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'In Alan Moores Watchmen opferte er sich, um die Welt zu retten. Doch Rorschach ist kein Held, wie man ihn sich vorstellt. Er ist gnadenlos hart, gegenüber seinen Feinden und sich selbst. Und er ist da, wo die Stadt am dreckigsten und blutigsten ist - um die Unschuldigen zu retten oder zu rächen. Ein Comic, der unter die Haut geht.

Produktbeschreibung
'In Alan Moores Watchmen opferte er sich, um die Welt zu retten. Doch Rorschach ist kein Held, wie man ihn sich vorstellt. Er ist gnadenlos hart, gegenüber seinen Feinden und sich selbst. Und er ist da, wo die Stadt am dreckigsten und blutigsten ist - um die Unschuldigen zu retten oder zu rächen. Ein Comic, der unter die Haut geht.
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Autorenporträt
Brian Azzarello ist einer der bekanntesten US-Comicautoren der heutigen Zeit. Neben seinen Arbeiten für sein persönliches Lieblingsprojekt 100 Bullets, John Constantine Hellblazer und Loveless wurde er durch sein Wirken in Batman Kaputte Stadt und seiner Arbeit an Superman bekannt und berühmt. Für 100 Bullets Aller guten Dinge wurde er 2001 mit dem Eisner Award ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.06.2013

Die Rückkehr
der dunklen Ritter
Frevel oder Hommage? Die legendäre Comicserie
„Watchmen“ wird fortgesetzt – mit einem Prequel
VON CHRISTOPH HAAS
Die USA in den späten Dreißigern. Die Folgen der Wirtschaftskrise sind noch nicht überwunden, ein neuer Krieg rückt näher. Das Land braucht Helden – und findet sie in den Comic Books. Inspiriert von Superman, Batman und ihren Freunden schlüpfen ein paar junge Männer und Frauen in bunte, hautenge Kostüme und nehmen ebenfalls das Gesetz in ihre Hände. Sie nennen sich Minutemen, und für ein paar Jahre sind sie nicht nur Superhelden, sondern auch von den Massen verehrte Stars. Dann ändert sich das gesellschaftliche Klima. 1977 werden alle Aktivitäten von Superhelden gesetzlich verboten. 1985 schließlich wird der berüchtigte Comedian unter rätselhaften Umständen ermordet. Nite Owl und Rorschach, zwei seiner ehemaligen Kollegen, wollen das Verbrechen aufklären und enthüllen ein Plan mit dem Ziel, in nächster Zeit die Apokalypse auszulösen.
Das ist die Geschichte von „Watchmen“, der genialen, zwölf Hefte umfassenden Serie, die zwischen Oktober 1986 und Oktober 1987 veröffentlicht wurde. Wer daran gewöhnt war, Superhelden-Storys für infantil und regressiv zu halten, der rieb sich verblüfft die Augen. Der Autor Alan Moore und der Zeichner Dave Gibbons, beide Engländer, hatten in amerikanischem Auftrag ein Werk erschaffen, das mit den besten europäischen Comics gleichzog, sie sogar übertraf.
   „Watchmen“ ist außerordentlich komplex, beruht im Grunde aber auf einem einfachen Gedankenspiel: Wie wäre es, wenn es Superhelden nicht nur auf dem Papier gäbe, sondern in unserer Wirklichkeit? Alan Moores Antwort ist ernüchternd. Die Helden in „Watchmen“ sind zerrissene Menschen, die zu extremen Verhaltensweisen neigen und teilweise rechtsradikale Ansichten vertreten. Und die Welt, in der sie agieren, ist durch ihre Gegenwart alles andere als sicherer geworden.
  In der Geschichte der Neunten Kunst nimmt „Watchmen“ einen sehr hohen Rang ein; und die Wirkung, die bis heute von diesem Werk ausgeht, reicht weit über den Bereich der Superhelden hinaus. Wie sakrosankt „Watchmen“ ist, lässt sich daran ermessen, dass der DC Verlag, obwohl er über die Rechte verfügt, vor einer Fortsetzung des Best- und Longsellers lange zurückscheute. Im amerikanischen Comic-Geschäft, wo sonst jede Goldader bis zu ihrer Erschöpfung geplündert wird, will das etwas heißen! Nun ist es aber soweit: Mit „Before Watchmen“ liegt – jetzt auch auf Deutsch – ein umfangreiches Prequel vor, das in mehreren Bänden die Vorgeschichte von „Watchmen“ erzählt. Für viele Freunde des Originals ein Frevel. Als in den USA im vergangenen Jahr die Veröffentlichung begann, löste das eine Welle der Kritik aus.
  Alan Moore hat jede Beteiligung an dem Unternehmen strikt und grollend verweigert. Für den Band, der sich den „Minutemen“ widmet und der die Basis des Prequels bildet, hat DC mit dem kanadischen Autor und Zeichner Darwyn Cooke allerdings einen interessanten Mann gewinnen können. Cooke verfolgt einen etwas anderen Ansatz als Moore: Seine Arbeiten haben einen ausgeprägten Retro-Touch; er will den Superhelden-Mythos nicht zerstören, sondern unter nostalgischen Vorzeichen auffrischen. Dazu passen seine flächigen, dynamischen Zeichnungen, in denen sich Einflüsse von Milton Caniff und Jack Kirby mit Film-noir- und Animationselementen verbinden.
