Adalbert Stifter wurde am 23. Oktober 1805 in Oberplan (Böhmerwald) geboren. Er kam als Sohn eines Leinewebers und Flachshändlers aus einfachen Verhältnissen. Da der Vater tödlich verunglückte, als Stifter zwölf Jahre alt war, kümmerten sich die Großeltern um die Erziehung des Kindes. Stifter besuchte von 1818 bis 1826 das Gymnasium und studierte anschließend bis 1830 in Wien, zunächst Jura, dann Naturwissenschaften und Geschichte. Eine Abschlussprüfung machte Stifter allerdings nicht. Stattdessen wollte er Landschaftsmaler werden und verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst als Privatlehrer. 1848 zog Stifter nach Linz und lebte dort als Schulrat und Inspektor. Die letzten Lebensjahre waren von Krankheit und Depression geprägt. Stifter starb am 28. Januar 1868.
»Abdias«, 1843 erstmals erschienen, machte Stifter einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und hat zu zahlreichen Interpretationen geführt. Beeindruckend ist vor allem der kühle, sachliche Ton, in dem die unglückliche, von schweren Schicksalsschlägen geprägte Geschichte des Kaufmanns Abdias erzählt wird. In der Weihnachtsgeschichte »Bergkristall« (1845) hingegen wendet sich das Schicksal am Ende zum Guten: Die beiden im eisigen Hochgebirge verirrten Kinder Konrad und Sanna werden doch noch wiedergefunden, und während sie vorher als Außenseiter behandelt wurden, werden sie nach der Rettung zusammen mit ihrer Mutter endlich in die Dorfgemeinschaft integriert.
»Abdias«, 1843 erstmals erschienen, machte Stifter einer breiteren Öffentlichkeit bekannt und hat zu zahlreichen Interpretationen geführt. Beeindruckend ist vor allem der kühle, sachliche Ton, in dem die unglückliche, von schweren Schicksalsschlägen geprägte Geschichte des Kaufmanns Abdias erzählt wird. In der Weihnachtsgeschichte »Bergkristall« (1845) hingegen wendet sich das Schicksal am Ende zum Guten: Die beiden im eisigen Hochgebirge verirrten Kinder Konrad und Sanna werden doch noch wiedergefunden, und während sie vorher als Außenseiter behandelt wurden, werden sie nach der Rettung zusammen mit ihrer Mutter endlich in die Dorfgemeinschaft integriert.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2016Christian Brückner
liest Stifters „Abdias“
In einer Ruinenstadt im Atlasgebirge wächst als Sohn eines reichen jüdischen Kaufmanns Abdias heran, gesegnet mit Schönheit und Glück bei allem, was er beginnt. Doch das Schicksal liebt die jähen Wendungen. Pockennarben entstellen sein Gesicht, seine Frau wendet sich von ihm ab, seine Wohnung wird verwüstet, er flieht mit seiner Tochter nach Europa, besser scheint es zu werden, das Glück zurückzukehren, aber das erweist sich nur als Aufschub, bis die schlimmstmögliche Wendung eintritt.
1843 hat Adalbert Stifter seine Novelle „Abdias“ zum ersten Mal veröffentlicht, eine Variation auf die Geschichte des Hiob. Christian Brückner spricht die Erzählung ruhig und mit ungeheurer Kraft zugleich, energisch, zügig, aber ohne zu forcieren. Er greift den Rhythmus der Sätze auf, sodass der Hörer glauben muss, sie könnten nur auf diese Weise gesprochen werden. Dank seiner großen Vortragskunst haben Stifters Grübeleien über das Schicksal alle Patina verloren.
JBY
Adalbert Stifter: Abdias. Ungekürzte Lesung. Gelesen von Christian Brückner. Parlando, Berlin 2016, 4 CDs, 273 Minuten, 18,99 Euro.
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liest Stifters „Abdias“
In einer Ruinenstadt im Atlasgebirge wächst als Sohn eines reichen jüdischen Kaufmanns Abdias heran, gesegnet mit Schönheit und Glück bei allem, was er beginnt. Doch das Schicksal liebt die jähen Wendungen. Pockennarben entstellen sein Gesicht, seine Frau wendet sich von ihm ab, seine Wohnung wird verwüstet, er flieht mit seiner Tochter nach Europa, besser scheint es zu werden, das Glück zurückzukehren, aber das erweist sich nur als Aufschub, bis die schlimmstmögliche Wendung eintritt.
1843 hat Adalbert Stifter seine Novelle „Abdias“ zum ersten Mal veröffentlicht, eine Variation auf die Geschichte des Hiob. Christian Brückner spricht die Erzählung ruhig und mit ungeheurer Kraft zugleich, energisch, zügig, aber ohne zu forcieren. Er greift den Rhythmus der Sätze auf, sodass der Hörer glauben muss, sie könnten nur auf diese Weise gesprochen werden. Dank seiner großen Vortragskunst haben Stifters Grübeleien über das Schicksal alle Patina verloren.
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Adalbert Stifter: Abdias. Ungekürzte Lesung. Gelesen von Christian Brückner. Parlando, Berlin 2016, 4 CDs, 273 Minuten, 18,99 Euro.
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