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Nudge - so heißt die Formel, mit der man andere dazu bewegt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Denn Menschen verhalten sich von Natur aus nicht rational. Nur mit einer Portion List können sie dazu gebracht werden, vernünftig zu handeln. Aber wie schafft man das, ohne sie zu bevormunden? Wie erreicht man zum Beispiel, dass sie sich um ihre Altervorsorge kümmern, umweltbewusst leben oder sich gesund ernähren? Darauf gibt Nudge die Antwort. Das Konzept hat bereits viele Entscheidungsträger überzeugt, darunter US-Präsident Barack Obama. Anschaulich und unterhaltsam präsentieren der…mehr

Produktbeschreibung
Nudge - so heißt die Formel, mit der man andere dazu bewegt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Denn Menschen verhalten sich von Natur aus nicht rational. Nur mit einer Portion List können sie dazu gebracht werden, vernünftig zu handeln. Aber wie schafft man das, ohne sie zu bevormunden? Wie erreicht man zum Beispiel, dass sie sich um ihre Altervorsorge kümmern, umweltbewusst leben oder sich gesund ernähren? Darauf gibt Nudge die Antwort. Das Konzept hat bereits viele Entscheidungsträger überzeugt, darunter US-Präsident Barack Obama. Anschaulich und unterhaltsam präsentieren der Wirtschaftsnobelpreisträger Richard Thaler und Cass Sunstein einen neuen Ansatz der Verhaltensökonomie, der schon heute das Denken und Handeln in Politik und Wirtschaft prägt.
Autorenporträt
Thaler, Richard H.Richard H. Thaler, geboren 1945 in New Jersey, ist Professor für Verhaltensökonomie an der Universität Chicago. Er gilt als führender Kopf auf diesem Gebiet und beriet unter anderem Barack Obamas Wirtschaftsexperten. 2017 erhielt er den Wirtschafts-Nobelpreis.

Sunstein, Cass R.Cass R. Sunstein, geboren 1954, ist Jurist und Inhaber des Felix-Frankfurter-Lehrstuhls an der Harvard Law School.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.12.2017

Nudge - aus aktuellem Anlass neu entdeckt

Dass brillante Ökonomen auch noch neue Begriffe in ihre Wissenschaft einführen, ist eher die Ausnahme. Richard Thaler ist das gelungen. "Nudge" heißt das Zauberwort, das durch ihn weltberühmt wurde und auch im Deutschen nicht anders heißt: "stupsen" klingt einfach zu niedlich. Also sagen wir "nudgen" auch auf Deutsch und meinen damit: einen anderen durch kluges Design dazu bringen, dass er macht, was ich will, und er denkt, das sei in seinem eigenen Interesse. Standardbeispiel sind fett- und zuckerfreie Joghurts in der Mensa auf Griffhöhe, während man sich für die kalorienhaltige Mousse au Chocolate tief bücken muss. Zu einiger Berühmtheit für Männer hat es auch die Fliege im Urinal gebracht, die dafür sorgt, dass die Toiletten weniger verschmutzt werden.

Richard Thaler, Ökonom an der Universität Chicago, hat seinen Klassiker "Nudge" zusammen mit dem Juraprofessor Cass Sunstein im Jahr 2008 geschrieben. 2017 hat er dafür den Wirtschaftsnobelpreis erhalten; derart zügig geht es in der Regel nicht zu. Das Versprechen an die Leser des Buches liest sich fast wie ein populärer Ratgeber: Wie Sie Ihre Entscheidungen über Gesundheit, Wohlstand und Glück verbessern können.

Thalers Bestseller beruht auf den Erkenntnissen der Verhaltensökonomie, die auf den israelischen Psychologen Daniel Kahneman zurückgeht (er hat dafür früher schon den Nobelpreis gewonnen). Grob gesprochen lehrt sie: Das menschliche Gehirn folgt zwei Systemen, einer langfristigen Rationalität, die Kosten und Nutzen abwägt, und kurzfristigen Gefühlen, die weniger rational sind. Der Raucher weiß, dass Rauchen tödlich ist, raucht aber trotzdem, weil er dem unmittelbaren Genuss den Vorzug gibt. "Nudge" ist die Methode, die Menschen dazu bringen soll, in ihrem rationalen Eigeninteresse zu entscheiden. Deswegen spricht man auch von "libertärem Paternalismus": Zigaretten werden nicht verboten, dürfen aber nur mit warnenden Fotos über die Folgen des Rauchens verkauft werden.

Das Konzept des Nudgens ist faszinierend, gleichwohl nicht ohne Tücken. Am Ende geht es um sanfte Manipulation, die mit Teil-Entmündigung verbunden ist. Der Nudger will nur unser Bestes, womit er verhindert, dass wir unsere eigenen Erfahrungen machen. Was gilt? Durch Nudging wird man weise. Oder: Aus Schaden wird man klug. Höchste Zeit für eine Neulektüre von Nudge.

ank.

Richard H. Thaler/Cass R. Sunstein: Nudge. Wie man kluge Entscheidungen anstößt. Ullstein Verlag 2010. 11 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.08.2009

Wirtschaftsbücher
Bitte einmal schubsen
Für kluge Entscheidungen brauchen Menschen kleine Anstöße – und ein gutes Bauchgefühl
Das menschliche Gehirn funktioniert im Grunde genommen wie eine Zeitung. Es fragt ständig, was es Neues in der Welt gibt. Dann trifft es Entscheidungen, ob es sich diesem oder jenem Ereignis zuwenden sollte. Rasend schnell übrigens, denn bis zu 20 000 Mal am Tag ist unser Gehirn diesbezüglich aktiv. Dabei gibt es zwei Arten: automatische Entscheidungen, die fallen, ohne dass es uns bewusst ist. Und explizite Entscheidungen, in denen man sich ganz gezielt mit den möglichen Folgen einer Entscheidung auseinandersetzt.
Eine Entscheidung, so hat es der Gehirnforscher Ernst Pöppel einmal genannt, „ist also immer die Vorwegnahme einer erfolgreichen oder manchmal erfolglosen Handlung”. Das Gehirn ist eine Art Suchscheinwerfer für gute Entscheidungen. Fragt sich nur, wie selbstbestimmt es dabei vorgeht oder ob es doch manipulierbar ist.
Die beiden amerikanischen Wissenschaftler Richard Thaler und Cass Sunstein sind Vertreter der Manipulationsthese. Sie beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Frage, wie man kluge Entscheidungen trifft. Mit ihren Erkenntnissen unterstützten sie nicht zuletzt US-Präsident Barack Obama in dessen Wahlkampf. Ihre These ist banal: Der Mensch ist nicht intelligent genug, um immer und überall die richtigen Entscheidungen zu treffen. Deshalb muss man ihn oft zum Jagen tragen. Konkret: Er braucht kleine Anstöße, um auf die richtige Entscheidungsspur zu kommen. Im Englischen bezeichnet man diese Schubser alsnudge. So lautet auch der Titel ihres Buches. Nudge sei ein „kleiner Stups in die richtige Richtung”, schreiben die Autoren. Von solchen Stupsern haben wir offenbar mehr nötig, als wir glauben.
Womit wir bei der Selbstbestimmung sind. Thaler und Sunstein sind überzeugt, „die Entscheidungen der Menschen so lenken zu können, dass sie hinterher besser dastehen oder so zu beeinflussen, ihr Leben länger, gesünder und besser zu machen”. Regierungen, Verwaltungen und Unternehmen könnten diesbezüglich viel Gutes tun.
Das klingt zunächst logisch. Wie etwa in der U-Bahn in London, wo man als Fahrgast ständig per Durchsage darauf aufmerksam gemacht wird, beim Aussteigen auf die Lücke zwischen Zug und Bahnsteig zu achten („Mind the gap”). Seither ist die Zahl der Unfälle um 80 Prozent zurückgegangen. Ebenso zu erwähnen in London sind die Aufschriften an den Fußgängerüberwegen („Look right” und „Look left”), die wohl schon manchem Kontinentaleuropäer oder Amerikaner beim Überqueren der Straße das Leben gerettet haben. Schließlich muss man beim Linksverkehr in die entgegengesetzte Richtung schauen, bevor man die Straße überquert.
Allerdings ist der Mensch seit jeher eher stur und lässt sich wenig bis nichts sagen. An dieser Stelle wissen die beiden Autoren auch nicht so recht weiter. Warum rauchen Menschen weiter, obwohl es gesundheitsschädlich ist? Warum kauft man gesundheitsschädliche Lebensmittel, obwohl es gesunde, biologische Alternativen gibt? Warum sorgen viele Menschen nicht besser für ihr Alter vor, obwohl sie wissen, dass die Rente auf Dauer nicht sicher ist?
Thaler und Sunstein erläutern über viele Seiten ihre Ideen über betriebliche Anspar- und Pensionspläne bis hin zu automatischen Steuererklärungen. Allen ihren Anregungen aber liegt die Annahme zugrunde, Menschen seien steuer- und lenkbar, was nur begrenzt der Fall ist.
Genau an diesem Punkt setzt die moderne Gehirnforschung an. Ihre Grunderkenntnis lautet: „Wir wissen nicht, was wir glauben sollen, und können nicht mit Sicherheit sagen, welche Entscheidung die beste ist.” Der Wissenschaftspublizist Jonah Lehrer erklärt, wie Kopf und Bauch dennoch zusammenarbeiten können, um jenseits von kleinen Stupsen erfolgreiche Entscheidungen zu treffen.
