Wer Rechte hat, hat auch Pflichten
Haben Sie schon einmal versucht, einem Kind zu erklären, wie eine Demokratie funktioniert und warum ein demokratischer Staat Gesetzgebung, ausführende Gewalt und Justiz braucht?
Christine Schulz-Reiss ist Journalistin und hat mit mehreren Büchern der Reihe
Nachgefragt (Nachgefragt: Politik, Nachgefragt: Philosophie, Nachgefragt: Europa) gezeigt, dass sie…mehrWer Rechte hat, hat auch Pflichten
Haben Sie schon einmal versucht, einem Kind zu erklären, wie eine Demokratie funktioniert und warum ein demokratischer Staat Gesetzgebung, ausführende Gewalt und Justiz braucht?
Christine Schulz-Reiss ist Journalistin und hat mit mehreren Büchern der Reihe Nachgefragt (Nachgefragt: Politik, Nachgefragt: Philosophie, Nachgefragt: Europa) gezeigt, dass sie Kindern abstrakte Begriffe erklären kann. Sie definiert kindgerecht, dass Menschenrechte Regeln sind und dass Staaten durch Gesetze der individuellen Freiheit ihrer Bürger Grenzen setzen. Anhand der Magna Charta, die Lehnsherren Pflichten für ihre Untertanen auferlegte, über die Gewaltenteilung Montesqiueus bis zum Staatsbegriff Lockes geht die Autorin in die Geschichte der Entstehung bürgerlicher Rechte zurück. Die Virginia Bill of Rights von 1776 und die in Frankreich 1789 verkündete Unantastbarkeit der Menschenrechte sind das Fundament unserer heutigen Menschenrechtskonvention. Die soziale Sicherheit wurde erst 1941 von Roosevelt in die Menschnrechte einbezogen, 1948 folgte die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die erstmals auch die Freiheit des Glaubens und der Meinung umfasste. Erst im nächsten Schritt entstand die Definition der kollektiven Menschenrechte, für die alle Staaten gemeinsam verantwortlich sind. Am Beispiel des Klimawandels und der Billiglöhne verdeutlicht die Autorin die Auswirkungen unseres Handelns auf andere Staaten.
Vorgestellt werden für die Gewährleistung der Menschenrechte wichtige Institutionen (Vereinte Nationen, Internationaler Strafgerichtshof, Weltsicherheitsrat, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte), sowie die UN-Konvention für Kinderrechte. Sehr gelungen finde ich die Erklärung der parlamentarischen Demokratie. Aus der Erfahrungswelt junger Leser erklärt die Autorin, wie das Recht auf Mitgestaltung und Meinungsäußerung das Recht auf Bildung und die Pflicht zum Schulbesuch voraussetzt. Der Staat hat das Recht auf Bildung zu garantieren, seine jungen Bürger haben die Pflicht zur Schule zu gehen.
Eine Reihe von NGOs (Non Government Organisations) verdeutlichen, auf wie vielfältige Art Bürger für die Menschenrechte aktiv werden können: Amnesty International, Pro Asyl, UNICEF, Terre des hommes, FIAN, Gesellschaft für bedrohte Völker, Reporter ohne Grenzen. Mit Gandhi, Mandela, King, Menchu, Suu Kyi und Ebadi stellt Christine Schulz-Reiss prominente Kämpfer für Menschenrechte vor. Auch die Themen Folter, Rassismus, Flüchtlinge, Kinderarbeit, Analphabeten, Frauenrechte, Pressefreiheit, Fairer Handel kommen zur Sprache.
Nachgefragt: Menschenrechte und Demokratie ist ein für die Zielgruppe ab 12 Jahren verständlich formuliertes Jugendsachbuch, das durch Erklärungen der verwendeten Fach-Begriffe im Anhang und durch Querverweise auf Worterklärungen noch gewinnen könnte.