“die Vergangenheit war nun mal eine Geschichte, die man sich selbst erzählt.”
Das Vermächtnis unser Väter nimmt uns mit auf eine sehr kleine schottische Insel und erzählt von einer Familientragödie, schrecklich, schwer in Worte zu fassen, nicht greifbar und doch leider alltäglich.
Eines
abends, es ist mittlerweile zwanzig Jahre her, greift der Familienvater John zur Schrotflinte und…mehr“die Vergangenheit war nun mal eine Geschichte, die man sich selbst erzählt.”
Das Vermächtnis unser Väter nimmt uns mit auf eine sehr kleine schottische Insel und erzählt von einer Familientragödie, schrecklich, schwer in Worte zu fassen, nicht greifbar und doch leider alltäglich.
Eines abends, es ist mittlerweile zwanzig Jahre her, greift der Familienvater John zur Schrotflinte und erschießt seine Frau, den älteren seiner Söhne, das Baby und schließlich sich selber. Der zweitjüngste Sohn, Tommy, damals 8 Jahre alt, versteckt sich im Schlafzimmerschrank, der Vater findet ihn nicht und so überlebt er diese Tragödie. Tommy wird anschließend zu seinem Onkel Malcolm, Bruder des Vaters, und dessen Frau gegeben. Lange kann er dort jedoch nicht bleiben, denn ohne professionelle Hilfe ist es ein nahezu unmögliches Unterfangen einem schwerst traumatisierten Kind zu helfen. Nach ca. einem Jahr muss Tommy die Insel verlassen und aufs Festland zu seiner Tante, Schwester der Mutter ziehen. Zwanzig Jahre nach diesem Unglück kehrt Tom zurück auf die Insel. Heute mit fast dreißig Jahren ist aus Tommy ein Mann geworden, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten optisch gleicht und so hat er kaum die Fähre zur Insel betreten wird diese Neuigkeit wie ein Lauffeuer unter den wenigen Insulanern bekannt. Er steht unangemeldet und nach weit über einem Jahrzehnt Kontaktlosigkeit bloß mit einem Rucksack bepackt vor Malcolm’s Türe und bittet einige Tage bleiben zu dürfen. Die Bewohner der Insel, samt Malcolm begegnen Tom mit Vorsicht, denn es ist völlig unklar, was er möchte, was die Intention seines Besuches ist. Niemand traut sich nach dem Grund seines Auftauchens zu fragen, den Argwohn, die Sorge und Angst der Insulaner spürt Tom jedoch deutlich, schlägt ihm förmlich ins Gesicht und die Luft ist atmosphärisch zum Schneiden dick. Nicht nur die Insulaner stellen sich viele Fragen, auch als Leser erfährt man nur sehr wenig über seine Beweggründe auf die Insel zurückzukehren. Was will Tom? Warum hat er überlebt? Hat John ihn übersehen, unbewusst oder bewusst um ihn mit der lebenslangen Frage ‘Warum?’ zu quälen? Was ist an diesem Abend im Haus von John, Katrina und den drei Kindern wirklich passiert? An wessen Händen klebt Blut, außer an John’s? Wie viel ist tatsächliche Erinnerung, wie viel Wunschdenken? Wie wirkt sich solch ein Erlebnis auf einen Menschen aus, noch zwei Jahrzehnte danach, auf die Betroffenen im familiären Umfeld, auf Freunde und Bekannte? Tom stellt sich seiner Vergangenheit und nach und nach entwickelt sich eine Art Freundschaft und Verbundenheit zu seinem Onkel, bei Spaziergängen und Tee kommen sie sich näher, aus anfänglich vielem Schweigen werden Unterhaltungen und es offenbaren sich viele Details,Geschehnisse, Ereignisse, eine Reihe Geschichten vor der Tat offenbaren sich.
Die Atmosphäre dieses Romans habe ich als sehr dicht empfunden. Die düstere, bedrückende Kindheit von Tom, mit dennoch schönen Erinnerungen, die tiefe Traurigkeit um den Verlust, insbesondere die irrationalen Schuldgefühle sind sehr gut dargestellt, spürbar und greifbar. Die triste Umgebung, die Beschreibung der kleinen ruhigen Insel, auf der die Stille doch alles umso lauter macht verstärkt die Darstellung der Emotionen und der Personen. Der verhangene Himmel, der Regen. der Wind, die unruhige See, dies alles ist spürbar. Die Stille und der ruhige Erzählstil der Autorin machen das Buch zu dem was es ist,
ausdrucksstark, gewaltig, mitreißend wie der starke Wind und ein Sog, wie von starken Wellen in die Tiefen des Meeres. Klar und deutlich wird herausgearbeitet, was traumatische Erlebnisse mit einem Menschen machen, was geschieht, wenn die Welt plötzlich still steht und sich irgendwie nicht mehr weiter dreht, erst recht nicht so wie zuvor. Wie weit die Kreise ziehen und wie sehr uns unsere Vergangenheit formt.