Wer einen Reiseführer zu Sizilien sucht, der einen über alle kulturellen Attraktionen der Insel und die besten regulären Adressen zum Campen informiert, ist mit Andreas Fischers Buch über seine Erkundung Siziliens mit dem Campervan eher nicht bedient. Auch wenn das Buch viele sehr wertvolle Hinweise
zum Reisen auf der Insel (Stellplätze für Wohnmobile, GPS-Daten, Restaurants, Wander-, Kletter- und…mehrWer einen Reiseführer zu Sizilien sucht, der einen über alle kulturellen Attraktionen der Insel und die besten regulären Adressen zum Campen informiert, ist mit Andreas Fischers Buch über seine Erkundung Siziliens mit dem Campervan eher nicht bedient. Auch wenn das Buch viele sehr wertvolle Hinweise zum Reisen auf der Insel (Stellplätze für Wohnmobile, GPS-Daten, Restaurants, Wander-, Kletter- und Mountainbike-Touren …) und ehrliche Auskünfte zu den Freuden und Tücken des Lebens in Campervans enthält, ist das eigentliche Anliegen des ungewöhnlichen Führers, die wunderschöne Insel fernab allen Kommerzes auf unkonventionelle Weise zu vermessen. In Form von acht kenntnisreich ausgetüftelten Touren entlang der Küste und ins Landesinnere lässt Fischer die Leser an seinen Reiseerfahrungen und unangepassten Blick auf Land und Leute teilhaben und unterbreitet zugleich interessante Vorschläge, wie man Sizilien selbst fernab des touristischen Trubels (neu) entdecken kann. In dieser Hinsicht ist Fischers Führer eine bisher so auf dem Markt nicht angebotene Fundgrube. Ein großes Plus des Buches sind zudem die vielen Bilder der Insellandschaft. Sie zeugen vom sehr ausgeprägten fotografischen Gespür des Autors für Motivauswahl und Lichtverhältnisse. Sehr gelungen ist zum Beispiel die Aufnahme seines auf der steil ansteigenden SP 24 nach Caltavuturo vom Geröll eines Erdrutsches blockierten Campervans vor dem Hintergrund einer beeindruckenden, überweigend kargen Gebirgslandschaft (Seite 21). Seinen prächtigen Fotos wird das kleine Format des Buches oft nicht gerecht, aber das lässt sich bei einem Reiseführer, den man ja unterwegs mit herumschleppen soll, schwerlich vermeiden. Neben den herrlichen Panoramen der sizilianischen Küste und des Landesinneren, die Andreas Fischer in seinen Bildern einzufangen vermag, scheut er sich nicht, die desolate soziale Lage des größeren Teils der Einheimischen, die von mickrigen Renten oder als Anhängsel der Tourismusindustrie und der vom Großgrundbesitz dominierten Landwirtschaft ihre Existenz fristen, anhand zahlreicher baufälliger und heruntergekommener Behausungen zu bebildern. Fischers Reiseberichte sind kurzweilig, zuweilen frech und ironisch formuliert. Im Unterschied zu seinem sehr lesenswerten kritisch kommentierten Bildbänden zur gesamten Mittelmeerregion (“Entdeckungsreisen am Mittelmeer”, zwei Bücher) hält der promovierte Politologe sich in diesem Reiseführer zu Sizilien aber mit historischen Exkursen und wirtschaftlichen Analysen zurück, und konzentriert sich darauf, seine Reiseeindrücke - ergänzt um zahlreiche Ratschläge und Tips - für unangepasste Liebhaber der größten italienischen Insel darzulegen. Jedem, der Sizilien fernab der plattgewaltzen Pfade des Tourismusgeschäfts und der dafür herausgeputzten Kulturdenkmäler kennenlernen will, kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen.