Religionskritik stellt Religiosität und Religionen rational und ethisch in Frage. Sie begleitet die Religionen durch ihre ganze Geschichte.
Gerhard Czermaks Werk Problemfall Religion ist deshalb folgerichtig historisch orientiert. Dabei vernachlässigt es jedoch nicht grundsätzliche Fragen zur
Religion, zum Gottesbegriff und zur heutigen Bedeutung der Religionen.
Gliederung
A - Allgemeine und…mehrReligionskritik stellt Religiosität und Religionen rational und ethisch in Frage. Sie begleitet die Religionen durch ihre ganze Geschichte.
Gerhard Czermaks Werk Problemfall Religion ist deshalb folgerichtig historisch orientiert. Dabei vernachlässigt es jedoch nicht grundsätzliche Fragen zur Religion, zum Gottesbegriff und zur heutigen Bedeutung der Religionen.
Gliederung
A - Allgemeine und übergreifende Themen
B - Geschichte des Christentums im Überblick
C - Besondere Kapitel des Christentums
D - Die wichtigsten nicht christlichen Religionen
E - Gesamtbilanz des religiösen Denkens und Handelns
F - Wo bleibt das Positive?
Glauben vs Vermuten vs Für-wahr-halten vs Wissen
Zurecht ist dem Autor eine klare Begrifflichkeit und besonders sprachliche Redlichkeit bei »glauben« im Sinne von: »überzeugt sein ohne (ausreichende) Gründe und Belege« und »glauben« im Sinne von: »(schwach) überzeugt sein, aber nicht ausreichend für Wissen«, ein besonderes Anliegen. Diese Differenzierung spricht Czermak gleich auf der ersten Textseite (Vorspruch, S. 5) an. Ein wichtiges Argument geht im Vorspruch (S. 5) fast unter: wer im erstgenannten Sinne glaubt, müßte, wenn er intellektuell nicht völlig willkürlich dastehen will, nahezu alles glauben, auch beispielsweise Russells Teekanne zwischen Erde und Mars.
Auf ein leicht zu übersehendes Defizit des religiösen Glauben weist Czermak hin. Die Dinge werden nicht so wahrgenommen, wie sie sind. Das Denken und Handeln wird korrumpiert (S. 381). Religiös Gläubige werden leichter Opfer von Scharlatanen.
Ein erster Höhepunkt ist der Abschnitt A8 „Aspekte religiöser Praxis: Gebet und Menschenopfer”, und darin wieder das erste Kapitel über Gebete (S. 54ff.). Die Götter werden oft instrumentalisiert.
Religiöse Ethik
Der Autor räumt mit zahlreichen Vorurteilen auf. Eines etwa ist, dass Menschen ohne Religion keine ordentlichen Menschen sein können. Czermak hält dagegen.
Menschenrechte
Auf die Menschenrechte – insbesondere auf deren Verletzungen durch die Religionen – wird an vielen Stellen eingegangen. Czermak räumt mit dem häufigen Fehlurteil auf, „Menschenrechte seien wesentlich im Christentum begründet” (S. 404). Im Gegenteil: Die christliche Lehre bekämpfte die Grundlagen der Freiheits- und Gleichheitsrechte durch viele Jahrhunderte „als frevelhafte Anmaßung” (S. 404).
Bergpredigt
Ein weiterer Höhepunkt des Kompendiums ist das aufschlussreiche Unterkapitel „Ergebnis einer 250-jährigen kritischen Bibelforschung” (S. 297–298). Gerne wird von christlichen Apologeten auf die Bergpredigt, Mt 5–7 verwiesen. Diese kritisiert Czermak überzeugend (S. 308-312).
Im Abschnitt F entwirft der Autor eine nicht-religiöse Begründung der Menschenrechte und ethisch verbindlicher Normen. Sie beruht auf einer säkular humanistischer Weltanschauung und einem Naturalismus als wissenschaftlich-philosophischer Grundhaltung. Wohlgemerkt: das wäre nicht nötig und ist sozusagen die Sahnehaube auf einem überzeugenden Gesamtwerk.
Problemfall Religion wird das Werk sein, an dem sich künftige Versuche der Religions- und Kirchenkritik messen lassen müssen.
Von den wenigen Defiziten des Werks seien genannt:
Wichtige Thesen und Argumente hätte der Autor mehr hervorheben können.
Zu wenig Seiten sind explizit den nicht-christlichen Religionen gewidmet.
Das ausgezeichnete Werk Problemfall Religion gibt dem Wahrheitsdurst reichlich Lesefutter. Der Autor bringt es schon frühzeitig auf den Punkt: „Das Christentum hat insgesamt die Menschheit nicht besser gemacht. Seine historischen und geistigen Defizite sind enorm” (S. 104). Ob das Werk gerade bei denen, die es lesen müßten, auf fruchtbaren Boden fällt, muss bezweifelt werden. Allen anderen gibt es eine faktenreiche Argumentationshilfe.