Ayse Kulins Roman „Auf schmalen Pfad“ ist ein ebenso emotionaler wie eindrucksvoller Roman, der eigentlich nur aus einem einzigen Dialog besteht. Und dieses Gespräch beleuchtet wie im Brennglas das oftmals angespannte Verhältnis zwischen Türken und Kurden. So geht es neben den persönlichen
Schicksalen der beiden Frauen um die ungenügenden Bildungschancen für kurdische Kinder und Frauen, um…mehrAyse Kulins Roman „Auf schmalen Pfad“ ist ein ebenso emotionaler wie eindrucksvoller Roman, der eigentlich nur aus einem einzigen Dialog besteht. Und dieses Gespräch beleuchtet wie im Brennglas das oftmals angespannte Verhältnis zwischen Türken und Kurden. So geht es neben den persönlichen Schicksalen der beiden Frauen um die ungenügenden Bildungschancen für kurdische Kinder und Frauen, um archaische Traditionsreste wie Blutrache und Ehrenmord, um die restriktiven Methoden des türkischen Staates, um unbarmherzige Haftmethoden und offene Fälle von Folter. Es gibt kaum ein Thema, dass nicht angesprochen wird. Doch auch wenn die beiden Frauen, die Kämpferin ebenso wie die Intellektuelle, an der aktuellen Situation nichts ändern können, so sehen doch beide in der Bildung, gerade bei jungen kurdischen Mädchen, die oft weder lesen noch schreiben können, einen Hoffnungsschimmer für die Zukunft - nicht nur für ein gleichberechtigtes Umgehen zwischen Türken und Kurden, sondern auch zwischen Frauen und Männern.
Das Vorbild für die Figur der Kurdin Zeliha Bora ist übrigens die türkische Politikerin und kurdische Menschenrechtsaktivistin Leyla Zana. Als die ihre Einwilligung zu einer von Kulin geplanten Biografie zurückzog, entschloss sich die Autorin zu einem fiktiven Roman über eine starke kurdische Frauenfigur. Überzeugend, spannend und informativ.