Harald Martensteins Blick auf die Welt ist eigensinnig. Das zeigen auch seine jüngsten geistreichen Glossen. Der Kolumnist der ZEIT rückt mit seinen Betrachtungen Phänomene unseres Alltags in ein völlig neues Licht. Dabei gibt es, wie er gerne zugibt, eine Portion Bosheit für jeden. Er bringt es auf den Punkt: Nettsein ist auch keine Lösung. Unsere Befindlichkeit ist sein Thema. Seine luziden Texte handeln von uns, sie sind so leichtfüßig wie punktgenau. Und er geht dabei ganz nebenbei mit großer Leichtigkeit und Lust auf Nörgler, Beckmesser und Widerwortgeber ein. Martensteins Credo: Von einer eigenen Meinung geht die Welt nicht unter.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.05.2018Neue Taschenbücher
Miniaturen
für die bessere Welt
Ob Harald Martenstein, Jahrgang 1953, wirklich „Deutschlands wichtigster Kolumnist“ zweier wichtiger deutscher Zeitungen ist und dabei „der gesunde Menschenverstand“ sein Triebwerk, so der Buchdeckel pflichtschuldigst – egal. Vielleicht ist das allerletzte Stück in der Kolumnensammlung der fast 70 kurzen, leider weder mit Datum noch Herkunft ausgewiesenen Texte das wichtigste: Martenstein beschreibt da, wie er einmal des Abends im Foyer seines Berliner Tagesspiegels zum hilflosen Beobachter eines sterbenden Kleinkinds wurde, um dessen Leben Ärzte und Sanitäter kämpften. Und wie er zwischen Ohnmacht, Resignation und dem Wunsch rang, doch irgendwie helfen zu können: „Ich stand etwas entfernt. Ich konnte nicht weitergehen, obwohl es für mich nichts zu tun gab.“ In all den journalistischen Miniaturen mit Titeln wie „Ehrlichkeit“ und „Gutmenschen“ und „Arschlöcher“ wären Nettsein oder Humor nicht das Seine – eher Distanznahme und grimmige Empathie beim Beobachten, Fühlen und schriftlichen Verwerten. Seine ironische Fundamentalskepsis hat ihm zuweilen Ärger eingebracht: „Eine bessere Welt, was ist das überhaupt?“
WOLFGANG SCHREIBER
Harald Martenstein: Nettsein ist auch keine Lösung. Penguin Verlag, München 2018.
208 Seiten, 10 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Miniaturen
für die bessere Welt
Ob Harald Martenstein, Jahrgang 1953, wirklich „Deutschlands wichtigster Kolumnist“ zweier wichtiger deutscher Zeitungen ist und dabei „der gesunde Menschenverstand“ sein Triebwerk, so der Buchdeckel pflichtschuldigst – egal. Vielleicht ist das allerletzte Stück in der Kolumnensammlung der fast 70 kurzen, leider weder mit Datum noch Herkunft ausgewiesenen Texte das wichtigste: Martenstein beschreibt da, wie er einmal des Abends im Foyer seines Berliner Tagesspiegels zum hilflosen Beobachter eines sterbenden Kleinkinds wurde, um dessen Leben Ärzte und Sanitäter kämpften. Und wie er zwischen Ohnmacht, Resignation und dem Wunsch rang, doch irgendwie helfen zu können: „Ich stand etwas entfernt. Ich konnte nicht weitergehen, obwohl es für mich nichts zu tun gab.“ In all den journalistischen Miniaturen mit Titeln wie „Ehrlichkeit“ und „Gutmenschen“ und „Arschlöcher“ wären Nettsein oder Humor nicht das Seine – eher Distanznahme und grimmige Empathie beim Beobachten, Fühlen und schriftlichen Verwerten. Seine ironische Fundamentalskepsis hat ihm zuweilen Ärger eingebracht: „Eine bessere Welt, was ist das überhaupt?“
WOLFGANG SCHREIBER
Harald Martenstein: Nettsein ist auch keine Lösung. Penguin Verlag, München 2018.
208 Seiten, 10 Euro.
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»Harald Martenstein ist Kult!« Berliner Zeitung
"Die richtige Mischung aus Selbstmitleid und Selbstironie, aus Streicheleinheit und Lust an der Watschn, aus Provokation und Pflege von Minderheiten inklusive des Talents zur Wahl des richtigen Themas zur richtigen Zeit, das muss genetisch bedingt sein oder sonst irgendwie endogen erklärbar." Süddeutsche Zeitung