Für ihn findet im Gehirn, besser gesagt in der Gehirnrinde, ein ständiger Kampf zwischen Verstand und Emotionen statt. Nehmen wir als Beispiel die Wahl eines Müslis vor einem Supermarktregal. „Jede Option aktiviert eine andere Kombination aus rivalisierenden Gedanken. So ist das Biomüsli vielleicht besonders lecker, aber zu teuer, während die Vollkornflocken zwar gesund sein sollen, aber eher schlecht riechen, und die Fruchtflocken eine gut positionierte Marke vertreten, aber viel zu süß sind.” Die Entscheidung, die man letztlich trifft, findet auf einer unbewussten emotionalen und nicht auf einer logischen Ebene statt. „Das Gefühl, das im Streit gewinnt, bestimmt dann, was auf den Frühstückstisch kommt.”
Anders gesagt: „Kaufentscheidungen verlaufen wie ein Tauziehen, bei dem letztlich diejenigen Gefühle den Ausschlag geben, die wir am intensivsten spüren.” Womit auch die Begrenztheit von Anstößen erklärt werden kann. Die meisten Produkte werden nämlich nicht nur anhand bewusster Überlegungen oder Hinweise gekauft, sondern nach dem damit verbundenen Gefühl. Das beste Beispiel ist die Verwendung von Kreditkarten. Das Bezahlen mit Plastikgeld macht uns offenbar für die Kosten eines Artikels weniger sensibel. Die pure Lust, etwas zu kaufen, gewinnt unverhältnismäßig an Bedeutung und behält oft die Oberhand vor der Vernunft. Mit Kreditkarte sitzt das Geld einfach lockerer.
Der Einfluss von Gefühlen wird in den gängigen ökonomischen Entscheidungstheorien bisher nur zögerlich zur Kenntnis genommen. Was ein Fehler ist, wie Gehirnforscher etwa an folgender Fragestellung zu belegen versuchen: Warum gehen drei Viertel aller Firmenfusionen schief? Weil die Entscheidungen in erster Linie nur rational geprägt sind. Controller führen das Regiment. Sie bauen Stellen ab, fahren die Kosten herunter und versuchen, den Gewinn zu optimieren.
Doch die Mitarbeiter stehen meistens im Regen und werden nicht auf die Veränderungen eingestimmt. Am Ende geht die große Entscheidung schief, weil sie die Gefühlsaspekte der Mitarbeiter vernachlässigt hat. Doch sie sind für den Erfolg der Fusion ebenso wichtig.
Wo liegt der Ausweg? Johan Lehrer vergleicht das ideale Modell der Entscheidungsfindung mit dem Zusammenspiel zwischen Bordcomputer und Pilot. „Das rationale (der Pilot) und das emotionale Gehirn (der Rechner im Cockpit) wirken in einem vollkommenen Gleichgewicht zusammen, wobei sich jedes System auf die Aufgabenbereiche konzentriert, in denen es dem anderen überlegen ist.”
Kurz gesagt: Pilot und Autopilot überwachen sich gegenseitig. Das hilft dann zumindest, Fehler zu beheben, bevor sie außer Kontrolle geraten können. Das scheint eine kluge Entscheidung zu sein, denn der Flugverkehr ist der einzige Bereich, bei dem „auf eine Million Fehlermöglichkeiten weniger als 3,4 Fehler unterlaufen”. Peter Felixberger
Richard Thaler,
Cass Sunstein:
Nudge. Wie man
kluge Entscheidungen
anstößt.
390 Seiten. Econ Verlag, Berlin 2009.
22,90 Euro.
Jonah Lehrer:
Wie wir entscheiden. Das erfolgreiche Zusammenspiel von Kopf
und Bauch.
368 Seiten. Piper Verlag, München 2009. 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Mit dem Wort "Anstupsen" übersetzt Rezensent Uwe Jean Heuser den Titel dieses "knappen und unterhaltsamen" Buches, das der amerikanische Ökonom Richard Thaler gemeinsam mit dem US-Rechtsprofessor Cass Sunstein verfasste. Es geht darin, wie Heuser schreibt, um das ökonomische Entscheidungsverhalten von Unternehmen und Privatpersonen, und darum, wie selbiges staatlich lenkbar ist. Allerdings staunt der Rezensent über die "vorgebliche Unschuld" der Autoren in Bezug auf die politische Sprengkraft ihres Rufes nach einem starken Staat, den der Rezensent aus dieser Publikation deutlich vernimmt. Auch ist ihm der Ansatz, mit dem diese beiden "Entscheidungsarchitekten" einen "dritten Weg" zwischen Staat und von selbigem angestupsten freien Bürger ausmalen, ein wenig zu "quasireligiös" ausgefallen. Im Übrigen können die Autoren den Widerspruch ihres Buches zwischen öffentlichem Einfluss und privater Freiheit aus Heusers Sicht nicht überzeugend aufheben und lassen in ihrer Argumentation für seinen Geschmack auch nicht genügend Spielraum für die nötigen harte Debatten.

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