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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
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Projekt
Moshe Zuckermann
ist in Sorge um Israel
Benutzt man den Sprachschatz des politischen Establishments Israels, so gehört Moshe Zuckermann zweifellos zu den „Selbsthassern“ – zu jener Spezies von Menschen jüdischen Glaubens, die ihre Kultur, angeblich, immer wieder verleugnet haben.
Denn in seinem Buch über den Untergang des Zionismus schreibt Zuckermann: Weil die arabische Bevölkerung in Israel stetig anwachse, werde es unweigerlich dazu kommen, dass Juden in Palästina bald eine Minderheit bilden. Israels „Verweigerung der Zwei-Staaten-Lösung“ führe zur „Beschleunigung des historischen Endes des zionistischen Projekts“.
Wenn eine solche Position von einem Mann formuliert wird, dessen Eltern Überlebende des Holocaust sind und der jetzt in gesicherter Position an der Universität Tel Aviv Geschichte und Philosophie lehrt, dann muss es sich bei ihm in den Augen vieler Israelis tatsächlich um einen gesellschaftlich zu ächtenden „Selbsthasser“ handeln. Aber gemach. Moshe Zuckermann wünscht sich in seiner verständlich geschriebenen Studie keineswegs das Ende des Zionismus. Im Gegenteil, er möchte diesen und damit Israel retten: Die Gründung eines Palästinenserstaates scheint ihm dafür unabdingbar zu sein. Allein, den Willen zu solch einer historischen Großtat sieht Zuckermann nirgends. So stellt er denn die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass der Zionismus dem jüdischen Volk nicht einmal in dem von ihm geschaffenen Staat eine sichere Heimstätte geschaffen habe. Denn, schreibt Zuckermann, „der Jude als Individuum“ sei nirgends so bedroht „wie gerade in Israel“. Gründe dafür sieht er viele – etwa diesen, dass der Abzug aus dem Gazastreifen „kein Friedensakt war“, da „man das geräumte Territorium zugleich hermetisch abriegelte und ökonomisch und zivilgesellschaftlich abwürgte, um sich dann aber zu wundern, wie sich seine Bevölkerung radikalisierte“.
Dabei betont Zuckermann durchaus das legitime Sicherheitsbedürfnis Israels: Die Schoah bleibe schließlich „die traumatische Katastrophe des jüdischen Volkes im modernen Zeitalter“. Vehement aber wendet er sich gegen „die Ideologisierung all dieser Bedrohlichkeiten: Diese „Sicherheitsideologie“ diene vor allem tagespolitischem Nutzen – siehe Netanjahus jüngsten Auftritt in den USA. Da der Zionismus, so Zuckermann, den eigenen Untergang betreibe, werde auch das „zionistische“ Israel untergehen. Ob es dann einen „nichtzionistischen Neubeginn mit emanzipatorischem Horizont“ oder eine „ruchlose, faschistisch-repressive Degeneration“ geben werde, sei nicht vorauszusagen.
Der Autor hat sein Buch geschrieben, bevor Premier Netanjahu sein neues, die Palästinenser ausgrenzendes Staatsbürgerschaftsgesetz ankündigte. Dieses eröffnet nicht gerade einen „emanzipatorischen Horizont“.
HEIKO FLOTTAU
Moshe Zuckermann: Israels Schicksal. Wie der Zionismus seinen Untergang betreibt. Promedia Verlag, Wien 2014. 208 Seiten, 17.90 Euro.
Juden, schreibt Zuckermann,
seien nirgends so bedroht
„wie gerade in Israel“
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