  Cooke erlaubt dem Leser einen weit genaueren Einblick in die Geschichte der Minutemen, als es in „Watchmen“ möglich war. Mitgliedern, die zuvor nur am Rande eine Rolle gespielt haben, gibt er größeren Raum. So erfährt man etwa mehr über den kuriosen Helden Dollar Bill, der durch einen lächerlichen Unfall zu Tode kommt, und über den traurigen Mothman, der vor seinem stressigen Leben in den Alkohol flüchtet. Und Ereignisse und Vorgänge, die in „Watchmen“ bloß erwähnt werden, baut Cooke deutlich aus; dies gilt vor allem für die lesbische Superheldin Silhouette und deren Verfolgung eines Kinderpornorings. Aus Nebenfiguren werden auf diese Weise Hauptfiguren, und aus Nebenmotiven entstehen Hauptmotive.
  In „Minutemen“ klappt das gut. Cooke ist ein inspirierter Erzähler, und in seinen Bildern findet er die richtige Balance zwischen sonniger Nostalgie und Moorescher Düsternis. In den Bänden, in deren Zentrum jeweils einer der Superhelden steht, die zu der Nachfolgegeneration der Minutemen gehören, geht dieses Verfahren aber gründlich schief. Aus dem, was sich in „Watchmen“ angedeutet findet, entwickeln die Autoren wenig; sie ziehen es nur in die Länge wie einen alten Kaugummi. Komplett gescheitert ist der Band, der sich mit der interessantesten Heldenfigur aus „Watchmen“ beschäftigt, dem latent psychopathischen Rorschach. Die Schilderung des kaputten New York der Siebziger soll wohl an Martin Scorceses „Taxi Driver“ erinnern, kommt in seinem wohligen Wühlen in Dreck und Gewalt aber nicht über das Niveau seinerzeit populärer Trash- und Slasherfilme hinaus.
  Wie sehr „Before Watchmen“ hinter seinem Vorbild zurückfällt, macht gerade der neben „Minutemen“ gelungenste Band deutlich. In „Dr. Manhattan“ geht es um einen hochbegabten Atomphysiker, der sich durch einen schrecklichen Laborunfall in einen gottähnlichen Übermenschen verwandelt hat. Er kann seine Größe beliebig verändern und über riesige Distanzen teleportieren, er kann die Gravitation außer Kraft setzen und sogar ein wenig in die Zukunft sehen. J. Michael Straczynski, der Autor von „Dr. Manhattan“, übernimmt als einziger aus der neuen Kreativen-Riege auch das Arbeiten mit inhaltlichen und visuellen Leitmotiven, das für „Watchmen“ charakteristisch ist. Das ist gut gemacht – aber letztlich nur eine Kopie der Technik, die Moore und Gibbons so perfektioniert haben, dass sich ihre Feinheiten erst bei mehrmaliger Lektüre völlig erschließen.
  Was dem Neuaufguss völlig fehlt, sind die philosophischen Reflexionen, die den Kern von „Watchmen“ bilden. Die für das 20. Jahrhundert zentrale politische Frage, ob der Zweck die Mittel heilige, wird noch einmal aufgeworfen. In Nationalsozialismus, Stalinismus oder im Kambodscha Pol Pots ist diese Frage mit furchtbaren Konsequenzen bejaht worden. Auch in „Watchmen“ gibt es für eine Figur in dieser Hinsicht keinen Zweifel, und so entsteht am Ende ein moralisches Chaos, das nicht gebändigt, sondern nur hingenommen werden kann. Im Vergleich dazu bietet „Before Watchmen“ nicht mehr als Abenteuerspiele in Kostümen.
  Lässt man das kommerzielle Kalkül beiseite, beruht „Before Watchmen“ auf einem Missverständnis. Zum Wesen von Superhelden-Geschichten gehört, dass sie sich endlos um- und fortschreiben lassen; von mythischer Qualität sind sie insofern, als sie kein Anfangen und Aufhören kennen, nur die ewige Wiedergeburt. Aber „Watchmen“ ist eben keine klassische Superhelden-Geschichte, sondern ein im doppelten Sinne singuläres Werk, das einen Anfang und ein Ende besitzt, eine bestimmte Form und bestimmte Themen. Daher lässt es sich nicht einfach so fortspinnen. Es käme ja auch niemand auf die Idee, ein Drama über die Jugend von Goethes Faust zu schreiben.
  Den Ruhm des Ursprungswerkes kann „Before Watchmen“ nicht beschädigen, im Gegenteil: Dieser strahlt nun noch heller. Aber man wünscht sich doch, dass DC nicht noch auf die Idee kommt, dem Prequel ein Sequel hinzuzufügen. „Beyond Watchmen“? Nein, danke!   
Darwyn Cooke (Text und Zeichnungen): Before Watchmen – Minutemen. Comic. Aus dem Amerikanischen von Peter Thannisch. Panini Comics, Stuttgart 2013. 180 Seiten, 16,95 Euro.
Brian Azzarello (Text) / Lee Bermejo (Zeichnungen): Before Watchmen – Rorschach. Comic. Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber. Panini Comics, Stuttgart 2013. 110 Seiten, 12,95 Euro.
Die übrigen sechs Bände von „Before Watchmen“ – „Comedian“, „Nite Owl“, „Ozymandias“, „Silk Spectre“, „Dr. Manhattan“ und „Crimson Corsair“ – erscheinen jeweils monatlich von Juli bis Dezember.
Ein umstrittenes Projekt:
Alan Moore hat jede Beteiligung
strikt und grollend verweigert
Dem latent psychopathischen Rorschach, der interessantesten Heldenfigur aus „Watchmen“, ist einer der neuen Einzelbände gewidmet. Auf dem Cover spiegelt sich Rorschach in seiner Maske.
ABBILDUNG AUS DEM BESPROCHENEN BAND
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