost aus dem Quellenverzeichnis umwidmen können, denn eine Liste von teils zeilenlangen Webadressen bringt wenig. So etwas sollte ein Verlag online lösen, der sich zudem bei einem Schwarzbuch die Mühe hätte machen können, ein Verzeichnis der Personen und Institutionen zu erstellen.

Bei CDU-Politikern glauben die Autorinnen ein Motiv jenseits von Wirtschaftsinteressen ausmachen zu können: Weil erneuerbare Energien zuerst ein Thema der Grünen gewesen seien, gälten sie ihnen noch immer als Übel. Besonders überzeugend ist das nicht. Schließlich stammen die ersten gesetzlich garantierten Stromeinspeisevergütungen für erneuerbare Energien aus dem Jahr 1991 und damit aus der Ära Kohl. Zudem hat Deutschland 1995 unter Führung einer Bundesumweltministerin namens Angela Merkel bei der ersten UN-Weltklimakonferenz eine internationale Führungsrolle im Klimaschutz reklamiert. Wer im Klimaschutz noch immer ein "Grünen"-Thema sieht, liegt einfach falsch.

Offen bleibt zuletzt die Frage, wie ausschlaggebend die aufgeführten Leugner, Ideologen und Bremser wirklich für die mangelnden Fortschritte in der Klimapolitik sind. Um erfolgreich zu sein, brauchen sie schließlich Leute, die sich von ihnen beeindrucken lassen und bei denen wohl weniger böse Absichten am Werk sind als Bequemlichkeit und altgewohnte Prioritäten.

Dem Sachverständigenrat für Umweltfragen zufolge kann Deutschland noch 6600 Millionen Tonnen Kohlendioxid freisetzen, wenn es innerhalb der vom Weltklimavertrag von Paris gesetzten Grenzen bleiben will. Bei einer jährlichen Emission von zuletzt 805 Millionen Tonnen bedeutet das ein Kohlendioxid-Budget für noch etwas mehr als acht Jahre. Dann müssten die Emissionen bei null sein. Der Countdown läuft.

CHRISTIAN SCHWÄGERL

Susanne Götze

und Annika Joeres: "Die Klimaschmutzlobby". Wie Politiker und Wirtschaftslenker die Zukunft unseres Planeten verkaufen.

Piper Verlag, München 2020. 304 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Die vorgelegte politische Analyse ist erhellend und ernüchternd zugleich und damit ein wichtiger Beitrag zur weiteren Diskussion.« fes.de 20210315