Michael White, Landkarten der narrativen Therapie, Carl Auer 2010, 270 Seiten, ISBN 978-389670-741-3
Dass sich unser Leben aus Geschichten bildet, dass Traditionen, Religionen, die Werteweitergabe über die Generationen immer mit Hilfe von Geschichten, immer wieder weiter erzählten und durch
Interpretation veränderten Geschichten, leben und sich weiter entwickeln, ist in letzter Zeit in vielen…mehrMichael White, Landkarten der narrativen Therapie, Carl Auer 2010, 270 Seiten, ISBN 978-389670-741-3
Dass sich unser Leben aus Geschichten bildet, dass Traditionen, Religionen, die Werteweitergabe über die Generationen immer mit Hilfe von Geschichten, immer wieder weiter erzählten und durch Interpretation veränderten Geschichten, leben und sich weiter entwickeln, ist in letzter Zeit in vielen Bereichen wieder neu entdeckt worden. Im Bereich der Psychotherapie gilt der 2008 verstorbene australische Therapeut Michael White als einer der Wegbereiter der sogenannten „Narrativen Therapie“, der mit seinen Werken weltweit zahlreiche andere Therapeuten und Therapieansätze beeinflusst hat.
Weil unser Leben sich in Geschichten organisiert, hängt die Interpretation unseres Lebens, und gerade in einer Therapie wird das extrem wichtig, immer davon ab, welche Geschichten wir erinnern, auswählen und wie wir sie dann erzählen. White erläutert an vielen Beispielen, wie insbesondere für die Therapie von Traumapatienten, bei Suchtproblemen oder Verlusterfahrungen Geschichten dem Therapeuten völlig neue Perspektiven eröffnen. Er und der Patient brauchen dazu aber Landkarten um sich zurechtzufinden, und in denen die Erfahrungen visualisiert werden können.
Sechs solcher Landkarten zeigt er in diesem Buch, das nicht nur für Therapeuten erstaunliche Perspektiven eröffnet. Sechs Landkarten, die er mit jeweils einem eindrücklichen Beispiel aus seiner Praxis erläutert:
1. Problem externalisieren
2. Neue Erzähllinien entwickeln
3. Zugehörigkeit wieder herstellen
4. Definitionszeremonien
5. Einmalige Resultate beleuchten
6. Ein Gerüst aufbauen
Dem Rezensenten, der früher als Berater und Supervisor gearbeitet hast, und heute noch seelsorgerisch tätig ist, hat die Lektüre noch einmal nachdrücklich bestätigt, wie wichtig in unserem ganz normalen Alltag das Erzählen, Weitergeben und vor allen Dingen Interpretieren von Geschichten aus unserem Leben und unseren verschiedenen Traditionen ist. Schneiden wir uns davon ab, werden wir krank, an der Seele und dann auch am Leib.